07.07.2010 um 18:42 Uhr
Geschrieben von FabianPramel
Suuuuuuper Schpiel.
Ich habs wirklich getan. Ich hab mir die Holländer gegen die Urus angeguckt. In Holland!
Holländischer Fußball: Organisatie. Achtermann. Pressing. Diese drei Vokabeln prägten mein fußballerisches Intermezzo in unserem westlichen Nachbarland. Ich habe mein letztes Jahr A-Jugend in Holland gespielt und den Fußball dieser Nation demnach hautnah miterlebt - ich war ein Teil davon.
Gestern Abend in Heerlen (NL). Ein oranges Fahnenmeer. Holland steht Kopf und feiert seine Helden.
Schlechtes Spiel | Gute Stimmung
Doch wirkte das alles so unwirklich. So unholländisch. Nicht nur das Auftreten der Nationalmannschaft, auch das der Fans. Alle waren begeistert von dem Finaleinzug, von der Mannschaft, der Stimmung, der Dramatik, es war ein 'Suuuuuuuuuper Schpiel' wie mich ein Holländer aufklärte. Aber was jetzt so toll war konnte mir keiner so genau sagen. Das Tor zum 1:0 musste ich gelten lassen, aber sonst?
Zu meiner Zeit in Holland zeigte man sich zwar neidisch aufgrund der deutschen Erfolge aber sah sich im fußballerischen Element des kreativ-Seins und des schönen Spiels überlegen und genoss diese Tatsache auch ohne Stern auf der Brust ziemlich extrovertiert.
Personifizierte Fußballkultur | Ihr wisst wer das ist
Doch 2010 begeistert eine Elf mit biederen Leistungen eine Nation die in Europa für Spielkultur und spektakuläre Spielweise stand wie keine Zweite. Was ist da passiert? War diese fast schon sympathische Überheblichkeit - manchmal hätte ich Ihnen sogar einen Stern auf dem Trikot gegönnt - Selbstschutz vor dem Frust der unzähligen Niederlagen, die trotz toller Leistungen verkraftet werden mussten? Ist der Erfolg auch für den scheinbar ethnisch bedingten Fußballästheten die höchste Maxime und ein schönes Spiel demnach nur Balsam für eine geschundene Fußballseele?
Zeigt der Holländer jetzt erst seine 'fiese Fratze'? Ist er gar kein Fußballästhet, sondern schmückte sich mit Footbal totaal um einer Fußballdepression zu entgehen?
Es wäre verständlich. Holland ist so oft in 'Schönheit gestorben' und hätte allemal einen Triumph auf der großen Fußballbühne verdient.
Dennoch: Darf man dem Erfolg alles unterordnen? Eine fußballphilosophie die beinahe ein Stück holländische Kultur zu sein scheint über den Haufen werfen? Eine Philosophie die von Unmengen holländischer Trainer in die Welt getragen wird und dennoch unvergleichlich holländisch bleibt?
'Wir spielen wie die Deutschen' war unlängst von einigen holländischen Experten in den Medien zu hören und es klang Stolz mit in den Stimmen. Für mich, der einst selbst den Fußball in Holland kennen gelernt hat, eine unfassbare Entwicklung. Wo ist der Stolz auf ein Stück Fußballkultur hin?
Natürlich gibt es auch Kritiker, aber eine Ablehnung wie Carlos Dunga mit seiner Spielphilosophie in Brasilien schon vor dem Ausscheiden erfahren hat, gab es auch in der Gruppenphase nicht.
Deutschland hat 2010 die Welt begeistert und wird diesen erfrischenden Weg weiterführen wenn nicht ein 'Erdrutsch' an Personalentscheidungen passiert. Auf die Entwicklung unseres Nachbarlandes bin ich gespannt.
Aber: Nicht nur weil ich uns den vierten Stern für Deutschland wünsche, neige ich dazu auf eine Finalniederlage der Holländer zu hoffen. Es wäre schade um ein Stück Fußballkultur, wenn sich der biedere Ergebnis orientierte Stil auch bei Oranje durchsetzen würde.
