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SPOX - User - Fünferkette


Gründer: lostfounder | Mitglieder: 35 | Beiträge: 12
Von: Karrramba
04.03.2014 | 5246 Aufrufe | 16 Kommentare | 9 Bewertungen Ø 9.8
..von der Angst vor dem Absturz
Tradition in Gefahr
Teil 1: HSV - Vom Medienrummel bis zu den Folgen eines möglichen Abstiegs.

Die MySpoxFünferkette nimmt die aktuelle Situation in der Liga zum Anlass und präsentiert ein SpecialFeature zum Thema 'Abstiegskampf der Titanen'.
Mit Hamburg, Bremen und Stuttgart stehen drei Mannschaften so tief im Keller, dass man sich durchaus vorstellen kann, mindestens eine von ihnen zu Beginn der neuen Saison in Liga 2 wiederzufinden. Die Anspielungen und Synonyme, die man für diese Situation gebrauchen könnte, reichen von Titanicvergleichen (schon ausgelutscht) bis hin zu "Weltuntergangsstimmung" (zu überzogen). Wir wollen uns dem Thema widmen, verzichten aber bewusst auf irgendwelche Anspielungen. Wer die haben möchte, der sei auf den "Sport1-Doppelpass" verwiesen.

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Wir starten unsere Serie in Hamburg:

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Der HSV hatte, neben den ausbleibenden sportlichen Erfolgen, in den letzten Wochen auch arge Probleme mit der Außendarstellung. Im Blätterwald rauschte es mächtig - und die verschiedensten Randgeräusche waren dabei nicht zu überhören. Richtig, ich schreibe in der Vergangenheit. Mirko Slomkas Antritts-PK sorgte noch für einiges Aufsehen und generierte Lärm, der seitdem aber stetig abnahm. Slomka schaffte es durch radikale Umstellungen und sicher auch eine Menge Psychologie den HSV als Mannschaft auf den Platz zu bringen und den BVB zu besiegen. Ja, es scheint sogar, als würde zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit Ruhe einkehren beim HSV.
In Hamburg wurde binnen einer Woche viel richtig gemacht, ob es am Ende genug war und wie es überhaupt zur Krise kommen konnte, darüber wollen wir nun mit 4 Spox-Usern und einem Redaktionsmitglied sprechen:

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Frage1:

18.01. Hamburger Abendblatt : "..........stellte Gottschalk den Antrag, den Vorstand noch vor der Mitgliederversammlung zu entlassen."

08.02. www.ran.de : "Böse Szenen vor dem HSV-Stadion. Aufgebrachte Fans verhindern die Abfahrt der Spieler."

11.02 BILD.de: "Kühne verknüpfte seinen Einstieg an klare Bedingungen. Der Milliardär setzt den HSV unter Druck. Insbesondere den Aufsichtsrat, der momentan beinahe jeden feuern will...... "

17.02. Süddeutsche.de: "Der Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV steht an der Schwelle zur Handlungsunfähigkeit."

Nur eine kleine Auswahl an Schlagzeilen der letzten Wochen. Der HSV bot in den letzten Monaten mehr Spektakel abseits des Platzes als auf dem Platz selbst. Die Mannschaft wurde stetig von teilweise selbst gelegten Störfeuern, teilweise aber auch von außerhalb (Bsp. Kühne, enttäuschte Fans, Yellow Press) unter Beschuss genommen. Ist es unter diesen Rahmenbedingungen als Verein in der höchsten deutschen Spielklasse überhaupt möglich, Erfolg zu haben?

Meike, HSV-Fan:
Ich glaube nicht, dass es unter diesen Voraussetzungen möglich ist, Erfolg zu haben. Zumindest nicht über ein gewisses Maß hinaus. Zwar mag man meinen, die Spieler auf dem Platz sollten sich von solchen Dingen nicht beeinflussen lassen, klappen wird das aber nicht. Der HSV beweist doch, dass Erfolg nicht möglich ist. Denn die Schlagzeilen und die immerwährende Unruhe beeinflussen die Kontinuität, die so nicht geschaffen werden kann. Was bedeutet, dass es nie eine einheitliche Mannschaft geben wird, da jeder Trainer, und davon gibt es ja mehr als genug pro Saison, irgendetwas umbaut. Langfristiger Erfolg entsteht durch langfristige Arbeit. Und da es das Eine beim HSV nicht gibt, kann es auch das Andere nicht geben.

