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1. FC Nürnberg | Clubfans@Spox


Gründer: Schoolner | Mitglieder: 75 | Beiträge: 13
14.10.2010 um 15:06 Uhr
Geschrieben von Zielpublikum
Sponsoren wollen auch nur Liebe
Jetzt ein herrlicher Pass von Red Bull Wolf auf Thomas Sabo Eigler, der direkt ablegt auf Voltaren Bunjaku - TOOOR - Tor für den 1. FC Areva Nürnberg! - Dieses Tor wurde ihnen präsentiert von HochTief Nürnberg, der Heimspiel-Partner des FCN in der T-Home-Entertainment-Liga

So oder ähnlich könnte die Zukunft des Bundesliga-Fußball aussehen, jedenfalls wenn es nach manchen Finanz-Führungskräften der Vereine und den Marketingabteilungen mancher Unternehmen ginge. Medienpräsenz schaffen durch Sportvermarktung - was für eine einfache Sache. Da der Sympathieträger Fußball, der Volkssport und seine schier unerschöpfliche Quelle der Aufmerksamkeit, dort der Wunsch der Unternehmen sich "beliebt" zu machen - oder doch wenigstens bekannt.

Doch dann das ... Was macht man eigentlich, wenn man feststellt: "Die Fans mögen uns gar nicht"? Ja, am Ende wird sogar nur noch über uns gewitzelt und die einzigen, die das ausgeklügelte Sponsoring-Paket auch korrekt aussprechen können und so in den Medien zur Entfaltung bringen, sind gegeiselte Medienvertreter, die dafür auch noch vor jedem Spieltag eine Schulung brauchen.

Die Teambank AG hat sich 2006 die Namensrechte für das ehemalige Städtische Stadion Nürnberg, später Frankenstadion, gesichert. Man wollte sein Produkt "easyCredit" bekannter machen und dabei die Bundesliga als Zugpferd nehmen. Der Anfang verhieß eine wundervolle Zusammenarbeit: Der FCN unter Hans Meyer sorgte für Furore, wurde 2007 schließlich sogar Pokalsieger und das "easyCredit-Stadion" bedachte im Halbfinale gegen Frankfurt den Sponsor in allen Medien durch reiche Aufmerksamkeit. Doch danach ging es abwärts - 2. Liga und Abstiegskampf, das ist nicht wirklich das "Sponsoren-Glück".

Heute, 2010, zieht die Teambank die Bremse und man stellt das weitere Engagement in Nürnberg in Frage, konkret denkt man darüber nach, die vorhandene Option des 2011 auslaufenden Vertrags nicht zu ziehen. Ob die sportliche Entwicklung der letzten Jahre damit zu tun hat, ist nicht übermittelt, zumindest über die Medien schiebt man einen kritischen Artikel einer regionalen Tageszeitung als Auslöser nach vorne. Die fehlende Akzeptanz in der Öffentlichkeit sei nicht zufriedenstellend, so wird zitiert:

"Das Ergebnis einer "öffentlichen Meinungsbildung" werde abgewartet, "danach werden wir uns entscheiden". Laut Polenz ist "alles offen".

Dass Sponsoring heute zum täglich Brot des Fußballs gehört, ist kaum mehr zu ändern. Selbst Romantiker, die das Beispiel der freien Brust des FC Barcelona lange als das Ideal schlechthin ansahen, zweifeln jetzt, ob das Sozialengagement "UNICEF-Trikotwerbung" nicht doch nur eine Übergangsphase ist, um auch bei den Katalanen bald finanzkräftige Sponsoren zu bewerben. - Und die gibt es. Sehr finanzkräftige noch dazu. Allein die Wettanbieter scharren mit den Hufen, auch in Deutschland, denn dank EuGH könnte man in Kürze endlich "mit breiter Brust" in der Sportschau erscheinen.

"easyCredit" war in doppelter Hinsicht ein gewagtes Experiment. Zum einen versuchte die Teambank mit "easyCredit" kein allgemeines Unternehms-Marketing zu betreiben, wie das vielleicht ein REWE in Köln macht, sondern ein Produkt zu bewerben. Und während Unternehmen im Marketing in der Regel auf langfristige Strategien in der Kommunikation setzen, will man bei einem Produkt vor allem kurz- bis mittelfristige Umsatzsteigerungen erzielen.

Auch passte der Begriff "easyCredit" gleich aus mehreren Gründen nicht wirklich nach Nürnberg. Zum einen ist ein Verein, der vor allem in der Vergangenheit nicht gerade ruhmreich mit Finanzen umzugehen verstand, nicht unbedingt geeigneter Sympathieträger für einen "Schnell-Kredit", zum anderen ist der Name als solcher in fränkischer Mundart schlicht "unaussprechlich" (isigreddid?). - So war also kaum verwunderlich, dass die Clubfans sich gegen den Namen sperrten und ihren Unmut darüber auch nach Jahren nicht ausließen Kund zu tun. Seit Jahren wohlgemerkt, denn die Diskussion läuft quasi ab dem ersten Tag bis heute. Der gern ins Feld geführte Artikel der Regionalzeitung ist daher maximal der Auslöser im Sinne einer Status-Quo-Beschreibung - sicher aber kein Stimmungsmacher.

Der "Verein Deutsche Sprache e.V." (www) fühlte sich zwischenzeitlich auch genötigt einzuschreiten und eine Initiative zu starten. Man verwies auf grundsätzliche Bedenken bei Namensbenennungen von Stadien zu Sponsorenzwecken. Immerhin 3.000 Unterschriften ließen sich so sammeln. Sie belegen, dass das Thema wohl tatsächlich an der Basis rührt.