Holländischer Fußball: Organisatie. Achtermann. Pressing. Diese drei Vokabeln prägten mein fußballerisches Intermezzo in unserem westlichen Nachbarland. Ich habe mein letztes Jahr A-Jugend in Holland gespielt und den Fußball dieser Nation demnach hautnah miterlebt - ich war ein Teil davon.
Gestern Abend in Heerlen (NL). Ein oranges Fahnenmeer. Holland steht Kopf und feiert seine Helden.
Schlechtes Spiel | Gute Stimmung
Doch wirkte das alles so unwirklich. So unholländisch. Nicht nur das Auftreten der Nationalmannschaft, auch das der Fans. Alle waren begeistert von dem Finaleinzug, von der Mannschaft, der Stimmung, der Dramatik, es war ein 'Suuuuuuuuuper Schpiel' wie mich ein Holländer aufklärte. Aber was jetzt so toll war konnte mir keiner so genau sagen. Das Tor zum 1:0 musste ich gelten lassen, aber sonst?
Zu meiner Zeit in Holland zeigte man sich zwar neidisch aufgrund der deutschen Erfolge aber sah sich im fußballerischen Element des kreativ-Seins und des schönen Spiels überlegen und genoss diese Tatsache auch ohne Stern auf der Brust ziemlich extrovertiert.
Personifizierte Fußballkultur | Ihr wisst wer das ist
Doch 2010 begeistert eine Elf mit biederen Leistungen eine Nation die in Europa für Spielkultur und spektakuläre Spielweise stand wie keine Zweite. Was ist da passiert? War diese fast schon sympathische Überheblichkeit - manchmal hätte ich Ihnen sogar einen Stern auf dem Trikot gegönnt - Selbstschutz vor dem Frust der unzähligen Niederlagen, die trotz toller Leistungen verkraftet werden mussten? Ist der Erfolg auch für den scheinbar ethnisch bedingten Fußballästheten die höchste Maxime und ein schönes Spiel demnach nur Balsam für eine geschundene Fußballseele?
Zeigt der Holländer jetzt erst seine 'fiese Fratze'? Ist er gar kein Fußballästhet, sondern schmückte sich mit Footbal totaal um einer Fußballdepression zu entgehen?
Es wäre verständlich. Holland ist so oft in 'Schönheit gestorben' und hätte allemal einen Triumph auf der großen Fußballbühne verdient.
Dennoch: Darf man dem Erfolg alles unterordnen? Eine fußballphilosophie die beinahe ein Stück holländische Kultur zu sein scheint über den Haufen werfen? Eine Philosophie die von Unmengen holländischer Trainer in die Welt getragen wird und dennoch unvergleichlich holländisch bleibt?
'Wir spielen wie die Deutschen' war unlängst von einigen holländischen Experten in den Medien zu hören und es klang Stolz mit in den Stimmen. Für mich, der einst selbst den Fußball in Holland kennen gelernt hat, eine unfassbare Entwicklung. Wo ist der Stolz auf ein Stück Fußballkultur hin?
Natürlich gibt es auch Kritiker, aber eine Ablehnung wie Carlos Dunga mit seiner Spielphilosophie in Brasilien schon vor dem Ausscheiden erfahren hat, gab es auch in der Gruppenphase nicht.
Deutschland hat 2010 die Welt begeistert und wird diesen erfrischenden Weg weiterführen wenn nicht ein 'Erdrutsch' an Personalentscheidungen passiert. Auf die Entwicklung unseres Nachbarlandes bin ich gespannt.
Aber: Nicht nur weil ich uns den vierten Stern für Deutschland wünsche, neige ich dazu auf eine Finalniederlage der Holländer zu hoffen. Es wäre schade um ein Stück Fußballkultur, wenn sich der biedere Ergebnis orientierte Stil auch bei Oranje durchsetzen würde.
Aufrufe: 3142 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 8 | Erstellt:07.07.2010
ø 6.1
KOMMENTARE
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08.07.2010 | 11:25 Uhr
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uh1963 :
Holland wird sich nicht in die Hosen machen, das ist klar.Aber die Spanier werden gegen Oranjes auch mehr Chancen zum Einnetzen bekommen. Und wenn Pedro dann auch noch den Nebenmann nicht nur sieht, sondern ihn anspielt...
