UFC 160 : Cain Velasquez (c) vs. Antonio Bigfoot Silva - Schwergewichts-Titelkampf
Nachdem sich Cain Velasquez für seine erste Profiniederlage gegen Junior dos Santos bei UFC 155 revanchiert hat, hofft er nun auf seine erste erfolgreiche Titelverteidigung. Sein Gegner wird Antonio Silva sein, den man wahrscheinlich besser unter seinem Spitznamen Bigfoot kennen dürfte. Beide trafen bereits bei UFC 146 aufeinander.
Im Gegensatz zu den diversen Rückkämpfen, beispielsweise Anderson Silva und Chael Sonnen oder Frankie Edgar und Benson Henderson, wurde in den Vorberichten und Previews kein Wort über den ersten Kampf zwischen den beiden verloren. Warum das so ist ? Ganz einfach : Velasquez zerstörte Antonio Silva im ersten Kampf und sorgte für ein echtes Blutbad. Um den Kampf also zu hypen, ist es daher hinderlich, wenn man über die Demontage im ersten Kampf spricht.
Viele sehen die Besetzung des Herausforderers daher auch äußerst kritisch. Schließlich gab es ja schon einen Kampf und der hätte nicht klarer ausgehen können. Außerdem wird er von den meisten als überbewertet angesehen, denn seine große Bekanntheit entstammt dem Sieg über Fedor Emelianenko. Viele große Namen hat er zuvor nicht besiegt, vielleicht könnte man hier Ricco Rodriguez und Andrei Arlovski, bei denen es aber auch immer auf und ab geht. Zwar konnte Silva sich nach seiner Niederlage gegen Velasquez 2 Siege sichern, aber überzeugend gekämpft hat er nicht. Im Oktober letzten Jahres trat Silva gegen den ungeschlagenen Travis Browne an. Browne kontrollierte die ersten Minuten bis er sich dann deutlich sichtbar am Knie verletzte. Er humpelte durch das Oktagon, versuchte die Verletzung etwas herunterzuspielen, was ihm aber nicht sonderlich gelang. Silva kam dies ganz recht und konnte gegen den wehrlosen Browne einen harten Treffer landen und dort den Kampf per TKO entscheiden, nachdem Browne nicht mehr auf die Beine kam.
In seinem nächsten Kampf im Frühjahr 2013 bekam Silva dann einen Monsternamen vor die Nase gesetzt : Alistair Overeem. Der Holländer wurde schon als legitimer Schwergewichtschampion angesehen, aber seine Arroganz und seine Überheblichkeit, sollten ihm dann gegen Silva im Weg stehen. Im Vorfeld machte sich Overeem immer wieder über seinen Gegner lustig und sagte klipp und klar, dass er sich in allen Belangen des MMA-Sports vorne sah. In den ersten beiden Runden konnte Overeem den Worten auch Taten folgen lassen und kontrollierte den Kampf souverän, sowohl im Stand als auch am Boden. In der dritten Runde stürmte ein emotional geladener Silva auf seinen Gegner und konnte einem schwer erschöpften Overeem mit einer Schlagserie KO schlagen, an die man sich sicherlich noch in einigen Jahren erinnern wird. Also auch dieser Sieg war dann doch etwas glücklich, weil die Kombination aus Selbstüberschätzung und fehlender Kondition, Overeem am Ende den Sieg kostete. Mit diesen beiden Siegen konnte sich Bigfoot also den Titelkampf erarbeiten.
Für Cain Velasquez ist dies nun der 2. Titelverteidigungskampf. Bei der UFC-Premiere auf dem amerikanischen TV-Sender Fox Sports, musste sich Velasquez bei seiner ersten Titelverteidigung nach nur einer Minute dem Herausforderer Junior dos Santos geschlagen geben.
Nach dieser Niederlage kam es dann zu dem oben genannten Kampf gegen Antonio Silva, den er eindeutig gewinnen konnte. Wie ein Berserker stürmte er gleich auf Bigfoot zu und brachte gewaltiges Ground and Pound an den Mann. Durch diese überzeugende Vorstellung konnte er sich gleich den Rückkampf setzen, der dann bei UFC 155 stattfand und man konnte endlich Cains wahres Gesicht sehen. Während er in seinem ersten Kampf gegen dos Santos etwas zögerlich wirkte, drückte er das Tempo im Rückkampf schon in der ersten Runde bis zum Anschlag und lieferte eine so hohe Pace, bei der selbst Leichtgewichtler Probleme bekommen würden. Er sprang förmlich in Richtung dos Santos und griff immer wieder nach seinen Beinen, um ihn auf die Matte zu bekommen. In der Mitte der ersten Runde ging sein Plan schon auf, denn dos Santos Pumpe lief auf Hochtouren. So war es dann für Cain kein Problem mehr dos Santos zu kontrollieren. Selbst im Stand, wo dos Santos ja quasi zu Hause ist, fand der Brasilianer kein Mittel mehr, weil ihm die Kraft fehlte auch nur einen richtigen Punch zu landen. Es folgten in kommenden Runden Knockdowns, Takedowns und heftiges Ground and Pound, also all das, was wir eigentlich von Velasquez kannten, was er aber im ersten Kampf gegen dos Santos nicht zeigen konnte. Am Ende stand ein überdeutliches Ergebnis zu Buche. Ein Punktrichter gab ihm sogar 2x eine 10-8 Runde.
