27.08.2010 um 13:56 Uhr
Geschrieben von JanBoehmer
NFL Preview 2010: Cleveland
Culture of Losing. So nennt man das, was die Browns seit Jahren treiben. Sie pendeln gemütlich irgendwo zwischen grauem Mittelmaß und absoluter Katastrophe. Rein gefühlsmäßig ist Cleveland für mich das Bielefeld der NFL.
Die letzten Playoffs? Acht Jahre her. Der letzte Playoff-Sieg? Sogar 16. Ein Super-Bowl-Sieg? Den gab es noch nie. Die Fans sind Leidgeprüft und gelten vielleicht gerade deshalb als die loyalsten der NFL.
Welcome to the Dwag-Pound
Rückblick
Die letzte Saison war eine Katastrophe. Einen Sieg hatte man nach zwölf Spielen auf dem Konto. Erst am Ende drehte man auf und gewann vier Spiele am Stück. Jetzt hoffen die Verantwortlichen, genau dort anzuknüpfen.
Mit neuem Personal auf und neben dem Feld.
Offense
Das fängt beim Quarterback an. Oder besser gesagt: bei den Quarterbacks. Mehrzahl. Denn sowohl Derek Anderson als auch Brady Quinn mussten gehen. Vollkommen zu Recht; sie spielten erbärmlich. Kein Team warf weniger Yards. Auch wenn das nicht alleine ihr Fehler war (siehe Receiver), musste etwas passieren. Kurzerhand holte man gleich drei neue QBs. Nummer eins: Jake Delhomme, der nach einer miesen Saison (8 TD, 18 INT) bei den Carolina Panthers gehen musste und mit 35 Jahren versucht, seine Karriere zu retten. Nummer zwei: Seneca Wallace, gelernter Ersatzman mit so gut wie keiner Erfahrung als Starter. Und Nummer drei: Colt McCoy, der talentierte Drittrunden-Draftpick, der als Zukunft des Teams gilt und daher unter keinen Umständen in diesem Jahr verheizt werden soll.
Doch das eigentliche Problem lautet: wer um alles in der Welt soll die Pässe fangen? Top-Receiver Mohamed Massaquoi fing 2009 gerade einmal 34 Bälle. Brian Robiskie sogar nur sieben. Auch von Mike Furrey und Chansi Stuckey darf man keine Wunder erwarten. Neu ist Routinier Bobby Engram. Doch der hat seinen Zenit längst überschritten (letzte gute Saison 2007).
Die Situation wäre vollkommen aussichtslos, gäbe es da nicht Josh Cribbs. Den absoluten Star des Teams. Der ist zwar eigentlich für seine unfassbar genialen Returns (siehe Special Teams) bekannt, soll nun aber als Offensiv-Allzweckwaffe ran. Egal ob als Receiver, Running Back oder sogar Quarterback in der Wildcat-Formation. Überall. "Es werden viele Dinge passieren”, verspricht Cribbs. Die Taktik von Coach Eric Mangini: der Ball muss zu Cribbs. Egal wie. So oft wie möglich. Dabei spielt es keine Rolle, wo der gerade spielt.
Die Stärke der Browns – und der Hauptgrund für die vier Siege zum Saisonabschluss – war aber das Running Game. Mit Namen: Jerome Harrison. Nach vier Jahren, in denen er so gut wie nie in Erscheinung trat, bekam er in Week 15 seine Chance. Und er nutzte sie. Unglaubliche 286 Yards und drei Touchdowns erlief der 27-Jährige – auch in den letzten beiden Saisonspielen ließ er 100-Yard- Games folgen. Zweitrunden-Draftpick Montario Hardesty komplettiert das Two-Back-Platoon. Und das ist auch gut so, denn Harrison kann und darf die Last nicht alleine tragen.
Die schlechteste Offense der NFL ist besser geworden. Doch ein Star-Returner, der sich erst als Receiver beweisen muss (wie schwierig das ist, zeigt Devin Hester bei den Bears) und ein Running Back mit vier guten Spielen in vier Jahren sind einfach zu wenig. Viel hängt auch davon ab, ob Jake Delhomme sich von seinem Interception-Trauma erholt.