Michael_Long, Bayern-Fan: Die Unruhe beim HSV hat schon besondere Ausmaße angenommen. Ich erinnere mich hier mal zwei Jahre zurück, da ging es beim 1.FC Köln ähnlich "turbulent" zu, auch mit Umbesetzungen auf oberster Führungsebene und Störfeuern der Presse. Wie es geendet ist, sieht man nun. Ich wage aber im Moment zu bezweifeln, dass es dem Effzeh geschadet hat, wenn man sieht, was gerade dort entsteht. Um den Bogen zum HSV zu bekommen, da steht es natürlich Spitz auf Knopf und ich würde es als großen Erfolg betrachten TROTZ dieses Umfeldes die Klasse zu halten.

Trafalgar, HSV-Fan: Die letzten Monate und Wochen haben natürlich sichtlich an unseren Nerven gezehrt. Das führte sicher auch dazu, dass ab und an Grenzen überschritten wurden. Aber auch Störfeuer außerhalb des Vereins haben es dem HSV schwer gemacht, die Probleme mit der notwendigen Ruhe intern zu besprechen, zu analysiern und Lösungen zu finden. Im Verein gab es auch immer wieder unprofessionelles Verhalten einiger Funktionäre, die leider ständig für Gesprächsstoff sorgten und den Baum brennen ließen.

Stefan Rommel, SPOX-Redakteur, HSV Fan: Prinzipiell dürfte es in jeder Spielklasse zumindest schwierig sein, unter solchen Umständen ruhig und konzentriert an den wichtigen Dingen des Alltags zu arbeiten. Als Ausrede kann das Grundrauschen im Hintergrund aber auch nicht (immer) dienen. Es gibt Spieler, die darauf seit Jahren regelmäßig hinweisen und denen man auch abnimmt, dass sie sich damit befassen und es sie wirklich stört. Aber das sind einige wenige. Der große Rest bekommt davon entweder nur einen Bruchteil mit oder es interessiert ihn nicht. Seltsam wird es allerdings, wenn diese Spieler nach Niederlagen plötzlich die äußeren Umstände heranziehen als Erklärung.

gartenzwerg, HSV Fan: Radio Eriwan würde mit "Im Prinzip schon, aber..." antworten. Und so ist es auch. Störfeuer von außen haben in Hamburg Tradition und können nur durch eine stabile Vereinsstruktur, oder aber durch Erfolg aufgefangen werden. Eine gewisse Stabilität hat es in Hamburg in der Ära Hoffmann gegeben, der aber letztlich an seinem eigenen Ego gescheitert ist. Im Anschluss herrschte in allen Gremien ein Mangel an Kompetenz, der durch intrigante Machenschaften noch verstärkt wurde. So wurden z.B. jüngst im Fall Magath bewusst Falschmeldungen gestreut, nach denen im Aufsichtsrat nur noch eine Stimme für ihn fehlen würde, obwohl dem gar nicht so war. Die Presse nimmt solche Informationen dankend auf und verbreitet sie entsprechend. Einer ähnlichen Intrige ist auch die Entlassung Frank Arnesens geschuldet.
Um auf die Frage zurückzukommen: Nein!


Frage 2 :
Die Medienwelt offenbart uns ihr gesteigertes Interesse an einem kriselnden Verein in der Regel erst so richtig, wenn das berühmte Kind bei diesem schon in den Brunnen gefallen ist. So auch beim HSV. Auf alles, was da im Verein schief lief, stürzte sich die Presse erst so richtig, als für alle klar wurde, in welche Richtung es für die Hamburger in der Bundesliga gehen würde: Nämlich stetig nach unten. Nun ist es aber doch so, dass das Dilemma schon viel früher seinen Anfang nahm. Was waren eurer Meinung nach die wahren Ursachen und wie weit muss man in der Geschichte des Vereins zurückgehen um diese zu beleuchten?

