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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
23.08.2020 | 4987 Aufrufe | 13 Kommentare | 7 Bewertungen Ø 9.7
Endlich ein neuer Sheriff in der Stadt?
Season Preview Denver Broncos
Ist Von Miller noch gut? Bringt Drew Lock die Broncos in die Playoffs? Ein Ausblick bringt Licht ins Dunkle

In der Spielzeit 2020/21 wird nichts so sein, wie es war. Spieler, die auch ohne COVID ihre Gesundheit tagtäglich aufs Spiel setzen, müssen heuer entscheiden, ob sie das Risiko einer Infektion (auch der nah stehenden Verwandten) für das sportliche und finanzielle Ziel eingehen wollen. Die Vorbereitung wurde auf ein Minimum reduziert, das Lernen in Preseason-Spielen fällt für Rookies dieses Jahr aus. Teams werden im Laufe der Saison mit Quarantäne-Maßnahmen leben müssen, Spieler und Coaches werden ausfallen. Ein gänzlich fairer Wettbewerb ist so nicht möglich. Nur in so einer Saison ist die Tatsache, dass Tom Brady bei den Buccaneers spielt, eine Randnotiz.

Dabei haben sich die Broncos um ihren jungen Quarterback Drew Lock einiges vorgenommen. Die Offense ist jung und wild, die Defense soll im zweiten Jahr unter Vic Fangio den Sprung nach oben schaffen. Ob das alles reicht, um nach Jahren wieder in den Playoffs zu stehen, lest ihr hier.

Recap - No surprises

"Das Team ist gut zusammengestellt. Die Neuzugänge passen allesamt ins Konzept und erhöhen die Qualität im Kader. Es gibt viele interessante junge Spieler, bei denen ein Leistungssprung zu erwarten ist. Aufgrund der vielen Fragezeichen im Angriff und meiner Skepsis zu Joe Flacco rechne ich trotz allen mit einer Saison knapp unter .500. Wieder keine Playoffs für die Broncos. Trotzdem stehen die Chancen gut, dass die Fans wieder Spaß an ihrer Mannschaft haben werden, denn der Trend zeigt wieder in die richtige Richtung." Tipp 7-9.

Kramt man sich meine Preview für die letzte Saison aus dem Archiv, kommt man zum folgenden Entschluss. Die Denver Broncos haben (mit Abstrichen) das gehalten, was sie versprochen haben:

- Die Defense gehörte trotz des frühen Verlusts von Bradley Chubb

zu den besseren Reihen in der NFL,

- Joe Flacco bewegte sich mit der Grazie einer Litfaßsäule in der Pocket, sammelte Sacks und verletzte sich frühzeitig,

- Vic Fangio tat seinem Alter alle Ehre und gehörte zum

risikoscheusten Playcallern der Liga,

- Garrett Bolles sammelte Strafen wie Briefmarken,

- die Playoffs rückten frühzeitig aus dem Blickfeld.

Wäre die letzte Saison nach Woche 12 beendet worden, wären die Fans enttäuscht und ohne Hoffnung auf bessere Zeiten mit gesenkten Köpfen in die Sommerpause gegangen. In Woche 13 kam jedoch mit Drew Lock (der den glücklosen Brandon Allen ersetzte) der vermeintliche Heilsbringer. Denver gewann unter Lock vier der letzten fünf Saisonspiele, Lock zeigte inkonstante, aber trotzdem vielversprechende Leistungen und brachte den Fans etwas, dass sie seit dem Abgang von Peyton Manning nicht mehr hatten: Hoffnung auf einen brauchbaren Quarterback, der Spiele gewinnen kann.

