Der Sommer hat wieder einen tieferen Sinn! Vom 12. Junho bis zum 12. Julho rollt in Brasilien in 64 Spielen der Ball. Am Ende wird dabei die beste Fußballnation der Welt im Estádio do Maracana den Pokal des Bildhauers Silvio Gazzaniga gen Himmel strecken. Bis dahin versorgen wir euch aber erst mal alle fünf Tage mit den besten Feinheiten, den Sutilezas, aus Brasilien. Viel Spaß beim Lesen der Ninharias Brasileiros, den brasilianischen Kleinigkeiten.
Im vierten Teil unserer kleinen Préférés aus der nähe des Äquator werfen wir einen Blick auf die wirklich wichtigen Dinge dieser WM, die nicht Fernanda Brandao heißen oder eine rundlich geprägte Form haben.
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Der beste Milchreis
StateFarm: Ist natürlich ein Deutscher. Zumindest scheint Thomas Müller eine besondere Affinität mit dem grünen Grund im Zusammenhang mit den Worten FIFA Fußball-Weltmeisterschaft zu haben. Nach einem Spiel bei seiner erst zweiten WM hat Bayer, der sich meistens mit der Haltungsnote 5- über den Platz bewegt bereits 8 WM-Tore auf dem Konto. In Zeiten der Diskussion über die falsche, richtige oder gar halbe Neun macht Müller einfach sein Ding und spielt so, wie er will. Er steht einfach immer da, wo er stehen muss, um dem Prädikat All-Time World Cup Leading Scorer ein Stückchen näher zu kommen. Aber was kann er denn dazu? Nichts! Einzig und allein seine Eltern, durch die er den Familiennamen Müller bekommen hat, haben Anteil am Erfolg des unterhaltsamen Thomas. Denn wer Müller heißt, hat auch Erfolg in der deutschen Nationalelf. Die 17 Müllers, die jemals für den DFB gespielt haben, bringen es auf 102 Tore, was immerhin einen Anteil von 5,1 % an allen DFB-Toren bedeutet. Aber zurück nach Brasilien. Dort hat der Müller Thomas nach seinem Sonho Estrela gute Chancen, wie bereits 2010 zu DEN Stars der WM zu gehören. Wünschen tut man ihm es von Herzen, und liebe schwartzgelben Freunde, zumindest weil er für Deutschland spielt. Berichten zufolge hat sogar Diego Marradona die Variable cómico alemán (komischer Deutscher) endlich durch peligro alemán (deutsche Gefahr) ersetzt. Um Müller aber auf seiner Taktiktafel zu platzieren, wo er hingehört, nämlich nach oben, an den eigenen Strafraum, fehlt Koksnase Diego allerdings immernoch die nötige Körpergröße.
Endless Summer
StateFarm: Bleiben wir ein wenig in der spanischen Sprache, nur wechseln wir das Land, in dem diese verwendet wurde. Spanien. Dieses Wort allein reicht schon aus, um dieser Tage kräftige Lachanfälle auf der einen, und Beerdigungsstimmung auf der anderen Seite auszulösen. Ich meine, natürlich beherbergt so eine WM immer eine handvoll Überraschungen, aber das die spanische Goldene Generation, der Welt- und Doppel-Europameister, La Furia Roja, sang- und klanglos nach zwei Spieltagen in der Gruppenphase nicht geschlagen, sondern wie die Heeresgruppe B 1942/1943 zu Stalingrad aufgerieben wurde, damit hätte niemand auch nur in fernsten WM-Träumen gerechnet. Für die Herren Xavi, Xabi und Casillas (ganz besonders!) wird es jetzt jedenfalls ein endloser Sommer voller nerviger Journalisten, bohrenden Fragen und deutschen Bloggern, die sich über sie lustig machen. Allerdings sollten wir das nun auch tun, denn was die Spanier an neuen, jungen und hungrigen Spielern bereits bei der EM 2016 wieder auffahren können, sollte uns Deutschen zeigen, dass wir diese Stunde der Genugtuung genießen sollten, obwohl wir selber erst ein Gruppenspiel gewonnen haben. Die Parallele zum spanischen Königshaus ist nichtsdestotrotz schon enorm, denn wie auch Juan Carlos übergeben die spanischen Kicker (wenn auch nicht gewollt) ihren Thron wohl an eine neue, jüngere Generation, die den spanischen Fußball wieder nach oben führen sollen.
