Rückblick & Offseason
Overall Record 2009: 9-7 // Lost Divisional Playoffs vs. Colts

Nur dank eines Sieges in Oakland am letzten Spieltag und dank der komplizierten Tiebreaker-Regularien schafften es die Ravens in die Playoffs. In der Postseason nahmen sie zunächst die Patriots auswärts auseinander (33:14).

In den Divisional Playoffs waren aber dann die Colts eine Klasse zu stark, beim 3:20 wurden vor allem QB Joe Flacco und seiner Offense die Grenzen aufgezeigt. Es war klar, was in der Offseason passieren musste. Die Offense musste verstärkt werden - und mit den Verpflichtungen von Anquan Boldin und Donte Stallworth ist das mehr als gelungen.

Offense:
Alle Augen auf Flacco. So kann man die Situation zusammenfassen. Der Franchise-Quarterback hat das Potenzial zu einem Star, in seinem dritten Jahr gibt es nun aber überhaupt keine Entschuldigungen mehr. Er muss es zeigen.

Er hat alle möglichen Waffen um sich herum, er hat Erfahrung gesammelt, die Last liegt nun auf Flaccos Schultern zu produzieren und ein Big-Time-Quarterback werden. Mit Boldin haben die Ravens zum ersten Mal seit längerem einen echten No.1-Receiver, dazu kommt der Speed von Stallworth, der zuverlässige Mason, Clayton und mit Heap ein anerkannter Top-Tight-End.

Die Ravens werden viel mehr werfen, vor allem downfield, als früher, die Frage ist, ob Flacco den Ball auch in entscheidenden Situationen in der Red Zone an den Mann bringen kann. Da fehlte es ihm bislang immer an Konstanz, dazu kamen technische Probleme mit seiner Wurfbewegung, die manchmal zu Pässen führten, die über die Köpfe der Receiver segelten.

Mit einem Baseball-Coach hat Flacco im Sommer an diesem Problem gearbeitet. Die Ravens werden also mehr werfen, aber das heißt nicht, dass sie den Run vernachlässigen werden. Wäre auch schön blöd, wenn man Ray Rice in seinen Reihen hat.

Rice hat sich 2009 mit 1339 Rushing-Yards und 702 Receiving-Yards (78 catches) zu einem Superstar entwickelt, und mit dem erfahrenen Ex-Pro-Bowler Willis McGahee haben die Ravens einen exzellenten Backup, der vor allem in den Short-Yardage-Situationen nicht zu stoppen ist (14 TDs 2009).

Pro-Bowl-Fullback Le'Ron McClain ist ebenfalls erste Sahne. Besser kann man dort kaum aufgestellt sein, zumal auch die O-Line um den erfahrenen Center Birk und die beiden Monster-Tackles Gaither und Oher keine Wünsche offen lässt.



Defense:
Die Ravens-Defense ist seit Ewigkeiten als überragende D bekannt. Auch im letzten Jahr (No.3) gehörte sie wieder zum Besten, was es gab. Schwachstelle war die nur zu geringe Anzahl an Sacks. Das Hauptziel ist es für die neue Saison, wieder mehr Druck auf den gegnerischen QB auszuüben.

Eines ist nämlich klar: Gegen die Ravens kannst du nicht laufen, weil in der D-Line Haloti Ngata und Kelly Gregg stehen. Da bewegt sich nix. Das Problem ist, dass Baltimore außer diesem Duo in der D-Line nicht viel zu bieten hat. Bannan und Edwards sind weg. Um Edwards zu ersetzen, wurde Redding verpflichtet, der war mal stark als Pass-Rusher, aber in den letzten Jahren war er fast nur verletzt.

Auch bei Rookie Terrence Cody gibt es aufgrund seines Gewichts Fragezeichen (Spitzname: Cheesburger). Ähnlich wie in der D-Line sieht es bei den Linebackern aus. Der alternde Ray Lewis ist immer noch der große Leader des Teams. In der Run-Defense ist er auch immer noch stark, aber in der Pass-Coverage ist er ein Schwachpunkt.