Defense
In einem Wort? Mieserabel. Die Browns hatten 2009 die zweitschlechteste Defense der Liga. 389,5 Yards gab das Team im Durchschnitt ab. Einzige echte Stärke: ihre Aggressivität. 40 Sacks konnte die Truppe für sich verbuchen. Der achtbeste Wert der NFL.
Die beeindruckendste Erscheinung der Browns-Defense ist Tackle Shaun Rogers. Der 160-Kilo-Koloss gilt als einer der besten Athleten in seiner Gewichtsklasse, doch seine Zukunft ist ungewiss. So könnte er wegen einer Knöchel-Verletzung bis zu sechs Spiele verpassen – und außerdem droht ihm weiterer Ärger, weil er in der Offseason meinte, mit einer Waffe in einem Flughafen herumlaufen zu müssen. Nicht sonderlich intelligent.
Allerdings scheint das die Browns nur bedingt zu stören. Sie mögen das, was sie von Rogers-Ersatz Ahtyba Rubin, sowie Kenyon Coleman, Robaire Smith, C.J. Mosley und Brian Schaefering im 3-4-Scheme gesehen haben. Hinzu kommt ein verbessertes Defensive Backfield. War die Truppe 2009 trotz der passablen Leistungen von Corner Eric Wright und Safety Mike Adams noch mies, konnten sich die Browns mit Corner Sheldon Brown (Trade aus Philadelphia) und Joe Haden (Draft) verbessern. Zweitrunden-Pick T.J. Ward (Safety) verleiht dem Team mehr Tiefe. Er wird Backup von Abram Elam.
Etwas schockierend war der Trade des ehemaligen Erstrunden-Picks Kamerion Wimbley nach Oakland. Wimbley ist ein solider Spieler und ein noch besserer Team-Player, von dem viele erwartet hätten, er würde gut zu den Browns passen und das Team zusammenhalten. Doch Mangini setzt auf Matt Roth, David Bowens, Marcus Benard und Jason Trusnik. Sie werden mit Free-Agent-Signee Scott Fujita und Chris Gocong (Trade aus Philadelphia) um die Plätze in der Startformation kämpfen.
Nicht mehr die schlechteste Defense der NFL - gut ist sie deshlab noch lange nicht.
Special Teams
Die einzige Stärke der Browns und eine der besten Units der NFL. Warum? Mit Cribbs hat Cleveland den vermutlich besten Special-Teams-Player der NFL. Insgesamt acht Kickoffs trug er bereits in die Endzone zurück – NFL-Rekord. Kicker Phil Dawson und Punter Dave Zastudil sind nicht überragend – aber verlässliche Größen.
Coaching
Mangini muss sich daran gewöhnen, nicht mehr alleine das Sagen zu haben. Das hat jetzt der neue Präsident Mike Holmgren. Der brachte mit Tom Heckert (Philadelphia) und Gil Haskell (Seahawks) zwei Leute mit, die über die Belange des Klubs entscheiden. Und das ist auch gut so, denn Mangini kann sich jetzt voll auf seinen eigentlichen Job konzentrieren - was bei dem Roster bitter nötig ist. Brian Daboll bleibt Off. Coordinator, wird aber wohl Teile von Holmgrens West Coast Offense integrieren. Def. Coordinator Rob Ryan soll seine aggressive Defense ausbauen.
Fazit
Die Browns waren 2009 ein verdammt schlechtes Team. Darüber kann auch der extrem schmeichelhafte Record nicht hinwegtäuschen. Mit neuen Quarterbacks und neuer Klubführung wird man 2010 besser sein – jedenfalls spielerisch. Und das auch nur, weil es kaum möglich wäre, noch schlechter zu sein. Dem Team fehlen Talent und Tiefe.
Prognose: 3 oder 4 Siege. Höchstens. Letzter Platz.
Die letzten Playoffs? Acht Jahre her. Der letzte Playoff-Sieg? Sogar 16. Ein Super-Bowl-Sieg? Den gab es noch nie. Die Fans sind Leidgeprüft und gelten vielleicht gerade deshalb als die loyalsten der NFL.