Offseason - Gib dem Jungen Waffen

John Elway hat alles unternommen, um Drew Lock die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Spielzeit zu schaffen. Mit den ersten beiden Picks des Drafts zog man zwei hoch veranlagte Wide Receiver. Vor allem Jerry Jeudy, der Denver geradezu in die Schoß fiel, sollte direkt eine große Rolle in der Offense spielen und Lock freie Wurffenster ermöglichen. KJ Hamler ist ein Speedster erster Güter, der noch an seinen Ball Skills arbeiten muss. Auch ihm wird direkt eine signifikante Rolle im Team vorausgesagt. Mit Center Lloyd Cushenberry und Guard Netani Muti wurde die Offensive Line verstärkt. Mit TE Albert Okwuegbunam bekam Lock außerdem einen ehemaligen Weggefährten aus dem College. Cornerback Ojemudia war in der dritten Runde ein Reach. Er passt mit seine Fähigkeiten (behält QB im Blick, bewegt sich gut in den Zonen, gute Größe) jedoch gut in Fangios System. Gut möglich, dass er von Beginn an in Subpackages auf dem Feld steht. Ebenfalls in der dritten Runde landete Denver mit McTelvin Agim einen sehr talentierten Defensive Tackle, der mit seiner Athletik und seinem ordentlichen Portfolio an Pass Rush Moves Druck von innen (vor allem in klaren Pass Situationen dürfte er etwas Spielzeit erhalten) aufbauen kann. Justin Strnad, Tyrie Cleveland und Derrek Tuzka komplettierten den sehr guten Draft. Alle drei werden um einen Rosterplatz kämpfen müssen, wobei Strnad im Trainigs Camp bereits ersten Hype bekommt.


Abblidung: Übersicht Draft Class Denver Broncos

Auch sonst unternahm das Front Office alles um Lock im Vorfeld der Saison zufriedenzustellen: Mit der Abkehr von Offensive Coordinator Rich Scangerello zuPat Shurmur und der Einstellung von Mike Shula als QB Coach will man auch schematisch alles auf Drew Lock auslegen. Shurmur spielt eine quick/short Offense, die bei Bedarf den Ball tief fliegen lässt. Auch in der sonst ruhigen Offseason wurden mit Graham Glasgow und Demar Dotson zwei solide Verstärkungen für das Beschützerteam von Drew Lock verpflichtet. Der Cut von Joe Flacco und das Nicht-Holen potenzieller Konkurrenten um den Nummer 1 Platz zeigen das klare Commitment des Front Office zum jungen Quarterback. Der Welpenschutz der letzten Saison ist damit aufgehoben. Drew Lock muss diesen Rahmen nutzen und einen Leistungssprung vollbringen.

Offense - (Don`t?) believe the hype.

Drew Lock kam, sah und siegte. Der gute (Ergebnis-)Endspurt unter neuem Quarterback verschleiert die Leistung von Lock etwas. Natürlich war er deutlich stärker als seine Vorgänger - diese hingen die Messlatte aber auch nicht besonders hoch. Lock zeigte gute Ansätze und wirkte deutlich sicherer als in den Preseason-Spielen, bei denen er großteils überfordert agierte. Seine Leistungen in der Liga waren nicht immer konstant, seine Entscheidungen auf dem Feld nicht immer ideal. Außerdem hatte er viel Hilfe von seinen Teamkollegen - über der Hälfte aller Yards wurden nach dem Catch erzielt. In dieser schwierigen Situation zeigte Lock aber genug, um als Hoffnungsträger und klare Nummero Uno in die neue Spielzeit zu gehen. Auch wenn Lock bisher nur fünf Spiele bestritten hat, ist der Welpenschutz aufgehoben. Die Devise lautet: Make or break. Es wird sich zeigen, ob Lock die Zukunft in Denver ist. Verbessern muss sich Lock in seinem Pocket-Verhalten. Auch die tiefen Bälle muss er (ähnlich zum College) besser an den Mann bringen.

Abbildung: Completion Rate je Target Depth Drew Lock 2019

Quelle: https://www.sharpfootballstats.com/directional-completion-rate--off-.html

Mit der Geschwindigkeit und Stärke seiner jungen Receiver sollte er genug Möglichkeiten bekommen, sein Talent zu zeigen. Zum Ende der letzten Saison konnte man noch kein endgültiges Urteil zu Drew Lock fällen. Ende 2020 wird man ein klareres Bild vom Spieler Lock erhalten, weil John Elway wenig Platz für Ausreden gelassen hat.

