Nach drei Jahren in den Niederungen der vierten Liga sind die Stuttgarter Kickers zurück in der 3. Liga. Mit 78 Punkten und damit satten neun Punkten Vorsprung auf den größten Verfolger SG Sonnenhof Großaspach wurden die Blauen verdienter Meister der Regionalliga Süd. Nun stellt sich eine Frage: Ist die Mannschaft gut genug um in der 3. Liga zu bestehen?

Rückblick
In der Saison 2008/09 spielten die Stuttgarter Kickers bereits eine Saison in der damals neugegründeten, eingleisigen dritthöchsten Spielklasse Deutschlands. Allerdings war der Verein durch finanzielle Probleme gebeutelt und stieg als abgeschlagen Letzter ab. In der darauffolgenden Saison begann die Konsolidierung der Blauen.
Mit einer verbesserten Oberligamannschaft fanden sich die Stuttgarter Kickers in dieser Saison im Mittelfeld der Tabelle wieder und wurden recht überraschend Neunter. Zwar schloss das Team die Hinrunde der Saison 2010/11 mit einer ausgeglichenen Bilanz auf dem neunten Platz ab. Die Rückrunde bestritten die Kickers jedoch so erfolgreich, dass sie bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg mitspielten. Als beste Rückrundenmannschaft musste der Verein nur dem SV Darmstadt 98 den Vorrang gewähren.
In die vergangene Saison ging die Mannschaft mit einem Ziel: dem Aufstieg. Nach anfänglichen kleineren Schwierigkeiten, konnten die Blauen spätestens ab Herbst 2011 überzeugen und marschierten in der Regionalliga Süd durchaus souverän vorneweg. Der Aufstieg stand bereits drei Spieltage vor Schluss fest, wodurch die Rückkehr in die 3. Liga bejubelt werden konnte.

Der Kader
Im Vergleich zur erfolgreichen letzten Saison haben die Stuttgarter Kickers bisher sechs Abgängen sieben Zugänge entgegen zu setzen. Mit Markus Krauss wurde ein dritter Torhüter verpflichtet, der mit Daniel Wagner um den Platz zwischen den Pfosten kämpfen soll, solange der etatmäßige Torwart Günay Güvenc verletzt ist. Die Abwehr wurde mit Kai-Bastian Evers – für Alessandro Abruscia – und Thorben Stadler – für den abwandernden Yannis Becker – verstärkt. Evers kann bereits, trotz seines jungen Alters von 22 Jahren, auf 41 Drittligaspiele und zudem 28 Spiele mit Juniorennationalmannschaften des DFB zurückblicken. Sogar Sieben Zweitliga-Einsätze und ein Tor kann Stadler aufweisen, der die linke Abwehrseite beflügeln soll.
Für das Mittelfeld der Kickers kamen die beiden ehemaligen Pfullendorfer Sandrino Braun und Kevin Dicklhuber sowie Marcos Alvarez, der zuletzt für die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt spielte. Den Verein hingegen verlassen Philip Türpitz, Demis Jung und Marcel Brandstetter. Für den Angriff wurde mit Tobias Rühle – für Ugur Yilmaz – ein junger, durch angebliche Eskapaden aufgefallener Spieler verpflichtet, der den Konkurrenzkampf in der Offensive verschärfen soll.
Mögliche Aufstellung der Stuttgarter Kickers:



Diese Aufstellung stellt nur eine von vielen Möglichkeiten der Aufstellung der Kickers dar. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht ersichtlich, wie die Aufstellung der Blauen am ersten Spieltag gegen Hansa Rostock aussieht. Selbst das 4-5-1 – System ist nicht das einzig denkbare. Auch ein System mit zwei Spitzen, z.B. Grüttner und Rühle, oder ein 4-1-4-1 – System kamen in der Vorbereitung bzw. der letzten Saison zum Einsatz.
Im Tor wird es bis zur Genesung des designierten Stammtorhüters Güvenc einen Zweikampf zwischen Wagner und Krauss geben. In der Viererkette ist lediglich Julian Leist sicher gesetzt. Die zweite Innenverteidigerposition kann auch von Auracher oder Köpf übernommen werden. Für die beiden Außenverteidigerpositionen dienen neben Stadler und Evers auch Gerster und Leutenecker als Alternativen. Die einzelnen Spieler auf den Positionen im Mittelfeld sind auch noch nicht eindeutig festzulegen, da die meisten vielfältig einsetzbar sind, wodurch die „Schwierigkeit" besteht, die beste Mannschaft herauszufiltern. Für fünf Positionen stehen mit Alvarez, Braun, Ivanusa, Marchese, Gondorf, Dicklhuber, Savranlioglu und den ebenfalls im Mittelfeld einsetzbaren Leutenecker, Royal, Rühle und Jatta elf Spieler zur Verfügung. Im Sturm stehen neben Grüttner und Neuzugang Rühle, der im Winter aus Alzenau nach Degerloch gewechselte Sprung und Omar Jatta im Aufgebot. Zusammengefasst ist zu erkennen, dass alle Positionen mindestens zwei-, wenn nicht sogar dreifach besetzt sind.

Der Trainer
Dirk Schuster geht in der kommenden Saison mit seinem Co-Trainer Alexander Malchow bereits in die vierte Spielzeit bei den Blauen. Schuster bestand 2007 als Lehrgangsbester den 54. Lehrgang für DFB-Fußballlehrer und bewies in den vergangenen drei Saisons sein taktisches Können und sein Trainer-Geschick, in dem er aus einer besseren Oberligamannschaft mit gezielten Verstärkungen eine dominierende Regionalligamannschaft formte.

Prognose
Das Ziel der Stuttgarter Kickers für die kommende Saison ist klar und deutlich definiert: der Klassenerhalt. Dazu müssen logischerweise am Ende der Saison drei Mannschaften hinter den Blauen stehen. Die größten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg dürften vermutlich die SpVgg Unterhaching, der Hallesche FC, Borussia Dortmund II und der SV Babelsberg sein. Denkt man als Fan der Kickers zurück an die verheerende Saison 2008/09 wird einem mulmig bei dem Gefühl, erneut eine so katastrophale Saison hinzulegen.
Problematisch aus Sicht der Degerlocher ist, dass für viele Spieler die 3. Liga Neuland ist. Die Mannschaft hat zwar die Regionalliga Süd in der vergangenen Saison dominiert und seit eineinhalb Jahren nur zwei Niederlagen kassiert, ob es jedoch für die 3. Liga reicht ist noch ungewiss. Zudem muss ein Großteil der Spieler, so banal es klingt, erst wieder lernen zu verlieren. Sind die Stuttgarter Kickers also fähig die Klasse zu halten?
Ja, das sind sie. Mit dem Torhüter Krauss entfacht man einen Wettbewerb um den Platz im Tor, der nicht zum Schaden des Teams sein kann. Die Abwehrspieler Stadler und Evers können wichtige Stützen in der, ohnehin schon starken, Verteidigung der Blauen werden. Die Neuzugänge im Mittelfeld erhöhen auch dort die Konkurrenz um die Plätze in der Stammelf und Rühle wird sicher alles daran setzen Grüttners Platz im Angriff zu übernehmen.
Trotz dieser Konkurrenz wird gerade der Zusammenhalt in der Mannschaft als einer der größten Faktoren für den Nicht-Abstieg in der kommenden Saison angeführt. Außerdem stellen die Eingespieltheit der Blauen und die Flexibilität der einzelnen Spieler wichtige Punkt für den Erhalt der Klasse dar. Auch wenn sechs Spieler den Verein verlassen haben und sieben Spieler zur Mannschaft hinzugekommen sind, bleibt das Grundgerüst doch bestehen.
Um die Worte in Zahlen zu fassen: Die Stuttgarter Kickers haben auf jeden Fall das Potenzial für den Verbleib in der 3. Liga und werden sich am Ende der Saison auf Platz 15 – 17 wiederfinden.