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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
03.04.2011 um 15:40 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Schickeria vs Neuer: Die Analyse
Die Personalie "Manuel Neuer" spaltet die Bayern-Fans derzeit. Während der größere, aber ruhigere Teil der Fans gerne in der nächsten Saison Manuel Neuer im Tor sehen würde, ist der harte Kern in der Südkurve, sprich die Münchner Schickeria gegen den Schalker Schlussmann. Das geht so weit, dass im Stadion mehrfache offene Proteste gegen Neuer, bis hin zu "Spiel-Streiks" der Fans in den letzten Wochen praktiziert wurden.

Zuerst sollte man die Argumente der Schickeria, die immerhin trotz allem in jedem Spiel mit Herz und Seele dabei sind, wenn auch eben manchmal auf ihre Art und Weise, versuchen zu verstehen. Dazu muss man nur auf der Homepage der Ultras das offizielle Statement gegen Neuer raussuchen und sich die Argumente anschauen.

Die Argumente der Schickeria

Zunächst vorausgeschickt: Auch die Schickeria weiß um die sportlichen Qualitäten des Nationaltorwarts. "Er ist ein sehr guter Torwart. Das wird keiner bestreiten, der sich mit Fußball auskennt." Die negativen Argumente überwiegen allerdings logischerweise, als da wären:

1. Persönlicher Ruhm. Wörtlich heißt es da: "Er will herkommen, um mit den "verhassten" Bayern auf der Erfolgswelle, die "sein" Schalke niemals haben wird, persönlichen Ruhm einzustreichen?"

2. Der berühmte Eckfahnen-Jubel, als Immitation von Kahns Jubel bei der Meisterschaft 2001. Der Wortlaut: "Dass er den großen FC Bayern [...] sicherlich ganz arg ins Herz geschlossen hat, hat er uns allen durch seinen lächerlichen, größenwahnsinnigen Eckfahnen-Jubel bei einem stinknormalen Bundesligaspiel gezeigt."

3. Neuers, von der Schickeria spekulierter, Umgang: "Der liebe Manuel hat dummerweise aus Bayernperspektive äußerst schlechten Umgang. Sein Freundes- und Bekanntenkreis besteht aus Leuten aus dem Kern der Schalker Nordkurve. [...] Erwartet irgendwer ernsthaft, dass Bayernfans jemanden aus so einem Bezugskreis willkommen heißen?"

4. Die Verbundenheit zu Schalke. Neuer wird dabei zitiert: "Heimat ist mehr als nur ein Wort. Es ist der Ort, an dem alles begann. Nur wer niemals vergisst, wo er herkommt, kennt den Weg, der hinter ihm liegt, und wird wissen, wo er hingehen will." Woraus die Schickeria schließt: "Na dann - versuch Dein Glück woanders!"

Diese komplette Argumentation geht in die Richtung, dass Neuer zu stark in Gelsenkirchen verwurzelt ist, wobei auch deutlich wird, dass der dritte Punkt, nämlich Neuers Zugehörigkeit zur verhassten Schalker Ultra-Szene, das größte Problem ist. Gerade die ersten beiden Punkte sind offensichtlich Lückenfüller. Jeder Spieler hat auch persönlichen Ehrgeiz Titel zu gewinnen. Das einem Profi vorzuwerfen grenzt schon an Lächerlichkeit. Ein Franck Ribéry kam auch nicht wegen dem Wetter nach München, sondern um Titel zu gewinnen.

Der berühmt-berüchtigte Eckfahnen-Jubel war sicherlich unglücklich und eine Aktion, die Neuer heute mit der gewonnenen Reife und Erfahrung so nicht mehr machen würde. Trotzdem ist das keine Handlung, die eine Reaktion hervorruft, wie sie derzeit in der Südkurve der Allianz Arena zu sehen ist. Spieler küssen ihr Vereinswappen und schwören Klubs ewige Treue, nur um einige Monate später vor einer anderen Fankurve zu jubeln. Ein Umstand, der im modernen Profifußball (leider) zum Alltag geworden ist.

