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Liga-Lehren


Gründer: Voegi | Mitglieder: 65 | Beiträge: 1
17.10.2010 um 19:59 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren VIII


Antimaterie im Duell

Runde 8 – ein Spieltag, an dem nicht nur Bill Gates und der olle Einstein ihre wahre Freude gehabt hätten. Die Liga-Lehren mit den neuesten Erkenntnissen aus Physik, Informatik und Literatur sowie der gewohnten Portion ZDF-Bashing:

Elastischer Stoß
Wenn Schalke in diesen Tagen gegen Stuttgart spielt, ist das für Fußballästheten ja in etwa so attraktiv wie ein Bahnhof für einen Schwaben. Physiker haben den Elendsgipfel am Samstag dagegen mit großem Interesse verfolgt. Schließlich versprach man sich von diesem Duell neue bahnbrechende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Quantenphysik. Das Aufeinandertreffen von Schalke auf dem VfB ist genau genommen ja auch nur ein Laborexperiment zur Simulation des elastischen Stoßes von Antimaterie. Zudem lassen sich anhand Magaths unkontrollierter Rotation neue Aussagen über die Rückstoßwirkung der Zentripetalkraft gewinnen. Und irgendwie geben beide Vereine derzeit durchaus anschauliche Beispiele für das Modell der Chaostheorie ab. Denn als Tasci dem Schalker Elementarteilchen Metzelder einen leichten Spin versetzte, verspürte Schiri Meyer plötzlich ein starkes Zucken im rechten Zeigefinger, während in China zeitgleich ein Sack Reis in sich zusammenbrach. Dass das Feldexperiment letztlich doch eine ganz flotte Angelegenheit war, kann man hingegen ganz einfach mit Newton erklären: Auch träge Massen lassen sich mit etwas Kraft beschleunigen. Der VfB steht indes weiter am Tabellenende. Aber das ist, wie Einstein sagen würde, eben auch nur relativ weit hinten.

Töppis Erbe
Wie befürchtet hat Töppis Rücktritt beim Sportstudio eine kratertiefe Lücke gerissen, jedenfalls soweit es um die ZDF-Paradedisziplinen Peinlichkeit und Fremdschämen geht. Mit aller Hast versuchte man nun unlängst dieses Absurditäten-Defizit auszugleichen, indem man den Bayern-Trainer zur Literatenlesung an den Lerchenberg lud. Das saß er dann also, unser Louis van Goethe und rezitierte in kultivierter Kaminatmosphäre lattekeske Allgemeinplätze aus seinem opulenten Biographie-Zweiteiler (Neues und Altes Testament). Das Ganze wirkte grotesk, obskur, monoton, einschläfernd, zerfahren – und damit ziemlich genau so wie die Auftritte von Louis' Bayern in den letzten Wochen.

Gomez
Die Konfrontationstherapie zeigte jedoch Wirkung. Bayern München II schlug den Champions-League-Aspiranten aus Hannover mal eben dreinull. Wohl auch weil man grotesk, obskur, monoton, einschläfernd, zerfahren (kurz: GOMEZ) etwas moderner interpretierte. Jawoll, Mario Gomez, bis Mitte der Woche noch in einem chilenischen Bergwerksschacht gefangen und den Jüngeren von uns noch als eine Art Stürmer bekannt, schoss an diesem Samstag 3 (in Worten: drei) Tore (ja, Tore!). Das wirkte schon ziemlich unwirklich bzw. gespenstisch, okkult, mysteriös, exeptionell, zufällig. Oder kurz: GOMEZ.

Preise
Noch mehr als der 3:0-Sieg erfreute die Bayern aber die Nachricht, dass die FIFA den Holländern einen Preis für ihre vorzügliche medizinische Abteilung verliehen hat. Vollkommen zu Recht, stimmt man an der Säbener Straße ja schon echte Lobes-Arjen auf die Götter in Oranje an. Doch was die FIFA kann, können wir schon lange. In dem Sinne verleihen wir an dieser Stelle den Rostigen Mappus für professionelles Krisenmanagement an Fredi Bobic und sein Team. Den Fips Asmussen in Acryl für das beste Entertainment in einer Nebenrolle erhält selbstverständlich Bremens Alleinunterhalter Tom Schaaf. Und Nuri & Poldi werden für ihre herausragenden Verdienste um die deutsch-türkische Verständigung mit der Sarrazin-Medaille ausgezeichnet. Glückwunsch!