Was kann Bigfoot nun tun, um am Ende derjenige zu sein, der den Gürtel um die Hüften geschnallt bekommt ? Es ist schwer auch nur einen Teilbereich zu finden, in dem Bigfoot besser ist, aber das hat sich ja auch Alistair Overeem gedacht
Werfen wir einfach mal einen Blick auf die einzelnen Bereiche
Fangen wir mit dem Striking an. Bigfoot hat schwere Hände und kann Velasquez mit einem guten Punch sicherlich ins Reich der Träume schicken, aber gegen das Tempo, was Velasquez an den Tag legen wird, wird Bigfoot kaum eine Chance haben. Velasquez stürmt bekanntlich auf seine Gegner zu und das Konterpunching ist nicht die Stärke von Bigfoot. Bigfoot konnte meist dann im Stand glänzen, wenn er auf unbewegliche Gegner traf. Browne war eben so einer, weil er sich durch seine Knieverletzung kaum bewegen konnte. Auch Overeem konnte sich in seinem erschöpften Zustand kaum noch bewegen und kassierte den Knockout.
Über das Wrestling muss man eigentlich keine Worte verlieren, denn dort ist Velasquez ist hier eine Macht. Er trainiert mit dem ehemaligen Olympioniken Daniel Cormier zusammen, der ja selber im Schwergewicht unterwegs ist und auch schon Silva ausgeknockt hat. Sein Wrestling ist hervorragend und technisch sauber. Er hat keinerlei Probleme deutlich schwerere Gegner wie z.B. Brock Lesnar hochzuheben und auf die Matte zu befördern. Bigfoot hat jetzt auch nicht so eine Takedown-Defense, um den Kampf im Stand zu halten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ringern ruht er sich nicht sofort auf seinen Gegnern aus. Stattdessen begibt er sich gerne in die Half-Guard und feuert von dort aus, aus allen Löchern und versucht seine Gegner mit hartem und schnellem Ground and Pound zu zerstören.
Eine Waffe für Silva könnte das Jiu-Jitsu sein. Er ist ein Schwarzgurt, allerdings hat man in seiner Karriere kaum etwas davon gesehen. Einen Triangle Choke vom Rücken aus, darf man bei ihm nicht erwarten, denn seine Statur gibt es einfach nicht her, die Beine blitzschnell hochzuwerfen und den Triangle Choke auszuführen. Zudem ist Velasquez am Boden immer aktiv und verhindert somit auch, dass der Gegner ihn unter Kontrolle bekommt.
Darauf setzen, dass der Gegner Konditionsprobleme bekommt wie Alistair Overeem, braucht Bigfoot gar nicht erst, denn Velasquez gilt als Ausdauerwunder. Trotz seiner 240 amerikanischen Pfund ist er locker in der Lage das Tempo über 5 Runden lang immens hochzuhalten. Somit geht auch dieser Punkt klar an Velasquez.
Eine richtige Schwäche bei Velasquez sucht man vergebens. Man könnte sagen, dass Velasquez Schläge nicht so gut wegstecken kann wie andere Leute aus seiner Gewichtsklasse z.B. Mark Hunt oder Roy Nelson. Gegen dos Santos ging er nach einem Schlag KO und gegen Cheick Kongo ging er zweimal zu Boden. Velasquez hat einen guten Weg gefunden seine Schwäche auszugleichen, indem er immer etwas unruhig im Stand ist und ihn der Gegner nicht zu recht legen kann. Mit einem guten Schlag könnte Bigfoot den Kampf also für sich entscheiden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dies passiert, ist äußerst gering, wobei man aber trotzdem sagen muss, dass im Mixed Martials Arts nahezu alles möglich ist. Obwohl Bigfoot ein etwas komisch geformtes Kinn hat, geht er ziemlich schnell zu Boden. Gegen Daniel Cormier, einem Mann, der zwar Power in den Fäusten hat, aber technisch noch nicht sauber agiert, ging er mehrere Male zu Boden und es schien, als ob Cormier noch nicht mal die volle Power in die Punches gelegt hat. In der UFC hat Silva noch nicht so viel abbekommen, mal schauen wie er die Treffer von Cain, die ja zweifellos kommen werden, wegstecken kann.
Fazit : Auf dem Papier und bei den Buchmachern liegt Velasquez weit vorne. Es spricht im Grunde nichts gegen ihn, hat den ersten Kampf beeindruckend geführt und daher ist es unwahrscheinlich, dass Silva etwas gegen ihn in der Hinterhand hat. Zudem hat Bigfoot noch keinen überzeugenden Kampf in der UFC bestritten. Ich gehe davon aus, dass der Kampf nicht sehr viel anders ablaufen wird, als der erste. Cain wird früh einen Takedown suchen und so schon einmal der Gefahr eines Lucky Punches aus dem Weg gehen. Dann folgt er mit seinem heftigen Ground and Pound und beendet den Kampf in der ersten oder zweiten Runden.
Tipp : Velasquez TKO 1. Runde