Denvers Offensive Line ist stabil, Left Tackle Garrett Bolles sammelt zwar weiterhin Flaggen wie kaum ein anderer, ist aber sonst zumindest Mittelmaß. Da Denver die 5th year option nicht gezogen hat und Bolles im nächsten Jahr Free Agent wird, ist die Geduld mit dem Spieler endlich. Auf RT sollte Ja`Wuan James, der fast das komplette Jahr verletzungsbedingt ausfiel, spielen. Er entschied sich jedoch aufgrund der Situation mit COVID 19 diese Spielzeit auszusetzen. Eine Entscheidung, die nur zu gut nachvollziehbar ist. James hat einen neugeborenen Sohn zuhause. Um James zu ersetzen, einigte sich Denver mit Tackle Demar Dotson, der bei den Tampa Bay Buccaneers keine Zukunft mehr hatte. Dotson ist ein erfahrener Veteran, der mit guter Handarbeit und Antizipation eine ordentliche Rolle auf der anderen Seite der Line spielen kann. Auch innen muss sich die Line nicht vor der Konkurrenz verstecken. Mit Neuzugang Graham Glasgow (kam aus Detroit) und Sophomore Dalton Risner hat man ein vielversprechendes Duo auf dem Feld. Rookie Lloyd Cushenberry komplettiert das Quintett als Center. Er muss den Transfer in die NFL schaffen und sein Pass Blocking verbessern, trotzdem ist er mit seinem Football IQ und seiner Power eine sofortiger Verstärkung für Denver. Dahinter warten mit Austin Schlottmann (vermutlich Nummer 1 Backup für Center und Guard), Netane Muti, Elijah Wilkinson oder etwa Patrick Morris passable Spieler auf Spielzeit. Vor allem Muti könnte schnell eine größere Rolle einnehmen. Seine spielerischen Qualitäten stehen außer Frage, er muss nur (etwas das er in den letzten Jahren nie geschafft hat) gesund bleiben. Summa summarum sollte Denvers Offensive Line im Mittelfeld der Rankings landen.

Denvers Prunkstück könnte die Wide Receiver Position sein. Hier lautet das Motto: Jung und hungrig. Courtland Sutton hat den Sprung zu einem guten Nummer 1 Receiver geschafft. Er hat einen großen Catch Radius, gute Hände und ist nach dem Catch schwer zu Boden (16 broken tackles bei 72 Catches) zu bringen. Mit Jerry Jeudy fiel Denver der vermeintlich beste Receiver der Draftklasse in die Hände. Sein starkes Route Running und seine dadurch immer wieder erarbeite Separation wird Drew Lock im Spiel regelmäßig große Wurffenster ermöglichen. OC Pat Shurmur lässt den Ball gerne verteilen. Jeudy wird also von Beginn viele Targets in seine Richtung fliegen sehen.

Abbildung: Target Verteilung unter Pat Shurmur

Slot Receiver KJ Hampler kann hingegen mit seinem Speed in der Mitte des Feldes Möglichkeiten schaffen. Er muss jedoch noch an seiner Konstanz beim Festhalten der Bälle arbeiten. Eine Wadenverletzung zu Beginn des Trainingscamps und ein damit einhergehender Ausfall von mehreren Wochen lässt ihn außerdem wichtige Trainingseinheiten mit dem neuen Team verpasst. Mit DeSean Hamilton bzw, Tim Patrick hat man weitere Spieler, um das Feld in alle Richtungen für Drew Lock zu öffnen. Sollten die Rookies gut in die Spielzeit kommen, hat Denver das Potenzial eine der besseren Receiver-Klassen der Liga zu stellen.

Sollten die Receiver-Fähigkeiten nicht ausreichen, hat man mit Tight End Noah Fant einen athletischen Empfänger, der sich im Laufe seiner ersten Saison stetig entwickelt hat und auch in der neuen Spielzeit viele Bälle sehen sollte. Mit 14,1 Yards pro Catch ist er ein Big Play Kandidat, der mit seiner Größe und Speed glänzt, die Fans jedoch immer wieder mit Drops zur Verzweiflung gebracht hat. Mit Nick Vannett von den Pittsburgh Steelers kommt ein Tight End, der im Vergleich zu Noah Fant auch blocken kann. Aufgrund Shurmurs Präferenzen ist davon auszugehen, dass man beide eher selten in 2TE Formationen zusammen auf dem Feld sehen wird. Dahinter ist das Leistungsgefälle mit Rookie Albert Okwuegbunam, Andrew Beck, Jake Butt oder Austin Fort (der erstmal verletzt ausfällt) groß.

