Der Club steigt ab - weil es der STERN in der Saisonprognose schon sagt und der muss es ja wissen: "Was ist möglich? Nicht viel." Das ist eben nicht viel und nicht viel reicht eben nicht für den Klassenerhalt der höchsten deutschen Liga, jedenfalls meistens. Weil man ja nicht jede Saison so Spezialisten dabei hat wie die Hertha, die mal dem Club zeigen wollte, wie man mit so einem Budget und Kader absteigt. Rekordabsteiger, da kann ja jeder kommen - nicht mit der Hertha! Aber die ist ja nun weg.

Man muss bei so einer Saisonprognose das Pferd von hinten aufzäumen. Oenning hatte immer Recht: Gegner auf Augenhöhe suchen und sich mit denen vergleichen. Dumm nur, dass die Tabelle linear ist und keine parallelen Augenhöhe-Kandidaten direkt hat. Muss man halt doch bisschen nach oben oder unten schielen und als 16. ist drunter ja nur der Abgrund und aus dem ist gerade mal Kaiserslautern und St. Pauli entstiegen.

Augenhöhe - das waren letztes Jahr ja auch im Ergebnis der Spiele nicht so viele Mannschaften. Wie auch, bei nur 8 Siegen und 7 Unentschieden - das macht dann 15 mal Augenhöhe-Spiele. Viel ist das nicht. Was also soll die Hoffnung nähren, dass es diesmal besser werden soll? Verstärkungen haben ja alle vermeldet, ein Gekas bei Frankfurt und ein Camargo oder Anderson bei Gladbach - klangvolle Namen, Transfersummen, die den Clubberer schon bei der Niederschrift schwindlig werden lassen, während unser aussortierter Jahrhundertransfer Charisteas mit der U23 um den Valznerweiher trabt, weil er nicht wechseln will oder kann, so genau weiß das keiner, aber dank 4-Jahresvertrag hat er ja auch noch 1 Jahr Bedenkzeit.

Geld regiert die Welt und genau davon hat der FCN nicht viel. Im Gegenteil: Beunruhigt über die finanzielle Situation hat der Aufsichtsrat schon mal durchklingen lassen, dass man die Kronjuwelen zu Markte tragen solle, um besser schlafen zu können. Die Korrektur des Betriebsunfalls Abstieg nach Pokalsieg war eben doch recht teuer. Also wurde Doppel-D aka Dennis Diekmeier an den HSV vergeben für eine Summe (Sümmchen) von 2,x Mio. - ein Schnäppchen für das Jahrhunderttalent in den Augen vieler Clubberer, auch wenn sie noch gepfiffen haben, letztes Jahr, wenn der Rechtsverteidiger DD wieder vorne bei den Stürmern stand während hinten die Bude fiel. Trotzdem verschenkt, wenn man das Ausgabeverhalten des HSV sonst so ansieht, und zu verschenken haben wir nix.

Sportlich verbessern, aber nix ausgeben können und Geliehenes zurückschicken. Keine leichte Aufgabe für einen Sportmanager wie Martin Bader. Also mussten Wundertüten, Sport-Senioren und Schwerverletzte mit positiver Heilungsprognose rekrutiert werden und Hecking das Wunder von der Pegnitz noch einmal vollbringen - nur dass Ottl jetzt Simons heißt und Choupo-Moting Schieber (was auch einfacher auszusprechen ist).

Letztes Jahr als gerade noch die Kurve bekommen, gerade weil auch andere Mannschaften extrem schwächelten, und Abgänge maximal kompensiert - das kann nicht noch einmal gut gehen, daher sehen die meisten den Club auch wieder ganz unten mit dabei.

Was also in aller Welt soll man als Clubberer anderes sagen? Wo nicht einmal die Vorbereitung Hoffnung gibt, dass es in der Offensive besser werden würde? Nicht viel. Eben. Nicht viel. Vielleicht das, dass der FCN einfach ein "geiler Verein" ist, wie Martin Bader als Parole ausgibt ((Klick)) - und sexy wäre schon, wenn man eine graue Maus der Bundesliga wäre (Klick) - also einfach drinbleiben, irgendwie.

Sexieness im Mittelmaß. Wenn man die guten Zuschauerzahlen in Heimspielen sieht, bei denen von 17 möglichen nur 5 gewonnen wurden, kann man sich nur ausmalen, was bei etwas mehr Mittelmaß los wäre in Nürnberg.

Der FCN wirft seine Tradition in die Waagschale und damit auch seine Fans - und wird nicht enttäuscht. Zwar nörgelt der Clubberer gern und schnell, steht aber dann doch im Stadion - und dieses Gesamtpaket aus Fans und Tradition setzt offenbar immer wieder Kräfte frei, die den Club wieder in die Liga zurückführen oder die Klasse erhalten lassen. Trotz konservativer Finanzauffassung, während andere mit Sponsoren- oder Kommunal-Millionen um sich werfen (oder solche sich absichern lassen) oder nun von jahrzehntelanger ungerechter kommunaler Strukturförderung profitieren (mit schönem Gruß nach München).

Der Club mag klamm bei Kasse sein, vielleicht kann er sich nicht mal das Tafelsilber leisten und muss es sich zum Teil leihen oder immer wieder abgeben. Aber der Verein hat zwischenzeitlich gelernt zu überleben. Und genau das wird ihm auch dieses Jahr wieder helfen, einfach weil beim Club Abstiegskampf nichts Neues ist, einfach weil dank konservativer Finanzen es im Abstiegskampf nicht gleich um die Existenz geht - was so manch andere in der Liga ereilen könnte, die ihr Haus auf Sand gebaut haben, geliefert von Unternehmen, die von Misserfolg nichts hören wollen.

"Nicht viel." Ist vielleicht gerade genug zum Überleben, wenn man gelernt hat, mit wenigem klar zu kommen. Vielleicht muss man dann wieder Talente entwickeln, wie einen Gündogan oder Reinartz, der wohl bei Bayer nie zu dem geworden wäre, was er beim Club wurde. Oder auf Spieler setzen, bei denen eine Verletzung ein Restrisiko brachten - aber dann durchstarten werden, wie ein Okotie.

In einer Liga, in der die Spitze oben sich immer mehr absetzt, braucht es nicht viel, um drinzubleiben. Früher hieß die Messlatte mal 40 Punkte, dem Club reichten 31 letzte Saison, und sogar 28 hätten gereicht. Und das, und noch bisschen mehr, ist machbar, wenn man wie mit Hecking einen erfahrenen Mann am Steuer hat und mit Simons und Nilsson zwei erfahrene Kräfte mehr am Platz. Vorne klappt es noch nicht, aber "Defense wins Championship" und rettet die Liga - und da ist der Club gut aufgestellt. Wenn dann nach vorne ein Bunjaku wieder in Form kommt, Mintal wieder einfällt, wie er einst die Tore am Fließband erzielt hat, oder eines der Talente wie Gündogan, Ekici, Schieber, Frantz oder Okotie einschlagen, wird es vielleicht sogar tatsächlich was - mit der ersehnten langweiligen Saison.