Meike:
In meinen Augen begann die Negativ-Entwicklung bereits in der Ära Beiersdorfer. Das Bild von Dukaten-Didi ist fast überall positiv, aber in dieser Ära wurde zwar viel Geld eingenommen durch schlaue Spielerverkäufe, es wurde jedoch - und das wird oft vergessen - zum Ende hin auch viel Geld verbrannt (z.B. Sorin, Silva, Neves). Und zu diesem Zeitpunkt wurde entschieden, den HSV langfristig unter den Top 20 in Europa anzusiedeln. Schon zu diesem Zeitpunkt begann der Abstieg. Die Mannschaft wurde nicht mehr verstärkt, obwohl viel (zu viel) Geld ausgegeben wurde.

Michael_Long: Puh, schwere Frage, da ich selbst erst knapp über 30 bin... Nein im Ernst. Ich denke, man hat es in den letzten 10 Jahren verpasst, der allgemeinen Entwicklung der Liga zu folgen. In vielen Vereinen wurde vermehrt auf eigene Talente gesetzt und junge Spieler wurden gefördert. Der HSV hatte zwar auch junge talentierte Leute unter Vertrag aber - um Boateng und Kompany zu nennen wurde - verpasst, Kapital aus den Abgängen zu schlagen. Als dann unter Arnesen ein "Jugendtrend" den HSV erfasste, konzentrierte man sich auf die falschen Spieler. Zudem ist die einzige Konstante beim HSV die Tatsache, dass man von Umbruch zu Umbruch hastet. Man sollte Schwerpunkte setzen und versuchen nach und nach Boden gut zu machen.

Trafalgar: Die Probleme fingen schon in den "erfolgreichen" Zeiten an. Ständige Trainerwechsel und wenn mal ein Trainer das Team in höhere Regionen führte, ging er wenig später selbst oder musste gehen. Spätestens mit dem Abgang von Beiersdorfer ging es sportlich nach unten. Die Hauptschuldigen wurden bis heute noch nicht belangt. Ein Schritt in die richtige Richtung ist meiner Meinung nach HSV+ . Durch HSV+ können moderne Strukturen geschaffen und Fehler vergangener Tage aufgearbeitet werden. Das erfordert aber in jedem Fall, dass man das Konzept am Ende der Saison mit einer klaren Mehrheit wählt.

Stefan Rommel: Der HSV wäre auch interessant für die Presse, wenn er ganz oben mitspielen würde. Die Meinung, dass nur schlechte Nachrichten sich verkaufen würden, kann ich nicht teilen. Graues Mittelmaß wäre aber in der Tat auf Dauer ein Problem, da verkauft sich der Abstiegskampf doch besser. Zur eigentlichen Frage: Knackpunkt waren für mich die Spiele gegen Werder im Mai 2009 und ihre unmittelbaren Folgen. Danach kam es zum Bruch zwischen Bernd Hoffmann und Didi Beiersdorfer, der bis dahin - abgesehen von einer gewissen Nachlässigkeit im Nachwuchsbereich - gute Arbeit geleistet hat in Hamburg. Hoffmann hatte diese Saison als unbefriedigend eingestuft. Eine Saison abgeschlossen mit Platz fünf in der Liga und zwei Einzügen ins die Halbfinals der Pokalwettbewerbe, welch traumhafte Vorstellung im Jahr 2014. Nach und nach entglitten dem Klub die Zügel immer mehr. Was zuletzt offenbar wirklich ein großes Problem war: Profilneurosen und Geltungssucht in den Gremien, eine diskussionswürdige Satzung, eine schwache sportliche Führung, die unglücklich ausgewählt war, und danach selbst kein gutes Händchen in Personalfragen bewies. Viele kleine und große Dinge, die sich im Frühjahr 2014 zu einem Bild fügen.

gartenzwerg: Mit dem Interesse der Medienwelt ist es bei uns eher so, dass jemand der die Presse füttert in Ruhe gelassen wird, jedenfalls so lange wie möglich (siehe Oliver Kreuzer). Zurückgehen muss man zum 25.5.1983, als es Happel, Netzer und Klein versäumten für Nachhaltigkeit im Verein zu sorgen und Integrationsfiguren (zB Hrubesch) durch kickende Egomanen ersetzten (Schatzschneider, Wuttke). Zu dem Zeitpunkt hätte man beim HSV eine Vision entwickeln, einen Weg in die Zukunft aufzeichnen müssen. So ist vom damaligen Erfolg nur das Anspruchsdenken geblieben. In jüngerer Vergangenheit ist natürlich die ausbleibende Neubesetzung des Sportdirektorpostens nach der Trennung von Dietmar Beiersdorfer zu nennen.