Auch auf den Running Back Positionen können die Broncos Qualität anbieten. Local Hero Phillip Lindsay wird von Denvers Fans geliebt. Der undrafted Rookie punktet mit seinem direkten Laufstil und seiner Geschwindigkeit. Er ist wieder mal ein Beweis dafür, dass gutes Laufspiel nicht teuer erdraftet oder erkauft werden muss, sondern vielmehr von guten Rahmenbedingungen (u.a. O-Line, Scheme, Run Designs) abhängig ist. Da John Elway aber nicht John Elway wäre, wenn er in der Offseason nicht etwas Dummes machen würde, wurde Melvin Gordon für teures Geld (2 Jahre, 13,5 mio garantiert) von den Los Angeles Chargers verpflichtet. Warum Geld in einen "Star"-Running Back stecken, wenn man im eigenen Haus sieht, dass es auch günstig geht? Sollte Gordon mit seiner Leistung mehr an 2018 als 2019 kratzen, hätte Denver zumindest ein gutes Duo zur Verfügung. Für Royce Freeman, der sein Potenzial nur selten aufblitzen lässt, könnte es eng werden. Es ist davon auszugehen, dass die Running Backs in Denver oft den Ball in die Hand gedrückt bekommen. Bereits letztes Jahr lief Denver in 60% aller First Downs den Ball (Platz 5), die Verpflichtung von Gordon und der risikoscheue Stil von Vic Fangio lassen leider vermuten, dass hier auch im neuen Jahr keine Besserung in Sicht ist. Generell ist Vic Fangio ein Coach, der offensiv sehr altbacken agiert. Um ein 4th down auszuspielen, muss er schon mit Waffengewalt bedroht werden, ganze 5 (von 105) fourth downs spielte Denver letztes Jahr aus. Ob Pat Shurmurs Ankunft als Offensive Coordinator mehr Aggressivität nach Colorado bringt, bleibt fraglich.

Das System des Angriffs wird sich aber verändern. Im Gegensatz zu Scangerello, der daraufgesetzt hat, dass sein Personal die Gegner im direkten Duell schlägt, ist Shurmur jemand, der viel Wert auf das Auseinanderziehen des Feldes legt. Denver wird vermutlich vermehrt in 11 Personal auftreten und so den jungen und unterschiedlichen Receivern viel Spielzeit ermöglichen. Die geschaffenen Räume erleichtern dem Quarterback das Leben. Einen Fullback (Andy Janovich wurde folgerichtig zu den Browns getradet) sucht man in Shurmus Taktikbuch vergeblich. Auch die letztes Jahr häufig genutzten 2TE-Sets dürften in der aktuellen Saison an Wert verlieren. Das Laufspiel wird sich hingegen nicht wesentlich ändern - hier wird weiterhin Zone als primäre Taktik verbleiben. Pat Shurmur wird nachgesagt, dass er das Spiel mit den Adjustments gut beherrscht. Dieser Aspekt würde Denvers Offense gut zu Gesicht stehen. In der Vergangenheit gab es viel zu oft keinen Plan B, falls Plan A nicht funktionierte.

Aufgrund des guten Rahmens hat Denver den Luxus seinen potenziellen Franchise-Quarterback unter guten Bedingungen einzusetzen und bewerten zu können. Selbst wenn Drew Lock nicht die langfristige Lösung darstellen sollte, hätte man diese Info zumindest auf dem schnellen Wege. Vom Talent her sind alle Bereiche in Denvers Angriff mehr als solide besetzt. Ob man den Transfer vom Papier aufs Feld schafft, hängt maßgeblich von Lock und seinen Receiver ab.

