14.09.2011 um 15:22 Uhr
Geschrieben von PapaLöwe
Scherz und FC vor Gericht
Er war immer ein guter Scherz. Aber jetzt hieß es "Scherz beiseite" beim 1. FC Köln. Aus "Buenos dias Mathias" wurde "Adios Mathios". Und das passte Matthias Scherz verständlicherweise gar nicht. Nun sieht man sich vor Gericht wieder. Was war passiert?
Etwa 10 Jahre lang stand Scherz als Profi beim 1. FC Köln unter Vertrag. Im Anschluss an seine aktive Karriere wollte der Verein ihn an eben diesen binden, was seinerzeit Michael Meier mit der Schaffung einer vorher nicht vorhandenen Stelle gelang. Um die Beratung der beruflichen Karriere der heranreifenden Nachwuchskicker sollte sich Mathias Scherz kümmern. Als Volker Finke im Winter sein Amt beim 1. FC Köln antrat, war ein klarer Auftrag an ihn, die bestehenden Strukturen zu hinterfragen und ggf. zu durchbrechen. Folglich hat Finke aufgeräumt und in seinen Augen überflüssige Positionen im Verein abgeschafft. Da hat er auch vor Matthias Scherz nicht halt gemacht. Das war seine Aufgabe. Emotional betrachtet eine schwierige Entscheidung. Gerade hinsichtlich Scherz` Beliebtheit bei den Fans. Aber Finke musste mit Kopf handeln, nicht mit Herz. Übrigens ist auch Thomas Häßler in diesem Zuge seine Anstellung beim 1. FC Köln losgeworden. Aber das nur nebenbei.
Soweit so gut, denkt sich der Leser. Passiert doch fast täglich. Schon tausendmal dagewesen. In zig Vereinen. Ende – Aus – vorbei! Ende? Aus? Vorbei? Mitnichten…
Scherz hat die Angelegenheit– und das ist sein gutes Recht – von einem Arbeitsrechtler prüfen lassen. Dieser kam bei der Prüfung zu dem Ergebnis, dass die Vertragsauffassung, wie der 1. FC Köln und alle anderen Bundesligavereine sie leben, schlichtweg falsch sei. Seiner Meinung hatte Scherz durch die langfristige Bindung an den Verein nämlich einen Festanstellungsvertrag erlangt, der – entgegen der Vereinbarung im Arbeitsvertrag – unbefristet gilt. Somit ist die Kündigung unwirksam, Scherz klagt auf Fortbestehen des Arbeitsvertrages und man würde sich am Ende auf eine Abfindung einigen. Im Raum stehen hier scheinbar 100.000 Europataler, kolportiert durch eine am Rhein im tagesrhythmus erscheinende Boulevardzeitung.
Juristisch würde die Abhandlung jetzt mehrere Tage Recherche und Seitenlange Blogs nach sich ziehen. Dafür gibt`s Leute, die das machen. Lesenswert zum Thema Kündigung ist folgende Seite:
http://www.rechtsrat.ws/lexikon/befristung.htm .
Zum Thema "Zulässigkeit langfristiger Arbeitsverträge im Berufsfußball" ist im Internet eine Magisterarbeit veröffentlicht, unter:
http://www.sportrecht.org/Publikationen/MenkeMagisterarbeit.pdf
Letztere befasst sich allerdings mehr mit dem Thema, inwieweit Profifußballer auch ihrerseits nach Maßgaben des BGB, also mit zum Beispiel mit 4-wöchiger Frist, kündigen dürften.
Die juristische Tür jedenfalls ist geöffnet, der Prozess beginnt am 27.09.2011 vor dem Arbeitsgericht Köln. Meinem Wissen und meiner kleinen eigenen Erfahrung nach eher arbeitgeberfreundlich orientiert.
Der Fan aber sucht nicht unbedingt nach rationalen Lösungen. Er entscheidet oft mehr mit dem Herz. Erst die Entscheidung Pro oder Kontra fällen. Danach wird erst die Argumentation zu Recht gelegt. Machen Juristen zwar auch nicht andersrum. Aber mit weniger Herz und mehr Verstand. Mehr Verstand…? Vielleicht…
Wir stellen uns nur das Szenario vor, dass Verträge während der laufenden Saison vom Spieler gekündigt werden, während auslaufende Verträge durch Arbeitsschutzklagen auf einmal horrend abgefunden werden. Die Vereine hingegen können ihre Profifußballer mit einem Schlag nicht mehr loswerden, weil unkündbar.
