Sieht man sich die Jahrestabelle 2013 so liegt Leverkusen auf Platz 2 mit einem Punkt vor Dortmund und "nur" 24 hinter den Bayern, aber wie ist das eigentlich gekommen?

Auf einmal lag Vizekusen wieder in den Ohren. Als Tabellenzweiter startete man in die Rückrunde, die Stimmung war ansonsten aber eher mäßig. Im DFB Pokal war man nicht mehr dabei und in der Europa League sah man gegen Villareal wohl auch nicht viele Chancen. So ging es dann auch weiter, schnell hatte der BVB durch das direkte Duell die Werkself überholt und an Villareal war man gescheitert. Nicht gut genug für Europa hieß es - mal wieder (zurecht). Es blieben zwei Ziele: Die direkte Champions League Qualifikation und die Torjägerkanone für Stefan Kießling.

Unentschieden gegen Fürth und Niederlage gegen Mainz und Bayern folgten, doch als niemand mehr Bayer auf der Rechnung hatte, machten Sie das, was Sie immer machen, wenn keiner auf Sie achtet: Sie spielen fantastischen Fußball. Hinzu überließ Elfmeterschütze Rolfes, diese Aufgabe Kießling für seine Kanone. Doch als es richtig lief und die ganze Mannschaft gut drauf war, störte Sidney Sam den Frieden: Er schnappte sich den Ball beim Elfmeter gegen Nürnberg und verschoss. Die darauffolgende Kritik hat sich Sam aber zum Herzen genommen und in Hinblick auf die Rückrunde wurde er zu einem richtigen Teamplayer und so unersetzbar fürs Team. Wieso schnappte er sich eigentlich den Elfer? Wahrscheinlich war das eine Bedingung von Löw, damit er mit in die USA darf, damit Kieß nicht die Kanone holt.

So selten, aber es gab doch ein Titel für Leverkusen!

Sam machte seinen Fauxpas aber am letzten Spieltag wieder gut und legte den entscheidenden Treffer für Stefan Kießling auf. Der Last Minute Treffer gegen seinen Kumpel Rene Adler brachte die Werkself nicht nur bis auf einem Punkt an den BVB in der Endtabelle heran und sicherte die Champions League, nein er war auch alleiniger Torschützenkönig der Saison 2012/2013.

Mit der Saison geht aber auch die Zeit des Trainerduos zu Ende. Lewandowski geht wieder in den Jugendbereich und Hyypiä macht es jetzt alleine, es wirkt als wollten die Bayerverantwortlichen, dass so von Anfang an, denn schlechte Arbeit hat Lewandowski nicht geleistet. Aber dies bleibt nicht der einzige Transfer der den Fans ein wenig aufstößt. Publikumsliebling Manu Friedrich verlässt den Verein, sportlich nachvollziehbar, doch auch Michal Katsche Kadlec verlässt den Verein und hinterlässt ein Loch auf links, dass Boenisch, für mich bereits vorher klar, nicht schließen kann. Außerdem verlässt Schürrle den Verein in Richtung England und Dani Carvajal muss nach Madrid zurück. Als Ausgleich der Weggänge der beliebten Spieler gibt es wenigstens nun mehr Stehplätze für die Fans. Als wenn es nicht so schon schwer wäre, leiht man Talent Krämer aus und lässt Wadenbeißer Hosogai ziehen. Auch Milik und Rensing schmälern den großen Kadern. Im September nochmal ein guter Rücktritt: Holzhäuser macht Platz für Schade, der sich bislang auf seine Aufgabe als Geschäftsführer konzentriert und nicht wie Wolfshäuser peinliche Auftritte und Vorschläge gibt.

Neuzugänge: Zwischen Königstransfer und Hofsnarr

Im Sommer gab es neben der Änderung auf der Trainerbank eben sehr viel Bewegung. Für das Tor wurde mit Andres Palop wieder eine erfahrene Nummer zwei geholt, der bislang auch genau das macht, was man erwartet hat - sich auf die Bank setzen. Der Königstransfer der Liga ist Bayer aber auch gelungen. Emir Spahic, auch von mir zunächst kritisch beäugt, zeigt der erfahrene Bosnier, dass er es war,d er hinten bislang gefehlt hat und das für nicht mal eine halbe Million, mehr geht nicht. Die Avs waren vorher das Problem und das konnte man nicht ganz lösen, während Hilbert und Donati rechts ganz passabel spielen, aber nicht vergleichbar mit Carvajal, wurde links nicht so viel gemacht: Stafiylidis spielt nur zweite Mannschaft, Emre Can ist eher eine Allzweckwaffe, überzeugt auf links aber mehr als Boenisch. Son als teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte zunächst gefeiert, dann kritisiert, dann gefeiert und nun weiß man nicht wie es weitergeht, am Ende ging ihm die Puste aus. Robbie Kruse kam auf selber Position selten zum Einsatz und schwankte mit der Leistung zwischen Matchwinner und Über-den-Platz-Trotter. Und dann ist da ja noch Derdiyok. er brauch keine Eingewöhnungszeit, aber entlasten kann er mit seiner Spielweise Kieß nicht.

