Rückblick

Als man den womöglich besten Spieler aller Zeiten in der Free Agency 2020 nach Tampa Bay holte, war das Ziel klar auf den Super Bowl der Saison 2021 ausgerichtet. Die Offense musste sich mit dem neuen QB erstmal finden und durch die Corona Pandemie vielen eine Unmenge an Trainingssnaps weg. Bis zur Bye Week in Woche 13, sah es auch genau danach aus. Hier drehte man aber an den entscheidenden Stellschrauben und lief pünktlich zu den Playoffs heiß. Auswärts siegte man in der Wildcard Round in Washington, dann beim vorherrschenden Team der eigenen Division mit den Saints und anschließend beim MVP Aaron Rodgers in der Frozen Tundra. Als erstes Team der Geschichte bestritt man somit den Super Bowl im eigenen Stadion und sicherte sich mit einem dominanten Sieg über den Titelverteidiger Kansas City Chiefs zum 2. Mal in der Franchise Geschichte den Titel World Champions.

Offseason

Während der Super Bowl Parade betonte man mehrfach alle Spieler des Super Bowls Roster halten zu wollen und obwohl viele Experten dies bezweifelten, schaffte man dies durch die gute Cap-Politik der letzten Jahre, sowie der Nutzung von Void Years (Vertragsjahre, auf die der Signing Bonus aufgeteilt wird und nach der regulären Vertragslaufzeit als Deadcap anfallen). Man hielt nicht nur als erste Franchise in der Salary Cap Ära alle Starter, sondern auch alle relevanten Backups und die einzigen nennenswerten Abgänge waren Andrew Adams (zu den Eagles, mittlerweile gecuttet), welcher aber nur 4. Safety war und OT Joe Haeg (Steelers), welcher in seinen wenigen Snaps als Backup häufig schlecht aussah.

Wichtigsten Verlängerungen:

Chris Godwin, Franchise Tag, 16 Mio.

Shaquil Barrett, 4 Jahre, 68 Mio.

Lavonte David, 2 Jahre 25 Mio.

Ndamukong Suh, 1 Jahr, 9 Mio.

Rob Gronkowski, 1 Jahr, 8 Mio.

Leonard Fournette, 1 Jahr, 3,25 Mio.

Antonio Brown, 1 Jahr, 3 Mio.

Ryan Succop, 3 Jahre, 12 Mio.

Tom Brady ein zusätzliches Jahr 2022 für 25 Mio.

Donovan Smith zwei zusätzliche Jahre (2022, 2023) für 51 Mio.

Der einzige wichtige Neuzugang, RB Gio Bernard (ehemals Bengals, 1 Jahr 990k), schließt eine der wenigen Schwachstellen im Roster.

Draft

1. Runde. Joe Tryon-Shoyinka, Edge

2. Runde: Kyle Trask, QB

3. Runde: Robert Hainsey, Oline

4. Runde: Jaelon Darden, WR

5. Rund: K.J. Britt, LB

6. Runde: Chris Wilcox, CB

7. Runde: Grant Stuard, LB

Ohne wirkliche Schwachstelle konnte man im Draft vor allem die Tiefe verstärken. Mit Tryon deckte die am ehesten als Schwachstelle bezeichnete Edge Rotation ab. Trask ist ein Experiment als potenzieller Brady Nachfolger und Hainsey soll tiefe auf allen Positionen der Oline geben. Auffallend ist, dass ab der 4.Runde ausschließlich Spieler ausgewählt wurden mit Special Teams Erfahrung (Darden als Returner). Dieses war auch der einzige Weg für diese, den Roster zu schaffen.

Offense

Letzte Saison Defense-adjusted Value Over Average (DVOA): 19.8% (3rd), Pass 37%, Rush -2%

Scheme: Power (Duo) Run Game und Vertikales Passing Game

Bruce Arians Offense ist keine Offense, welche es seinen Spielern einfach macht und den Gegner überrascht. Das Laufspiel ist ineffizient, weil es in der Regel zwischen den Tackles, aus klassischen Laufformationen und dazu häufig bei First Down stattfindet. Das Passspiel setzt mehr auf tiefe Pässe als auf Yards after Catch, nutzt nur wenig Play Action und verlangt einen hohen Football IQ von QB und Receiver. Eine Entwicklung konnte aber nach der Bye Week in Woche 13 festgestellt werden. Neben mehr Screens und Motion erhöhte sich die Anzahl der PA Pässe um 10 Prozentpunkte von 17% auf 27%. Zurückgeführt wird dieser Wandel auf einen größeren Einfluss von Tom Brady und OC Byron Leftwich. Trotz aller Kritik erzielte man die drittmeisten Punkte der Liga bei einem Schnitt von 30.75 Punkten pro Spiel.

