Viel wurde in den letzten Tagen und Wochen geschrieben. Sehr viel. Zu viel eigentlich. Überall liest und hört man nur vom Champions League Finale. Jeder Experte meldet sich zu Wort, muss seinen Senf dazu abgeben. Auch Ex-Profis sind ein gefundenes Fressen für die Medien. Das deutsche Finale ist natürlich ein großes Ding für Deutschland und den deutschen Fußball. Dumm nur, dass es fast nie um Fußball geht. Andere Dinge sind scheinbar wichtiger.
Ein Ottmar Hitzfeld sagt wer, seiner Meinung nach, das Finale gewinnt? Schlagzeile! Klopp führt im britischen Guardian ein tolles Interview. Was ziehen die deutschen Medien daraus? Klopp bezeichnet Bayern als Bösewicht. Der Rest des Interviews? Welcher Rest? Dabei sagt Klopp in diesem Interview so viel mehr und vor allem so viel Wichtigeres. Mich hat zum Beispiel der Part über Shinji Kagawa sehr beeindruckt. Was ist sonst noch wichtig für die Medien? Die Transfers natürlich. Statt Spieler nach dem Spiel an sich zu fragen, stehen Fragen nach möglichen und feststehenden Transfers im Vordergrund. Fast jeder Dortmunder wird gefragt, ob er denn im nächsten Jahr noch beim BVB spielt und was er von dem Götze-Abgang hält. Das Thema Lewandowski ist auch ein sehr großes Thema in den Medien. Täglich wird das Thema aufgewärmt, obwohl die Fakten klar sind und nichts Neues berichtet wird.

Ein anderes riesen Thema ist Mario Götze. Vor ein paar Wochen wurde sein Wechsel zum FC Bayern bekannt. Ein Thema, das fast schon Krieg auslöste. Zwischen den Verantwortlichen und vor allem zwischen und unter den Fans. Viel Hass kam Götze dafür von BVB Fans entgegen. Sicherlich ist das grundsätzlich angebracht und nachvollziehbar, die Art und Weise wie dieser Hass teilweise ausgelebt wurde, ging aber dennoch deutlich zu weit. Natürlich ist das auch in den Medien ein riesen Thema. Diskussionen ob Götze denn, mittlerweile muss man ja sagen im Falle eines Finaleinsatzes, alles geben würde im Finale. Selbst BVB Fans zweifeln doch stark daran.
Auch ich habe nach der geplatzten Götze-Bombe geflucht und vor allem getrauert. Ich konnte nicht gut schlafen und hatte tagelang schlechte Laune. Mittlerweile habe ich etwas Abstand. Erträglicher und verständlicher macht es die Sache nicht. Natürlich, er verdient deutlich mehr und wird vom großen Pep Guardiola zum nächsten Messi gemacht. Letztlich hätte er das aber auch 1 oder 2 Jahre später haben können. Und besonders stört mich an der Sache, dass er im März noch in Interviews erzählte, er wolle die kommende Saison auf jeden Fall beim BVB verbringen, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon mit den Bayern in Verhandlungen stand. Warum man solche Aussagen tätigt, obwohl man schon dabei ist, das Gegenteilige zu machen, werde ich nicht verstehen und DAS nehme ich ihm auch wirklich übel. Aber da bin ich wohl zu sehr Fußballromantiger. Denn letztlich ist das Geschäft einfach so. Auch wir, also der BVB, sind da nicht anders. Wir haben den Gladbachern ihren Superstar "geklaut" und einfach Gebrauch von einer Klausel gemacht. Wir haben sogar über den Star unseres größten Rivalen, Julian Draxler, nachgedacht und leicht vorgefühlt.
Der Punkt ist besonders wichtig. Denn vielen BVB Fans macht es eine unheimliche Freude, den FC Bayern so böse wie möglich aussehen zu lassen. Aber wir sind nicht so viel anders. Zumindest was Transfers angeht. Umgekehrt würden wir es genauso tun. Wenn wir die Möglichkeit hätten, einen Mario Götze zu verpflichten, würden wir es tun. Das passt natürlich nicht ins Bild, was man gerne von den bösen Bayern hat aber es ist nunmal die Realität.

