Als die Eintracht aus Frankfurt zum gefühlt 30ten Mal in Serie bereits am 27. Spieltag auf einem gesicherten Platz im Mittelfeld jenseits von Gut und Böse eintrudelte, spürte man in der ganzen Stadt, dass bald was passieren muss, sonst passiert was. Und der Volkszorn kannte einen Namen: Funkel.

Und so musste Funkel irgendwann gehen, irgendwie wohl auch wegen des soliden Erfolgs (was man durchaus so bezeichnen konnte, wenn man sich bewusst wird, woher die Eintracht auch finanziell kam), wegen zu viel Realismus, wegen zu pragmatischer Ansichten.
Heute ist die Eintracht wieder 'endlich' mal mitten im Abstiegskampf wahrscheinlich bis zum letzten Spieltag, hat man - in nur einer Saison! - schon vom Europapokal geträumt und ist nun bei dem Trainer gelandet, der zur Diva vom Main eigentlich passt wie kein Zweiter: Trainer-Zampano Christoph Daum. Eine Stadt steht kopf, die Medien überschlagen sich, im Presseraum drängen sich 15 Kamerateams, die Kibitze balgen um die besten Plätze. Und Daum spricht schon wieder über das internationale Geschäft, natürlich erstmal nur perspektivisch. - Warum nicht gleich so, wird sich da mancher denken.

Spulen wir zurück: Es ist der 28.07.2010, die Wettbüros geben Ihre Quoten bekannt, wer denn als erster Trainer über die Klinge springen wird (Klick). Ganz vorne: Dieter Hecking, Abschußkandidat No. 1. Damals dagegen vollkommen unumstritten: Louis van Gaal (jetzt zum Saisonende gekündigt), Felix Magath (entlassen), Thomas Schaaf (angeschlagen, aber nicht ausgeknockt), gefolgt von Stanislawski (wohl am Saisonende weg), Klopp und Rangnick (hat hingeworfen). Von der ganzen Liste von 18 Trainern, von denen man sich manche sogar erst noch in Erinnerung rufen musste (Frage: Wer hat noch mal in Köln die Saison begonnen?) sind gerade mal noch 10 an Bord, von denen wiederum drei mit Sicherheit am Saisonende gehen oder gegangen werden. Und die Saison ist ja noch nicht zu Ende und die zwischenzeitlich ernannten und geschassten Interimstrainer sind da nicht mal erfasst.

Jetzt kommen die Kritiker, die Moralisten, die Fußball-Romantiker zu Wort

Dass sich aktive Trainer über den Umgang mit ihrer Zunft beschweren, ist ja zu erwarten gewesen, aber nun kommen eben auch die Bierhoffs, Sammers und sogar Kahns dieser Welt und prangern den Verfall der guten Fußball Sitten an, bezweifeln die Sinnhaftigkeit des Ganzen, mahnen zur "Kontinuität" und - noch viel gravierender - machen sich Sorgen um den deutschen Fußball, das Image und die Zukunft überhaupt.

Aber da gibt es ja noch Hans Meyer (Quelle): "Sind wir ehrlich: Genügend Menschen sind doch saufroh, dass etwas passiert. Schulden, Wettskandal, Trainerwechsel: Die Liga hat das immer überstanden"

Und ist man mal ehrlich: Meyer hat Recht! Im Grunde will man es ja auch selbst! Klar, sehnen wir Clubfans uns nach Langeweile! Nach einem Zustand vollkommener Entspannung, ein Plätzchen im Mittelfeld ohne Sorgen. Aber doch nur, bis man es endlich hat. Dann, ja dann will man mehr. Allein der Geruch des internationalen Geschäfts hat auf den Fan ähnliche Auswirkungen wie die Pheromone einer läufigen Hündin auf Nachbars Lumpi.
Der Fan lebt in seinen Ansprüchen stets über seinen Verhältnissen - und daran muss am Ende immer einer scheitern, der dafür die Verantwortung trägt - und sei es nur wegen zu viel Pragmatismus.

Es gibt einfach viel zu viele Menschen, die haben nur eine echte Sorge mit Hinblick auf den Ablauf einer Saison: Dass nix passiert.
Die Auflagen gehen runter, die Zuschauer bleiben aus, die Einschaltquoten sinken. Nichts Schlimmeres als: Der Branchenprimus mit einem Durchmarsch, die Aufsteiger und die erwarteten 2-3 Kandidaten machen den Abstieg aus - der Rest rangelt bisschen um die verbliebenen Startplätze in CL oder EL. Und am 32. Spieltag sind die wesentlichen Entscheidungen gefallen. - Ein Alptraum. Vor allem für die Medien, aber doch auch für viele Fans bzw. "Fußballbegeisterte".

Der Sport hat den Zirkus, den er verdient. So wie das Fernsehen RTL verdient und die Presse ihre Vier-Buchstaben-Postille. Warum ist das so? Weil die Medien es sind, die das Ganze auch befeuern. Die den Druck machen auf die Verantwortlichen. Und warum haben die Medien so eine Macht? Weil die Leser und Zuschauer sie ihnen geben, weil sie sie lesen, konsumieren - weil sie ihnen glauben.

Diese Saison ist ein Spektakel. Warum nur ist ausgerechnet - ausgerechnet! - gerade in so einer Saison der FCN, mal ganz neutral betrachtet, nicht mittendrin sondern nur so dabei? Das ist vielleicht die eigentliche Ironie der Sache.

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