Damals...
Ja, damals ist für viele User schon sehr lange her. Ich rede nicht von vor zwei Jahren, sondern eher von vor 20 Jahren oder noch weiter in der Vergangenheit. Während der honk engagiert eigene Stecktabellen anfertigte oder der tagon eine erste Beziehung mit dem "Beautiful game" einging, ja da war ich noch Quark im Beutel. Und hätte mein Großvater die liebe Mama nicht dazu gedrängt ein Kind zu...ähh ne das ist ne andere Geschichte.

Wie dem auch sei, auf jeden Fall musste sich die Fußballwelt noch etwas gedulden, ehe ich die große Bühne betrat.

Jaaa...Ende 92 war es dann soweit. Nach ersten Warmmachübungen im Mutterleib, entschied ich mich für den nächsten Schritt in meinem noch kurzen Leben. Ich schlüpfte aus meinem Ei und bekam gleich ein gelb-schwarzes Trikot in die Hand gedrückt.

Gelb-schwarz? Ja, ihr habt schon richtig gehört. Es war ein Trikot des BVB!
Nichts ahnend bekannte ich mich zu den verhasste Zecken. Ich konnte leider nicht als Sieger aus diesem aussichtslosen Kampf hervorgehen. Dachten sie alle, doch sie kannten nicht die unglaubliche Kraft die in mir schlummerte. Der Vulkan stand kurz vor dem Ausbruch und niemand konnte dieses Ereignis aufhalten. Mein Lieblinsspieler zu dieser Zeit war Milchbub und Supertalent Lars Ricken. Wie fast jeden Tag in der Woche zog ich bis zu meinem verhexten sechsten Lebensjahr das Trikot frohen Mutes an und stolzierte im Garten wie ein kleiner Bonaparte. Klein, naiv und mit der gewissen Neigung zum Größenwahn. Doch das Schicksal meinte es gut zu mir. Ich löste mich von dem Bann der Familie und lernte meine erste große Liebe kennen. Schalke 04!

Wie es dazu kommen konnte? Beeinflussbar wie ich war, konnte mich mein Onkel zu einem Stadionbesuch der Arena auf Schalke überzeugen. Getreu dem Motto: Schalke ist der geilste Klub der Welt.

Er behielt recht, wie sich später herausstellte. Bewaffnet mit dem Trikot von Ebbe Sand begab ich mich auf den Bolzplatz. Mit 5 Jährchen trat ich in den Fußballverein und konnte gleich überzeugen. (Eigenlob stinkt, was solls. In dieser schwierigen Zeit muss man nur dran denken, dass früher einfach alles besser war und schwupp nimmt das Ego enorme Züge an.)

Als Verteidiger gestartet, versuchte ich mich auch gleich im Mittelfeld und konnte auch hier mit recht ordentlichen Leistungen zur damaligen Zeit punkten. Doch die Abwehr war schon damals unser großes Problem. Zwar war eine kleine Steigerung zu einem Metzelder zu erkennen, doch es half alles nichts. Ich musste meiner Bestimmung nachgehen und die Defensive organisieren.

Schnell erkannten Trainer und Zuschauer, der Kerl, das wird der neue Beckenbauer. Der Bub wird noch ein Stadion füllen, wenn nicht er wer dann?
Leider blieb ich weit hinter diesen hohen Erwartungen und konnte nur auf interner Ebene beweisen dass ich das Zeug zum Führungsspieler besitze, dass es allerdings auch nicht für mehr reichen würde.

Ernüchterung machte sich breit...

Meine Kritiker lachend mit dem Finger auf mich zeigten, selten ein solches Erfolgserlebenis verspührten. Sie feierten schon meinen Untergang, dabei sollte mein Leben jetzt erst richtig anfangen. Ein Schalker steht schließlich immer auf und das tat ich auch. Als hoffnungsloses Talent abgestempelt, wendete ich das Blatt und spielte mich in immer bessere Mannschaften. So fand ich mich nach einiger Zeit schnell in der F1 wieder und sollte von nun an stets in der ersten Mannschaft spielen.

Vor dem Bolzen ist nach dem Bolzen...

So begab ich mich jeden Tag in die Schule mit dem Ziel, den Pausenhof zu rocken. Lederbälle waren leider aus Verletzungsgründen verboten. So mussten wir uns mit lächerlichen Schaumstoffbällen zufrieden geben.



Langsam aber sicher freundeten wir uns mit den 4 Mark Bällen an und genossen jede Pause, als wäre es unsere Letzte. Bei Wind und Wetter begaben wir uns an die frische Luft. Die Pille sog sich mit Wasser voll, doch das war unbedeutend. Das Tor war das Ziel.

Ich wurde älter und wusste schon genau in was ich mein Taschengeld am besten anlegen kann. Panini Sticker hießen diesen kleinen, lustigen und sicherlich auch überteuerten Klebebildchen, die man alle doppelt hatte und hinterher nicht mehr los wurde. Dies war allerdings relativ egal. Man lebte in den Tag hinein und machte sich noch keine Sorgen um die Zukunft. Mutti wird das schon richten, dachte man sich und so war es auch. Es gab schließlich auch wichtige Dinge, für mich war das halt das Sammeln von Stickern und Karten. Auf die klugen Sprüche der Eltern konnte so manch einer verzichten. Ich war das lebende Exampel.

98 war natürlich für mich als klein Napoleon ein besonders Highlight. Frankreich war Weltmeister. Doch die Erinnerungen sind eher schwammig, ich war halt noch sehr jung und konzentrierte meine Power mehr aufs Spielen, als aufs Gucken. 2002 war dann schon alles viel euphorischer, zumindest für meine Wenigkeit. Kein Spiel der Deutschen durfte ich verpassen, alle Namen wurden auswendig gelernt und jeden Tag beschwerte sich der Nachbar über das laute Gebrüll aus meinem Zimmer. Er vermutete schon eine Misshandlung, behielt allerdings Stillschweigen darüber. Innerlich wusste ich aber, bei dem Mann darfste dir nicht viel erlauben, sonst dauert es nicht lange und man erklärt mich für vogelfrei.

Noch heute muss ich mir von dem alten Sack nebenan anhören, damals, ja damals da warste noch ein ganz frecher Junge. Gut dass wenigstens einer älter und reifer geworden ist.