Offen ist, wie sich das Playcalling entwickelt, sollte man mehr 2-High Coverages sehen als bisher. In der Vergangenheit hieß dies in der Regel mehr Laufspiel, bis der Gegner einen Safety in die Box zog.

Quarterback

Groß war die Aufregung bei vielen, ob Brady überhaupt den Arm für Arians Vertikales Passing Game hat. Nach letzter Saison mit den meisten Tiefen Pass Versuchen und Completions, kombiniert mit der Tatsache, dass er der einzige QB mit positiven EPA/Play bei positiven Air Yards im Verhältnis zum First Down Marker (PFF) war, lässt sich das Thema mit, er kann und will abschließen. Auch die bisherigen Leistungen in den Camps lassen nicht auf einen altersbedingten Abbau schließen. Die 33 Drops in der Regular Season plus 12 weitere in den Playoffs (laut konservativer PFF Zählung) sowie die Erfahrungen, dass QBs im zweiten Jahr unter Arians besser sind, lassen eher sogar auf eine Verbesserung seines Spiels schließen.

Blaine Gabbert ist der Backup und Kyle Trask durch seinen Draft Status QB3. Sollte sich Brady oder Gabbert verletzen, würde Ryan Griffin in den Roster kommen und wahrscheinlich im Depth Chart vor Trask landen.

Runningback

Hier wird es wahrscheinlich auf eine Dreierrotation hinauslaufen. Ronald Jones ist ein sehr guter North-South Runner und der beste Runner im Team. Er verpasste die 1000 Yard Marke letzte Saison nur knapp bei einem 5.1 Y/A Durchschnitt. Leonard Fournette machte vor allem in den Playoffs als Playoff Lenny von sich reden, was aber auch mit Verletzungsproblemen von RoJo zusammenhing. Im Vergleich zu Jones fehlt es ihm an Explosivität. Die Rolle von Gio Bernard lässt sich am einfachsten mit der Nennung von mindestens 10 Drops von Jones und Fournette und PFF Pass Block Grades von 42.3 bzw. 28.9 beschreiben. Bernard gilt in beiden Kategorien als einer der besten der Liga und sollte entsprechend viele Snaps sehen.

KeShaun Vaughn muss sich über die Special Teams für einen Helm am Gameday empfehlen. Interessant am RB Room könnte werden, dass nur Vaughn einen Vertrag über das Saisonende hinaus besitzt.

Wide Receiver

In dem wahrscheinlich stärksten Roster der Liga handelt es sich hierbei um das Prunkstück. Mit Mike Evans, Chris Godwin und Antonio Brown besitzt man drei potenzielle WR1. Evans ist hierbei der dominante X-Receiver und Redzone Threat, welcher letzte Saison den NFL Rekord für die meisten 1000 Yards Saisons zum Karrierestart aufstellte. Godwin der Big Slot Receiver, welcher auch als Blocker im Rungame eine wichtige Rolle hat und Brown der Elite Route Runner. Dahinter kommt mit Scotty Miller ein Speedster, der immer für ein Big Play gut ist und das Team bis Woche 8 (Brown Verpflichtung) sogar in Yards anführte. Tylor Johnson zeigte letzte Saison in seinen wenigen Snaps, dass er das Potential besitzt, um in eine WR2 Rolle zu schlüpfen. Problematisch ist für ihn, dass er als WR5 eigentlich Special Team spielen müsste und seine Erfahrungen hier sehr gering sind. Vervollständigt wird die Gruppe von Jaelon Darden, welcher im Camp als sehr guter Route Runner auftrat, aber mit einigen Drops zu kämpfen hatte.

Tight End

Die Qualität des TE Rooms zeigt sich am besten mit dem PFF TE Ranking für die kommende Saison, in dem Rob Gronkowski, OJ Howard und Cameron Brate unter den Top 32 waren. Ähnlich wie die WRs haben die TEs bei ihren Stats im Vergleich zur Vorsaison Luft nach oben. Howard startete gut, riss sich aber in Woche 4 die Achillessehne. Gronk brauchte einige Spiele, um wieder in Form zu kommen und selbst als er offen war stimmte lange Zeit die Chemie mit Brady nicht, was in der schlechtesten Catch Percentage seiner Karriere endete. Brate wurde auch erst in den Playoffs häufiger als Receiver genutzt.

