Heute bin ich kein Überbringer schlechter Botschaften:

Halbfinale!

Die Mannschaft hat gestern vieles richtig gemacht und gut gearbeitet. Trotz des kleinen Kaders hatte sich die Mannschaft für das Spiel viel vorgenommen und wurde für Ihr Engagement belohnt. Man hat gesehen, daß die Mannschaft will.

Christian Gentner traf schon wie gegen Köln, Vedad Ibisevic nach gefühlten zwei Jahren auch wieder – jetzt bin ich gespannt, wann der erste Journalist merkt, daß Sven Ulreich schon seit über 10.000 min auf sein erstes Pflichtspieltor wartet...

Dank der Verschiebung des Spieles auf den Mittwoch konnte der klare Wettbewerbsnachteil, den man durch manche Ansetzung in dieser Saison schon mehrfach hatte, minimiert werden. Man ist weiter in allen drei Wettbewerben vertreten.

Der VfL Bochum trat kompakt auf, man hat gesehen, daß der Trainer eine klare Handschrift reingebracht hat. Wer von Anfang an dachte: „Wir sind weiter", wurde eines besseren belehrt: der VfL spielte extrem gut und forderte unsere Mannschaft brutal.

Das Team stand vor der Wahl: Gehen wir diesen schweren Weg mit oder sagen wir: „Am Arsch geleckt" – auch wenn an der ein oder anderen Stelle Kleinigkeiten gefehlt haben, ist der Erfolg unterm Strich verdient. Aufgrund der dünnen Kulisse im Stadion dachte wohl auch mancher nach dem Schlußpfiff: „Wir sind weiter – und keiner merkt es" (Naja – Bild.de hat bis jetzt noch keine Info über den Sieg gebracht, weil die komplette Redaktion wohl den letzten Papst-Tag dokumentieren muß...).

Den ein oder anderen Spieler stört es schon, daß der sportliche Erfolg keinen sonderlich interessiert. Schließlich hat es ja nicht mit der sportlichen Situation zu tun, daß so wenige Zuschauer (ca. 20.000) kommen, die Erwartungshaltung ist halt in Stuttgart sehr hoch. Im Halbfinale wird die Mannschaft auf jeden Fall wieder an ihre Grenzen kommen müssen, denn gegen die potentiellen Gegner hat man in 5 Bundesligaspielen in dieser Saison 5 Niederlagen bei 2:14 Toren hinnehmen müssen.

Aufstellungstechnisches

Bei der Aufstellung gab es keine Überraschungen: da es nicht normal ist, daß ein 19- oder 20-jähriger spielt, war es nur brutal konsequent daß Raphael Holzhauser und Antonio Rüdiger nicht in der Startelf standen. In den ersten drei Pokalrunden erhielt jeweils Tamas Hajnal den Vorzug vor ihm, der ein guter Junge ist und sich extrem für die Mannschaft einbringt. Er spielte jedoch auch nicht, statt dessen durfte wie in Genk Shinji Okazaki von Beginn an ran.

Durch den Einzug in Halbfinale wird die in Stuttgart sehr hohe Erwartungshaltung ein Stück weit befriedigt, und man darf den Trainer jetzt auch nicht als Depp hinstellen, schließlich ist er nicht der Mülleimer der Leute. Das Team spielt aktuell am absoluten Limit und hat auch gestern die körperliche Schlacht gegen einen Gegner, der eine Riesenqualität hat, dank ihrer Eingespieltheit brutal souverän gemeistert. Jetzt den Titel zu gewinnen ist ein klares Ziel für den Trainer, der ja selbst ein Schaffer ist.

Sein Kommentar nach dem Spiel: "Kompliment an die Bochumer Mannschaft, die nie aufgegeben hat. Es war das erwartet schwierige Spiel. Die Einstellung und der Aufwand haben gestimmt, aber wir haben es nicht geschafft das Spiel über 90 Minuten zu kontrollieren. Das zweite Tor haben wir hervorragend herausgespielt, aber ich hätte mir gewünscht, dass wir das noch häufiger gemacht hätten. Das Wichtigste ist aber, dass wir jetzt unter den besten vier Mannschaften im Pokal stehen."