Frage 3 :
Im folgenden behandeln wir ein Szenario, an das manch ein HSV-Anhänger keinen Gedanken verschwenden möchte. Für die meisten sicher nicht auszudenken, dass der Dino tatsächlich mal den Weg in die 2. Liga antreten müsste. Manche Außenstehende dagegen sehen in einem eventuellen Abstieg aber auch durchaus Möglichkeiten für den Verein sich quasi neu aufzustellen. Deshalb die folgende Frage an Euch: Wäre ein Abstieg heilsam für den Verein und das gesamte Umfeld, steckt darin womöglich die Chance zum Wiederaufbau?

Meike:
Ich kann mir da im Moment keine Meinung bilden. Um ehrlich zu sein, sehe ich bei anderen Vereinen durchaus die Möglichkeit aufzuräumen, neue Strukturen zu schaffen und "gesäubert" wieder den Weg nach oben anzugehen. Und an manchen Tagen denke ich durchaus: Wenn solche Leute wie Herr Kreuzer keine Verträge für die 2. Liga haben, wäre das eine gute Alternative, um Altlasten loszuwerden und sich neu aufzustellen. Problem dabei ist sicher der Schuldenberg, der den HSV drückt. Ich glaube, mit diesen Verbindlichkeiten ist ein Abstieg in Liga 2 eine so große wirtschaftliche Katastrophe, dass der Schaden, der entstehen würde, größer wäre als der Nutzen.

Michael_Long: Die Frage ist eigentlich kaum zu beantworten. Kaum einer wird wissen können, wie sich das finanziell auf den Club auswirkt und ob es nicht einem Tod auf Raten gleicht, wenn man die finanziellen Lasten im Vergleich zu den drohenden Einbußen bei den Einnahmen in Betracht zieht. Es gibt durchaus Clubs, die einen Turnover ohne Abstieg geschafft haben - Dortmund strahlt hier als Leuchtturm der Hoffnung für viele Clubs. Dazu braucht es aber enorme Kompetenz und Leute, die anpacken wollen. Das sehe ich beim HSV bisher leider noch nicht. Ich würde aber hier behaupten ein Abstieg wäre der Todesstoß. Auch wenn ich dem HSV auf Grund des Affentheaters den Abstieg wünschen würde, wünsche ich den Fans des HSV nicht, dass sie das miterleben müssen. Ich hoffe daher auf einen Wiederaufbau ohne Abstieg.

Trafalgar:
Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Ich denke, dass die finanziellen Schwierigkeiten, die mit einem Abstieg hinzukommen, dem Verein eher schaden als helfen würden. Insofern wäre ein Abstieg aus finanzieller Sicht wohl eine Katastrophe. Die Schuldenlast würde den HSV höchstwahrscheinlich erdrücken. Auch haben sicher einige der Spieler keinen Vertrag für die zweite Liga. Mit einem neu zusammengestellten Team könnte man quasi von dem einen Abstiegskampf in den nächsten hineingezogen werden. Ein Abstieg scheint mir persönlich in der Schlussfolgerung also eher schlecht als gut.

