In Hinkie we trust

Die erste NBA Draft von Sam Hinkie als General Manager der Philadelphia 76ers hat sofort klar gemacht, welchen Weg die Franchise in den nächsten Jahren gehen wird. Nach dem Bynum Desaster und zig Jahren im Mittelmaß der NBA wurde komplett auf Rebuild umgestellt. Man tradete seinen zurzeit besten Spieler und All-Star Jrue Holiday, für den am Kreuzband verletzten Center Nerlens Noel und einen First Round Pick für die Draft 2014. Man entließ Doug Collins und sicherte sich mit Brett Brown einen neuen Coach, der sein Handwerk unter Greg Popovich gelernt hat. Ab diesem Moment war klar: die Philadelphia 76ers werden in dieser Season nicht viele Spiele gewinnen. Man startete mit einem Kader, der nicht annähernd NBA-Niveau hatte. Der Start war sehr vielversprechend, denn man besiegte im ersten Spiel im Wells Fargo Center die Miami Heat. Die wohl wichtigste Erkenntnis aus diesem Spiel war, dass man mit dem an 11ter Stelle gedrafteten Point Guard, Michael Carter-Williams (Syracuse), den Steal der Draft 2013 landen konnte. Die Season endete mit einer Bilanz von 19 Siegen und 63 Niederlagen. Nachdem zur Trading Deadline auch noch Turner und Hawes verschifft wurden, war es für jeden Fan schwer, sich überhaupt noch die Spiele der 76ers anzuschauen. Einziger Hoffnungsschimmer der Season, in der man auch den Niederlagen-Rekord der Cavaliers einstellte (27 Niederlagen), war MCW, der am Ende auch verdient zum Rookie of the Year ausgezeichnet wurde. Er legt über die RS 16,7 Punkte, 6,2 Rebounds, 6,3 Assists,1,8 Steals und 3,5 Turnover auf. Es geht bei den 76ers zurzeit nur um die Entwicklung der Jungen Spieler. Die meisten Fans in Philadelphia finden den Weg, den Hinkie und die Teambesitzer gehen für richtig und unterstützen, trotz schlechter Leistungen, ihr Team. Für die Stadt der brüderlichen Liebe heißt es also auch weiterhin den Rebuild vorantreiben und IN HINKIE WE TRUST.

Was ist neu?

Man könnte sagen es hat sich einiges getan, man könnte aber auch sagen es hat sich nicht wirklich viel getan. Der wohl spannendste Tag für alle Sixers Fans war die Draft 2014. Die Sixers gingen mit dem 3, 10 und mehreren Zweitrundenpicks in den Abend. Am Ende waren die Gefühle der Fans in Hass und Freude gespalten. Man sicherte sich den verletzte Center Joel Embiid, der vor seiner Verletzung als fast sicherer Erster Pick gehandelt wurde und an 10 Stelle sicherte man sich Dario Saric, der die nächsten zwei Jahre in Europa verbringen wird. Es gibt wohl kein anderes Team, das so auf die Zukunft setzt wie die Sixers. Die Fans werden vermutlich beide Picks, der Ersten Runde nicht auf dem Parkett zu sehen bekommen 2014/15. Bei Embiid werden Coach Brett Brown und Präsident Sam Hinkie, genau wie bei Noel letztes Jahr, kein Risikio eingehen und ihn seine Verletzung komplett auskurieren lassen. In der zweiten Runde pickte man KJ Mc Daniels, Jeremy Grant und Jordan McRae, der mittlerweile sein erstes Jahr in Australien verbringen darf, um sich dort zu entwickeln. Es gibt für die Fans eigentlich nur eine Sache, auf die sie sich die nächste Season wirklich freuen drüfen. Nerlens Noel gab in der Summer League sein Debut und zeigte dort durchaus, warum er im letzten Draft, trotz seiner Verletzung als Erster Pick gehandelt wurde. In der Defensive wird man von Noel sofort einen Impact erwarten dürfen, in der Offensive dagegen, heißt es für Noel: lernen, lernen, lernen. Wie nicht anders zu erwarten, haben Sam Hinkie und sein Team nicht auf dem Free Agent Markt zugeschlagen, um sich für die Zukunft alle Möglichkeiten offen zu halten. Durch den Trade von Thad Young zu den T´Wolves, kamen Luc Mbah a Moute und Alexey Shved in die Stadt der brüderlichen Liebe. Es gibt im Training Camp noch einige Namen die wohl sehr wenigen Leuten irgendwas sagen werden, die aber vielleicht nächste Season das Glück haben ihren Traum in der NBA zu leben. Für Arnett Moultrie ist die Pre-Season wohl die letzte Chance seine NBA Karriere irgendwie in die richtigen Wege zu leiten. Nach 2 Jahren, die nicht so gelaufen sind, wie sich das die Sixers vorgestellt haben, soll er zumindest im Sommer einiges an Gewicht verloren haben und sich in guter Form befinden. Für 80% der Leute im Sixers Kader geht es darum, sich in der Pre-Season zu beweisen und sich einen Roster Spot zu sichern.

