20.11.2007 um 13:57 Uhr
Geschrieben von Julia
Moderne Helden
Jedes Lebewesen kämpft ums überleben. Als der Mensch vor etwa 8000 Jahren den Faktor der Kultur zwischen sich und die Natur schob, hat er sich von der Handlung, die allein der Befriedigung eines Grundbedürfnisses dient, entfernt. Und trotzdem spielt heute, viele tausend Jahre später, der offene Kampf zwischen Menschen immer noch eine Rolle. Vor einigen Jahren schrieb ein Autor: „Faszination Boxen – es ist hart, oft aufregend und meistens brutal. Es kann lebensgefährlich sein, und auf keinen Fall fördert es die Gesundheit – wie viele andere Dinge im Leben auch. Aber weil alles so offensichtlich passiert, klar und ohne jede Scham, ist Boxen der umstrittenste Sport der Welt." Und trotzdem erreicht der Boxsport im Zeitalter der multimedialen Informationsversorgung ein Millionenpublikum.
In der sportlichen Inszenierung lassen sich Helden gleich denen aus der Märchenwelt identifizieren. Die Protagonisten sind die Sieger über einen übermächtigen Gegner, was ihnen scheinbar göttliche Kräfte verleiht. Zwischen dem Boxer und dem Zuschauer entsteht dabei eine Verbindung, die das Erlebnis auf einer emotionalen Ebene zur Realität werden lässt. Der „Held" wird so zum Träger von Wünschen und Träumen, die auf ihn projiziert werden. Dabei sind in der heutigen Zeit vor allem die Medien die Intendanten der Sportbühne. Sie entscheiden über den Verlauf einer Sportveranstaltung – nicht durch aktives Eingreifen in das Geschehen, sondern durch die Inszenierung.
Sport ist als Subsystem unserer Gesellschaft ist auch eine ihrer vielen Bühnen. Durch die Elemente der Alltagswelt, die sich in seinen Regeln und Werten unmittelbar widerspiegeln, wird die Bedeutung der Welt des Sports oft überhöht dargestellt und stärker gewichtet, als es ihr eigentlich zustünde. Die Geschichten, die sich aus ihr selbst gewachsen um sie ranken, werden zu Mythen erhoben und ihre Akteure zu Helden stilisiert.
Der Boxsport kennt besonders viele dieser Dichtarten. Nach Martine Barrat ist Boxen der einzige Sport, bei dem sich die Kontrahenten in die Augen sehen müssen. Dieser Faktor und dass das Geschehen in einem von allen Seiten einsehbaren Kampfort statt findet und somit scheinbar kontrollierbar ist, lässt die Sportart als eine der Ehrlichsten überhaupt erscheinen. Diese Mischung macht das Boxen nicht nur zu einem Publikumsmagneten, sondern lässt auch die Illusion einer idealen Welt entstehen. Dadurch entwickeln sich Kampfmythen, die zu einem Lehrstück für das wahre Leben werden können.
Aber auch im Alltag finden sich einige dieser modernen Heldengeschichten wieder. So beispielsweise in folgender überlieferung.
Kurz nach der Widervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 besuchte der kubanische Olympiakader der Boxer Brandenburg für ein Trainingslager – vermutlich in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona/ Spanien, wo das kubanische Box-Team sieben Gold- und zwei Silbermedaillen erkämpfte. An einem Abend ihres Aufenthalts saß der komplette Kader in der S-Bahn – vom Fliegengewicht bis zum Schwergewicht. Ihre Anwesenheit regte Skinheads an sie rassistisch-basiert zu attackieren. Der Ausgang dieser Geschichte bedarf keiner Beschreibung.
Der Sport scheint eine letzte Bastion des Rechtes auf körperliche Auseinandersetzungen zu sein und daher wird der Ring zur Geburtsstätte neuer multimedialer Märchen und Legenden. Ganz so wie Marvin "Marvellous" Hagler ein ehemaliger Weltmeister im Mittelgewicht einst sagte: „Ich bin das Tier, das mich beschützt."
Voraussichtlich werden auch in Zukunft Summen in Milliardenbeträgen fließen, was dem Sport, solange dieser Zustand bestehen bleibt, eine Lobby geben wird. Und solange wird der Kampf zwischen zwei Menschen auch sein Publikum erreichen, ob nun medial inszeniert oder einfach aus dem Wunsch nach modernen Helden. Helden, die nicht mit einem Schwert Drachen töten, sondern die Mut und Tapferkeit beweisen in einer Zeit, die längst nur noch planbare Risiken hervorbringt.