Stefan Rommel:
Auf keinen Fall. Ein Abstieg kann für keinen Klub die Lösung der Probleme sein. Das mag auf den ersten Blick oft anders aussehen, etwa wenn man den Kader ausmisten möchte oder einen "klaren Schnitt" einfordert. Aber dann? Die Einnahmen rauschen in den Keller, wichtige Spieler müssen abgegeben werden, der Verein wird uninteressant(er) für Sponsoren und neue Spieler. Meines Erachtens kann das zu einem Teufelskreis führen, aus dem nur schwer wieder zu entkommen ist. Frankfurt, Köln, Gladbach, Bochum, Nürnberg, der TSV 1860: Teilweise große Klubs, die über Jahrzehnte das Bild der Bundesliga bestimmt haben. Nach dem (ersten) Abstieg sind einige zu klassischen Fahrstuhlmannschaften verkommen und die sich ungeheuer schwer tun, wieder ein stabiler Bundesligist zu werden. Sofern sie derzeit überhaupt einer sind. Das kann nicht das Ziel sein.

gartenzwerg:
Die Chance zum Wiederaufbau durch einen Abstieg ist doch nichts weiter als eine Phrase. Guckt Euch nur mal den einst glorreichen Effzeh an, der sich bis heute nicht von seinem ersten Abstieg erholt hat, auch bei Schalke in den 80ern hat es um und bei 10 Jahre gedauert, bis sich der Verein wieder als Erstligist etabliert hat. In Hamburg kommt erschwerend hinzu, dass Mittelmaß, wie es in Frankfurt von Bruchhagen zumindest als Zwischenstation angestrebt wird, nicht geduldet wird. Die Chance auf einen Wieder- bzw Neuaufbau sehe ich am ehesten durch den anstehenden Strukturwandel nebst Ausgliederung gegeben. Dabei meine ich weniger das Beschaffen neuer Gelder als das Abschneiden alter Zöpfe und die Straffung der Handlungswege. Man muss sich nur vor Augen halten, dass das höchste Gremium des 130.000.000-Umsatz-Vereins quasi von Ultras zusammengestellt wurde. Dies liegt natürlich am Wahlverhalten (Nichterscheinen) der Mitglieder, ist aber in meinen Augen die Ursache für die negative Entwicklung im Verein. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass HSVPlus - so sie denn im Mai gewählt werden- nicht im Bestreben alles zu verbessern über das Ziel hinausschießen. Da ich aber bei einigen Veranstaltungen der Initiative vor Ort war, halte ich die Protagonisten und ihre Konzepte für so geerdet, dass ich sie unterstütze.


Frage 4 :
Der HSV gab am 22. Spieltag ein Lebenszeichen von sich - überzeugender Sieg gegen den BVB. Diese Erfolgserlebnis gelang mit Neu-Trainer Mirko Slomka und ohne R. Van der Vaart, der verletzungsbedingt fehlte. Der Spielmacher wurde in den letzten Wochen von verschiedenen Seiten kritisiert. So sprach Torhüterlegende Uli Stein : "Was van der Vaart auf dem Platz abliefert, hat mit Fußball und Mannschaftssport nichts zu tun" , Lothar Matthäus sagte gar: "Gegen Dortmund hat der HSV nach langer Zeit mal wieder mit elf Mann gespielt, nicht mit zehn. Van der Vaart war eine Zumutung für die Mannschaft". Sportchef Kreuzer und auch Trainer Slomka dagegen stellen sich demonstrativ vor ihren Kapitän. Nun ist van der Vaart wieder fit und die Frage stellt sich: Soll er spielen oder wäre es besser die Mannschaft, die gegen den BVB bestehen konnte, nicht zu seinen Gunsten neu aufzustellen? Kann er dem HSV im Abstiegskampf überhaupt weiterhelfen?

Meike:
Tja, die Kausa vdV beschäftigt wohl ganz Hamburg. Ich bin da nicht sicher. Wenn er fit ist und sich auf den Fußball konzentriert, dann kann er der Mannschaft helfen - auch im Abstiegskampf. Da vdV sich aber in dieser Saison lieber auf sein Leben abseits des Platzes zu konzentrieren scheint, ist er eben nicht in Topform. Unabhängig davon ist es leider so, dass viele Mannschaftskollegen die unangenehme Angewohnheit entwickelt haben, sich hinter vdV zu verstecken. Frei nach dem Motto: "er wirds schon richten und wenn nicht, ist es zumindest nicht meine Schuld". Steht er nicht auf dem Platz, geht das nicht. Und wir brauchen keine Spieler die sich verstecken. Von daher tendiere ich eher dazu, vdV draußen zu lassen.

