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Liga-Lehren


Gründer: Voegi | Mitglieder: 65 | Beiträge: 1
16.01.2011 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XVIII
Hugh Hefner in Wolfsburg

Die Bundesliga ist zurück – und kaum wiederzuerkennen: Claudia Roth wird Ehrenmitglied in Hoffenheim. Guido Westerwelle liebt Gladbach. Wolfsburg ist jetzt richtig sexy. Und Peter Handke schreibt das Drehbuch:

Turm
Man muss sie einfach lieben: Selbstüberschätzung, Realitätsentrückung, Unbeholfenheit – die tragikomische Katastrophentrias mit der unbändigen Kraft, das menschliche Herz immer wieder aufs Neue anzurühren. Unlängst auf unnachahmliche Weise dargeboten von der FDP auf ihrem anonymen Dreikönigstreffen, hat sie auch in der Bundesliga ihren festen Platz. In der Hinrunde wurde vor allem Mönchengladbach vom heimtückischen Virus Westerwelle befallen. Weshalb Michael Frontzeck, genau: der Borussen-Bruce Willis mit der ausgeleierten Beckenbodenmuskulatur, unlängst sinnierte, wie man die eigene Defensivinkontinenz vielleicht doch in den Griff bekommen könnte. Nämlich mit Berti Vogts, dem Dauernörgler aus Baku, als Turm in der Abwehrschlacht. Und selbst wenn wir jetzt einräumen, dass Frontzecks Idee möglicherweise ironisch gemeint war, so steht doch eines fest: Das Drohszenario hat gewirkt. Lieber eine Rückrunde ohne Gegentor. Als von Berti totgequasselt.

Theorie
Guido W. war übrigens diesmal auch Schiri auf dem Betzenberg. Was den Platzverweis für Lakics knuffiges Wischerchen dann doch irgendwie erklärbar macht. Für Verschwörungstheorien gab jedoch vielmehr Rodneis bildhübsche Bandenbillard-Vorlage Anlass. So ist RODNEI womöglich doch nur ein unscheinbares Anagramm für "Dinero". Und beim kölschen Klüngel… Nun ja, ist nur eine Theorie.

Heiß
So ein Rückrundenauftakt ist ja wie Sex in der Wüste: Man weiß nicht, wo man steht, ist ganz heiß und muss dann schauen, wie man wieder rein findet. Ist man dann erst einmal drin, läuft's irgendwann auch wieder ganz flüssig. Apropos: Bayer 04 ist in der Rückrunde angekommen und brillierte innerhalb von sechs Minuten mit sämtlichen Attitüden, die wir an Leverkusen Part II so liebgewonnen haben. Womit die Welt direkt wieder gerade gerückt wäre. Für den Zuschauer war der Einstieg in die Rückserie dagegen eher verwirrend: Bender lässt Bender ungedeckt. Bender köpft an den Pfosten. Bender und Bender schauen dem Kopfball des von Bender ungedeckten Benders nach. Zur Pause muss Bender dann raus. Benderdehnung. Doch Bender spielt weiter. Im zweiten Spielabschnitt lief alles dann aber deutlich geordneter ab. Manuel Friedlichs pazifistschem Zweikampfverhalten sei Dank. Dortmund bot Fußball zum Ergötzen, hat vor lauter Selbstbewusstsein jetzt ein ganz breites Großkreutz und ist jetzt wieder drin. Läuft doch – ganz flüssig.

Lasziv
Wo wir schon einmal so frivol sind, lassen wir gleich alle Hemmungen fallen und bilanzieren Bayerns unwiderstehlichen Startschuss zur großen Aufholjagd in laszivem Rotlichtduktus. Denn so viele Höhepunkte, wie die erste Halbzeit in Wolfsburg zu bieten hatte, erlebt Hugh Hefner nicht mal in der Frühstückspause. Dass sich das Ganze auf einem Untergrund zutrug, der eine ideale Spielfläche für ein mehrtätiges Schlammcatch-Event abgeben würde, passte denn auch ins Bild. Im Bild war nach Gomez' Scheinabstauber auch gleich zu Beginn mal eine Latte. Weshalb sich der Bildregisseur denn wohl dachte, aus Jugendschutzgründen lieber Wiederholungen und Zuschauergroßaufnahmen einzuspielen und dem Zuschauer damit das erotische Highlights des Samstagnachmittags vorenthielt: Die verhängnisvolle Affäre zwischen Diego Benaglio und Thomas Müller, die mit dem für verhängnisvolle Affären typischen Ergebnis endete: Einem Malörche. Oder wie man außerhalb des Rheinlands sagt: Verkehrsunfall.

Kraft
Der Wechsel im Bayern-Tor mag ja für allerlei Wirbel gesorgt haben, die größten Auswirkungen hatte er aber ganz sicher für den dahinsiechenden deutschen Boulevard-Journalismus. Denn nicht nur, dass eine solche Personalentscheidung im konservativen Bayern einem revolutionären Staatsstreich gleichkommt, eröffnet ein Kraft im Tor doch ganz neue Horizonte in Sachen Kalauerkonstruktionen. Wie zum Beispiel: Kraftvergeudung? Bayern betreibt Kraftaufbau. Fußball verkommt zum Kraftsport. Usw.! Solche Wortspielereien sind uns aber zu billig. Wir halten stattdessen fest, dass die Bayern trotz aller Kraft den Ausgleichstreffer in Wolfsburg nicht verhindern konnten und lösen an der Stelle auch gleich ein Rätsel auf. Denn weshalb die bayrischen Feldspieler den Ball derart häufig zu ihrem Torhüter zurückspielten, dass der sich schon vorkam wie ein feuchter Traum von Trapattoni, schien zunächst nicht recht verständlich zu sein. Dabei ist die Sache eigentlich doch ganz simpel: Nach vier Wochen Pause ist eben erst einmal Krafttraining angesagt.

