2:2 endete die Begegnung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gestern gegen die Auswahl von Kamerun. Für mich war das die erste Gelegenheit, einen Blog auf Spox.com zu verfassen, der - zum Glück - auch sehr gut angekommen ist. Außerdem wurde ich zum Weitermachen animiert, was mich natürlich auch sehr gefreut hat, bloß wird es mir zeitlich nicht möglich sein, immer während dem Spiel schon etwas zu tippen, deshalb habe ich mir für das kommende Testspiel gegen Armenien (Freitag, 20.30 Uhr) und die kommende WM-Endrunde etwas einfallen gelassen. Aber seht selbst!

Gewinner des Spiels:

Aus einer insgesamt nicht allzu starken deutschen Mannschaft ragten gestern fünf Spieler etwas heraus. Defensiv sollte man da auf jeden Fall die Leistung von Roman Weidenfeller honorieren, der zweimal glänzend parierte und auch sonst einen zumeist sicheren Eindruck vermittelte. Ein Blackout war dabei, aber da dieser ohne Folgen blieb, sollte man das dem Dortmunder Keeper nicht zu übel nehmen, denn Fehler passieren selbst den besten!

Auch sein Teamkollege Erik Durm gefiel. Für den Linksverteidiger war es das erste Spiel mit dem Adler auf der Brust, doch vor allem im ersten Durchgang schien der 22-Jährige jegliche Nervosität abzuschütteln. Zwar war ihm eine gewisse Vorsicht - vor allem im Gang nach vorne - schon anzumerken, dennoch machte er seinen Job an beiden Enden des Feldes mehr als solide. Da Bundestrainer Joachim Löw seinen einzigen Konkurrenten auf der linken Seite, Marcel Schmelzer, heute aus dem Aufgebot strich, wird Durm wohl auf jeden Fall spielen - er ist bereit!

Offensiv ist Thomas Müller der Spieler, der gestern die beste Leistung erbrachte. Der Bayern-Akteur füllte die Rolle des Leaders und Kämpfers, für die er ja so bekannt ist, exzellent aus, und präsentiert sich kurz vor seiner zweiten Weltmeisterschaft auch spielerisch in guter Form. Die Krönung seines couragierten Auftritts war dann sein Treffer zum 1:1.

Ein weiterer Spieler, der einige Akzente setzen konnte, war Dortmunds Marco Reus, der zwar nicht seinen allerbesten Tag hatte, aber seinen Gegenspielern trotzdem das Leben schwer machte. Ein Treffer blieb dem "Fußballer des Jahres" verwehrt, auch wenn er kurz nach dem Seitenwechsel nach starker Vorarbeit von Müller eine gute Chance dazu hatte.

Der letzte "Gewinner" dieses Spiels ist Lukas Podolski. Bei der vergangenen EM noch harsch kritisiert und danach hinter Marco Reus nur noch Option Nummer zwei auf der linken Außenbahn, kam er auch in dieser Begegnung wieder nur von der Bank, nach seiner Einwechslung erwachte das stagnierte deutsche Offensiv-Spiel aber wieder etwas mehr zum Leben. Dass er bei seiner klasse Vorlage zum 2:1 im Abseits stand, soll seine gute Leistung nicht schmälern.

Verlierer des Spiels:

Auch die Verlierer des Spiels lassen sich - zum Glück - an einer Hand abzählen. Allen voran natürlich Mesut Özil. Der Arsenal-Star wirkte komplett lustlos, ging weder den Ball noch seine Gegenspieler richtig an und wollte wohl nur noch ausgewechselt werden. Als ihn Löw dann endlich erlöste, wurde der Zehner von den deutschen Fans ausgepfiffen - moralisch nicht vertretbar, spielerisch schon! Özil muss aufpassen, dass er so kurz vor der WM nicht noch seinen Stammplatz an Toni Kroos oder Mario Götze, die zwar ebenfalls kein gutes Spiel machten, aber sich wenigstens etwas bemühten, verliert. So eine "Keinen-Bock-Mentatlität" brauchen wir auf dem Weg zum Titel nicht! Ihn gegen Armenien 90 Minuten auf der Bank sitzen zu lassen oder ihn sogar im ersten Gruppenspiel gegen Portugal durch einen der beiden genannten Akteure zu ersetzen, ist für mich der einzige Schritt, der Özil zurück in die Spur bringen könnte.

Ebenfalls ein Schatten seiner selbst war Jerome Boateng. Der Bayern-Star spielte anstatt in der Innenverteidigung auf der ungewohnten rechten Seite, aber das soll keine Ausrede für seine mehr als bescheidene Leistung sein. Offensiv traute er sich zu wenig - bis auf die Vorlage zum 1:1, als er den Ball aber auch mehr schlecht als recht in den Sechzehner hämmerte - und auch defensiv sah er ein ums andere Mal nicht gut aus, machte zu wenig Druck. Unter dem Strich eine lustlose Leistung.

Überraschung des Spiels:

Es läuft die 77. Spielminute. Nachdem André Schürrle sechs Minuten zuvor das 2:1 für die deutsche Mannschaft erzielt hatte, haben die Weißgekleideten das Kicken eingestellt und auch Kamerun schien so, als würden sie extreme Anstalten machen, noch einen Ausgleichstreffer zu erzielen. Tatsächlich begann das Publikum im Mönchengladbacher Borussia-Park gerade zu diesem Zeitpunkt, als das Spiel seinen wohl langweiligsten Punkt erreichte, eine La-Ola-Welle. Nach dieser Leistung und gerade zu diesem Zeitpunkt absolut unverständlich. Dass Eric-Maxim Choupo-Moting wenige Sekunden später den Ausgleichstreffer erzielte, bei dem Jerome Boateng und Christoph Kramer nur zuschauten, ist irgendwie sinnbildlich für den ganzen Abend.

Unwort des Spiels:

Unwort des Spiels? Easy Choice! Wie wäre es mit "Falsche Neun"? Spätestens nach diesem Spiel sollte unserem Trainer klar sein, dass die Falsche Neun nicht mal im geringsten denselben Erfolg bringt wie das Spiel mit einem echten Stürmer. Nun gut, Miroslav Klose war noch angeschlagen, aber was ist zum Beispiel mit Kevin Volland, der die vollen 90 Minuten auf der Bank verbrachte? Oder mit Stefan Kießling - halt stopp, ich vergaß! Jedenfalls war Mario Götze, der diese Position eigentlich ausfüllen sollte, bis auf eine gute Chance nach knapp zehn Minuten, als er am Pfosten scheiterte, total abgemeldet. Götze ist kein Stürmer, der Junge gehört ins zentrale offensive Mittelfeld! Mit Thomas Müller, der ja eigentlich Stürmer ist, dann aber bei den Bayern zum Mittelfeldspieler umfunktioniert wurde, hätte das Ganze sicherlich noch ein wenig besser geklappt. Aber ich bleibe dabei: mit einem echten Stürmer sind wir einfach besser dran!

Das sollte langsam auch mal unser netter Herr Löw merken. Seine Reaktion heute war jedoch eindeutig: Volland wird gestrichen und so fahren wir nur mit einem halbfitten Miro Klose nach Brasiliien. Na super!