Defense - Bye Bye, Chris Harris

Wenn man sich das Renommee von Vic Fangio anschaut, dann war Denvers letzte Saison defensiv eine leichte Enttäuschung - obwohl sein Einfluss durchaus sichtbar war. Man gehörte nur knapp zur oberen Hälfte (Platz 12 nach DVOA) in der Liga. Vor allem Denvers Starspieler konnten ihre Leistung nicht wie gewohnt abrufen. 38 QB Pressures und 8 Sacks sind für andere Spieler in Ordnung, für Von Miller sind das keine Werte, mit denen er sich zufriedengibt. Man wird sehen, ob letzte Saison ein Ausreißer nach unten oder der Beginn vom Ende (Von Miller ist bereits 31 Jahre alt) war. Gut möglich, dass wir Von Millers letzte Saison in Denver sehen. Chris Harris hat seine letzte Saison bereits gespielt. Auch er ist mit 31 Jahren auf der (für NFL Profis) falschen Seite der 30. Auch er spielte letztes Jahr unter seinen Möglichkeiten. Zu oft wurde Harris von gegnerischen Receivern verbrannt. Etwas, dass man von einem der ligaweit besten Cornerbacks in den letzten Jahren quasi gar nicht gesehen hat.

Auch wenn seine Leistungskurve nach unten zeigt, hinterlässt sein Abgang zum Divisionsrivalen LA Chargers eine (nicht nur sportliche) große Lücke in Denvers Secondary. Von der gefürchteten No Fly Zone sind nur noch warme Erinnerungen übrig. Dieses Unterfangen will Vic Fangio, dessen Defense letztes Jahr viel in Cover 3 (18,5% der Snaps) und Cover 6 (19%) auflief, im Kollektiv gelingen: Bryce Callahan kam letztes Jahr mit großen Vorschusslorbeeren (fünft höchste PFF Coverage Note im Slot in 2017 und 2018) nach Denver, konnte aufgrund einer Verletzung aber keinen einzigen Snap für sein neues Team spielen. Callahan ist zum Saisonstart fit. Sollte er an seine Leistungen in Chicago anknüpfen, sind Denvers Sorgen im Slot deutlich geringer. Unterstützung soll auch Neuzugang AJ Bouye bringen. Elway holte ihn für einen Viertrunden-Pick von den sich im Rebuild befindenden Jacksonville Jaguars. Bouye hat in den letzten Jahren abgebaut. Er muss zurück zu seiner alten Leistungsstärke aus den Jahren 2016/17 finden. Sollte das nicht gelingen, kann Denver ihn in den nächsten zwei Jahren zumindest ohne Dead Cap entlassen. In dem Fall haben die Broncos außen jedoch keinen Cornerback von Format. Hinter den beiden lauern junge Talente, die noch Fuß in der Liga fassen müssen. Die Namen De`Vante Bausby, Isaac Yiadom, Michael Ojemudia, Duke Dawson und Alija Holder müssen gegnerische Offensive Coordinator aktuell noch googlen. Da Vic Fangio seine Defense oftmals in der Nickel-Position (letztes Jahr 65% aller Snaps) auftreten lässt, wäre es wichtig, wenn zumindest ein oder zwei dieser Spieler einen Leistungssprung schaffen.

Justin Simmons sollte seit letzter Saison hingegen jedem Fachmann ein Begriff sein. Simmons hielt die Abwehr zusammen, machte auf dem ganzen Feld Plays und agierte sowohl gegen den Run als auch im Passspiel herausragend. Damit gehörte er zu den drei besten Safeties der Liga. Weil man sich im Vorfeld nicht auf einen langfristigen Vertrag einigen konnte, spielt Simmons dieses Jahr unter dem Franchise Tag. Er bildet zusammen mit Kareem Jackson ein gutes Safety Duo. Sollte einer der beiden ausfallen, hat Denver keinen Spieler mit NFL Format dahinter.

Neben Simmons war Linebacker Alexander Johnson die große sportliche Überraschung in Denver. Der 28-Jährige, der aufgrund von Vergewaltigungsvorwürfen erst seit 2018 in der Liga spielt, gehörte sowohl in der Run Defense (PFF Note 91,4/Platz 1) als auch insgesamt (88,5/Rang 4) zu den stärksten Linebackern in der Liga. Neben ihm spielt mit Todd Davis ebenfalls ein starker Run Defender, der auch gegen den Pass okay ist. Wenn beide Spieler fit (Todd Davis setzt im Camp 2-3 Wochen mit einer Hamstring Injury, die ihn bereits letztes Jahr Zeit kostete, aus) durch die Spielzeit kommen, hat Denver sportlich eines der besseren LB-Duos in der NFL. Auch Back-Up Josey Jewell hat primär seine Stärken gegen den Lauf, muss seine Coverage Skills aber noch deutlich verbessern. Josh Watson und Rookie Justin Strnad kämpfen um den Platz dahinter.

