Zugegeben, es interessiert vermutlich momentan koane Sau, wenn ich heut was über den VfB schreibe, aber ich tue es trotzdem. Auch wenn sich momentan alles auf den FC Bayern München konzentriert, die anscheinend kurz vor der Abmeldung vom Spielbetrieb zu stehen scheinen. Oder aber zumindest vor dem Zwangsabstieg in die Bayernliga.
Da rückt sogar fast das Drama um Michael Ballack in den Hintergrund, der bei Bayer Leverkusen... äh ja... was eigentlich? Genau, er spielt noch nicht. Nachdem er fast die ganze Saison verletzt war... Und die Mannschaft ohne ihn überwiegend prima funktioniert. Skandal. Oder so.

Aber nun ja, darum soll es ja hier nicht gehen, sondern um den eigenen Verein, den VfB Stuttgart.

Dieser Verein hat am gestrigen Samstag erstmals in dieser Saison einen Sieg auf einen anderen Sieg folgen lassen, was alleine schon mal erwähnenswert ist, da in der bisherigen Spielzeit sich ja ansonsten eher Rückschlag an Rückschlag reihte. Zudem ging man erstmals seit dem 12. Spieltag (!) wieder mit einer Führung im Rücken in die Halbzeitpause und wird zum ersten Mal seit dem 15. Spieltag wieder auf den Relegationsplatz vorrücken.

Alles in allem kann man also eigentlich nur von einem gelungenen Spieltag sprechen, zumal die Konkurrenz unten bis auf Gladbach und Bremen (die da unten eh rauskommen werden) nicht viel reissen konnte. Wolfsburg und Pauli haben sehr empfindliche Niederlagen hinnehmen müssen, Frankfurt und Lautern haben sich gegenseitig die Punkte genommen und nichts für ihr Wohlbefinden tun können. Zudem mussten auch die Kölner in Dortmund feststellen, dass die Bäume auch unter Frank Schäfer nicht in den Himmel wachsen und auch Schalke 04 muss mit nur fünf Punkten Vorsprung auf uns zumindest mal ein Auge nach unten werfen.

Nun ist es natürlich nicht so, als wäre gestern alles Gold gewesen. Denn wenn man über das gestrige Spiel spricht, dann kommt selbstverständlich nicht umhin, die deutliche Fehlentscheidung zu unseren Gunsten zu erwähnen. Da muss man natürlich so ehrlich sein, dass Elfmeter Platzverweis für Höwedes in dieser Situation schon eine sehr glückliche Entscheidung waren.
In diesem Zusammenhang spricht der neutrale Beobachter dann ja gerne von "Über die Saison gleicht sich alles aus."
Und so sehr ich den Ärger und den Frust der Schalker Fans verstehen kann, bietet sich doch in diesem Fall nichts besser an, als eben jener Spruch. Denn im Hinspiel auf Schalke sind wir unsererseits vom Schiedsrichter um den verdienten Sieg gebracht worden, als der Schiedsrichter erst ein reguläres Tor von Cacau nicht anerkannte und nachher dann noch vor dem Ausgleichstreffer der Schalker per Elfmeter ein Foul an Metzelder zugestand, obwohl der sich im Abseits befand..
Dementsprechend hält sich mein schlechtes Gewissen in extrem engen Grenzen (mal ganz davon abgesehen, dass uns im weiteren Verlauf des Spiels noch zwei weitere Elfmeter nicht gegeben wurden und man auch nicht abschließend sagen kann ob der Ball in der 70. Minute nicht doch im Tor war).