Offensiv Line

Das Zitat Oliner fallen nur auf, wenn sie schlecht spielen traf auch wieder beim Super Bowl zu. Während alle darüber redeten, dass noch nie QB im Super Bowl so häufig unter Druck stand wie Mahomes, erwähnte niemand, dass noch nie ein QB so wenig Druck hatte wie Brady (PFF). Über die gesamte Saison betrachtet, hatte Brady in 76% seiner Dropbacks keinen Druck was der drittbeste Wert der Liga war (PFF). Das Personal sollte dasselbe wie letzte Saison mit Left Tackle Donovan Smith, Left Guard Ali Marpet, Center Ryan Jensen, Right Guard Alex Cappa und letztjährige Rookiesensation Right Tackle Tristan Wirfs sein. Mit Marpet, Jensen und Wirfs, welche auf ihren Positionen zu den Besten der Liga gehören und Smith und Cappa, welche mindestens das Prädikat Durchschnitt erfüllen, sollte man auch diese Saison eine der besten Lines der Liga stellen (PFF Prediction Platz 5). Obwohl Cappa keinen Sack zu lies, schloss Arians nicht aus, dass sein Ersatz aus den Playoffs, Aaron Stinnie, seine Rolle übernehmen könnte. Josh Wells wird der Backup Tackle, Hainsey der Backup Center.

Defense

Letzte Saison DVOA: -14.6% (5rd), Pass -5%, Rush -31%

Scheme: Aggressive Blitzing Defense, Man Coverage, Single High

Noch vor wenigen Jahren galt Tampa als eine der schlechtesten Defenses der Liga, mittlerweile gehört sie in die Top 5. Wenig überraschend wurde Todd Bowles in diesem Sommer zum bestbezahlten Coordinator der Liga. Über die letzten beiden Jahre ließ man fast 500 Rush Yards weniger zu als das zweitbeste Team der Liga. Entsprechend verfestigte sich der Trend, dass viele Teams die Laufversuche gegen Tampa deutlich zurückschraubten.

Während Bowles Stärke, mit Formationen und Blitzen Schwächen in der Protection aufzudecken (T-4th Sacks, T-2nd QB Hits, Pressures und Tackle for Loss), bekannt war, überraschte er sowohl im Championship Game als auch im Super Bowl mit für seine Verhältnisse absurd hoher Anzahl an 2-High Coverages.

Interior Defensiv Line

Vita Vea wird gerne mal bei der Nennung der besten DT der Liga übergangen. Er gilt als sehr starker Run Stopper, im Passrush ist er für viele aber noch ein unbeschriebenes Blatt. Der Impact dort fiel vor allem bei seiner Rückkehr (Knöchelbruch in Woche 5) im Championship Game auf. Durch seine Power sehen sich Defenses gezwungen ihn zu doppeln, um die Pocket aufrechtzuhalten, was zu 1-on-1 für den Rest der Passrusher führt. Ndamukong Suh hat nicht mehr die Passrushqualität früherer Jahre, ist aber als Run Stopper noch immer dominant und hat trotz seiner 33 Jahre noch kein Spiel verletzungsbedingt verpasst. Dahinter gibt es mit Will Gholston, Rakeem Nunez-Roches und Steve McLendon weitere Run Stopping DT. Kalil Davis besitzt hier noch am ehesten Potential als Passrusher. Pat OConnor, zeigte in der Preseason starke Leistungen, sollte aber hauptsächlich für die Special Teams im Roster sein.

Edge

Jason Pierre-Paul führte zwar mit 9.5 Sacks das Team an, war aber durch Knieprobleme während der kompletten Saison inkonstant in seinen Leistungen. Shaquil Barrett gehörte nach Pressures noch in die Ligaspitze, seine Ausbeute mit acht Sacks bezeichnete aber auch er als zu wenig. Auffällig hierbei sind die gemeinsamen fünf Sacks in zwei Spielen nach Veas Rückkehr. Hinter den beiden sollte First Rounder Joe Tryon-Shoyinka in der Rotation Spielzeit sehen. Die ersten Eindrücke aus der Vorbereitung sahen sehr vielversprechend aus und Barrett und JPP gelten als gute Mentoren. Anthony Nelson wird wohl nie über eine Rolle als Run Stopper hinauskommen.