Das meiste Talent hat Denver ganz vorne in der Defense geparkt. Von Miller ist einer der besten Pass Rusher seiner Generation, der wieder zu seiner alten Form zurückfinden will. Mit Bradley Chubb, dessen letzte Saison sehr früh mit einer Verletzung zuende war, erhält Von Miller tatkräftige Unterstützung. Chubb ließ in seiner Rookie-Saison immer wieder sein Können aufblitzen. Die Edge-Klasse wird mit den aufstrebenden Jeremiah Attaochu, Malik Reed, Justin Hollins komplettiert. Chubb und Von Miller sind elementar für die Verbesserung der Defense im zweiten Jahr von Vic Fangio. Fangio lässt relativ selten blitzen (23%, Rang 21). Es ist also notwendig, dass Denvers Edge Rusher auch ohne zusätzliche Hilfe konstant Druck auf den Quarterback machen können.

Abbildung: QB Pressures seit 2016

Quelle: NFL NextGen Stats

Neben der Rückkehr von Chubb könnte Von Miller vor allem der Druck von innen der Line die Arbeit erleichtern. Neuzugang Jurrell Casey (kam per Trade von den Titans) ist ein solider Veteran, der in jedem seiner letzten sieben Jahre jeweils über 40 Pressures erzielen konnte. Er wird als Rotationsspieler zwischen den verschiedenen Positionen der Defensive Line vorne verschoben werden. Shelby Harris, der nach der Saison eigentlich schon weg war und dann trotzdem gehalten werden konnte, und Mice Purcell waren letztes Jahr verlässliche Spieler, die auch dieses Jahr wichtige Rollen übernehmen sollen. DreMont Jones, und McTelvin Agim haben das Potenzial für Überraschungen zu sorgen. Der Abgang von Derek Wolfe in Richtung Baltimore fällt somit nicht schwer ins Gewicht. Insgesamt hat Denvers Defense das Potenzial an der Top 10 ligaweit zu kratzen. Bereits in seinem ersten Jahr war Vic Fangios Einfluss auf die Defense (2018: Coverage Grade 72,4 (#23) -> 2019: 82,3 (#10)) spürbar, im zweiten Jahr erhofft man sich nun einen weiteren Sprung.

Special Teams - speziell ist keiner

Neuzugang Sam Martin sollte auf Punter ein Upgrade zu Coby Waldman sein, Brandon McManus ist ein durchschnittlicher Kicker mit ordentlich Kraft im Fuß. Long Snapper Casey Kreiter wird durch irgendjemanden (vermutlich Wes Farnsworth) ersetzt werden. Diontae Spencer wird wieder als verlässlicher Returner fungieren. Insgesamt eine maximal durchschnittliche Einheit.

Players to watch

Drew Lock

Es gibt keine zwei Meinungen. Es wurden seitens des Front Office alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Lock in einer wettbewerbsfähigen Situation testen zu können. Sofern keine COVID-Einschränkungen den Spielbetrieb drastisch beeinflussen, dürfte man Ende der Saison erkennen, wer der Spieler Drew Lock ist und ob er die QB Zukunft in Denver sein kann. Falls Drew Lock mithilfe des vielseitigen Waffenarsenals glänzen kann, ist Denver heißer Kandidat auf Platz zwei in der Division.

Honorable Mentions

Jerry Jeudy

Jeudy muss den Übergang in die NFL im Schnellspurt schaffen. Sein herausragendes Route Running, seine Elusiveness und seine Athletik machen ihn direkt zur klaren Nummer zwei hinter Sutton. Kann er glänzen, nimmt es Druck von Sutton und Lock kann das Feld strecken.