Welcome to the Dwag-Pound
Rückblick
Die letzte Saison war eine Katastrophe. Einen Sieg hatte man nach zwölf Spielen auf dem Konto. Erst am Ende drehte man auf und gewann vier Spiele am Stück. Jetzt hoffen die Verantwortlichen, genau dort anzuknüpfen.
Mit neuem Personal auf und neben dem Feld.
Offense
Das fängt beim Quarterback an. Oder besser gesagt: bei den Quarterbacks. Mehrzahl. Denn sowohl Derek Anderson als auch Brady Quinn mussten gehen. Vollkommen zu Recht; sie spielten erbärmlich. Kein Team warf weniger Yards. Auch wenn das nicht alleine ihr Fehler war (siehe Receiver), musste etwas passieren. Kurzerhand holte man gleich drei neue QBs. Nummer eins: Jake Delhomme, der nach einer miesen Saison (8 TD, 18 INT) bei den Carolina Panthers gehen musste und mit 35 Jahren versucht, seine Karriere zu retten. Nummer zwei: Seneca Wallace, gelernter Ersatzman mit so gut wie keiner Erfahrung als Starter. Und Nummer drei: Colt McCoy, der talentierte Drittrunden-Draftpick, der als Zukunft des Teams gilt und daher unter keinen Umständen in diesem Jahr verheizt werden soll.
Doch das eigentliche Problem lautet: wer um alles in der Welt soll die Pässe fangen? Top-Receiver Mohamed Massaquoi fing 2009 gerade einmal 34 Bälle. Brian Robiskie sogar nur sieben. Auch von Mike Furrey und Chansi Stuckey darf man keine Wunder erwarten. Neu ist Routinier Bobby Engram. Doch der hat seinen Zenit längst überschritten (letzte gute Saison 2007).
Die Situation wäre vollkommen aussichtslos, gäbe es da nicht Josh Cribbs. Den absoluten Star des Teams. Der ist zwar eigentlich für seine unfassbar genialen Returns (siehe Special Teams) bekannt, soll nun aber als Offensiv-Allzweckwaffe ran. Egal ob als Receiver, Running Back oder sogar Quarterback in der Wildcat-Formation. Überall. "Es werden viele Dinge passieren”, verspricht Cribbs. Die Taktik von Coach Eric Mangini: der Ball muss zu Cribbs. Egal wie. So oft wie möglich. Dabei spielt es keine Rolle, wo der gerade spielt.
Die Stärke der Browns – und der Hauptgrund für die vier Siege zum Saisonabschluss – war aber das Running Game. Mit Namen: Jerome Harrison. Nach vier Jahren, in denen er so gut wie nie in Erscheinung trat, bekam er in Week 15 seine Chance. Und er nutzte sie. Unglaubliche 286 Yards und drei Touchdowns erlief der 27-Jährige – auch in den letzten beiden Saisonspielen ließ er 100-Yard- Games folgen. Zweitrunden-Draftpick Montario Hardesty komplettiert das Two-Back-Platoon. Und das ist auch gut so, denn Harrison kann und darf die Last nicht alleine tragen.
Die schlechteste Offense der NFL ist besser geworden. Doch ein Star-Returner, der sich erst als Receiver beweisen muss (wie schwierig das ist, zeigt Devin Hester bei den Bears) und ein Running Back mit vier guten Spielen in vier Jahren sind einfach zu wenig. Viel hängt auch davon ab, ob Jake Delhomme sich von seinem Interception-Trauma erholt.
Defense
In einem Wort? Mieserabel. Die Browns hatten 2009 die zweitschlechteste Defense der Liga. 389,5 Yards gab das Team im Durchschnitt ab. Einzige echte Stärke: ihre Aggressivität. 40 Sacks konnte die Truppe für sich verbuchen. Der achtbeste Wert der NFL.