Die Hymnensummer
Turbulence: Es gibt sie in groß und klein, dick und dünn, dumm oder schlau. Jede Nation besitzt sie. Während das wertvollste Musikstück der Nation gespielt wird, stehen sie neben ihren Kollegen, stillschweigend, den Moment genießend. Sie lassen den Blick durch das bis auf den letzten Platz gefüllte Stadion schweifen, sich fragend, wann der Kameramann einem endlich die Kamera von der Stirn nimmt. Ein harmonischer und emotionaler Moment. Man muss kein Prophet sein, um die Hingabe zu spüren. Eine Hingabe, die sich nur schwer verbergen lässt. Und so stehen sie da, schauen nochmal in den Himmel hinauf. Ein schöner Abend, keine Wolken, angenehme Temperaturen. Sie fühlen sich wohl, sind in ihrem Element. Nur noch kurz währt dieser Moment, die letzten Atemzüge, bevor die Jahrzehnte alten Lieder wieder verstummen, mit der Hoffnung auf ein baldiges wieder erklingen. Auf das der Moment ihr würdig sei. Nun ist sie vorbei, der kleine Junge mit dem Sponsorentrikot dreht sich nochmal um und schaut zu einem auf. Selbst diese kleinen Kinderaugen spiegeln die Ergriffenheit wieder, einen Moment erlebt zu haben, den nur wenige privilegierte Menschen in dieser Art und Weise miterleben dürfen. Ein kleiner Stups fordert ihn auf zusammen mit dir nochmal den tausenden von jubelnden Zuschauern zuzuwinken. Freudestrahlend läuft das Kind zurück zum Spielfeldrand. Man dreht sich um, geht nochmal in sich. Man denkt nochmal an das Spiel, an die Anweisungen des Trainers. Und dann ziert plötzlich ein schmales Grinsen das Gesicht: Zum Glück musste ich nicht mitsingen, bei der Hymne meines Heimatlandes. Das alles, blieb den Spielern Frankreichs und Honduras am 15. Juni 2014 leider verwehrt. Schäm' dich, FIFA!
Höflichkeiten im Fußball
Turbulence: Respekt. Fairplay. Nichts wird vor, bei und nach einem FIFA-Spiel höher angepriesen als diese Tugenden. Respektvoller Umgang mit Spielern und Schiedsrichtern. Doch es gibt nicht nur die kleinen Nettigkeiten, wie dem gegnerischen Torwart die Schuhe binden, eine Schwalbe zugeben oder sagen, dass es die eigene Hand und nicht die Gottes war, die den Ball unhaltbar in die Maschen gedroschen hat. Im Fußball fest verankert sind auch Undinge, nicht nur auf politischer Ebene. Natürlich ist man ein wenig frustriert wenn man mit England gegen Italien 1:2 zurückliegt, nicht alleine der Tatsache geschuldet, dass man für England spielt. Einen Balljungen jedoch mit den Worten Give me a fuckin ball! anzuschreien, hätte sich Joe Hart vielleicht verkneifen können. Geholfen hat´s ja schließlich eh nicht. Weniger schlimm, dafür umso trauriger für einen kleinen Einlaufjungen: Er wollte nur einmal, einmal seinem großen Idol die Hand schütteln. Der große Moment rückt näher, Messi kommt den Tunnel entlanggelaufen. Fest entschlossen tritt der Kleine einen Schritt nach vorne, steht nun auf einer Linie mit dem Schiedsrichter und seinen Assistenten. Nun ist er da, der größte Moment seines Lebens. Lionel Messi streckt die Hand aus, jedoch nicht zu dem Jungen. Obwohl glatt auf Augenhöhe, wird er von dem Barca-Star einfach übersehen. Stattdessen dürfen sich die Unparteiischen über einen warmen Händedruck freuen. Zu viel für den Jungen: Er dreht sich enttäuscht um und geht weg. Und als ob er nicht schon genug Pech gehabt hat, ändert Messi plötzlich nochmal die Richtung und geht zu dem Einlaufkind, dass jetzt an der Stelle steht, wo der Junge ein paar Sekunden vorher gestanden hat, und gibt ihm die Hand. Erst hat man kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu. Man sollte also nicht wie von der ARD angepriesen, einfach mal die Seiten tauschen.
Wir bedanken uns für's Lesen und freuen uns über Bewertungen, Kommentare und konstruktive Kritik!
Anmerkung: Nach Start der WM erscheint alle fünf Tage eine neue Ausgabe der Ninharias Brasileiros!
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Sehr schön,
freu mich schon jetzt auf den nächsten Teil Leute