In der sportlichen Inszenierung lassen sich Helden gleich denen aus der Märchenwelt identifizieren. Die Protagonisten sind die Sieger über einen übermächtigen Gegner, was ihnen scheinbar göttliche Kräfte verleiht. Zwischen dem Boxer und dem Zuschauer entsteht dabei eine Verbindung, die das Erlebnis auf einer emotionalen Ebene zur Realität werden lässt. Der „Held" wird so zum Träger von Wünschen und Träumen, die auf ihn projiziert werden. Dabei sind in der heutigen Zeit vor allem die Medien die Intendanten der Sportbühne. Sie entscheiden über den Verlauf einer Sportveranstaltung – nicht durch aktives Eingreifen in das Geschehen, sondern durch die Inszenierung.
Sport ist als Subsystem unserer Gesellschaft ist auch eine ihrer vielen Bühnen. Durch die Elemente der Alltagswelt, die sich in seinen Regeln und Werten unmittelbar widerspiegeln, wird die Bedeutung der Welt des Sports oft überhöht dargestellt und stärker gewichtet, als es ihr eigentlich zustünde. Die Geschichten, die sich aus ihr selbst gewachsen um sie ranken, werden zu Mythen erhoben und ihre Akteure zu Helden stilisiert.
Der Boxsport kennt besonders viele dieser Dichtarten. Nach Martine Barrat ist Boxen der einzige Sport, bei dem sich die Kontrahenten in die Augen sehen müssen. Dieser Faktor und dass das Geschehen in einem von allen Seiten einsehbaren Kampfort statt findet und somit scheinbar kontrollierbar ist, lässt die Sportart als eine der Ehrlichsten überhaupt erscheinen. Diese Mischung macht das Boxen nicht nur zu einem Publikumsmagneten, sondern lässt auch die Illusion einer idealen Welt entstehen. Dadurch entwickeln sich Kampfmythen, die zu einem Lehrstück für das wahre Leben werden können.
Aber auch im Alltag finden sich einige dieser modernen Heldengeschichten wieder. So beispielsweise in folgender überlieferung.
Kurz nach der Widervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 besuchte der kubanische Olympiakader der Boxer Brandenburg für ein Trainingslager – vermutlich in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona/ Spanien, wo das kubanische Box-Team sieben Gold- und zwei Silbermedaillen erkämpfte. An einem Abend ihres Aufenthalts saß der komplette Kader in der S-Bahn – vom Fliegengewicht bis zum Schwergewicht. Ihre Anwesenheit regte Skinheads an sie rassistisch-basiert zu attackieren. Der Ausgang dieser Geschichte bedarf keiner Beschreibung.
Der Sport scheint eine letzte Bastion des Rechtes auf körperliche Auseinandersetzungen zu sein und daher wird der Ring zur Geburtsstätte neuer multimedialer Märchen und Legenden. Ganz so wie Marvin "Marvellous" Hagler ein ehemaliger Weltmeister im Mittelgewicht einst sagte: „Ich bin das Tier, das mich beschützt."
Voraussichtlich werden auch in Zukunft Summen in Milliardenbeträgen fließen, was dem Sport, solange dieser Zustand bestehen bleibt, eine Lobby geben wird. Und solange wird der Kampf zwischen zwei Menschen auch sein Publikum erreichen, ob nun medial inszeniert oder einfach aus dem Wunsch nach modernen Helden. Helden, die nicht mit einem Schwert Drachen töten, sondern die Mut und Tapferkeit beweisen in einer Zeit, die längst nur noch planbare Risiken hervorbringt.
Aufrufe: 2033 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 7 | Erstellt:20.11.2007
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KOMMENTARE
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21.11.2007 | 17:43 Uhr
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oliver : hmm...
das könnts sein! boxen find ich in der tat ziemlich lame... schön, dann wär das ja geklärt! : )
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21.11.2007 | 17:40 Uhr
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Julia : Das ist...
... sicher nur der Bahnstreik, der dich nervös macht. Du musst einfach versuchen dieses Gefühl zu überwinden und dich auf die Botschaft einzulassen. Und wenn das auch nicht hilft bist du vielleicht einfach kein Boxfan...
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21.11.2007 | 17:33 Uhr
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oliver : hmm!
irgendwie fühle ich mich jetzt auch von diesem kommentar nicht ganz abgeholt...
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21.11.2007 | 17:09 Uhr
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Julia : Vielleicht...
... hast du ja auch einfach nur den Bus verpasst. Aber ich zahl dir gern ein Taxi, wenn das weiterhilft...
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21.11.2007 | 14:45 Uhr
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oliver : ich glaube,
es liegt an mir, aber: was genau möchtest du mir jetzt mit diesem blog sagen? du musst mich als leser schon auch ein bisschen abholen, liebe julia. hat das salla denn nie erwähnt?: )
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