Nicht sein kann, was nicht sein darf… lautete die Überschrift eines anderen Blogs vor Wochen. Diesen Spruch zu Eigen machend habe ich mein Urteil gebildet:
Wo kommen wir denn dahin???
Dringend ist der Gesetzgeber gefordert für diese Form von Arbeitsverträgen rechtliche Grundlagen zu schaffen. Für die starken Einschränkungen, denen ein Profisportler unterliegt, erhält er in der Regel eine mehr als überproportional hohe Entschädigungssumme. Da verbieten sich weitere Vergünstigungen.
Ich erwarte mit Spannung das Urteil des Arbeitsgerichtes Köln. Aber auch und fast noch mehr erwarte ich eine anregende Diskussion!
Etwa 10 Jahre lang stand Scherz als Profi beim 1. FC Köln unter Vertrag. Im Anschluss an seine aktive Karriere wollte der Verein ihn an eben diesen binden, was seinerzeit Michael Meier mit der Schaffung einer vorher nicht vorhandenen Stelle gelang. Um die Beratung der beruflichen Karriere der heranreifenden Nachwuchskicker sollte sich Mathias Scherz kümmern. Als Volker Finke im Winter sein Amt beim 1. FC Köln antrat, war ein klarer Auftrag an ihn, die bestehenden Strukturen zu hinterfragen und ggf. zu durchbrechen. Folglich hat Finke aufgeräumt und in seinen Augen überflüssige Positionen im Verein abgeschafft. Da hat er auch vor Matthias Scherz nicht halt gemacht. Das war seine Aufgabe. Emotional betrachtet eine schwierige Entscheidung. Gerade hinsichtlich Scherz` Beliebtheit bei den Fans. Aber Finke musste mit Kopf handeln, nicht mit Herz. Übrigens ist auch Thomas Häßler in diesem Zuge seine Anstellung beim 1. FC Köln losgeworden. Aber das nur nebenbei.
Soweit so gut, denkt sich der Leser. Passiert doch fast täglich. Schon tausendmal dagewesen. In zig Vereinen. Ende – Aus – vorbei! Ende? Aus? Vorbei? Mitnichten…
Scherz hat die Angelegenheit– und das ist sein gutes Recht – von einem Arbeitsrechtler prüfen lassen. Dieser kam bei der Prüfung zu dem Ergebnis, dass die Vertragsauffassung, wie der 1. FC Köln und alle anderen Bundesligavereine sie leben, schlichtweg falsch sei. Seiner Meinung hatte Scherz durch die langfristige Bindung an den Verein nämlich einen Festanstellungsvertrag erlangt, der – entgegen der Vereinbarung im Arbeitsvertrag – unbefristet gilt. Somit ist die Kündigung unwirksam, Scherz klagt auf Fortbestehen des Arbeitsvertrages und man würde sich am Ende auf eine Abfindung einigen. Im Raum stehen hier scheinbar 100.000 Europataler, kolportiert durch eine am Rhein im tagesrhythmus erscheinende Boulevardzeitung.
Juristisch würde die Abhandlung jetzt mehrere Tage Recherche und Seitenlange Blogs nach sich ziehen. Dafür gibt`s Leute, die das machen. Lesenswert zum Thema Kündigung ist folgende Seite:
http://www.rechtsrat.ws/lexikon/befristung.htm .
Zum Thema "Zulässigkeit langfristiger Arbeitsverträge im Berufsfußball" ist im Internet eine Magisterarbeit veröffentlicht, unter:
http://www.sportrecht.org/Publikationen/MenkeMagisterarbeit.pdf
Letztere befasst sich allerdings mehr mit dem Thema, inwieweit Profifußballer auch ihrerseits nach Maßgaben des BGB, also mit zum Beispiel mit 4-wöchiger Frist, kündigen dürften.
Die juristische Tür jedenfalls ist geöffnet, der Prozess beginnt am 27.09.2011 vor dem Arbeitsgericht Köln. Meinem Wissen und meiner kleinen eigenen Erfahrung nach eher arbeitgeberfreundlich orientiert.