Michael_Long: Van der Vaart kann der Mannschaft helfen, wenn er sich endlich als Teil der Mannschaft sieht. Ich bin zu weit weg vom HSV, um das qualitativ bewerten zu können aber für einen Außenstehenden macht es oft den Eindruck, als hätte Van der Vaart eine Sonderstellung was die Laufwege, den Einsatz und die Zuspiele angeht. Uli Stein hat insofern Recht, dass van der Vaart wenig läuft und das kann man sich in der Situation in der der HSV ist nicht leisten. Da musst du Gras fressen. Wenn Van der Vaart den Kampf annimmt und einer unter Gleichen wird, dann kann er die Mannschaft tragen. Sonst läuft er Gefahr, die Mannschaft gegen sich aufzubringen. Man stelle sich vor, mit VdV verliert der HSV zwei Spiele, dann wird auch in der Mannschaft seine Stellung diskutiert werden. Die Personalie kann noch ein heißes Eisen werden aber ich denke er ist Profi genug um das auch selbst zu erkennen.

Trafalgar: Ich tue mich beim Thema 'van der Vaart' sehr schwer. Einerseits bin ich häufig enttäuscht ob seiner Leistung auf dem Platz, andererseits ist seine individuelle Qualität nicht zu leugnen und er könnte im Abstiegskampf einige wichtige Impulse setzen. Die Kritik finde ich zu hart, auch er ist nur ein Mensch, auf den beispielsweise private Probleme ihre Wirkung hatten. So ein Schicksalsschlag ist schwer zu verarbeiten und ich weiß nicht, ob ich in so einem Fall die optimale Leistung bringen würde. Es ist gerade eine anstrengende Phase für den Verein, aber man sollte nun auch nicht den Fehler machen, VdV nicht den ganzen Unmut der letzten Wochen aufzubürden.

Stefan Rommel: Van der Vaarts Saison ist an den klassischen Parametern gemessen ziemlich gut. Worauf es aber gerade in der prekären Situation jetzt ankommt, sind die Zwischentöne. Und da fällt er komplett durchs Raster. Er führt die Mannschaft nicht an, er war nur selten da wenn es brannte. Zwei gelungene Aktionen pro Spiel, drapiert zwischen 88 Minuten Leerlauf mit ein paar abgespulten Alibi-Kilometern reichen nicht. Die privaten Schlagzeilen spielen sicherlich eine große Rolle, das geht auch an einem Spieler seines Formats nicht spurlos vorbei. Aber van der Vaart hat sich diese omnipräsente Position in den Medien selbst ausgesucht, jetzt muss er mit den negativen Seiten des Geschäfts leben. In der Verfassung der letzten Wochen und Monate kann er der Mannschaft meines Erachtens nur bedingt helfen. Dass Slomka und Kreuzer jetzt natürlich allen Kritikern entgegensteuern, ist auch klar. Alles andere wäre auch undenkbar. Es wird eine der spannenden Fragen der nächsten Wochen, wie Slomka den Niederländer einbauen kann - oder ob er das überhaupt will.

gartenzwerg: Es gibt in Hamburg wohl keine Personalie, die so umstritten ist wie Rafael van der Vaart. Das liegt an der Art und Weise seiner Verpflichtung, bei der sich Teile der Würdenträger über den Sportdirektor hinweggesetzt haben, der seiner Zeit Christian Eriksen (jetzt Tottenham) haben wollte. Die Aussagen von Stein und Matthäus sollte man als das betrachten, was sie sind, nämlich populistische Dummschwätzereien! RvdV gehört nachweislich zu den laufstärksten Spielern unserer Mannschaft (ja ich weiß, dass die Hürde nicht hoch liegt), hat immerhin 13 Scorerpunkte auf dem Konto und auch wenn bei seinen Leistungen bestimmt Luft nach oben ist, sollten sich der Torwarttrainer von Aserbaidschan und der Meistertrainer im Wartestand vielleicht mal fragen, welche Leistung im Anschluss an ihre Karrieren sie dazu befähigt sich in dieser Art und Weise zu äußern. Der Name Stein (wie Magath) spielt übrigens beim HSV keine Rolle, wenn es um die von den 83ern unterstützte Initiative HSVPlus geht...


