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EFFZEH


Gründer: midget | Mitglieder: 216 | Beiträge: 208
16.01.2011 um 23:19 Uhr
Geschrieben von Tagon
Spieltagsanalyse: FCK - EffZeh
Befriedigend wie ein Coitus Interruptus


Es hätte alles so schön sein können: Gemütlich nach einem guten, von mir persönlich zubereiteten Mittagessen nach Kaiserslautern fahren, dem FCK ein oder zwei Tore einschenken, gewinnen, heimfahren und von den EffZeh-Fans bei Spox endgültig als personifizierte Sieggarantie betrachtet werden. Sogar die Überschrift hatte ich schon im Kopf: "Miley Cyrus bezwingt Kaiserslautern". Aber statt des gefühlsschwangeren Liebesfilms "Score, Pray, Win" stand dann doch der Horrorthriller aus der Feder von Starregisseur Frank Schaefer auf dem Programm: "Dr. Strangelove or: How I learned to start worrying and hating the second half."



Wie bereits in der Vorschau geschrieben, habe ich zum 1.FC Kaiserslautern ja eine besondere Art von Bindung, denn ich bin ihm schon seit Jahren in inniger Abneigung zugetan.

Das Spiel selbst begann nach einem einigermaßen ansehnlichen Angriff des EffZeh so, wie man es erwartet, wenn man in der "Roten Hölle" zu Gast ist: In der ersten Viertelstunde spielte ausschließlich der FCK und brachte die personell stark strapazierte Kölner Abwehr ein ums andere Mal ins Schwitzen - besonders Andrezinho fand kaum ins Spiel und überzeugte immer wieder mit atemberaubenden No-Look-Fehlpässen in des Gegners Beine oder ins Seitenaus. Nur ein kleiner badischer Neuzugang wagte es, dem Pfälzer Ansturm Widerstand zu leisten: Christian Eichner. Über seine linke Seite gelang den Roten Teufeln wenig bis gar nichts, überdies schaltete er sich gelegentlich ins Offensivspiel ein. Dennoch schien es, als sei ein Tor für die Lauterer nur eine Frage der Zeit. Doch es kam anders.

Aufgrund einer göttlichen Intervention oder möglicherweise simpler geistiger Umnachtung spielte Lauterns Rodnei einen Rückpass der Kategorie "Zumindest das wäre Carsten Ramelow nicht passiert". Der Ball landete vom Pfosten bei Lukas Podolski, der staubtrocken zum 0:1 einnetzte. So weit, so gut. Meine diebische Freude kannte erstmal keine Grenzen, die noch erhöht wurde, als ich der Tatsache gewahr wurde, dass um uns herum eine erstaunliche Anzahl EffZeh-Fans in meinem heimatlichen Pfälzischen Idiom auf die Gastgeber einfluchte.

Wenig später sah dann auch noch Lauterns Topstürmer Lakic für eine Tätlichkeit die rote Karte. Mag sein, dass der Schubser eher der Kategorie "harmlos" zuzuordnen war, aber, liebe FCK-Fans: Der Versuch ist halt auch schon strafbar. Daher blieb dem - kleinlich, aber insgesamt ordentlich pfeifenden - Schiedsrichter auch keine andere Wahl, als den Serben des Platzes zu verweisen. Der FCK lag erstmal am Boden, war verunsichert und leistete sich gleich nochmal zwei katastrophale Rückpässe, die allerdings ohne Folgen blieben. Ach ja: Zwei Kölner Standards brachten noch einmal Gefahr, aber es blieb beim hochverdienten 0:1 für den EffZeh.

In der Halbzeit waren taneu und ich allerdings hochgradig skeptisch: Betze-Effekt, Lautern-Dusel. Die Führung war uns zu dünn. Und unsere düsteren Vorahnungen sollten sich bestätigen. Wobei die seltsame Lethargie des EffZeh, was zweite Halbzeiten angeht, schon seltsam ist - das war gegen Pauli so, das war auch heute so. Das war unter Soldo so, das ist auch unter Schaefer noch so. Da fragt man sich unweigerlich, was die Jungs in der Pause eigentlich so machen? Kommt da die Supernanny in die Kabine und schickt alle für eine Minute auf die Stille Treppe, um den Spielern die Aggressionen auszutreiben? Dekoriert Tine Wittler in der Pause die Kabine in Feng-Shui-Manier um, um für positive Vibrations zu sorgen? Oder rechnet gar Peter Zwegat den EffZeh-Akteuren vor, was es sie an Prämien kostet, wenn sie das Spiel nicht gewinnen?

