Ernst Kuzorra- DER größte Schalker

Der Fußball Club Gelsenkirchen Schalke 04 hat im Laufe seiner langen und bewegten Karriere viele großartige Fußballer heraus gebracht, einer DER größten war zweifelsohne Ernst Kuzorra. Ihm widme ich den heutigen Blog, nebenbei mein erster in der Spox-Community.

Ernst Kuzorra - Die Legende lebt

Ernst Kuzorra wurde am 16.Oktober 1905, eineinhalb Jahre nach der Gründung unseres Clubs, damals noch unter Westfalia Schalke, als viertes von sieben Kindern, in der Nähe des Schalker Marktes geboren.

Schon in seiner Kindheit war er dem Fußball verfallen: "Als Kind konnte ich keinen Stein und keine Blechdose auf der Straße liegen lassen. Jeden Tag, so Gott will, gab es nur Fußball, Fußball."

Durch einen Zufall kam er zu seinem FC Schalke, in der Woche nach seiner Konfirmation besuchte er ein Spiel gegen Erle 08, den Schalker fehlte der elfte Mann, und ein Schulkamerad wies auf Ernst hin. Gesagt, getan, Ernst spielt mit, schießt Schalke mit 4 Toren zum Sieg und ist fortan einer der Ihren.

Im Alter von 15 Jahren wird er auf der Zeche Consolidation eingestellt, mit 16 arbeitet er dort unter Tage, Anfang der 20er Jahre wird er dem Fußball freigestellt.

Ernst Kuzorra war in jungen Jahren solch ein guter Fußballer, das er schon mit 14 Jahren in der A-Jugend spielen durfte. Mit 17 Jahren steht er bereits im Schalker Kader der ersten Mannschaft, sein erstes Spiel bestreitet er am 22.April 1923, es wird 4:1 gegen die Sportfreunde 07 aus Essen gewonnen. Er wird fortan schnell zu DER bestimmenden Figur und folgerichtig auch Kapitän.

Der "Clemens", wie er seit 1934 gerufen wurde, weil drei seiner Mannschaftskollegen den gleichen Vornamen haben, gibt in der Schalker Elf alles vor, Aufstellung, Taktik oder Geld, nix ging ohne ihn, der im Alter von 21 Jahren bereits sein Tabakgeschäft am Schalker Markt eröffnete.

Verschiedene Trainer kamen im Laufe der Jahre, Chef war immer nur er: "Wir hatten immer einen Trainer, aber die Aufstellung habe ich gemacht. Nach drei Jahren wurde gewechselt. Manche haben gebettelt: "Ernst, lass mich noch ein Jahr, doch ich habe gesagt: Nix da!"

Die Epoche mit Kuzorra ist die erfolgreichste des Clubs. Gerade aus der A-Klasse aufgestiegen, gewinnt Schalke viermal die Emscherkreisliga, der Aufstieg in die Ruhrgauliga gelingt wegen einer Aufstiegssperre aber erst 1926. Sofort gelingt der Sprung in die Vorrunde zur deutschen Meisterschaft, in der erst 1860 München Endstation ist. Den ersten westdeutschen Titel erringt er 1929 im Alter von 23 Jahren, die erste deutsche Meisterschaft mit 28, im Poststadion der Reichshauptstadt Berlin besiegt sein Schalke den 1. FC Nürnberg. Zitat Ernst Kuzorra: "Sonne Fahrt wie von Berlin nach Hause hab’ ich nie wieder mitgemacht", erinnert sich Kuzorra später. "Überall blau-weiße Fahnen und jubelnde Menschen. In Gelsenkirchen bekamen wir kein Bein auf die Erde, vor dem Bahnhof war alles schwarz vor Menschen."

Von 1933 bis 1942 steht der Kapitän neun Mal im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft und gewinnt sechs Mal den Titel, ein Rekord, den er mit Tibulsky, Bornemann, Szepan und Kalwitzki teilt und den erst Ende des Jahrhunderts Klaus Augenthaler (sieben Mal Meister mit Bayern München) überbieten wird. "Ernst Kuzorra war für mich der größte Fußballer seiner Zeit", urteilt Helmut Schön, mit dem Dresdner SC Endspielgegner bei Schalkes 1:0 Sieg 1940 und später lange Bundestrainer.

Kuzorra war ein fleißiger, ehrlicher und kompromissloser Malocher, der mehr als 1000 Tore für seinen Club aus der Stadt der tausend Feuer geschossen haben soll, im November 1933 gar einmal 14 in einem Spiel gegen einen Auswahl aus Langendreer.

Sein Nationalmannschaftsdebüt gibt Kuzorra im November 1923 gegen Holland, als erster Schalker in der Nationalmannschaft, damals gab es 3 Mark Spesen und ein kostenloses Bankett, heute undenkbar. Seine Karriere in der Nationalmannschaft war allerdings nicht von langer Dauer, als Reichstrainer Nerz im Oktober 1933 seinen Schwager Fritz Szepan nicht aufstellt, gibt Kuzorra vor, verletzt zu sein, sein Weg und der von seinem Schwager Szepan sind sportlich fast unzertrennlich.

Kuzorra bleibt seinem FC Schalke immer treu und nah, nach dem Krieg spielt er jedoch nur noch selten in der ersten Mannschaft, zuletzt im November 1950. Im Jahre 1952 wird der Obmann der Schalker Vertragsspielerund stellt fest: "Die Fußballer bringen heute nicht mehr die Lust und Liebe und die Begeisterung beim Training auf wie wir früher."

Nach dem Umzug von der Kampfbahn Glückauf ins zur Fußball-WM 1974 errichtete Parkstadion stellt er voller Wehmut fest: "Mein Schalke, dat is nich’mehr".Im Jahr darauf wird er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgestattet, zu seinem 80. Geburtstag wird er Ehrenbürger seiner Heimatstadt Gelsenkirchen. Diese Ehrung treibt ihm, DEM Sohn der Stadt, Tränen der Rührung in die Augen. Auch im hohen Alter interessiert er sich noch rege für Fußball, sitzt täglich in der Vereinsgaststätte Bosch am Schalker Markt, direkt neben der Glückauf Kampfbahn. Hier habe ich ihn auch noch persönlich kennen lernen dürfen, als Jugendlicher damals für mich ein einschlägiges Erlebnis, das in mir bis heute nachwirkt.

Im Herbst 1989 stürzt Kuzorra und erleidet dabei einen Oberschenkelhalsbruch, am Neujahrstag 1990 stirbt einer der größten, wenn nicht der größte Schalker überhaupt, in seiner Wohnung in GE-Feldmark.

Der Mann, der den Mythos Schalke wir kein anderer verkörperte, ist tot. Sonnenkönig Günther Eichberg, zu der Zeit des Todesfalls im Urlaub, wollte sogar seine Beerdigung wiederholen lassen. Zu seiner Beerdigung schickt sogar Fußballfan Max Schmeling Beileidsgrüße, Ruhrbischof Hengsbach würdigt ihn als einen bodenständigen, ehrlichen und verlässlichen Menschen, der für viele junge Fußballer ein gutes Beispiel sei. Die WAZ gab ihm den Titel: "Größter Fußballer aller Zeiten".

Glück auf,

euer Mythos