Das Ende einer Ära?
Die San Antonio Spurs spielten in der vergangenen Saison eine zweifelsohne überragende Regular Season, die sie mit 61 Siegen und dem Nb.1-Seed im Westen beendeten. In den Playoffs wurde man dann jedoch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und schied in der ersten Runde gegen die starken Memphis Grizzlies kläglich aus. Nach dieser enttäuschenden Playoffs-Leistung sprachen viele von einem Rebuild in San Antonio, letztendlich entschied man sich aber gegen einen Umbruch im Team und baut stattdessen weiter auf Altbewährtes. Doch wieviel steckt noch in diesem Team?







Was ist neu?
Nicht viel. Nachdem es im Rahmen des Drafts Gerüchte um einen möglichen Trade von Tony Parker gab, entschied man sich in San Antonio letztendlich dafür den Kern des Teams mit den Big Three Tony Parker, Tim Duncan und Manu Ginobili nicht zu verändern. Einen Trade gab es dann aber doch noch. Schweren Herzens ließ man Publikumsliebling George Hill in seine Heimatstadt Indiana ziehen und holte im Gegenzug den 15. Pick des diesjährigen Drafts Kawhi Leonard, sowie die Rechte der in Europa aktiven Davis Bertans und Erazem Lorbek nach San Antonio. Kawhi Leonard hat eine starke College-Saison mit San Diego State hinter sich und soll diese Saison mehr Frische und Athletik in den überalterten Front-Court der Spurs bringen.
Neben Leonard sind außerdem zwei Point Guards neu im Roster, die den Abgang von George Hill kompensieren sollen. Corey Joseph war der First-Round-Pick der Spurs beim diesjährigen Draft und Free Agent T.J. Ford kommt von den Pacers. Center-Routinier Antonio McDyess verkündete nach langer Überlegung, dass er nach 15 Jahren NBA seine Karriere beendet. Small Forward Richard Jefferson, der bisher eine eher durchwachsene Zeit in San Antonio hatte, wird auch diese Saison das Spurs-Trikot tragen und wurde nicht, wie Experten es befürchtet hatten, per Amnesty Cut vor die Tür gesetzt.

Stärken:
Das Team ist zusammengeblieben und bis auf George Hill verließ nicht ein namenhafter Spieler San Antonio dieses Jahr. Spieler wie Duncan, Ginobili, Parker oder Matt Bonner spielen nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit zusammen und weisen geballte Erfahrung auf, die vorallem in den Playoffs wichtig sein kann.
Hinter der Starting Five stehen dazu in der zweiten Reihe mit Tiago Splitter, DeJuan Blair, Kawhi Leonard, Gary Neal oder Corey Joseph junge und talentierte Spieler bereit, welche die Veteranen im Team gelegentlich entlasten können. Eine weitere Stärke der Spurs soll dieses Jahr wieder die Defense werden. Nachdem man in der abgelaufenen Saison gelegentlich das Gefühl hatte, dass die Defensive etwas vernachlässigt wurde, soll die starke Defense, die das Team in den Jahren zuvor immer auszeichnete, wieder zu einer Priorität werden.

Schwächen:
Die größte Stärke der Spurs ist wohl gleichzeitg auch deren größte Schwäche. Die Big Three sind zwar zusammengeblieben, werden aber dadurch nicht jünger, genauso wenig wie der Rest des Teams. Tim Duncan gehört ohne Zweifel nach wie vor zu den besten auf seiner Position im Basketball-Sport, befindet sich aber mit 35 Jahren im Endspurt seiner Karriere und man darf bezweifeln, dass er dieses Jahr zum Benjamin Button wird. Der derzeit vielleicht wichtigste Spieler im Team, Manu Ginobili, wirkt zwar noch wesentlich jünger und athletischer als sein Teamkollege, ist aber nur ein Jahr jünger. Richard Jefferson und Matt Bonner sind ebenfalls schon jenseits der 30, Tony Parker fehlen noch fünf Monate, bis auch er die Drei vor seinem Alter stehen hat.
Durch die überalterten Stars wirkt das Offensiv-Spiel der Spurs teilweise langsam und ausrechenbar für den Gegner, was man vergangene Saison vorallem in den großen Spielen sehen konnte, unter anderem in der Playoffs-Serie gegen die jungen und athletischen Memphis Grizzlies.

Umfeld:
Kaum ein Team in der NBA ist so bekannt für sein gutes Umfeld wie die San Antonio Spurs. Die Spurs sind schon immer für ihre gute Führung und unvergleichbare familiäre Atmosphäre in der Mannschaft bekannt gewesen. Mit Besitzer Peter Holt, General Manager R.C. Buford und nicht zuletzt Coach Gregg Popovich steht seit Jahren das selbe Team hinter der Franchise, dem sowohl Spieler, als auch Fans blind vertrauen.
Vorallem Gregg Popovich hat einen sehr guten Ruf in NBA-Kreisen und gilt als Genie unter den NBA-Coaches. Schon seit 1988 leitet „Pop" das Team, zuerst als Assistant Coach von Larry Brown, später als Head Coach und geht nun in seine 15. Saison als Trainer der Spurs.

Spieler im Fokus:
Kawhi Leonard. Der Small Forward wurde beim diesjährigen Draft an 15. Stelle von den Indiana Pacers gepickt und ist damit der am höchsten gedrafteste Spieler in der Geschichte der San Diego State University. Leonard hat scheinbar alles, was einen guten NBA-Spieler auszeichnet. Athletik, Schnelligkeit, ein gutes Ball-Handling, Scorer-Qualitäten, Durchsetzungsvermögen unterm Korb und ein gutes Auge für den Mitspieler. Besonders markant für ihn sind seine außergewöhlichen großen Hände und langen Arme.
In seiner Frechman Saeason in San Diego erreichte er im Schnitt 12,7 Punkte und 9.9 Rebounds, im zweiten Jahr verbesserte er seine Werte auf 15.7 Punkte und 10,4 Rebounds und brachte es dazu auf 23 Double-Doubles in einer Saison.
ESPN stellte ihn kürzlich an erste Stelle einer „Rookies to watch"-Liste. In San Antonio hält man ebenfalls viel von ihm, denn immerhin trennte man sich für Leonard von Publikumsliebling und Sixth Man George Hill. Wieviel Spielzeit Coach Popovich ihm gibt und ob er den Erwartungen gerecht werden kann wird man sehen, Potenzial hat er definitiv.

Fazit:
Nur die größten Optimisten werden in den Spurs noch einen Contender sehen. Das Team verfügt über eine Menge Erfahrung, eine gute Führung und starke Defense, doch reicht das um in den Playoffs besser abzuschneiden als in den letzten drei Jahren? Es gibt wenig was darauf hindeuten. Das Team hat sich kaum verstärkt und die Offense ist nach wie vor schwach und berechenbar. Dazu kommt die Verletzungsanfälligkeit von Tim Duncan und Manu Ginobili, die bei Ausfällen kaum zu ersetzen sind.
Nichts desto trotz reden wir immernoch von den Spurs, die immer in der Lage sind eine gute Regular Season zu spielen und für die ein oder andere Überraschung zu sorgen. Mehr als die erste Runde der Playoffs zu überstehen gibt die Mannschaft allerdings wohl einfach nicht mehr her und die Spurs werden sich langsam aber sicher auf die Ära nach den Big Three vorbereiten müssen.