Bradley Chubb

Chubb ist fit und soll dem alternden Von Miller entlasten. Kann er an seine vielversprechende Rookie-Saison anknüpfen, kann das Team konstant Druck auf die gegnerischen QBs ausüben. Stagnieren er und Von, hat Denver ein Problem. Die Secondary ist nicht so stark, um das aufzufangen.

AJ Bouye

Der ehemalige Jaguar muss an seine besseren Leistungen aus der Vergangenheit anknüpfen. Andernfalls hat Denver ein noch größeres Problem in der Secondary.

Schedule

Fazit und Ausblick - Orange ist die Hoffnung

Denver kommt aus einer 7-9 Saison mit teils katastrophalen Quarterback-Leistungen. Die Abwehr stabilisierte sich im Laufe der Saison, hier ist eine weitere Steigung in Fangios zweitem Jahr realistisch. Die Offense ist mit viel Talent gefüllt. Entscheidende Frage: Ist Drew Lock wirklich so gut, wie sein Record letztes Jahr? Können die Jungen mit dem wachsenden Druck umgehen? Kansas City ist aktuell außer Reichweite, die Playoffs sind trotzdem drin.

Ein genauer Blick auf den Schedule (vor allen in Zeiten von COVID) ist im Vorfeld witzlos, daher nur ein kurzer Ausblick auf die möglichen Szenarien:

Worst Case: 6-10: Drew Lock ist überfordert, die jungen Receiver noch nicht bereit, das Defensive Backfield ist löchrig, Von Miller nur noch ein Schatten seiner selbst und Vic Fangio nur ein alter, weißer Mann, der keinen Fortschritt zulässt.

Best Case: 11-5: Die Offense um Franchise QB Drew Lock und den talentierten Receivern klickt sofort, Von Miller ist wieder der Alte, die Secondary spielt solide und Vic Fangio findet Analytics und Mut an der Seitenlinie gar nicht so doof.

Mein Tipp: 9-7*

*[falls die Saison überhaupt zuende gespielt werden kann]

ø 9.7
KOMMENTARE
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DerLutz
23.08.2020 | 16:42 Uhr
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DerLutz : 
23.08.2020 | 16:42 Uhr
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DerLutz : 
Ich gehe auch davon aus, dass die Saison mit Lock steht und fällt. In dem Zusammenhang gab es vor kurzem auch eine Analyse von Brett Kollmann auf dessen YouTube Kanal. Ich mache mir seit dem etwas sorgen darum, wie Lock mit Fehlern umgeht und ob man den nächsten Carr bekommt.

Ansonsten finde ich Gordons Deal eigentlich nicht teuer, nur unnötig da man ja bereits Lindsey hat. Dotson hätte ich zwar gerne als Backup und Mentor in Tampa gehalten, als Starter ist er nicht mehr als unterer Durchschnitt. Darüber hinaus, hat Elway aber versucht Lock die best möglichen Umstände zu geben.

Die Defense finde ich schwer zu bewerten, da auf Cb aus meiner Sicht die Qualität fehlt. Mal sehen ob der Passrush das ausgleichen kann.

Da ich keine Ahnung habe, was ich von Lock halten soll, würde ich auf einen langweiligen 8-8 Record tippen.
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SoEinSatansbraten
23.08.2020 | 14:07 Uhr
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23.08.2020 | 14:07 Uhr
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@broncoscountry

Einen fitten Jake Butt gab es bisher leider noch nicht.
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broncoscountry
23.08.2020 | 13:46 Uhr
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23.08.2020 | 13:46 Uhr
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Danke für die Preview!

Bei den TE sehe ich mit Albert O und einem fitten Jake Butt nicht dieses Gefälle.

Dafür bin ich beim Personal der O Line deutlich skeptischer.
Vor allem was C und RT betrifft.

In der Defense sehe ich das CB Corp hinter Bouye besser. Yiadom und Bausby könnten nun doch schon lernen und machen hoffentlich einen Sprung.
Dazu mit Ojemudia ein Spieler den Fangio unbedingt wollte.

Alles in allem gut besetzt, jedoch wie überall geschrieben.
Die Saison steht und fällt mit der Entwicklung von Drew Lock
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