Sommerpause! Das schlimmste was einem Fussball-Fan passieren kann ist diesen Sommer wieder eingetreten. Zum Glück, muss man da als Fan sagen, gibt es ja noch den Confed Cup. Und natürlich die U21 EM in Israel.

Deutschland hat dieses Turnier zuletzt 2009 gewonnen. Die Brust ist dementsprechend breit, besonders bei den Fans. Der Jugendwahn im deutschen Profifußball ist größer den je und die deutschen Jungs sollen dem Rest der Welt gefälligst zeigen das sie die besten Talente auf diesem Planeten sind! Das Deutschland in der 'Todesgruppe' mit Spanien, den Niederlanden und Russland ist, schmälert das Selbstbewusstsein der Fans nicht. Sich gegen diese Riesen durchzusetzen ist cooler als von oben auf kleine Nationen zu schlagen.

Nach dem Spiel gegen die Niederlanden ist die Ernüchterung groß. Das Spiel verläuft anders als vom gemeinen Fan geplant. Mit zwei Toren liegen die Deutschen zur Pause hinten. Kämpfen sich in der zweiten Halbzeit wieder ran. Nur um kurz vor dem Abpfiff das 3:2 zu kassieren. Der Schuldige ist schnell gefunden: Rainer Adrion!

Bei den Niederländern ist nur ein Spieler aus der Startelf ohne A-Nationalmannschaftseinsatz. Bei den Deutschen ist es genau andersrum. Nur Kapitän Lewis Holtby durfte schon bei den ganz großen reinschnuppern. Adrion verzichtete auf die Nominierung von etablierten Nationalspielern. Auch wenn diese Spielberechtigt wären. Mit Gündogan, Draxler, Schürle oder ter Stegen verzichtet er damit auf Spieler die eine enorme Qualität besitzen. Der Grund hierfür ist schnell gefunden, das Konzept des DFB sieht es nicht vor Spieler die schon fest im A-Kader integriert sind wieder zu U-Turnieren zu schicken. Der Aufschrei in Deutschland ist groß!

Warum verzichtet der Trainer auf diese starken Akteure? Das Turnier wäre mit diesen Spielern doch viel einfacher, der Erfolg deutlich greifbarer. Begründet wird die Deutsche Entscheidung mit dem Ziel der U21 Spieler auszubilden. Doch der Satz der Holländer "Zur Ausbildung gehört auch das gewinnen von Titeln" hört sich für viele so viel logischer an. Die meisten Spieler der U21 EM 2009 starteten nach dem Titel durch und legten den Grundstein einer bisher großartigen Karriere. Für die Fans ist der bewusste Verzicht auf die Qualitativ hochwertigen Spieler also ein absolutes No-Go. Gündogan und Co könnten den weniger erfahrenen Spielern während des Turniers zur Seite stehen und den Titel gewinnen.

Doch genau hier sieht man bei genauer Betrachtung den Schwachpunkt dieser Forderung. Der Schrei nach Führungsspielern ist seit dem Karriereende von Ballack, Frings und Co so groß wie noch nie. Typen will der deutsche Fan endlich mal wieder haben. Spieler die andere anführen.

Turniere wie die U21 EM sind wie gemacht um genau solche Spieler hervorzubringen. Wo, wenn nicht hier, kann ein junger Spieler seine Führungsrolle auf dem Platz entwickeln?

Nach dem 2:0 ging ein Ruck durch die deutsche Mannschaft. Holtby führte die Mannschaft an, gab Anweisung und war gleichzeitig ein gutes Beispiel. Volland ackerte ohne Ende, riss die Spieler um sich herum mit. Rudy hatte im entscheidenden Moment genug Nervenstärke den wichtigen Elfmeter zu schießen. Trotz dem späten 3:2 zeigte die Deutsche Mannschaft Moral und Spielstärke in einem wichtigen Moment.

Genau diese Spiele sind es die junge Spieler brauchen! Genau diese Niederlagen sind es aus denen sie lernen! In solchen Spielen wird das geboren was ganz Deutschland fordert: Leader! Mit den erfahrenen Spielern wie Draxler, Schürle und Gündogan hätten Spieler wie Volland und Rudy das Team nicht anpeitschen müssen. Warum sollte Rudy den entscheidenden Elfer schießen? Gündogan hat sogar im Champions League Finale getroffen! Draxler und Schürle haben eine enorme Qualität. Warum also sollten Volland und Herman jetzt versuchen das Spiel zu drehen? Es ist viel sicherer den beiden die Verantwortung zu übergeben!

Die Reaktion sich hinter den großen zu verstecken ist besonders in Drucksituationen verständlich. 'Warum soll ich etwas riskieren und möglicherweise versagen, wenn die anderen es doch besser können?', ist der Gedanke der die unerfahrenen, jungen Spieler in diesen Situationen hemmen kann und wahrscheinlich auch wird.

Genau dieses Verstecken verhindert Adrion, indem er hauptsächlich unerfahrene, junge Spieler mit zum U21 Turnier mitnimmt. Die Spieler nehmen auch in ihrem Verein normalerweise keine Führungsrolle ein, versuchen sie sich doch gerade erst zu etablieren. Bei einem Turnier wie der U21 EM dagegen haben diese Spieler die Möglichkeit genau in eine solche Rolle zu schlüpfen.

Rainer Adrion macht also also richtig indem er keine Hoffnungsträger wie Schürle oder Gündogan mit zur U21 EM nimmt. Den so sind die unerfahrenen, jungen Spieler zur Entwicklung gezwungen und können sich nicht verstecken.