Die 1988 geschlossene Ehe mit Robin Givens endete noch im selben Jahr. Die Polizei soll Givens und ihre Mutter sogar vor dem mit Möbeln schmeißenden Tyson gerettet haben. Gerüchte über gewalttätige Übergriffe innerhalb der Ehe waren an der Tagesordnung. In einem Interview beschrieb Givens die gemeinsame Zeit mit ihrem Ehemann als pure Hölle.


Kid dynamite verhielt sich immer gewalttätiger und unberechenbarer. In einem Straßenkampf mit dem professionellen Kämpfer Mitch Green brach er sich einen Knochen in der rechten Hand. Einen Monat später fuhr er seinen BMW bei stark überhöhter Geschwindigkeit in einen Baum auf dem Grundstück seines toten Ziehvaters. Die Klatschpresse dichtete Tyson hier anstelle des Unfalls einen Selbstmordversuch unter Drogeneinfluss an. Außerdem belästigte er 1989 zwei Frauen in einem Nachtklub und wurde der sexuellen Belästigung angeklagt.

Es muss allerdings auch erwähnt werden, dass sein Manager Don King seinem Schützling Mike Tyson das Image des bösen schwarzen Mannes anheftete. Der Marktwert sollte so gesteigert werden. Aus einem Boxer wurde so der Spielball fremder Interessen. Tysons Persönlichkeit ging vollkommen unter. Er suchte ständig nach familiärem Halt, seine sensiblen Gefühlsausbrüche sind ebenso bekannt, wie seine verzweifelte Bitte nach Respekt.

Der Höhepunkt der Eskapaden wurde dann im Juli 1991 erreicht. Tyson wurde die Vergewaltigung der Miss Black America-Teilnehmerin Desiree Washington vorgeworfen. In Folge eines einjährigen Prozesses erklärte die Jury Tyson für schuldig und verurteilte ihn zu sechs Jahren Haft.

„Ich weiß, ich bin ein Arschloch, aber das ist nun mal mein Stil."

Nach drei Jahren im Gefängnis wurde der ehemalige Weltmeister in die Freiheit entlassen. In der Zwischenzeit war er zum Islam konvertiert und nannte sich ab dem Zeitpunkt auch Malik Abdul Aziz. Unmittelbar nach der Freilassung startete er sein Comeback. Peter McNeeley, seinen ersten Gegner, besiegte er innerhalb 89 Sekunden. Auch seinen zweiten Kampf gewann er. Buster Mathis ging in der dritten Runde K.O. Nach so vielen persönlichen und auch professionellen Rückschlägen schien das Leben des Unbesiegbaren einen positiven Verlauf zu nehmen. Nach weiteren Siegen war er auf Augenhöhe mit seinem nächsten großen Gegner: Evander Holyfield.

Holyfield war mittlerweile Weltmeister im Schwergewicht. Er war nach Tyson der zweite Boxer, der drei Titel gewinnen konnte. Deshalb wurde der Kampf zwischen den Beiden sehnsüchtig erwartet. Für Iron Mike sollte dieser jedoch nicht erfolgreich enden. In der elften Runde wurde er von Holyfield zu Boden geschlagen. Er verlor. Tyson machte zahlreiche illegale Kopfstöße zur Ursache der Niederlage und schwor sich an Holyfield zu rächen.

Ein Jahr später sollte er seine Chance erhalten. Die ersten beiden Runden verliefen noch relativ normal. Tyson und Holyfielder verpassten sich gegenseitig zahlreiche harte Schläge. Das Publikum war mehr als zufrieden. In der dritten Runde nahm der Kampf dann einen unerwarteten Verlauf. Tyson biss Holyfield in beiden Ohren. Dabei wurde ein Teil von Holyfields‘ rechtem Ohr komplett abgerissen. Die Fans und die Offiziellen waren schockiert. Iron Mike stellte sein Verhalten als Vergeltung für die unerlaubten Kopfstöße im ersten Kampf dar. Die Kampfrichter teilten diese Meinung nicht und disqualifizierten den Übeltäter. Kurz darauf entzog man ihm seine Lizenz zum Boxen.

„Das Ohr ist durch einen Schlag abgefallen."



Im Oktober 1998 erhielt Tyson seine Boxlizenz zurück. Zwischenzeitlich hatte Tyson zwei Motorradfahrer in Maryland zusammengeschlagen. Das Gericht verurteilte den Baddest Man on the Planet zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr, 5000 Dollar Schmerzensgeld und 200 Sozialstunden. Nach neun Monate im Gefängnis wurde er freigelassen. Die nächsten Monate waren jedoch von Anschuldigungen wegen Körperverletzung, sexueller Belästigung und anderen öffentlichen Zwischenfällen geprägt.

Tysons nächster und letzter großer Kampf sollte 2002 gegen Lennox Lewis stattfinden. Dabei ging es um drei Weltmeistertitel und um eine persönliche Fehde zwischen den Kontrahenten. Iron Mike beleidigt Lewis in der Presse mehrmals. Zudem kündigte er an, dass er „seine Kinder verspeisen werde". Auf einer Pressekonferenz kam aus zu einer Rauferei, die ohne Folgen blieb. Tatsächlich war Tyson im eigentlichen Kampf chancenlos. Er verlor durch einen Knockout. Dies läutete das Ende seiner Karriere ein, welches er 2005 bekannt gab.

In den Köpfen der echten Boxfans wird er als einer der besten Boxer der Geschichte bleiben, ein Sportler mit dessen Namen Maßstäbe der Vermarktung gesetzt wurden, ein Boxer, der immer die Leistung der Gegners würdigte. Vielleicht sollte man öfter ein Bild des lachenden Vaters oder des Taubenzüchters Mike Tyson abbilden und nicht jenes des Knockout-Monsters mit dem Stahlgebiss. Selbstverständlich ist und war Tyson ein Sportler der polarisierte, doch es ist und bleibt eine Frage des Respekts, ihn nicht nur als Boxer in Erinnerung halten, der seinem Gegner ein Stück des Ohrs abbiss. Respekt, den Mike Tyson so gut wie immer im Ring bewies.

„Ich den 30 Jahren meines Lebens war ich niemals richtig glücklich."