Umfeld

Wenn das eigene Team mit keinen Erwartungen in die Season geht, könnte man meinen, dass es um Umfeld ordentlich am brodeln ist. Ganz anders ist es allerdings in Philadelphia, die meisten Fans verstehen, was zurzeit mit den Sixers passiert. Denn auch die Fans haben es satt, ständig um Platz 8 zu spielen um dann in der ersten Playoff Runde auszuscheiden. Den Fans muss man eine Menge Respekt zollen, aber es sind nicht nur die Fans, die diesen harten und steinigen Weg mitgehen, es ist auch der Besitzer. Joshua Harris will in Philadelphia eine Meisterschaft gewinnen und um dieses Ziel zu erreichen, ist er bereit, auch einige Seasons komplett abzuschreiben. Nicht jeder Besitzer gibt seinem GM das Vertrauen bzw. die Macht, einen kompletten Rebuild zu starten, und verzichtet damit auf Zuschauergelder oder TV Einnahmen. In Philadelphia sind sich alle einig, dass hier etwas großes Aufgebaut wird. In den nächsten Jahren entsteht das größte Trainingszentrum der NBA in Philadelphia. Es soll ein Ort für die Spieler werden, wo sie sich wie zuhause fühlen sollen.

Es gibt im Kader der 76ers, so viele Fragezeichen wie in keinem anderen der gesamten NBA. Vermutlich wird genau jetzt wieder ein Spieler mit ungarantierten Vertrag entlassen und es kommt ein neuer Spieler der sich den Traum von der NBA erfüllen will. Man kann nicht mal wirklich sagen wie die Starting 5 aussehen wird. Neben Michael Carter-Williams sind wohl nur Nerlens Noel (PF) und Henry Sims (C) gesetzt. Die anderen zwei Plätze werden wohl in der Vorbereitung ausgespielt. Es gibt in Philadelphia nur ein Wort, das man immer wieder hört und das ist neben Tanking das Wort Entwicklung. Das einzige Ziel der Sixers ist es, seine jungen Spieler zu entwickeln. Dazu gehört ein Tony Wroten, der vermutlich als Sechster Mann von der Bank Energie bringen soll. KJ Mc Daniels wurde eigentlich als Erst Runden Pick gehandelt und war über sein Abrutschen in die Zweite Runde wohl nicht sehr begeistert, was man an seinen Vertrag sieht. Er hat einen 1 Jahres Vertrag unterschrieben, um in seiner ersten Season zu zeigen, das er besser ist als seine Draft Position und möchte dann im zweiten Jahr deutlich mehr Geld verdienen. Mc Daniels gilt als sehr guter Verteidiger, der auf dem Flügel mit vielen Blocks überrascht, er hatte auf dem College in mehreren Spielen mehr als 5 Blocks auf seinem Konto. Er könnte ein Puzzelteil für Philadelphia sein, er könnte als typischer 3-and-D-Spieler ein Puzzleteil für Philly sein, da diese Typen in der heutigen NBA immer wichtiger werden. Man könnte hier auch noch bei anderen Spielern ins Detail gehen, aber ich denke das wichtige, was man über Philly wissen muss, ist dass die Entwicklung im Vordergrund steht.

Stärken

Es gibt wahrlich nicht viele Stärken, die man hier erläutern kann. Die größte Stärke im letzten Jahr war wohl die Geschwindigkeit, die die 76ers an den Tag gelegt haben.Kein Team hat mehr Abschlüsse generiert als die Sixers. Das spiegelt sich auch in den Fastbreak Punkten, man erzielte letzte Season pro Spiel 17,4 Punkte durch Fastbreaks. Auch die 9,3 Steals pro Spiel deuten auf diese schnelle Spielweise hin. Die größte Stärke von Philadelphia war allerdings die viel bessere Wurfauswahl, lange Zweier wurden nur noch im Notfall, oder als Evan Turner noch den Ball in der Hand hatte, verwendet. Ein Zahl, die das belegt, sind die Punkte in der Zone lieber, es waren 49,5 pro Spiel. Der moderne Basketball, der durch die neuen Statistiken gespielt werden soll sagt, Dreier oder Korbleger, und genau das versucht man in Philly. Auch in der neuen Season darf erwartet werden, dass nur sehr wenig lange Zweier geworfen werden. Die Abschlüsse werden größtenteils aus Dreiern und drives zum Korb bestehen. Was man allerdings am meisten zu sehen bekommen wird, sind Fastbreaks, Steals und ein enormes Tempo.

