05.11.2012 um 16:26 Uhr
Geschrieben von nachschuss
Puzzle? Kette! II
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Das Spiel wird fahriger. Die beiden Tschechen sehen kein Land, auch weil unsere Nummer zehn und ich immer wieder das Defensive Mittelfeld verstärken und den Beiden die Bälle klauen. Aber auch bei uns tut sich nicht mehr viel. Vieles Läuft jetzt über die Außen. Die Mitte ist Dicht und ich finde keine Lücken. Zudem steht mir unser Zehner andauernd auf den Füßen. Eingespielt sieht anders aus denke ich noch und sehe wie er an mir vorbei in den Sechzehnmeterraum sprintet. Hoher Ball von unserem Außenverteidiger. Direktabnahme. Tor – und ich stehe da wie ein Zuschauer.
Mit 0:1 geht es auch in die Pause. Der Trainer ist sehr zufrieden mit der defensiven Organisation und lobt mich ausdrücklich für meine harte Arbeit. Offensiv müsse aber mehr kommen. „Ich weiß, dass es schwer ist mit dem Rücken zum Tor zu spielen, aber Du hilfst der Mannschaft, wenn Du die Dinger vorne fest machst… Und Abschluss suchen."
Keine zwei Minuten der zweiten Hälfte sind gespielt. Da behaupte ich wieder den Ball und merke wie ich auf hinterhältigste Art von hinten umgetreten werde. Es wird hitziger. Neben netten Sprüchen gibt es jetzt zusehends auf die Socken. Besonders in der vordersten Reihe gibt es Reihenweise Ellbogen in den Magen, Tritte gegen die Achillessehne und Belastungstests für das Trikot. Das Spiel ist ein rassiger Fight und die fußballerische Qualität nimmt wieder zu. Besonders wenn wir Platz zum Kontern haben, sieht das endlich wieder nach Fußball aus. Meine Rolle fühlt sich unbefriedigend an. Erster Pass aus der Defensive auf mich, der wie eine Falsche neun auf das eigene Tor zuläuft. Abklatschen auf einen Sechser oder Flügelspieler und Richtung Sechzehner. Meistens komme ich so aber nicht einmal mehr in die Angriffssituation, da unsere Konter sehr flink vorgetragen werden. So fällt tatsächlich das 0:2 und 0:3 nach einem Ballkontakt von mir im Mittelkreis, aber bevor ich überhaupt das letzte Drittel des Platzes erreiche.
Ich ärgere mich. Wie ein bekloppter fresse ich die Kilometer und bin ständig in Bewegung. Neben den Szenen, in denen ich den Ball behaupte, habe ich aber wenige gute Ballkontakte. Auch weil die Anspiele nicht gerade schmeichelhaft sind. So ist dann auch nach 75 Minuten das Spiel für mich beendet. Leicht genervt und enttäuscht gehe ich vom Feld. Als dann der Einwechselspieler noch doppelt trifft ist die allgemeine Begeisterung über das letztendliche 1:5 beim Favoriten riesig. Ich habe gemischte Gefühle.
Das Spiel ist aus. Wir klatschen mit dem Gegner ab. Wünschen noch viel Erfolg. Das übliche halt. Auf dem Weg in die Kabine kommt der Kapitän und gratuliert zu meiner Leistung. Leicht irritiert schaue ich ihn an und bedanke mich. Unser Torwart ruft „Maschine. Wie Du die Bälle festgemacht hast. Einfach stark." Ein Lächeln arbeitet sich durch meine bisher von Enttäuschung geprägte Mimik. Der Trainer gibt mir beim Vorbeigehen einen Klaps auf den Hinterkopf. „Wenn Du jetzt noch triffst…" Langsam aber sicher werde ich locker. Unter der Dusche wird dann bereits lautstark gesungen „Spitzenreiter, Spitzenreiter… Hey, hey."
Bisher war ich immer unumstrittener Stammspieler und ging mit Leistung, gewonnenen Zweikämpfen, aber vor allem Torvorlagen und (wenigen) Toren voran. An diesem Tag lernte ich, wie man sich die Anerkennung und den Respekt einer funktionierenden Mannschaft erarbeitet. Mittlerweile spiele ich auf der Zehn. Ein Goalgetter wird aus mir nicht mehr, dafür bin ich Stammspieler und auch für spielentscheidene Szenen verantwortlich. Aber ich bin nicht mehr auf der Suche nach dem Platz für mich im Puzzle. Ich versuche einfach nur ein starkes Glied einer Kette zu sein.
Dies ist mein Beitrag zum Blogpokal 2012/13.
Das Spiel wird fahriger. Die beiden Tschechen sehen kein Land, auch weil unsere Nummer zehn und ich immer wieder das Defensive Mittelfeld verstärken und den Beiden die Bälle klauen. Aber auch bei uns tut sich nicht mehr viel. Vieles Läuft jetzt über die Außen. Die Mitte ist Dicht und ich finde keine Lücken. Zudem steht mir unser Zehner andauernd auf den Füßen. Eingespielt sieht anders aus denke ich noch und sehe wie er an mir vorbei in den Sechzehnmeterraum sprintet. Hoher Ball von unserem Außenverteidiger. Direktabnahme. Tor – und ich stehe da wie ein Zuschauer.
Mit 0:1 geht es auch in die Pause. Der Trainer ist sehr zufrieden mit der defensiven Organisation und lobt mich ausdrücklich für meine harte Arbeit. Offensiv müsse aber mehr kommen. „Ich weiß, dass es schwer ist mit dem Rücken zum Tor zu spielen, aber Du hilfst der Mannschaft, wenn Du die Dinger vorne fest machst… Und Abschluss suchen."