Wer der Lewis-Partner als Inside Linebacker wird, ist ziemlich offen, da die Ravens keinen haben, der sowohl gegen den Lauf als auch in der Pass-Verteidigung top ist. Ellerbe oder McClain werden starten, vor allem Ellerbe könnte den Durchbruch schaffen. Rookie Sergio Kindle, ein möglicher Draft-Steal, fällt wegen eines Schädelbruchs auf unbestimmte Zeit aus.

Suggs kehrt nach einem Jahr als DE auf seine Outside-Linebacker-Position zurück. Die Probleme bei den LBs und in der D-Line sind aber nichts im Vergleich zu den Sorgen in der Secondary. Mit Dominique Foxworth fällt ein Starting-Cornerback die gesamte Saison aus, ganz bitter.

Lardarius Webb und Fabian Washington, zwei weitere CBs, wurden im Sommer am Knie operiert. Egal, wohin man blickt, gibt es gesundheitliche Fragezeichen. Superstar-Safety Ed Reed ist ein Granaten-Spieler, aber ob er fit ist und eine ganze Saison durchhält, weiß man nie so recht. Auch Dawan Landry hatte schon so seine Verletzungsprobleme. Die Ravens müssen beten, dass das mal alles gut geht.



Special Teams
Mittelmäßig trifft es am besten. Kicker Billy Cundiff (18/23 FGs 2009) ist okay, aber er ist sicher keiner der Top-Leute auf seiner Position. Punter Sam Koch (43,7 Yards average) ist grundsolide – und Jalen Parmele hat sich als bester Kick-Return-Mann der Ravens etabliert.

Cornerback Chris Carr ist gefährlich als Punt-Returner. Die Ravens entließen in der Vorbereitung den erfahrenen Long Snapper Matt Katula, seinen Job bekommt wohl der ungedraftete Rookie Morgan Cox.



Coaching
John Harbaugh hat seine Headcoaching-Karriere in der NFL nicht so schlecht angefangen - zwei Saisons, zweimal die Playoffs erreicht, das passt. Harbaugh gilt als sehr konservativer Coach, der sich auf das Laufspiel verlässt und so viel wirft, wie es eben sein muss.

Es wird spannend zu beobachten sein, wie er und Offensive Coordinator Cam Cameron angesichts der neuen Firepower in der Offense von dieser Strategie abweichen werden. Jim Zorn, nach extrem erfolgloser Zeit als Redskins-Headcoach in Washington gefeuert, soll Flacco als QB-Coach helfen, sich zu einem Star zu entwickeln. Harbaughs Spezialfeld ist und bleibt die Defense. Dort vertraut er Defensive Coordinator Greg Mattison.



Fazit
Schwierige Kiste. Die Ravens sind irgendwie nicht mehr die Ravens. Laufen und Defense spielen - so kannte man Baltimore.

Aber in dieser Saison könnte alles anders werden. Die Offense hat unglaubliches Potenzial. Wenn man die richtige Mischung findet aus dem Laufspiel mit Rice auf der einen Seite und der neu entdeckten Air-Attack mit Boldin, Stallworth und Co. auf der anderen Seite, sind die Ravens kaum zu stoppen. Die große Frage hier bleibt eben Flacco.

Wenn man sich Sorgen machen muss, dann komischerweise eher um die Defense, bei der es einfach zu viele gesundheitliche Probleme geben könnte. Ganz wichtig ist der Start, mit vier hammerharten Auswärtsspielen in den ersten sechs Spieltagen (@NYJ, @CIN, @PIT, @NE) hätte es Baltimore kaum böser erwischen können.

Overall Record 2010: 10-6
Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Steelers um den Titel in der AFC North. Die Frage, ob es Joe Flacco wirklich drauf hat, entscheidet, wie weit die Ravens kommen können.