Verfolgt man die doch sehr intensive Diskussion als Folge der Ankündigung der Teambank (www) quer durch Fan-Blogs, -Foren und Regional-Medien, ist kaum vorstellbar, dass die Verantwortlichen danach ein positives Bild oder gar einen Wandel im "öffentlichen Meinungsbildung" feststellen werden können. Im Gegenteil. Die Fronten zwischen denen, die lieber gar keinen als einen komischen Namensgeber akzeptieren würden (inkl. der finanziellen Nachteile) zu den Pragmatikern, die Sponsoring eben als notwendiges Übel ansehen, ist kaum zu überwinden - mit Feldvorteilen, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, für die Puristen. Auf einer kleinen (nicht repräsentativen) Umfrage bei Clubfans United (»mitmachen) sind bspw. aktuell 3 von 4 Stimmen für einen Namen, der gar keinen Sponsor-Bezug hat. "easyCredit" kommt da nicht mal auf 10% Unterstützer. .

Für die Vereine selbst wird es nicht leicht sein, die Stimmungen einzufangen. Vorstand und Finanzchef Woy hat schon mal seinen Unmut zum Ausdruck gebracht, dass die öffentliche Diskussion dem Verein schade, da Sponsoren sich daraufhin zurückziehen. Das ist in der Sache verständlich, aber ... ist der Fan denn genötigt für einen Sponsor zu applaudieren, nur um der guten Stimmung beim Sponsor Willen? Oder wären die Vereine nicht vielleicht doch besser angehalten nach Sponsoren Ausschau zu halten, die zu Verein und Umfeld wirklich passen?

Mag die Teambank die "öffentliche Meinung" vielleicht sogar nur vorgeschoben haben, um ihren Ausstieg zu legitimieren, sie hat dabei eine interessante Diskussion zu Tage gebracht, die sonst nur am Rande geführt wird: Wie weit akzeptiert der Fan, der ja am Ende doch der Konsument und damit der Kunde des Business Fußball ist, generell Vermarktung? Oder anders: Wer ist eigentlich Roß, wer Reiter? Ist nicht eigentlich der Fan der, um den es geht? Der Fan als Kunde im Stadion, als Pay-TV-Abonnent, als Käufer der Merchandise-Artikel? Oder sind es die Unternehmen, denen der Fan für ihr Engagement dankbar sein müsste?

In Zeiten zunehmender Investoren-Aktivitäten im Ausland, was Dank (sic!) 50 1-Regel in Deutschland so allerdings noch nicht möglich ist, ist diese Frage längst keine rhetorische mehr.
Aufrufe: 5305 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 13 | Erstellt:14.10.2010
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KOMMENTARE
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xxlhonk
15.10.2010 | 15:51 Uhr
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xxlhonk : 
15.10.2010 | 15:51 Uhr
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xxlhonk : 
Starkes Thema
Stark umgesetzt.

@Kimosch
Ja, ihr habt euren Namen nur deshalb noch, weil keiner sich das antun will und dieses "Stadion" mit seinem "guten Namen" schmücken will.
Aber demnächst heißt das Ding dann ja (frei nach Kuzzora)
"Dem-Thomas-Schaaf-seine-Frau-Ihr-Stadion-an-der-Weser"


Ach ja.
Unsere Arena heißt IMTECH-Arena.
Und wir haben bisher mit dem namen ca. 35 Mio. verdient und damit das Ding zu einem nicht unbeachtlichen teil abbezahlt.
Es gehört bald dem HSV.
Alleine
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Rebel_INS
15.10.2010 | 15:47 Uhr
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Rebel_INS : ...
15.10.2010 | 15:47 Uhr
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Rebel_INS : ...
Guter und vor allem sachlicher Blog. Gerade in Fan-Kreisen ist die Vermarktung des Vereines und vor allem des Stadionnamens ja ein ziemlich kontroverses Thema.
Mir persönlich (BVB-Fan) ist es ja eigentlich egal welchen "offiziellen" Namen, das Stadion trägt. Es war, ist und wird für mich immer das Westfalen-Stadion sein. Und selbst Freunde von mir, die nicht BVB-Fans sind, sprechen im Bezug auf Dortmund immer vom Westfalen-Stadion.
Ob dies bei denen nun bewusst oder unbewusst passiert, kann ich nicht sagen
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Boggler
15.10.2010 | 15:08 Uhr
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Boggler : 
15.10.2010 | 15:08 Uhr
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Boggler : 
Zum Blog. HERVORRAGEND!!! Da hast du dir ein wirklich interessantes Thema ausgesucht und das sehr treffend beleuchtet.

Wenn ein potentieller Geldgeber mal wirklich die Herzen der Fans gewinnen wollte dann würde dann soll er den Fans einfach ihren Stadionname zurückgeben. Wie lang das anhalten würde sei mal dahingestellt und mir ist auch klar das das nur ein Hirngespinst meiner heilen Fußballwelt wäre aber ich glaube in Zeiten in denen Investoren oftmals als Übel des Fußballs betrachtet werden, wäre das mal ein strategisches Mittel über dessen Feedback ich sehr gespannt wäre.
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RamekNimtal
14.10.2010 | 17:07 Uhr
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14.10.2010 | 17:07 Uhr
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Gefällt mir, das.
Sogar ausgesprochen gut.
Der `isigreddit´ bringt halt Geld und um das geht´s eben.
Nicht um die Fans, nicht um die Sponsoren, nicht um das Umfeld.
Ist so.
Nicht nur beim Club.
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