Jedenfalls: So darf man gegen einen in Unterzahl agierenden Gegner nicht auftreten. Der EffZeh kam verunsichert und nervös aus der Pause, und die Lauterer, die nun auf "ihre" Westkurve spielten, drückten die Kölner gnadenlos hinten rein. Wenn der Ball aufgrund von Inkompetenz oder einer guten Aktion von Geromel oder Eichner doch mal in den Reihen des EffZeh landete, wurde auch nicht der Versuch unternommen, durch Spielverlagerungen oder bedächtigen Aufbau den Gegner müde zu spielen. Nein, man suchte sich wahlweise irgendeinen unbeteiligt herumstehenden FCK-Spieler und rannte gegen ihn, um den Ball zu verlieren oder einen Freistoß in Tornähe zu provozieren, oder kloppte den Ball gleich ins Seitenaus. So kam, was kommen musste: Moravek erzielte in der 51.Minute aus heillosem Tohuwabohu den Ausgleich.

Einige Minuten später hätte der FCK noch 2:1 in Führung gehen können, was ob der Nicht-Leistung des EffZeh in Hälfte Zwei auch absolut verdient gewesen wäre. Aber Florian Dick hufte seine Direktabnahme lieber doch an die Latte. Auch der EffZeh hatte kurz vor Schluss noch eine Chance, aber Geromel lötete den Abstauber aus zwei Metern auf die Tribüne.

Fazit: Endeffektlich eine gerechte Punkteteilung, weil der EffZeh in der zweiten Hälfte mal wieder gar nichts tat, sich unerklärliche Ballverluste leistete, es durch mangelnde Bewegung kaum Anspielstationen gab und so den FCK selbst zurück ins Spiel brachte. Bitter genug, da die Konkurrenz dieses Wochenende kräftig punktete und man sich mit einem Sieg ein wenig Luft hätte verschaffen können.

positive Überraschung: Christian Eichner. Auch wenn er - laut Spox - das Kopfballduell vor dem 1:1-Ausgleich verlor: Der Mann ist Außenverteidiger, noch dazu hat er kein Gardemaß. Aber sein Stellungsspiel und exzellentes Zweikampfverhalten verhinderte, dass Lautern über den linken Flügel zu Torchancen kam. Wenn er am Ball war, spielte er umsichtige Pässe, schaltete sich ins Offensivspiel mit ein und kreierte so ein wenig Druck. Unvergleichlich, wie er mit großem Einsatz in der zweiten Halbzeit noch einen Eckball herausholte. An Eichner wird der EffZeh noch sehr, sehr viel Freude haben.

Michael Rensing machte bei seinem Debüt für den EffZeh ein sehr ordentliches Spiel und verhinderte am Ende mit einer Großtat noch den 2:1-Siegtreffer des FCK. Seine Strafraumbeherrschung ist noch verbesserungswürdig, aber ansonsten kann man mit seinem Einstand sehr zufrieden sein. taneu und ich sahen das im Stadion ein wenig anders, was aber sicherlich an der Perspektive (Gegenseite) lag.

Gut gefiel mir, gemessen an den wenigen Minuten, die er auf dem Feld stand, übrigens Simon Terodde - er gab keinen Ball verloren, leistete sich keine unnötigen Abspielfehler und machte seine Sache insgesamt gut.
Wenn der EffZeh eine Leistung wie in der ersten Halbzeit über 90 Minuten abruft, müssen wir uns keine Sorgen machen - aber wenn kein Psychiater in der Lage sein sollte, die Schizophrenie zu heilen, dürfte es mit der Champions-League-Qualifikation dieses Jahr sehr, sehr eng werden.
Aufrufe: 9230 | Kommentare: 156 | Bewertungen: 17 | Erstellt:16.01.2011
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