Der Fan aber sucht nicht unbedingt nach rationalen Lösungen. Er entscheidet oft mehr mit dem Herz. Erst die Entscheidung Pro oder Kontra fällen. Danach wird erst die Argumentation zu Recht gelegt. Machen Juristen zwar auch nicht andersrum. Aber mit weniger Herz und mehr Verstand. Mehr Verstand…? Vielleicht…
Wir stellen uns nur das Szenario vor, dass Verträge während der laufenden Saison vom Spieler gekündigt werden, während auslaufende Verträge durch Arbeitsschutzklagen auf einmal horrend abgefunden werden. Die Vereine hingegen können ihre Profifußballer mit einem Schlag nicht mehr loswerden, weil unkündbar.
Nicht sein kann, was nicht sein darf… lautete die Überschrift eines anderen Blogs vor Wochen. Diesen Spruch zu Eigen machend habe ich mein Urteil gebildet:
Wo kommen wir denn dahin???
Dringend ist der Gesetzgeber gefordert für diese Form von Arbeitsverträgen rechtliche Grundlagen zu schaffen. Für die starken Einschränkungen, denen ein Profisportler unterliegt, erhält er in der Regel eine mehr als überproportional hohe Entschädigungssumme. Da verbieten sich weitere Vergünstigungen.
Ich erwarte mit Spannung das Urteil des Arbeitsgerichtes Köln. Aber auch und fast noch mehr erwarte ich eine anregende Diskussion!
Aufrufe: 12952 | Kommentare: 98 | Bewertungen: 14 | Erstellt:14.09.2011
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KOMMENTARE
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17.09.2011 | 07:45 Uhr
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WO hat bestimmt auch Fehler gemacht. Aber er hat mit Finke einen geholt, der die unpopulären Entscheidungen trifft und Scherz den Vertrag nicht verlängert. Den Fehler mit dem Vertrag hat auch meiner Meinung nach MM begangen, nicht WO. Das Thema ist vielschichtig. Aber als Fazit: momentan geht WO den absolut richtigen Weg. Man hört kaum etwas von ihm. Das ist wie mit nem guten Schiri: da fragt man sich nach dem Spiel, ob überhaupt einer da war, der gepfiffen hat...
Horstmann ist der betriebswirtschaftlich und sportpolitisch kompetenteste Mann, der seit LANGEM beim FC ist. Er geht zusammen mit Finke den absolut richtigen Weg.
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17.09.2011 | 02:22 Uhr
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Ãœbersteiger : @PapaLöwe
Bei Ballack machte es wohl Sinn, um ihn überhaupt nach LEV zu lotsen.OK, im Nachhinein sicherlich ein Fehler. Gut so Aber ansonsten gebe ich Dir 100% Recht. Warum gibt man Leuten, die keine berufliche Qualifikation haben, völlig marktfremde Verträge. Die Burschen verdienen alle eh schon einen Arsch voll Geld, da muss man nicht anschließend noch ein soziales Auffangbecken anbieten.
Wenn ich daran denke, dass ein Toni Polster in Gladbach als Marketing-Azubi ohne jede Ausbildung damals mehr verdient hat als der Marketing-Chef von BMW... da sind die Relationen doch völlig außer Kontrolle geraten.
Und für den Pseudo-Job vom Scherz kann man auch eine studentische Aushilfskraft für 400 Euro/Monat beschäftigen.
Soll sich also niemand wundern, weshalb im Profifussball das Geld durch den ganz großen Schornstein verbrannt wird. Und da ist unser Club, speziell durch W.O. und Horstmann ganz oben mit dabei.
W.O. ist das Schlechteste was dem Effzeh überhaupt passieren konnte. Völlig inkompetent und selbstherrlich. Das hat uns mittlerweile mehrere Millionen gekostet. Und ich rede hier nicht von fehlinvestierten Transferausgaben.
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16.09.2011 | 20:38 Uhr
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Man sollte aber dennoch nicht vergessen, dass es geradezu modern ist, Spieler über das Karriereende hinaus an den Verein zu binden. Habe ich mich aber schon immer gefragt, welchen Sinn das ergeben soll. Es sei denn, man bietet dem Ballack zB `nen Job als Parkplatzwächter bei Bayer...