Kehren wir dementsprechend zurück zum Sportlichen:
Eine wirkliche Offenbarung ist das gestern natürlich nicht gewesen und wenn man wirklich kritische Maßstäbe anlegen will, kann man mit dem Auftritt gestern nicht zufrieden sein. Bedenkt man, dass wir 75 Minuten in Überzahl gespielt haben und dann doch bis ganz zum Schluss zittern mussten, dann kann einem das schon leichte Sorgenfalten auf die Stirn treiben.
Berücksichtigt man allerdings die Lage, in der wir stecken, dann finde ich eine solch kritische Beurteilung ebenso unangemessen, wie die Pfiffe die von Teilen des Publikums in Halbzeit 2 nach einigen Aktionen im Stadion zu hören waren (zumindest über die TV-Mikrofone). In der jetzigen Situation zählen einzig und allein Punkte und keine spielerisch anspruchsvollen Auftritte. Und das wurde gestern definitiv erfüllt.

Der Schlüssel war gestern sicherlich auch die, in den letzten Monaten oftmals (zurecht!) gescholtene Defensive, die, bis auf wenige Aussetzer wie nach etwa 75 Minuten von Niedermeier oder auch Molinaro, erstaunlich stabil stand. Auch wenn ich recht optimistisch in das Spiel ging, war ich doch etwas skeptisch, was unsere Verteidigung anging, die mit der Sperre von Delpierre eine erneute Schwächung hinnehmen musste.
Im Pokalspiel hatte Schalke vor allem durch Standardsituationen stets große Gefahr im bayrischen Strafraum verursacht, etwas was bekanntermaßen unserer Defensive besondere Probleme bereitet. Doch gerade eben bei Ecken und Freistößen konnte Schalke so gut wie gar keine Gefahr erzielen, sondern die Bälle wurden stets relativ souverän abgewehrt. Eine hohe Flanke in den Strafraum konnte Ulreich selbst sogar abfangen! Etwas was man in dieser Saison bislang kaum sehen konnte.

Offensiv war das gestern hingegen relativ ernüchternd, vor allem in der zweiten Hälfte. In der ersten Halbzeit konnte man sich noch durchaus regelmäßig Chancen erarbeiten, aber nach dem Seitenwechsel, vor allem je länger das Spiel dauerte, waren Chancen des VfB doch zunehmend Mangelware. Vor allem Pogrebnyak hätte Labbadia durchaus früher rausnehmen dürfen, der nach seiner Verletzungspause noch nicht die Kraft hat, um sein lauf- und kraftintensives Spiel über 90 Minuten durchzuziehen und so das eine oder andere Mal etwas unglücklich und saftlos wirkte.
Auch Hajnal, nach sehr starker und leidenschaftlicher erster Hälfte wirkte für mich nicht topfit, so dass sein Wechsel durchaus folgerichtig war (aber auch etwas früher hätte kommen dürfen).
Aber das sind letztlich Feinheiten und nach den letzten Monaten bin ich sehr glücklich, wenn ich mich "nur" über solche Dinge ärgern muss.

Wer pessimistisch sein will, könnte natürlich anmerken, dass das gegen einen vollzähligen Gegner vermutlich nicht gut gegangen wäre. Damit mag er dann recht haben - oder auch nicht. Denn dann würde ich antworten, dass wir das gleiche Spiel vor ein paar Wochen vermutlich noch nicht gewonnen hätten.

Jetzt gehen wir also mit zwei Siegen im Rücken in die nächsten Runden des Abstiegskampf und haben das Momentum dementsprechend derzeit so ein bisschen auf unserer Seite, was nicht ganz verkehrt sein dürfte.
Am kommenden Sonntag geht es zu Sankt Pauli, die in Nürnberg mal so richtig auf die Fresse bekamen. Anschließend dann gegen Wolfsburg, die ebenfalls kräftigst von Leverkusen eingenordet wurden und am kommenden Wochenende ebenfalls auf die starken Nürnberger treffen.

Nun haben wir in dieser Saison als VfB-Fans gelernt sehr demütig zu werden, aber die Chancen stehen wirklich nicht schlecht, den März ungeschlagen zu überstehen und damit entscheidend in Richtung Klassenerhalt vorzurücken.