Format C:
Apropos ZDF, beim Schächter-Club verlaufen die Grenzen zwischen Inkompetenz und Slapstick bekanntlich fließend. So geriet man zuletzt, als Thommy Wark davon sprach, dass die Mannschaft doch etwas Zeit gebraucht habe, "um sich zu formatieren", abermals ins Zweifeln: Der übliche Verbalblackout oder doch prophetische Weitsicht? Auch wenn wie üblich alles für die erste Option spricht, sind die Ähnlichkeiten unserer Fußballwelt zur gepflegten PC-Anwendung andererseits nicht zu übersehen. Beim VfB hat man Christian Gross – unwiederherstellbar – in den Papierkorb verschoben. Bayerns Ersatzbank wirkt aufgeräumt wie eine Festplatte nach der Defragmentierung. Lakic scheitert beim Login, während sich Arango und Schachten freiwillig ausloggen. Leverkusen siegt nur dank Rolfes' Systemwiederherstellung und in Tuchels Erfolgsmatrix hat sich ein kleiner Programmierfehler geschlichen.

Untauglich
Effzeh-Manager Stottermeier erlebte dieser Tage offensichtlichtsein persönliches Heureka und befahl seinen Spielern vor dem BVB-Spiel, "gedanklich" doch einfach mal "durch die Waschstraße zu gehen". Was im Grunde genommen aber nur eine zugegebenermaßen hübsche Metapher für eine gepflegte Gehirnwäsche ist. Nach Poldis 20-Meter-Hammer sah es dann allerdings in der Tat so aus, als sollte Mike Myers' Scientology-Taktik fruchten – bis Nuri Sahin Rheinland und Westfalen schließlich doch wieder entremisierte. Mission Gehirnwäsche war also gescheitert. Hätte man sich aber auch denken können. An Poldi eine Gehirnwäsche vollziehen zu wollen, ist eben genau so zweckmäßig wie ein Schauspielkurs für Henry Maske. Oder – wie die Juristen sagen – der untaugliche Versuch am untauglichen Objekt.

Aber da war doch noch was?!
3:0 in Charlottenburg gegen Kreuzberg – ein Sieg, der bei der deutschen Nationalmannschaft einiges verändert hat, gerade so in zwischenmenschlicher Hinsicht. Miro Klose, von Haus aus ja mit dem Temperament einer Dose Ölsardinen ausgestattet, erlebt nun seine zweite Pubertät und entledigt sich endlich der entwürdigenden Fesseln von Hemmung und Schüchternheit. Mimose ist jetzt Miros-Laugh, ein humoristischer Vulkan, der nach dem Dreinull gegen Kreuzberg heftigst zu brodeln begann. Erst Tommy Müller rotzfrech ins Interview gequakt und dann in der PK ganz lausbübisch einen Journalisten imitiert. "Ülf" blödelte Miro ganz kess und parodierte damit den Reporter, der ihn auf Gerd Müllers kleiner werdenden Vorsprung in der Torbilanz ansprach. Ülf Jahre spielte Miros-Laugh übrigens auch bei seinem Heimatverein SG Blaubach-Diedelkopf. Klingt ein wenig wie ein Weinberg aus der Augsburger Puppenkiste, ist aber eben doch die sportliche Heimstatt unseres verschmitzten Miro, dessen humoristisches Potential erst jetzt in der Nationalmannschaft so richtig rausgekitztelt wird. Und wer weiß, vielleicht schaffen es Löw & Co. ja noch, weitere verborgene Talente unserer Nationalspieler zu wecken. Gar nicht auszudenken, welche Wunder da noch auf uns zukommen könnten: Tim Wiese wird gelassen (will einfach mal das mit dem Gel lassen), bei Toni Kroos setzt der Bartwuchs ein und der Capitano kann irgendwann wieder laufen – bei dieser Nationalmannschaft ist einfach alles möglich.
Aufrufe: 16391 | Kommentare: 38 | Bewertungen: 68 | Erstellt:17.10.2010
ø 8.8
KOMMENTARE
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UliFan
MODERATOR
17.10.2010 | 20:08 Uhr
3
-2
UliFan : 
17.10.2010 | 20:08 Uhr
-2
UliFan : 
An Poldi eine Gehirnwäsche vollziehen zu wollen, ist eben genau so zweckmäßig wie ein Schauspielkurs für Henry Maske. Oder – wie die Juristen sagen – der untaugliche Versuch am untauglichen Objekt.

Der Hammer
3
ANDARSful
17.10.2010 | 20:05 Uhr
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ANDARSful : 
17.10.2010 | 20:05 Uhr
0
ANDARSful : 
''gespenstisch, okkult, mysteriös, exeptionell, zufällig. Oder kurz: GOMEZ.''

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