Spanien wird's machen, I cross my fingers...
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08.07.2010 | 08:21 Uhr
-1
Rheodred :
Die Niederlande werden Weltmeister, weil sie sich im Gegensatz zu uns nicht vor Spanien in die Hose machen werden.
Holland Hup!
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07.07.2010 | 23:33 Uhr
-1
fcbm007 :
Echt stark geschrieben Fabian....Oranje war von Beginn an mein erster Titelanwärter dieses Jahr
10 Clock`s an Dich..
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07.07.2010 | 19:04 Uhr
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xxlhonk :
Bist Du Wahn!Sinn!ig! !?!In Holland Fußball gucken?
Hammer.
Du hast echt einen an der Waffel?
Oder am Kloggs oder wie die Dinger heißen.
Stark ist, dass Brasilien und vor allem Holland versuchen, mit sonst typisch deutschen Mitteln erfolgreich zu sein.
Und die Holländer schaffen das auch noch.
Aber ob es zum ganz großen Coup langt?
Ich möchte nicht wissen, was Montag in der holländischen Presse (wenn die denn eine haben) passiert, wenn die Käsköppe gegen uns (oder Spanien) untergegangen sind.
Werdne dann alle (wie in Brasilien) diesen Stil verteufeln?
Oder werden sie den BvM trotzdem feiern, weil er im Finale war?
Das waren sie übrigens 74 und 78 deshalb, weil sie damals den besten Fußball der Welt gespielt haben.
Und sie haben nur gegen die Gastgeber verloren.
In Deutschland zu recht und in Argentinien wohl deshalb, weil das Endspiel wohl gekauft wurde.
Sagt man.
Ich muss sagen, dass mir die Holländer sympathischer waren, als sie noch in den Vorrunden geglänzt haben, um dann (meistens unglücklich und/oder gegen Brasilien) zu verlieren.
Das war zuverlässiger.
Und schöner anzuschauen, als das, was die bei dieser WM abliefern.
Aber egal.
Am Ende gibt der Erfolg doch immer Recht.
Und der Misserfolg köpft die Verantwortlichen.
Zumindest in Brasilien.
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07.07.2010 | 19:00 Uhr
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Dr_D :
Schöner Blog, von jemanden der näher an Holland dran ist Wie sagte O. Kahn gestern nach dem Holland ins Finale eingezogen ist. "Egal wer gegen Holland spielt, er gewinnt das Finale."
Sicher? Nicht ganz, denn was die Niederländer auszeichnet ist, daß sie wenn es drauf ankommt ein Tor machen. Wie auch immer. Glück? Nicht nur.
Aber auch ich bin traurig, wenn ich mit ansehen muß wie die Ofensivspieler van Persie, Kuyt, Sneijder, Robben und va der Vaart so wenig kreativess zustande bringen.
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ich bezweifle ja nicht dass es gute spiele der elftal geben wird, aber sollte dieses system den WM-titel bringen wird der hura-fußball früherer tage zwangsläufig hinterfragt.
du sagst es genau richtig: '...aber wir fahren zu turnieren um möglichst weit zu kommen und nicht um die zuschauer zu begeistern.'
genau das wird man sich fortan bei jedem turnier denken. ich gönne den holländern den titel, aber ohne bauchschmerzen würde ich das nicht sehen können. ihr hättet vor 2 jahren(!) gegen die spanier im finale stehen müssen. aber ihr hättet ja auch schon mindestens einmal WM werden müssen.
ungewollt hast du genau das wiedergegeben was mir sorge bereitet.
dieses: 'wir spielen auch noch guten fußball mit angezogener handbremse' das funktioniert eben nicht. sieht man bei der WM. auch wenn es effizient ist.
@ den rest:
danke für eure kommentare
PS: auch ich hatte holland als titelanwärter nummer eins. das habe ich nach der gruppenphase dann aber schon bereut...