Frage 5 :
Kein Zweifel, ein Großteil der fussballinteresierten wünschen sich einen Verbleib des Bundesligadinos in der 1. Fussball Bundesliga. Ein erster Schritt scheint nun mit der Verpflichtung Mirko Slomkas getan. Bleibt abzuwarten, ob Slomka dem Team wirklich über einen längeren Zeitraum helfen kann oder ob der Sieg gegen die Dortmunder nur auf den Effekt zurückzuführen ist, den man bei Neu-Trainern immer wieder mal beobachten kann. Sollte Slomka den Klassenerhalt schaffen, ist er der Trainer mit dem man langfristig zusammenarbeiten wird? Wird die Erwartungshaltung an Slomka derart gestaltet sein, dass man von ihm schon in absehbarer Zeit das Erreichen der EL-Plätze erwartet? Oder strebt man in Hamburg sogar vehement die "große Lösung" an.. einen großen Namen - und gibt damit einer möglichen Kontinuität unter Mirko Slomka erst gar keine Chance?

Meike:
Zu befürchten ist, dass Slomka nur die nächste Sau ist, die bei passender Gelegenheit durchs Dorf getrieben wird. Wünschen würde ich mir durchaus, dass er der Trainer ist mit dem man nun langfristig zusammen arbeitet. Passieren kann das aber nur, wenn beim HSV in den nächsten Monaten sehr viel verändert wird. Da die falschen Leute an ihren Stühlen kleben und sich das vorerst auch nicht ändern wird glaube ich nicht, dass es eine langfristige Lösung geben wird. Wenn Vorstand und Aufsichtsrat die nächste Schlacht im Krieg austragen wird wahrscheinlich Slomka der Leidtragende sein. Zu wünschen ist, dass es anders kommt. Ich wäre schon froh wenn es der HSV mal zwei Jahre mit dem gleichen Trainer aushält und nicht immer sofort von Europa träumt. Im Moment wünschen sich viele HSV-Fans einfach nur eine unaufgeregte Saison irgendwo im Mittelfeld mit genug Abstand nach unten und gern auch genug Abstand nach oben. Manchmal ist das Dasein einer grauen Maus durchaus wünschenswert. Aber die Veränderungen, die dafür notwendig sind, sehe ich noch nicht.

Michael_Long: Ich denke man sollte den HSV auf absehbare Zeit mal nicht mit Europa in Verbindung bringen. Egal wer dort Trainer ist. Der HSV sollte seine Strukturen überarbeiten und mit Slomka planen. Slomka ist ein Trainer, der den HSV die nächsten Jahre in der Liga halten kann, lange genug also um ordentlich zu arbeiten und wer weiß, worüber man dann in drei Jahren beim HSV sprechen kann/darf. Wichtiger noch als der Trainer für langfristigen Erfolg ist der Partner des Trainers auf dem Managerstuhl und da hat der HSV meiner Meinung nach mit den größten Handlungsbedarf. Der HSV ist jetzt an einem Punkt an dem man vielleicht noch einen Schuss im Revolver hat, und die Patrone heißt Slomka. Von daher muss Slomka die Lösung auf Dauer sein. Hoffen wir mal für die Fans, dass der HSV soviel Einsicht hat.

Trafalgar: Ich halte Slomka, wie wohl wie die Mehrheit der HSV Fans, für einen phantastischen Trainer! Ob er das Ruder rumreißen kann? Ich denke, dass er das kann und er auch jemand für ein langfristiges Engagement wäre. Vom Europapokal möchte ich zurzeit gar nicht sprechen. Dies sollte nicht unser Begehren sein - zumindest so lange nicht, bis man die verschiedenen Strömungen im und außerhalb des Vereins in den Griff bekommen hat. Tendenziell halte ich ihn für jemanden, der es schaffen kann.

