Das Jahr neigt sich seinem wohlverdienten Ende entgegen, und mit all der Weisheit, die man zu Jahresbeginn noch nicht hatte, kann man sich jetzt zurücklehnen und die Geschehnisse gemütlich noch einmal "Paroli laufen lassen", wie Horst Hrubesch sagen würde. Daher also nun mein über die Maßen subjektiver Jahresrückblick auf das Fußballjahr 2008:


Sie haben ihm ein Denkmal gebaut...

Beginnen wir mit dem 1.FC Nürnberg, the Club formerly known as DFB-Pokalsieger 2006. Damals wollten sie dem Hans Meyer ein Denkmal setzen. Präsident Michael A. Roth sprudelte in 11Freunde über vor Euphorie über die knorrige Eiche Meyer, die sich mit flapsigen Sprüchen gegenüber Journalisten in die Herzen der Fußballrepublik redete. Ein paar Monate später fand sich der "Glubb" auf einem Abstiegsplatz wieder, die Musterehe Meyer-FCN wurde geschieden und Thomas von Heesen installiert. Doch weder er noch Jan Koller konnten die sympathischen Franken retten, die schnurgeradeaus und mit erbarmungsloser Konsequenz in die zweite Liga trudelten. Und immer noch trudeln, auch unter von Heesens Nachfolger Michael Oenning. Fest steht: 2009 kann eigentlich nur besser werden.


Bashing

Von einem Verein nun zu einer Reihe von Spielern, für die das Jahr 2008 auch nicht gerade zu den Höhepunkten ihrer Karriere zählen dürfte. Allen voran natürlich der Kevin aus der Nutella-Werbung. Über den wurde schon so viel gebloggt, kommentiert und analysiert, da muss man nicht groß drauf eingehen.

Der nächste Kandidat auf der Liste der wohl meistgebashten Spieler 2008 ist "Prinz Peng" (BILD), der, wie wir alle wissen, seit seinem Wechsel nach München noch immer in Effzeh-Bettwäsche schläft und jeden Abend mit Wolfgang Overath telefoniert. Es verging in den letzten Wochen (gefühlt) nicht ein Tag, an dem spox nicht mit einer sensationellen Neuigkeit zur Liaison Poldi-Effzeh aufwartete: "Poldi zurück zum Effzeh - vielleicht. Wenn Köln so viel Kohle hat. Und Uli Hoeneß ihn lässt. Und überhaupt." - so las sich das meistens. Genauso begeistert wie ich waren offenbar unzählige andere User. Daher mein Aufruf, den ich stellvertretend für alle Mitleidenden an Poldi richten möchte: Geh! Geh irgendwohin, meinetwegen zum Effzeh, zu Werder, Sheriff Tiraspol oder Manchester City. Aber um Gottes Willen verschone uns 2009 mit diesem Theater. Danke im Voraus.

Mit etwas größerem Abstand auf der Bashing-Liste: Wahlweise Klose oder Ballack. Je nachdem, welche Jahreshälfte man zugrunde legen möchte. Der gute Miro hat sich ja mittlerweile rehabilitiert, seine Krise überwunden (ausgerechnet natürlich gegen den KSC, vielen herzlichen Dank!) und trifft wieder. Der Capitano dagegen ist dem Gros der Republik primär durch seinen Zwist mit dem Bundesjogi im Gedächtnis. Ob der bei Chelsea gut oder schlecht spielt? Egal. Jedenfalls hat er in der öffentlichen Wahrnehmung mittlerweile einiges von dem Ansehen verloren, das er vorher hatte. Dass dazu eine kindische, medial inszenierte Auseinandersetzung mit dem Trainer nötig war, und dass dafür nicht einmal seine meistens recht mauen Leistungen in wichtigen Spielen herangezogen wurden - bezeichnend.