Die beeindruckendste Erscheinung der Browns-Defense ist Tackle Shaun Rogers. Der 160-Kilo-Koloss gilt als einer der besten Athleten in seiner Gewichtsklasse, doch seine Zukunft ist ungewiss. So könnte er wegen einer Knöchel-Verletzung bis zu sechs Spiele verpassen – und außerdem droht ihm weiterer Ärger, weil er in der Offseason meinte, mit einer Waffe in einem Flughafen herumlaufen zu müssen. Nicht sonderlich intelligent.
Allerdings scheint das die Browns nur bedingt zu stören. Sie mögen das, was sie von Rogers-Ersatz Ahtyba Rubin, sowie Kenyon Coleman, Robaire Smith, C.J. Mosley und Brian Schaefering im 3-4-Scheme gesehen haben. Hinzu kommt ein verbessertes Defensive Backfield. War die Truppe 2009 trotz der passablen Leistungen von Corner Eric Wright und Safety Mike Adams noch mies, konnten sich die Browns mit Corner Sheldon Brown (Trade aus Philadelphia) und Joe Haden (Draft) verbessern. Zweitrunden-Pick T.J. Ward (Safety) verleiht dem Team mehr Tiefe. Er wird Backup von Abram Elam.
Etwas schockierend war der Trade des ehemaligen Erstrunden-Picks Kamerion Wimbley nach Oakland. Wimbley ist ein solider Spieler und ein noch besserer Team-Player, von dem viele erwartet hätten, er würde gut zu den Browns passen und das Team zusammenhalten. Doch Mangini setzt auf Matt Roth, David Bowens, Marcus Benard und Jason Trusnik. Sie werden mit Free-Agent-Signee Scott Fujita und Chris Gocong (Trade aus Philadelphia) um die Plätze in der Startformation kämpfen.
Nicht mehr die schlechteste Defense der NFL - gut ist sie deshlab noch lange nicht.
Special Teams
Die einzige Stärke der Browns und eine der besten Units der NFL. Warum? Mit Cribbs hat Cleveland den vermutlich besten Special-Teams-Player der NFL. Insgesamt acht Kickoffs trug er bereits in die Endzone zurück – NFL-Rekord. Kicker Phil Dawson und Punter Dave Zastudil sind nicht überragend – aber verlässliche Größen.
Coaching
Mangini muss sich daran gewöhnen, nicht mehr alleine das Sagen zu haben. Das hat jetzt der neue Präsident Mike Holmgren. Der brachte mit Tom Heckert (Philadelphia) und Gil Haskell (Seahawks) zwei Leute mit, die über die Belange des Klubs entscheiden. Und das ist auch gut so, denn Mangini kann sich jetzt voll auf seinen eigentlichen Job konzentrieren - was bei dem Roster bitter nötig ist. Brian Daboll bleibt Off. Coordinator, wird aber wohl Teile von Holmgrens West Coast Offense integrieren. Def. Coordinator Rob Ryan soll seine aggressive Defense ausbauen.
Fazit
Die Browns waren 2009 ein verdammt schlechtes Team. Darüber kann auch der extrem schmeichelhafte Record nicht hinwegtäuschen. Mit neuen Quarterbacks und neuer Klubführung wird man 2010 besser sein – jedenfalls spielerisch. Und das auch nur, weil es kaum möglich wäre, noch schlechter zu sein. Dem Team fehlen Talent und Tiefe.
Prognose: 3 oder 4 Siege. Höchstens. Letzter Platz.
Aufrufe: 3019 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 7 | Erstellt:27.08.2010
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KOMMENTARE
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27.08.2010 | 19:11 Uhr
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NicoMadi :
sind für mich wie du geschrieben hast eine "grau Maus" in der NFL bin mal gespannt ob der Aufbau funkt. Hätte aber auf jeden Fall auch gleich auf McCoy gesetzt - was kann er den schlechter machen als Delhomme??0
27.08.2010 | 14:17 Uhr
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SunnyB :
wurde zeit das in cleveland mal jemand mit nem plan anrückt und ein umfangreiches programm startet um die franchise nach oben zu führen. mal sehen ob´s klapt und wenn ja, wie lange es dauert.
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