Inside Linebacker

Mit Lavonte David und Devin White besitzt man das wahrscheinlich beste LB Duo der Liga. David gilt als starker Coverage LB und sehr zuverlässig, lies aber etwas die Splash Plays vermissen. Damit fiel hingegen White mit unteranderem 9 Sacks auf. Als Passrusher war er laut PFF der effektivste Spieler der Liga (mindestens 100 Passrush Snaps) und seine Run Defense ist stark. In Coverage merkte man deutlich, dass Fehler durch die fehlende Vorbereitung erst in der Bye Week angegangen werden konnten. Kevin Minter ist als erster Backup gesetzt, sollte aber, da Bowles David und White nie vom Feld nimmt, hauptsächlich in den ST zum Einsatz kommen. Der 4. LB Posten wird wahrscheinlich komplett für die ST vergeben werden.

Cornerback

Carlton Davis hat sich letzte Saison als CB1 etabliert und spielt kommende Saison um die Höhe seines neuen Vertrags. Genau wie Davis haben Sean Murphy-Bunting und Jamel Dean ihre Stärke in der Press Man Coverage. Bei softer Zone Coverage hingegen sind Probleme gegen starke Route Runner regelmäßig zu sehen. SMB spielte letzte Saison in der Regular Season sehr schwach, was in der Offseason mit mehreren Verletzungen begründet wurde. In den Playoffs hingegen war er nicht nur wegen drei Interceptions einer der Gründe für den Super Bowl Erfolg. Er scheint als CB2 und Slot-CB die Nase vor PFF-Liebling Dean zu haben. Dieser hat zwar die besten athletischen Tools, ist aber zu inkonstant.

Ross Cockrell ist die Veteran Absicherung als CB4 und zeigte im Camp als Potential als Backup Free Safety.

Safety

Jordan Whitehead als Strong Safety und Antione Winfield als Free Safety sind die Starter. Mike Edwards aber sammelte letzte Saison als Playmaker bei wenigen Snaps einige Argumente dafür, dass Tampa, ähnlich wie im Super Bowl, mehr 3-Safety Looks spielen könnte (im SB mehr als in kompletter restlichen Saison). Wie bei den CBs schon angedeutet scheint Cockrell auch die Rolle des vierten Safetys inne zu haben. Somit werden die restlichen DB Plätze im Hinblick auf die Special Teams vergeben.

Special Teams

Die große Schwäche im Team und das obwohl Kicker Ryan Succop und Punter Bradley Pinion einen guten Job machten. Wie gut zeigt sich erst bei Betrachtung der Umstände, in der bei gefühlt jedem Kick die Protection zusammenbrach. Die Coverage bei Kickoffs und Punts war sogar noch schlechter und so ließ man unteranderem die meisten Yards pro Kickoff Return in der Geschichte zu. Die Preseason machte keine Hoffnung auf Besserung, was für Pinion wohl weiterhin bedeutet die Bälle bei Kickoffs und Punts so zu platzieren, dass kein Return möglich ist. Jaelon Darden hat wahrscheinlich die Rolle des Returners gewonnen.

Players to Watch

OJ Howard:

Howard kommt ins 5. Vertragsjahr seines Rookiedeals. Vor drei Jahren und einer sehr starken 2. Saison sah man ihn in der Reihe der Elite TEs. Dann kam aber ein sehr schlechtes erstes Jahr unter Arians und nachdem er letzte Saison gut begann, zum dritten Mal in vier Jahren eine Verletzung, welche die Saison frühzeitig beendete. Im Camp schien er sich davon vor allem mental noch nicht erholt zu haben, was in Drops und schlechten Blocks um die Achillessehne zu schützen endete.

Devin White:

An White scheiden sich die Geister. Während er NFL intern hohes Ansehen genießt (Top 100 Platz 28, ESPN Umfrage bester LB der Liga) sehen ihn Analysten, vor allem wegen der (lange) sehr schwachen Coverage Skills kritisch (PFF 25. LB). Die Wahrheit liegt dazwischen. Sein Ceiling ist bester LB der NFL, aber da ist er noch nicht. Die Entwicklung nach der Bye Week und vor allem in den Playoffs (unteranderem bester Spieler gegen Saints (PFF)) in Kombination mit der fehlenden Vorbereitung letztes Jahr, macht Hoffnung.

Schedule und Ausblick

Perfekte Saison, 20-0! Das komplette Team ist zusammengeblieben, eingespielt, hat im Vergleich zum Vorjahr noch Luft nach oben und im Vergleich zu allen Gegner den besseren Roster. Also wenn nicht jetzt, wann kann man dann so eine Prediction begründet aufstellen?

Nüchtern und ernsthaft wird man hier und da ein Spiel verlieren, alleine weil die Liga zu ausgeglichen ist. Letztendlich ist der Divisionsieg (am liebsten mit dem 1. Seed) Pflicht. Das Saisonziel ist, offen kommuniziert, der Super Bowl.

Tipp: 14-3