Rivalität reloaded: KSC und FCK 2008

In einem Blog von mir darf natürlich auch mein Lieblingsthema nicht fehlen, zumal 2008 kurz davor stand, das für mich schönste Fußballjahr meines Lebens zu werden.Aber dann, der 34.Spieltag. Ich hab ihn nicht gesehen, ich war mit meinen Kumpels kicken, weil eh klar war, dass sich nichts wirklich wichtiges mehr tut. So gegen halb sechs waren wir fertig, ich gucke so auf mein Handy und habe da drei (!) Mitleids-SMS von Freunden drauf: "Hey, scheiße das mit dem KSC. Aber Kopf hoch, Saison ist vorbei" und ähnliches stand da. Ich mich gewundert, schnell nachgeschaut: 0:7? Bei "Die-Null-muss-stehen"-Huub? Da war mir wieder einmal klar: Wenn sich eine Mannschaft gnadenlos blamiert (Bielefeld, in Bremen), dann kann das der KSC nicht auf sich sitzen lassen. Da muss nachgelegt werden. Ich war jedenfalls restlos bedient.

Tags drauf sitze ich mit nem Kollegen (der mag den FCK genauso sehr wie ich) ganz erwartungsfroh vor der Zweitliga-Konferenz, schön Weißbierchen gezischt, und was passiert (natürlich)? Eine von der Aufstiegsfeier offenbar noch stark alkoholisierte Kölner Truppe schenkt 0:3 bei den Graupen ab. Klassenerhalt. Würg.
Überflüssig zu sagen, dass sich meine Hoffnung auf den Aufstieg des SV Sandhausen in die 2.Liga auch nicht erfüllt haben. Was schade ist, denn ich glaube, schlechter als der FSV Frankfurt hätten die sich auch nicht verkauft.

Aber gut, die Runde war ja zu Ende, meine Hoffnung groß, dass alles besser werden sollte, 2008/2009. Derzeit stehen die Zeichen dafür denkbar schlecht: Der KSC liefert sich mit Bielefeld, Bochum und Gladbach ein Schneckenrennen um den Nichtabstieg, diese Truppe aus der Hinterpfalz überwintert im oberen Tabellendrittel. Und Sandhausen ist in der Dritten Liga auch unter ferner liefen. 2009 kann eigentlich nur besser werden.


Dann war da noch...

Klar, über die EM müsste ich ja auch noch was schreiben. Nun gut: Glückwunsch an Spanien zum verdienten Sieg in diesem Turnier. Wir haben im Prinzip gespielt wie immer, sieht man mal vom Portugal-Spiel ab, das wirklich erstklassig war. Das bedeutet, siebzig Minuten Ballgeschiebe und haarsträubende Fehlpässe, ein paar geniale Momente, gewinnen, weiterkommen. Hat nicht immer geklappt, gegen Kroatien zum Beispiel, und gegen Spanien auch nicht, aber sonst schon. Ich bin zufrieden mit dem Erreichten.
Ach ja: Mein persönliches Highlight des Turniers war, dass der griechische Steinzeitfußball keinen Erfolg mehr verheißt. Und natürlich, dass Italien früh rausgefolgen ist.


1899 und Olli Kahn

Dem "Titan" schwappte auf seinen letzten Dienstreisen eine Welle der Sympathie entgegen, die er so sicherlich noch nie erlebt hat. Fand ich irgendwie schön. Denn streitbar ist er allemal, aber man kann ihm eins nicht absprechen: Er war ein herausragender Torhüter. Mach's gut, Olli!

Über 1899 Hoffenheim will ich jetzt gar nicht viel schreiben, erstens wegen der Zeichenbegrenzung, zweitens, weil Batigoal da schon sehr schön drüber gebloggt hat.
Generell: Ich mag Hoffenheim, denn sie spielen schönen Fußball und bereichern die Liga.

Ich beschließe diesen Blog daher mit der Aussage eines Freundes (FCK-Fan) von mir. Dessen Begründung, weshalb er Hoffenheim nicht mag, lautete ernsthaft:
"Weil die soviel Geld haben wegen dem Hopp. Und keine Tradition und so."

Dass die guten Fußball spielen? Egal. Dass der Hopp das Geld ehrlich verdient hat und entscheiden kann, was er damit macht? Egal.
An so viel Borniertheit prallen auch die besten Argumente ab.