Die Angst des…
Ein anderes rätselhaftes Phänomen bleibt dagegen auch trotz ran-Datenbank und Lattekscher Psychoanalyse so nebulös wie ein Personalkonzept von Felix Magath: Insgesamt vier Mal traten an diesem Spieltag die Schützen zum Elfmeter an und verzichteten jedes Mal mehr oder minder freiwillig auf den durchaus möglichen Torerfolg. Wie dieser Torstreik nun motiviert war, lässt sich nur mutmaßen: Haben die betroffenen Akteure vergessen, dass wir jetzt 20Elf haben? Hat das Video-Studium der deutschen Biathleten auf die Treffsicherheit der Bundesligaspieler abgefärbt? Oder veröffentlicht Peter Handke demnächst eine Fortsetzung seiner Erzählung von 1970 und bat vorab um eine PR-Aktion? Es bleibt ein Rätsel.

Logik
Wie hatte Dago-Ruud seinen Verein so schön erpresst: "Wenn ihr mich nicht nach Madrid ziehen lasst, dann werde ich nie mehr für den HSV auflaufen!". Und das kann ja nun wirklich niemand wollen. Wenn man also möchte, dass van Nistelrooy weiter für den HSV spielt, dann muss man ihn nach Madrid wechseln lassen. Klingt nicht logisch, ist aber so. Und weil Ruud ja jetzt beim HSV bleiben muss, spielt er jetzt auch nicht mehr und handköpfte auf Schalke gleich mal ein Tor. Klingt komisch. War aber so.

Mult Kulti
Hopps Neuer heißt also Pizza Olio, ist der Sohn eines Italieners und einer Holländerin und mit einer Südkoreanerin verheiratet. Kurz um, eine Multi-Kulti-Vita, die Claudia Roth die Freudentränen ins Müsli treiben dürfte. Und wenn dann zum Debüt noch ein eingedeutschter Kroate zum Ausgleich trifft, dann muss man vor lauter Rührung einfach mitflennen. Dass Torsten Frings (so deutsch wie eine biergetränkte Kuckucksuhr) dafür keinen Sinn hat, war ja mal wieder klar.

Und was gab's noch?
Die FIFA hat die Goldenen Bälle für das Jahr 2010 versteigert. Die güldene Kugel ging wie im Vorjahr an Messi, der Mike Hanke und Albert Streit auf die Plätze verwies. Bei den Frauen siegte die Brasilianerin Martha knapp vor Martina Demichelis und Claudia Pizarro. Und der Titel der Trainerin des Jahres ging an unsere Silvia Neid. Co-Trainerin Uschi Missgunst wurde uns Ouzos Enttäuschung allerdings nicht gewürdigt. Warum auch immer.
Aufrufe: 14970 | Kommentare: 29 | Bewertungen: 46 | Erstellt:16.01.2011
ø 9.0
KOMMENTARE
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Flosen
16.01.2011 | 20:40 Uhr
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Flosen : 
16.01.2011 | 20:40 Uhr
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Flosen : 
Stark! Gehört zum Bundesligaspieltag einfach dazu!
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Dreumex
16.01.2011 | 20:23 Uhr
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Dreumex : 
16.01.2011 | 20:23 Uhr
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Dreumex : 
Diese LL gefallen mir auch richtig gut.
Die ersten beiden Absätze sind noch so ein bisschen an mir vorbeigegangen, aber dann wurde es richtig stark.
Freut mich, jetzt wieder eine wöchentliche Ausgabe der LL lesen zu können.
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Skim
16.01.2011 | 20:15 Uhr
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Skim : 
16.01.2011 | 20:15 Uhr
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Skim : 
Bender lässt Bender ungedeckt. Bender köpft an den Pfosten. Bender und Bender schauen dem Kopfball des von Bender ungedeckten Benders nach. Zur Pause muss Bender dann raus. Benderdehnung. Doch Bender spielt weiter


Made my day
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mamö99
16.01.2011 | 20:13 Uhr
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mamö99 : 
16.01.2011 | 20:13 Uhr
-1
mamö99 : 
Stark! Vor allem deine Metapher mit dem Sex in der Wüste
10 Punkte für die erste Liga-Lehren Ausgabe 2011.
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espionage
16.01.2011 | 20:11 Uhr
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espionage : 
16.01.2011 | 20:11 Uhr
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espionage : 
hach endlich wieder Bundesliga und damit auch endlich wieder eine LL :)
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xxlhonk
16.01.2011 | 20:09 Uhr
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xxlhonk : 
16.01.2011 | 20:09 Uhr
-6
xxlhonk : 
4 Wochen Pause.
Auch bei Dir.
Sie haben mir gefehlt.
Und auch Dir hat man es angemerkt.
Reinkommen war nicht so einfach.
Dann lief es wie geschmiert, alerdings war es heute kein Multipler Ordings.
Also, ein:
War schon mal besser...
ist diese woche ernst.
Gemeint....
Dennoch eine 10.
Weil, eine 9,49 gerundet ja auch noch eine 10...
Aber lassen wir dass...
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