Positive Auswirkungen

Die positiven finanziellen Auswirkungen für den Verein (ca. 2,5 Mio EUR Nettoeinnahmen aus Fernseh-, Sposoren- und Eintrittsgeldern) sichern die Existenz des Vereins für ein paar weitere Wochen. Daher muß man auch ein Stück weit demütig sein, und nicht sofort nach neuen Spielern rufen.

Ganz oben steht jetzt erstmal die brutale Konzentration auf die Bundesliga. Wenn man sieht, wo wir herkommen, steht man in der Bundesliga gleich gut da wie letzte Saison und ist auch im März noch in allen drei Wettbewerben vertreten, was daher durchaus als Erfolg zu werten ist.

Der Ex-Ex-Club wartet am Samstag

Am Samstag Abend steht nun also das schwere Auswärtsspiel bei Labbadias Ex-Ex-Club Bayer Leverkusen an, wo den VfB eine Riesenstimmung im Leverkusener Hexenkessel erwarten wird. Das wird keine leichte Aufgabe werden, aber die Mannschaft und das Trainerteam hat einen Plan und will seinen Weg weitergehen. Es ist jetzt wieder ein Kraftakt gefragt, wenn man weitere Dellen in der Entwicklung der Mannschaft verhindern will.

Die Mannschaft gibt viel und möchte aus etwas zurückbekommen, das Ziel muß sein, die Grundordnung weiterzuentwickeln und mehr Ballbesitz zu haben. Sie zieht auf diesem schweren Weg hervorragend mit und hat auch schon mit dem Trainer extreme Dinge erlebt. Auch wenn die Jungen noch nicht soweit sind, werden alle Talente weiterhin extrem gefördert und gefordert werden, schließlich wäre ja z.B. ein Holzhauser gar nicht mehr beim VfB, wenn Labbadia nicht sein Veto eingelegt hätte. Keiner der Spieler sagt sich: „Am Arsch geleckt" sondern ist dem Trainer sehr nahe.

Sie wissen genau wie der Vorstand, was Fredi Bobic und Bruno Labbadia hier tun, diese müssen aber nicht jeden Tag gelobt werden und nehmen sowieso nur Sachen Ernst, die ihnen ins Gesicht gesagt werden, weil vor allem im Internet manche für sie Hosenscheißer sind.

Kein Hosenscheißer, aber vermutlich am Samstag nicht dabei ist Georg Niedermeier, der sich gestern zu Beginn der zweiten Halbzeit bei einer Aktion ohne Fremdeinwirkung verletzte. Für ihn stehen Antonio Rüdiger, der gestern für ihn eingewechselt wurde, oder Felipe bereit. Aufgrund etlicher Verletzungen und Formschwächen im Mittelffeld wird Bruno Labbadia wohl auch wieder auf Raphael Holzhauser zurückgreifen müssen, der gestern zu einem Kurzeinsatz kam.

Von folgender Aufstellung gehe ich aus: Sven Ulreich – Arthur Étienne Boka, Serdar Tasci, Antonio Rüdiger, Gotoku Sakai - William Kvist Jørgensen - Christian Gentner, Raphael Holzhauser – Ibrahima Traore, Vedad Ibisevic, Martin Harnik

Wenn man an den Erfolg des Vorjahres anschließen will, wäre ein Punktgewinn in Leverkusen gut - es wird aber extrem schwierig werden, gegen eine Mannschaft dieser Qualität bestehen zu können.

Soviel für heute von mir - ich wünsche Euch noch eine schöne Restwoche - laßt Euch nicht unterkriegen.

Und am Samstag heißt es dann Auf geht's Stuttgart - kämpfen und siegen