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WM bei mySPOX


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25.06.2010 um 23:43 Uhr
Geschrieben von AndreasRenner
Pressen! Immer Pressen!
Spanien gegen Chile, das war ein faszinierendes Fußballspiel, das leider durch äußere Einflüsse gegen Ende zu einem reinen Ballgeschiebe mutierte. Trotzdem: Die Spanier werden heilfroh sein, diese lästigen Chilenen erst mal von hinten zu sehen. Sollen sich doch die Brasilianer im Achtelfinale mit ihnen herumärgern!

Zu den Aufstellungen: Bei den Spaniern kam der wiedergenesene Iniesta für Jesus Navas im Mittelfeld. Ansonsten spielte das gleiche Team wie beim 2:0 gegen Honduras. Die Formation war mal wieder 4-3-3, auch wenn Villa im linken offensiven Mittelfeld häufiger mit in die Spitze stieß als ein Iniesta auf der anderen Seite.

Bei Chile gab es drei erzwungene Veränderungen: Die Mittelfeldachse Carmona – Fernandez war gelbgesperrt, dafür begannen Estrada und Valdivia. Der unfitte Mittelstürmer Suazo wurde durch Gonzalez ersetzt. Die Formation der Chilenen war ein, tja, was denn eigentlich? 3-3-1-3 kommt dem Ganzen einigermaßen nahe, doch vor der Dreierkette war unheimlich viel in Bewegung. So hatte Trainer Marcelo Bielsa keine "echte" Sturmspitze auf dem Platz, Gonzalez und Beausejour kamen beide mehr über links, Sanchez über rechts und zumindest im Defensivverbund übernahm der "Zehner" (mit und ohne Anführungszeichen, 10 ist nämlich auch seine Rückennummer) Valdivia das Verteidigen in vorderster Front.

Das Spiel wurde vor allem vom chilenischen Defensivverhalten geprägt. Die Südamerikaner attackierten ihren Gegner konsequent und aggressiv in seiner eigenen Hälfte und nahmen dem Europameister total die Luft zum Atmen. Jeder Spanier im Ballbesitz wurde sofort von zwei oder drei Gegenspielern angegangen (obwohl, "angesprintet" wäre zutreffender) und musste froh sein, das Leder unfallfrei zu einem Mitspieler zu bekommen. So erzwangen die Chilenen diverse Ballverluste vor dem spanischen Tor und hätten durchaus in Führung gehen können.

Die Spanier reagierten mit langen Bällen. Richtig, die Spanier und lange Bälle. Ich weiß nicht, wie lange ich das nicht mehr von ihnen gesehen habe. Chile brachte den Gegner vollkommen aus dem Konzept und erstickte das Kombinationsspiel der Iberer im Keim. Kein tiki, kein taka, kein gar nichts. Wer an Spanien denkt, der sieht vermutlich die Xavis und Iniestas dieser Welt vor seinem geistigen Auge, wie sie sich den Ball leicht und locker in der gegnerischen Hälfte zupassen. In der ersten halben Stunde passierte allerdings in der chilenischen Hälfte null. Das Spiel fand komplett in Reich der Spanier statt. Und wie schon in den Spielen davor lag es an der schwachen Chancenverwertung der Chilenen, dass sie in dieser Phase nicht in Führung gingen.

Dann kam die 24. Minute und Chile wurde durch etwas bestraft, wogegen keine Taktik der Welt hilft: Individuelle Fehler nämlich. Ein total unnötiger Ausflug von Torwart Bravo schenkte David Villa das 1:0, auch wenn der Abschluss natürlich trotzdem souverän war. Nicht, dass sich die Partie danach drehte, Chile war weiter das bessere Team. Bis in der 37. Minute der nächste Fehler kam: Ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung ließ die chilenische Abwehr entblößt und Iniesta hatte genug Raum, um überlegt abzuschließen. Ein Gegentor, mit dem ein Team wie Chile immer rechnen muss, weil sich so viele Spieler an der Vorwärtsbewegung beteiligen.

Zeitgleich gab es die Gelb-Rote Karte für Estrada, die in der Entstehung unglücklich war, in der Summe der begangenen Fouls hatte Estrada den Platzverweis allerdings redlich verdient. Und Ponce durfte sich glücklich schätzen, nicht ebenfalls vom Feld zu müssen. Bei aller Freude am aggressiven chilenischen Pressing: Man kann das mit der Aggressivität auch übertreiben und die Chilenen schossen insgesamt nicht nur ein bisschen über das Ziel hinaus. So kann man sich eine gute Leistung auch selbst torpedieren.

Trotz Unterzahl knüpften die Südamerikaner nach der Pause nahtlos an das zuvor gezeigte an. Und dann hatten sie durch den abgefälschten Schuss von Millar auch endlich einmal Glück. Doch wenn jemals einem Spiel ein Tor nicht gut getan hat, dann war es dieses. Durch den Anschluss hatten die Chilenen nun ein kleines Polster auf die Schweiz, so dass den Eidgenossen auch ein 1:0 nicht mehr gereicht hätte. Und diesen Vorsprung verteidigte Chile, in dem es sich in die eigene Hälfte zurückzog und den Gegner kommen ließ.