Aber genug davon, reden wir lieber über die wichtigen Dinge, über Fußball, über den Sport. Ich mein, wir stehen im Champions League Finale, das ist eine großartige Sache. Aber wie sind wir da eigentlich reingeraten? Wie war unser weg? Gut, jetzt jedes Spiel einzeln betrachten würde an dieser Stelle zu weit führen. Darum nur ein Blick auf die, für mich, wichtigsten Begegnungen.
Anfangen möchte ich aber kurz mit der Auslosung. Ich wollte eine Hammergruppe. Ich wollte Barcelona. Zumindest die Hammergruppe habe ich bekommen und fand sie gut. Mit Platz 1 in der Gruppe, und dann noch ungeschlagen, habe ich nicht gerechnet. Die Chancen auf ein Weiterkommen sah ich dennoch als hoch und realistisch an. Platz 2 hinter Madrid. So war mein Gedanke.
Eines der wichtigsten Spiele war für mich direkt der Auftakt gegen Ajax Amsterdam. Lange tat sich die Mannschaft schwer. Viele Fans meinten schon, es ginge weiter wie in der letzten Saison. Ich hab schon fluchende BVB Fans gesehen. Doch dann kam das Lewy Tor. In der 87. Minute. Es war eine echte Erlösung. Vor dem Spiel war der Sieg meinerseits eigentlich fest eingeplant und stand eigentlich nicht zur Diskussion. Dennoch war es einfach eine riesige Erlösung und auch für die Mannschaft ein ganz wichtiger Sieg und Schritt in ihrer Entwicklung. Man kann auch in der Champions League nach einem nicht so starken Spiel einen Sieg einfahren.
Das zweite wichtige Spiel war dann das zweite Gruppenspiel, bei Manchester City. Es war eines unser besten Champions League Spiele. Wir haben in der Höhle des Löwen ein super Spiel gezeigt, haben Manchester City dominiert, auch wenn City zu Chancen kam. Wir gingen früh in Führung, durch Reus. Ein geiler Moment. In der 90. Minute gab es noch den Elfmeter gegen uns, von dem ich auch heute noch sage, dass er unberechtigt war. So ging das Spiel nur 1-1 aus. Aber das Spiel zeigte: Wir können mithalten! Für mich war es einfach eine Bestätigung weil ich immer gesagt habe, wir können mit diesen Teams absolut mithalten und dafür viele dumme Kommentare erntete.
Das nächste Highlight war das Rückspiel gegen Malaga. Das Drama-Spiel. Natürlich muss es hier auftauchen. So viel Emotion, so viel Wahnsinn. Das gehört einfach in jeden (persönlichen) Rückblick. Das Hinspiel enttäuschte mich vom Ergebnis her total, nicht vom spielerischen her. Für das Rückspiel machte ich mir keine Sorgen. Ein Sieg reichte, eine relativ einfache Aufgabe gegen Malaga, in einem Heimspiel. Doch die Jungs zeigten von Anfang an nicht das, was sie können. Das 0-1 hat mich dennoch nicht aus der Bahn geworfen, ich glaubte an die Jungs. Lewy erlöste und bestätigte mich kurz vor der Halbzeit. Ich blickte mit großer Hoffnung in die 2. Halbzeit. Und die Jungs taten was, spielten besser, vergaben aber die Torchancen. Und dann kam der Horror. Das 2-1 für Malaga. Klares Abseits war es. Doch es zählte. Ich blickte zur Uhr und dachte mir "Noch etwa 10 Minuten. Da geht noch was!". Aber die Zeit verstrich. Gute Chancen hatten wir nicht wirklich mehr. Als die 90 Minuten um waren dachte ich mir, zumindest noch ein 2-2 bitte. Ich weiß nicht mehr warum ich das gedacht habe. Ich wusste, das bringt uns nichts aber trotzdem dachte ich es in diesem Moment. Und dann traf Reus tatsächlich zum 2-2. Und dann packte es mich. Das 3-2 es ist möglich, ihr schafft das Jungs. Ich kniete vorm TV nieder. Und dann die verrückte Santana Szene. Er machte das Tor. Ich konnte es gar nicht glauben. Ich reagierte erst gar nicht. Ich brauchte ein paar Sekunden um es zu realisieren. Doch dann schrie ich und jubelte. Als das Spiel abgepfiffen wurde, konnte ich noch schnell was auf Twitter und Facebook posten und dann sackte ich zusammen. Mir kamen Tränen und ich musste erstmal runterkommen und das alles verdauen. Einfach der Wahnsinn.
Das bisher letzte Highlight ist das Halbfinal-Hinspiel gegen Madrid. Dieses Irre, geile, unfassbare 4-1 gegen Madrid. Die Jungs spielten es einfach fantastisch. Sie spielten Real Madrid an die Wand. Der Fehler von Hummels, der zum 1-1 führte regte mich unheimlich auf. Aber ich wusste, die Jungs packen das, die holen den Sieg. Mit einem 4-1 rechnete ich nicht. Und es war sogar fast noch zu wenig. Real war am Boden, da hätte man noch 1-2 Tore drauflegen können. Das soll nicht unverschämt oder überheblich klingen aber es ist nunmal ne Tatsache. Und wenn man das Rückspiel in Betracht zieht, wären 1-2 Tore mehr nicht schlecht gewesen. Aber letztlich war es egal. Das Spiel war einfach fantastisch. Die Mannschaft war fantastisch.

Und nun endet diese Champions League Saison im Finale. Unvorstellbar. Das hätte ich nie gedacht, obwohl ich großer Optimist bin und die Stärke unserer Mannschaft richtig einschätzen kann. Ich dachte, Achtelfinale ist Pflicht, dann ist, abhängig vom Gegner, das Viertelfinale und im Idealfall das Halbfinale drin. Aber selbst daran glaubte ich nicht so sehr. Und nun ist es das Finale geworden. Und es steht unmittelbar bevor.
Aber mit welcher Einstellung geht man, gehe ich an dieses Finale? Wie reagiere ich im Falle eines Sieges oder einer Niederlage? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein wird, das Finale zu gewinnen aber auch nicht, wie es sein wird es zu verlieren. Und welche Einstellung? Naja, ich will gewinnen. Ganz klar. Und ich traue uns den Sieg zu. Ich weiß sie können es schaffen. Ich weiß, dass ich im Falle einer Niederlage enttäuscht und traurig wäre. Ich kann dann nicht sagen "wir waren im Finale der CL, ist geil, tolle Sache und so". Das geht nicht. Mit Abstand wird es gehen. Aber in dem Moment und den ersten Tagen danach nicht.
Aber so weit sind wir ja noch nicht. Noch steht das Spiel aus. Und ich gehe von einem Sieg aus und weiß dass die Jungs das packen können. Ich will dieses Spiel genießen. Wir alle sollten dieses Spiel genießen und uns freuen. Wir sollten unsere Mannschaft voll und ganz unterstützen. Jeden Spieler. Egal ob er nun bald bei Bayern spielt oder sonst wo. Denn am Samstag geht es um unsere Mannschaft, um unseren BVB, nicht um einzelne Spieler. Und sowieso zählt nur eins. Es zählt:
NUR DER BVB!