Aber was brachte man spielerisch in der Hinrunde?

Es begann glänzend, doch es folgte eine neue Spielweise, die durch Weltklasse Innenverteidiger Hyypiä geprägt ist. Man setzt viel auf Konter und steht hinten bombemfest, dank eines überragenden Bernd Leno und drei IVs die abwechselnd fast immer Topleistungen bringen: Spahic, Toprak, Wolle. Dazu noch ein überragender Simon Rolfes im Dreier Mittelfeld und vorne Sydney Sam und Torschützenkönig Kießling. Diese Effektivität zeigte sich besonders beim 1:1 gegen den FC Bayern und dem 1:0 gegen die Berliner Hertha, wo man deutlich unterlegen war und aus keiner Chance ein Tor machte. Doch in der Champions League zeigte Manchester wie man gegen Leverkusen durchkommt: über Links. Der Fußball generell sieht bei Leverkusen nicht mehr so schön aus wie in den vergangen Saisons, aber er ist wesentlich erfolgreicher.

Auf einmal sind wir die Bad Boys

Dann kam der 18. Oktober. Ein Datum, dass wohl kein Bundesligafan so schnell vergisst. Die traditionslose Werkself werden zu den Bad Boys der Liga. das Phantomtor! Auf einmal ist Leverkusen die bevorzugteste Mannschaft der Liga bei den Schiedsrichtern und Kießling der unfairste Spieler der Liga. jetzt ist Zusammenhalt gefragt und den zeigen Mannschaft und Fans. Das geforderte Wiederholungsspiel bleibt aus und, das macht es für die Fans und die Spieler wirklich nicht leichter. Aber es wurde schon genug über das Tor diskutiert, ein knick im Spiel der Werkself war nicht zu erkennen. Das Bad Boy Image pulierte Spahic aber am Ende der Hinrunde gegen Dortmund nochmal auf, dass Sie im Spiel darauf gegen Sociedad selbst Opfer brutalster Fouls wurden änderte daran nichts.

Ein Knick gab es dann aber doch und zwar durch die Verletzung von Sidney Sam. Ohne Sam kam man gegen defensive Mannschaften nicht mehr durch. Was schon vorher gegen Braunschweig schief ging, folgte am Ende noch gegen Frankfurt und Bremen, die gute Verteidigung ließ nur ein Tor zu, aber ohne den überragenden Sam, kam Bayer einfach nicht mehr durch die Abwehrreihen, es fehlte immer etwas. Je tiefer der Gegner steht, desto schlechter kann man kontern, so ist das eben.

In den Pokalwettbewerben lief es sehr unterschiedlich. Im DFB Pokal mogelte man sich irgendwie durch und hat das erste Mal nun tatsächlich ein Heimspiel im Pokal, dass ich das noch erleben darf. In der Champions League spielte man gut, wenn man von den Spielen gegen Manchester absieht und genau da liegt das Problem. So gut die Innenverteidigung bislang war, vor Ibrahimovic habe ich Angst.

2014 kann kommen

Für die Werkself kann die Rückrunde aber kommen. Man darf sich auf einen großen Namen in der Champions League freuen, auch wenn man da rausfliegen wird. In der Liga hat man vier Punkte Vorsprung auf Platz 3 und will mal wieder als Vizekusen von sich reden machen. Und dann ist da noch der DFB Pokal, wo schon Leno sagte, dass Berlin das Ziel ist und wenn man nicht auf Bayern trifft bis dahin ist es vielleicht sogar möglich. Und wenn man mal wieder einen Titel holen möchte, ist der DFB Pokal die einzige Chance.

Morgen geht es dann nach Lagos in Portugal und gegen Freiburg gehts dann wieder los. Die Ergebnisse dürfen so weiter gehen, aber der Fußball darf gerne wieder etwas schöner werden gegen Dortmund sah doch eigentlich ganz gut aus.