Klar, Spanien übernahm nach einer Stunde die Spielkontrolle. Doch mit dem Wechsel Fabregas für Torres und der Umstellung auf 4-2-3-1 hatte das nur in zweiter Linie zu tun. Der Grund für Spaniens Dominanz war simpel: Chile stellte das Pressing fast völlig ein und ließ den Gegner gewähren. Wahrscheinlich spielte dabei die Unterzahl und die kraftraubende erste Hälfte auch eine Rolle. Doch die Chilenen haben in den ersten Spielen bewiesen, dass sie ihren Stil auch 90 Minuten durchhalten können. Nein, sie zogen sich zurück, weil sie nichts mehr riskieren wollten. Der Europameister bedankte sich dafür, indem er in der halben Stunde seiner klaren Überlegenheit keine einzige Torchance erspielte. Und so plätscherte das Ganze dahin, bis zum süßen Ende für beide.

"Ein verdienter Sieg der Spanier", habe ich über dieses Spiel gelesen. Wenn ich die letzte halbe Stunde ausklammere, die nur noch am Rande etwas mit "Wettkampf" zu tun hatte, dann war dieser Sieg doch höchstens verdient, weil die Iberer zwei gegnerische Fehler eiskalt und abgebrüht ausgenutzt haben. Aber die Chilenen haben gezeigt, dass man die Spanier tatsächlich dazu zwingen kann, ihren Spielstil aufzugeben. Chile hat sein Spiel durchgebracht, Spanien nicht.

Die Frage ist nur, ob irgendjemand den Spaniern auf die gleiche Weise gefährlich werden kann. Schließlich gibt es auf dieser Welt nicht viele Mannschaften, die so Fußball spielen wie die Chilenen. Es war jedenfalls ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein personell unterlegenes Team einem Favoriten zumindest einen gehörigen Schrecken einjagen kann. Und eins weiß ich sicher: Brasilien wollte sicher nicht im Achtelfinale gegen Spanien spielen. Doch als es nun Chile wurde, ist im Lager der Brasilianer sicher kein großer Jubel ausgebrochen. Das Spiel könnte für die Selecao nämlich richtig eklig werden.

Bis bald,
Andreas
Aufrufe: 1411 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 8 | Erstellt:25.06.2010
ø 8.8
KOMMENTARE
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mrpink27
29.06.2010 | 15:26 Uhr
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mrpink27 : 
29.06.2010 | 15:26 Uhr
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mrpink27 : 
"Die Spanier reagierten mit langen Bällen. Richtig, die Spanier und lange Bälle. Ich weiß nicht, wie lange ich das nicht mehr von ihnen gesehen habe."

Genau wie Brasilien im Achtelfinale. Oli Kahn hat sich im TV nur gewundert warum die Brasilianer weite Bälle spielen würden.
Bei ZM wurde dann die Rolle von Robinho (bei Spanien: David Villa)) als wichtig eingestuft. Der wechsel zwischen Sturm und Mittelfeld hat den Gegenspieler in Verlegenheit gebracht. Irgendwann war dieser Halb- oder Außenstürmer Robinho frei für einen Konter.
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Romni
27.06.2010 | 01:52 Uhr
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Romni : 
27.06.2010 | 01:52 Uhr
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Romni : 
Also erstmal habe auch ich großen Respekt vor dem was Chile leistet auch wenn es mich nicht überrascht. Sie sind ein Gegner der unangenehm zu spielen ist und sie werden von uns viel abverlangen.
Aber wieso sollten wir ihnen aus den Weg gehen wollen? Man kennt sich doch in-und auswendig. Unsere Bilanz gegen Chile, ist für Chile ernüchternd aber hat nat. nie etwas zu sagen - beide fangen bei 0 an.

Ich gehe davon aus, dass es bei dem Spiel kein großes geplänkel geben wird einfach weil man sich zu gut kennt.
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Dr_D
26.06.2010 | 13:10 Uhr
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Dr_D : 
26.06.2010 | 13:10 Uhr
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Dr_D : 
Sehr guter Blog. Ich habe das Spiel ähnlich bewertet. Einen kleinen Punkt möchte ich ansprechen und zwar den Paltzverweis.
Die gelbe Karte die zum Platzverweis führte war mich mich ein Witz, genau wie die 1. von Klose im Serbien Spiel. Wenn man jetzt anführt, daß der Chilene sich die Karte durch viele Fouls vorher erarbeitet hat, sollte man nicht unerwähnt lassen, daß Villa sich im Spiel gegen Honduras ebenfalls eine Karte erarbeitet hat und zwar eine Rote.
Das es im nachhinein keine Strafe für Villa gab ist eine weitere Sache die ich bei dieser WM nicht verstehe. Das Villa dann auch noch der entscheidenede Spiler auf dem Platz ist, ein Tor, eine Vorlage, macht den Sieg der Spanier noch glücklicher als er sowieso schon ist.

Bisher sind die Spanier noch nicht im Turnier angekommen, sie spielen nicht wie Spanien. Aber Brasilien spielt ja auch nicht wie Brasilien
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