Keine zwei Minuten der zweiten Hälfte sind gespielt. Da behaupte ich wieder den Ball und merke wie ich auf hinterhältigste Art von hinten umgetreten werde. Es wird hitziger. Neben netten Sprüchen gibt es jetzt zusehends auf die Socken. Besonders in der vordersten Reihe gibt es Reihenweise Ellbogen in den Magen, Tritte gegen die Achillessehne und Belastungstests für das Trikot. Das Spiel ist ein rassiger Fight und die fußballerische Qualität nimmt wieder zu. Besonders wenn wir Platz zum Kontern haben, sieht das endlich wieder nach Fußball aus. Meine Rolle fühlt sich unbefriedigend an. Erster Pass aus der Defensive auf mich, der wie eine Falsche neun auf das eigene Tor zuläuft. Abklatschen auf einen Sechser oder Flügelspieler und Richtung Sechzehner. Meistens komme ich so aber nicht einmal mehr in die Angriffssituation, da unsere Konter sehr flink vorgetragen werden. So fällt tatsächlich das 0:2 und 0:3 nach einem Ballkontakt von mir im Mittelkreis, aber bevor ich überhaupt das letzte Drittel des Platzes erreiche.
Ich ärgere mich. Wie ein bekloppter fresse ich die Kilometer und bin ständig in Bewegung. Neben den Szenen, in denen ich den Ball behaupte, habe ich aber wenige gute Ballkontakte. Auch weil die Anspiele nicht gerade schmeichelhaft sind. So ist dann auch nach 75 Minuten das Spiel für mich beendet. Leicht genervt und enttäuscht gehe ich vom Feld. Als dann der Einwechselspieler noch doppelt trifft ist die allgemeine Begeisterung über das letztendliche 1:5 beim Favoriten riesig. Ich habe gemischte Gefühle.
Das Spiel ist aus. Wir klatschen mit dem Gegner ab. Wünschen noch viel Erfolg. Das übliche halt. Auf dem Weg in die Kabine kommt der Kapitän und gratuliert zu meiner Leistung. Leicht irritiert schaue ich ihn an und bedanke mich. Unser Torwart ruft „Maschine. Wie Du die Bälle festgemacht hast. Einfach stark." Ein Lächeln arbeitet sich durch meine bisher von Enttäuschung geprägte Mimik. Der Trainer gibt mir beim Vorbeigehen einen Klaps auf den Hinterkopf. „Wenn Du jetzt noch triffst…" Langsam aber sicher werde ich locker. Unter der Dusche wird dann bereits lautstark gesungen „Spitzenreiter, Spitzenreiter… Hey, hey."
Bisher war ich immer unumstrittener Stammspieler und ging mit Leistung, gewonnenen Zweikämpfen, aber vor allem Torvorlagen und (wenigen) Toren voran. An diesem Tag lernte ich, wie man sich die Anerkennung und den Respekt einer funktionierenden Mannschaft erarbeitet. Mittlerweile spiele ich auf der Zehn. Ein Goalgetter wird aus mir nicht mehr, dafür bin ich Stammspieler und auch für spielentscheidene Szenen verantwortlich. Aber ich bin nicht mehr auf der Suche nach dem Platz für mich im Puzzle. Ich versuche einfach nur ein starkes Glied einer Kette zu sein.
Dies ist mein Beitrag zum Blogpokal 2012/13.
Aufrufe: 1687 | Kommentare: 16 | Bewertungen: 3 | Erstellt:05.11.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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08.11.2012 | 09:05 Uhr
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mayoble :
Hab nichts neues zu berichten. Meine Stimme geht auch an dich, schöner Blog, das!
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07.11.2012 | 14:12 Uhr
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taneu :
Ich mag persönliche Geschichten. Und du schaffst es mich mitzunehmen. Unspektakulär? Nie, bin voll dabei und jetzt noch außer Puste, weil ich mit dir gearbeitet habe da vorne. Ganz zu schweigen von den blauen Flecken im Thoraxbereich...Meine Stimme geht an nachschuss.
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07.11.2012 | 11:51 Uhr
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07.11.2012 | 08:48 Uhr
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Gnanag :
Da geht meine Stimme in dem Duell an Nachschuss. Mir hat sein Blog einfach besser gefallen insgesamt.
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06.11.2012 | 12:38 Uhr
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deswegen auch dieses "konzentrier dich" zu mir selbst. erste spiele von beginn an sind psychologisch ganz anders als ein beliebiges punktspiel und im endeffekt bin ich froh, dass ich mich über die "deutschen" tugenden würdig erweisen konnte. stell dir mal vor ich hätte gute spielzüge gehabt aber dann 4 mal frei vorm tor verballert ;)
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06.11.2012 | 10:50 Uhr
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Klasse Blog. Zweiteiler sind ja immer etwas gewagt, zumal sich ja die Frage stellt ob man den Leser damit fesseln kann. Aber die Hürde hast du locker übersprungen.
Meine Stimme gehört dir!
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06.11.2012 | 10:04 Uhr
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Nutman :
Einen Treffer hast Du doch noch gelandet - diesen Blogpokalbeitrag - meine Stimme hast Du - ich glaube, ich weiß auch, warum das mit dem Toreschießen nicht so gut klappt: Du denkst zuviel nach
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05.11.2012 | 21:00 Uhr
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