Stefan Rommel: Ich gehe schon davon aus, dass Slomka auch unter perspektivischen Gesichtspunkten ausgewählt wurde, sprich: er die Mannschaft nach einem geschafften Klassenerhalt entwickeln soll. Der Zusammenhang zwischen dem Hamburger SV und "großen Lösungen" lässt mich immer schnell erschaudern. Das ist genau das, was zuletzt nie funktioniert hat: Die Großmannssucht zu befriedigen mit den ganz großen Mitteln. Siehe Van-der-Vaart-Rückkehr, siehe die vielen positiven Strömungen pro Felix Magath. Nur mit großen Namen und einer Prise Nostalgie wird man nicht Fünfter in der Bundesliga. Dann stehen plötzlich Mannschaften wie Mainz oder Augsburg weit vor einem und jeder fragt sich: "Wie kann das denn jetzt sein". Slomka ist die Wahl, er hat einen Vertrag bis 2016. Also soll er auch zeigen dürfen, was er aus dem HSV machen kann.

gartenzwerg:
Die große Lösung haben wir ja gerade für knappe 150 Tage gehabt und weinen ihr 2 Millionen Tränen hinterher! Zweifellos ist Slomka ein Trainer, den ich mir vom Typ und auch von der Kompetenz her für ein paar Jahre beim HSV vorstellen kann. Wesentlich entscheidender wird aber sein, ob die Profifußballabteilung aus dem Verein ausgegliedert wird.
Natürlich braucht der Verein Konstanz auf der Trainerposition, doch wird und kann es die nur geben, wenn der Verein zur Ruhe kommt und damit meine ich nicht die Ruhe nach dem Tode. Spätestens seit dem Amtsantritt von C.E. Jarchow als Vorstandvorsitzender wird der HSV mehr verwaltet, denn gestaltet. Es fehlt an Visionen, an Zielen, die über Platz X am Ende der Saison hinausgehen. Es braucht sowohl sportliche, als auch wirtschaftliche Kompetenz in ALLEN Gremien um so einen Weg im medial unruhigen Hamburg durchstehen zu können, denn kurzfristige Erfolge wird auch eine Ausgliederung nicht mit sich bringen.
Es gibt um den HSV herum so viele Menschen, die aus den unterschiedlichsten Motiven ständig versuchen Einfluss auf Entscheidungen im Verein zu nehmen und dafür Kontakte zu den Mitgliedern der Vereinsgremien, aber auch der Presse unterhalten und über das Weiterleiten von Teil-, Fehl-, oder einfach nur Informationen versuchen ihre Positionen zu verbessern. Wer versucht diese Machenschaften zu unterbinden hat mit erheblichen Wiederstand zu rechnen und auch deshalb ist es wichtig, dass die handelnden Personen weitestgehend unantastbar sind. Das ein Trainer die ärmste Sau ist, passt abgesehen vom finanziellen Aspekt wohl nirgends so gut wie in Hamburg.

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Abschliessend bleibt mir noch, unseren 5 Protagonisten die hier Rede und Antwort standen, zu danken. Die Arbeit am Blog hat großen Spaß gemacht.

Ich bedanke mich auch bei Michael_Long, der u.a. das Vorwort verfasst hat, BVBSyptom, ausLE und PinkFloyd für die Idee und die Ausarbeitung von Fragen, sowie Voegi für organisatorische Details. Ganz besonderen Dank an den SPOX-Redakteur Stefan Rommel. Schön, dass Du hier mitgemacht hast.

Der nächste Teil wird in 2 Wochen erscheinen. Dann beleuchten wir die Situation beim VfB Stuttgart.

Bis dahin bleibt schön sportlich.

KOMMENTARE
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Schnumbi
04.03.2014 | 11:49 Uhr
2
0
Schnumbi : 
04.03.2014 | 11:49 Uhr
0
Schnumbi : 
@ Karrramba ich lasse schon mal 10 Punkte da und danke dir dafür das du die Runde übernommen hast
2
Karrramba
MODERATOR
04.03.2014 | 11:19 Uhr
2
0
Karrramba : 
04.03.2014 | 11:19 Uhr
0
Karrramba : 
Viel Lesestoff aber ich denke es lohnt sich.

Viele verschiedene Meinungen zu einem Thema. Ich wünsch euch viel Spass beim schmökern
2
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