Es ist die Identifikation Neuers mit dem Verein Schalke 04, sowie seine Mitgliedschaft bei den Schalker Ultras, die der Schickeria ein gewaltiger Dorn im Auge ist. Eine Tatsache, die Nicht-Ultra-Fans logischerweise deutlich weniger stört, als Mitglieder der Münchner Ultras, bei denen vermutlich jeder schon eigene Erfahrungen mit den Schalker Pendants gemacht hat.

Persönliche Interessen gegen den Verein?

Das führt auch schon zu einer Schlussfolgerung. Wenn wir uns im Mannschaftssport und den dazugehörigen Fans bewegen, sollte eines klar sein: Das Wohl des Vereins steht im Vordergrund. Menschen, die sich selbst als Fans oder gar als Ultras bezeichnen, sollten, wenn es um den eigenen Verein geht, immer den Erfolg und die Zukunft des Vereins als erste Priorität setzen.

Die Schickeria macht in der Personalie Neuer aber genau das nicht. Sportlich ist der deutsche Nationaltorwart über jeden Zweifel erhaben, wie es die Schickeria auch selbst zugibt, genauso wie in seiner professionellen Einstellung, die er besonders nach dem Pokalspiel in München, als die Anfeindungen besonders deutlich wurden, unter Beweis gestellt hat.

Die persönlichen Probleme der Schickeria mit Neuers Zugehörigkeit zur Schalker Ultra-Bewegung werden wird dabei über seine sportlichen Qualitäten gestellt. Damit setzt der zahlenmäßig deutlich kleinere Teil der Münchner Fans seine eigenen Interessen bzw. Abneigungen über die des Vereins und somit auch über die der anderen Bayern-Fans.

Dadurch manövriert sich die Fan-Bewegung selbst ins Abseits und zieht den Wut der anderen Fans auf sich. Es erscheint doch eher unwahrscheinlich, dass bei einer Neuer-Verpflichtung der (Noch-)Schalker weiterhin auf Schalke mit den Fans jubelt.

Vielmehr sollte doch der persönliche Antrieb, Titel zu gewinnen, der ihm ja von der Schickeria vorgeworfen wird, eine professionelle Einstellung auf München und den Verein zu erwarten sein. Identifikation mit einem Verein erfolgt als Spieler nun mal auch erst, wenn der Spieler sich mit dem Verein auseinandersetzt - und genau das macht die Schickeria Neuer grade so schwer wie möglich.

Was tun?

Der Schickeria in Punkto Neuer im Stadion öffentlich zu widersprechen gestaltet sich als schwierig. "Pro Neuer"-Plakate wären schließlich Thomas Kraft, auf dessen Rücken der ganze Streit ausgetragen wird, gegenüber nicht fair. Solche Mittel wären dann erst ab der feststehenden Neuer-Verpflichtung sinnvoll.

Ein stumpfes "Anti-Schickeria" wäre ebenfalls der falsche Weg, da man sich somit nur noch mehr entzweien würde und die Unterstützung der Mannschaft noch weiter darunter leidet, als sie es ohnehin schon tut.

Aber es gibt andere Möglichkeiten. Die Schickeria muss auch den Standpunkt der anderen Fans verstehen, die in Neuer einen Weltklasse Torwart, sowie einen fairen und professionellen Sportsmann sehen, der die Mannschaft weiterbringt. Ein mögliches Mittel wäre ein offener Brief, mit dem man sich an die Münchner Zeitungen (tz/az) wenden kann.

Eins steht aber fest: Es muss der Schickeria klar gemacht werden, dass der Großteil der Bayern-Fans eine andere Meinung hat und besonders mit der Art und Weise, wie die Ultras ihre Forderungen zum Ausdruck bringen, nicht einverstanden ist. Denn derzeit rückt die Schickeria die Bayern-Fans in ein Licht, das vielen so nicht Recht sein kann.
Aufrufe: 41558 | Kommentare: 113 | Bewertungen: 60 | Erstellt:03.04.2011
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