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16.09.2011 | 17:53 Uhr
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Dass ihm Moneten Meier diesen aberwitzigen Anschlussvertrag mit 10.000 Euro im Monat gegeben hat, ist eine Lachnummer an sich. Von der Unsinnigkeit / Überflüssigkeit dieses Postens mal abgesehen: was qualifiziert ihn denn für so einen Beruf? Hat er eine Ausbildung oder irgendwas vorzuweisen? Wenn ich mal einen Vergleich mit mir ziehen darf. Ich habe eine gute Ausbildung genossen und anschließend noch ein Studium abgeschlossen - aber ich bekomme jedenfalls keine 10 Kilo im Monat!
Wie kann man jemandem ohne jegliche Qualifikation nur ein derartiges Gehalt zahlen? Klar ist das deutlich weniger als er zuvor als Profifußballer bekommen hat, aber trotzdem kann man deswegen ja nicht sämtliche Gesetze des Arbeitsmarktes außer Kraft setzen.
Rein rechtlich gesehen mag es ja sogar richtig sein, dass Zeitverträge (2 Jahre) nach der 3.Verlängerung in einer Festanstellung münden. Aber man muss im Profisport einfach andere Maßstäbe setzen.
Was die Tätigkeit von Scherz anbelangt: für die Kohle hat er täglich ein paar Stunden gearbeitet und anschließend den Rest des Tages auf dem Golfplatz verbracht.
Als erste Konsequenz sollte der Effzeh ihm jedenfalls erstmal seine Ehrenkarte entziehen. Soll er künftig mal schön selbst bezahlen, oder noch besser: dem Stadion fern bleiben.
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16.09.2011 | 17:45 Uhr
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das kannte ich vom pispers noch nicht.
und ja so sind wir juristen
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16.09.2011 | 12:32 Uhr
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Boose :
Sehr guter Blog, der zugleich sehr interessant und informativ ist. Leider habe ich keine juristischen Erfahrungen, sodass ich mitreden könnte aber moralisch hat er bei mir ebenso versagt wie tmv es bereits erwähnt hat. Wer seinen Arbeitgeber verklagt, egal ob langjähriger Arbeitnehmer oder nicht, hat nur eins im Sinn - eine dicke Abfindung.Um das Arbeitsumfeld des FCs zu professionalisieren, bedarf es eben solche zu hinterfragen. Wer nicht genug Geld im Profifußball verdient, um sich nach Karriereende finanziell abgesichert zu fühlen, der hätte schlichtweg einfach vorher nachdenken sollen.
Und ich habe eine Unterschrift von dem auf meinem FC Trikot...
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15.09.2011 | 13:31 Uhr
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Rumo :
ah, jetzt muss ich es doch schreiben:
alles, was ich hier so tippel sind allgemeine Auskünfte, die keine Rechtsberatung im Einzelfall ersetzen.
Wo ist die Haftungsfalle *duck*
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14.09.2011 | 20:42 Uhr
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Danke übrigens für die positiven Bewertungen und die angeregte und unterhaltsame Diskussion. Ich sage auch nur Blattläuse! Mein Lacher dazu kam von gaaaanz tief drinnen....
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14.09.2011 | 20:32 Uhr
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hahaha danke, dass du mich nun zum 2ten Mal heute zum Lachen gebracht hast.
"Glück, Liebe, Sonne, Blumen, Freude - interessiert keine Sau.
Wir wollen: Streit, Stress, Gewalt, Regen, Blattläuse!"
Wie zur Hölle kommst du auf Blattläuse.
Großartig!
ich will mir darüber jetzt erstmal kein Urteil bilden - ist komplex genug das Thema. generell hat man als Arbeitnehmer aber immer ganz gute Chancen, weiß ich aus eigener Erfahrung!
Ob ich Scherz jetzt sympathischer oder unsympathischer finde, keine Ahnung ... ich beurteile ihn nach seiner sportlichen Leistung beim FC und die war vorbildlich.
Das Finke/Horstmann die Stelle im NEU Findungsprozess FC als überflüssig ansehen ist genauso verständlich.
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