Schwächen

Wenn es bei einem Team sehr wenig Stärken gibt, was bleibt dann noch anders als sehr viele schwächen? Um nur mal ein paar Daten zu nennen, Philly ließ letzte Season 109,9 Punkte pro Spiel zu, man ließ den Gegner im Durchschnitt 52,4 % seiner Würfe treffen und man leistete sich unmengen an Turnover. In der Defense klappte so gut wie kaum etwas, es passte einfach nichts zusammen. Man leistete sich 22,5 Fouls pro Spiel, konnte die Zone nicht Dicht halten, die Gegner machten 44,2 Punkte in der Zone.. Man könnte nun daraus schließen, dass zumindest die Dreier Schützen der Gegner kaum freie Würfe bekommen haben, da hat man allerdings falsch gedacht. Es gab wohl bei keinem anderen Team mehr freie Dreier, und mit frei meine ich nicht frei, sonder mutterseelenalleine. Allerdings gab es nicht nur Probleme in der Defense, auch auf der anderen Seite des Spielfeldes, gab es enorme Schwächen. Die Turnover wurden oben schon genannt, die schlechten Abschlussquoten allerdings nicht, man erzielte im Schnitt 10,3 Punkte weniger als das gegnerische Team und hatte nur eine effektive Field Goal Quote von 47,5 %, im Vergleich die San Antonie Spurs haben dort eine Quote von 53,9%. Es gibt also in der neuen Season einiges zu Verbessern, auf Brett Brown wartet einiges an Arbeit. Egal wie viel Arbeit Brown einfließen lässt, dass Team besteht nun mal fast nur aus Rookies und D-League Spielern, es fehlt einfach an Qualität.

Spieler im Fokus

Natürlich ist der Spieler im Fokus Nerlens Noel. Noel durfte seine ersten Season auf der Bank der 76ers verbringen, weil er seinen Kreuzbandriss, den er auf dem College erlitten hat, auskurieren musste. Die 76ers waren dort auch sehr vorsichtig. Es ging in der Season nicht ums gewinnen, warum sollte man also riskieren, Noel zu früh auf den Court zu lassen, um ihn dann nur für noch längere Zeit zu verlieren. Es gibt in der NBA nicht viele Spieler die so athletisch sind wie Noel. Genau wie Anthony Davis ein Jahr vor ihm wird Noel als großartiger Shotblocker gehandelt. Um seine Defense wird man sich in der NBA wohl nicht die großen Sorgen machen müssen. Er lieferte bei Kentucky 4,4 Blocks pro Spiel, jedes Team wünscht sich einen Ring Beschützer wie Noel es auf dem College war. Mit seiner Größe (2,11 m) und seiner Athletik liegen seine Stärken im Rebounding und Shotblocking. Seine größte Defensive schwäche ist, dass er noch sehr leicht gefaked werden kann. Er sprang auf dem College schon bei einfachen Finten ab, das liegt aber auch an seinem Einsatz, den er an den Tag legt, er will einfach jeden Wurf verändern. Auch in der Summer League ließ Noel sein Talent aufblitzen und wird sogar schon als Mitfavorit im Rennen um den Rookie oft he Year Award gehandelt. Das alles kommt vermutlich aber zu schnell, so gut Noel Defensiv ist, so roh ist sein Offensives Spiel. In seiner College Zeit, hat er in seinen gesamten Spielen nicht einen Sprungwurf genommen. Er soll zusammen mit Coach Brett Brown seinen Wurf deutlich verbessert haben, ob er allerdings jemals einen soliden Sprungwurf bekommen wird, steht noch in den Sternen. Zumindest seine Freiwurfquote war in der Summer League sehr ordentlich, dort konnte man schon Fortschritte an seinem Wurf erkennen. Man darf Noel nicht überbewerten, er wird vermutlich ein Defensiv Anker werden, aber offensiv ist sein Upside längst nicht so hoch. Seine Passing Skills werden von vielen wohl auch unterschätzt, aber man hat einfach sehr wenig Material, um sich ein komplettes Urteil über Noel zu bilden. Für die Fans der Philadelphia 76ers wird es das spannendste der ganzen Season werden, die Entwicklung von Nerlens Noel zu verfolgen.

Fazit

Es wird auch dieses Jahr für die Fans der 76ers nicht viel zu feiern geben. Vielleicht kann man wieder einen furiosen, wie letztes Jahr hinlegen, aber viel gewinnen wird man wohl auch diese Season nicht. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung der jungen Spieler und die Genesung von Joel Embiid der, wenn er nur ein halb so guter Basketballspieler wie twitterer wird, ein absoluter Star werden sollte. Michael Carter-Williams, der den Sommer über an seiner Schulter Operiert wurde, soll auch den nächsten Schritt machen und als Anführer des Jungen Teams glänzen. Am Schluss resultiert dies hoffentlich in einem hohen Draft Pick dabei rum und man kann weitere Assets für die Zukunft sammeln. Die komplette Stadt hofft in drei bis vier Jahren, wieder um mehr als nur den achten Platz zu spielen. Wenn das Projekt der Philadelphia 76ers aufgeht, hat man in der Stadt der brüderlichen Liebe alles richtig gemacht. Und über die ganze Kritik an Tankadelphia kann man dann nur noch schmunzeln.