Sehr geehrter Herr Daum, lieber Christoph,
-in der Hoffnung , dass Sie diese Zeilen lesen-

Sie haben es geschafft, dass ich am heutigen Dienstag nicht einen Handschlag arbeiten konnte. Zu viele Gedanken gingen durch meine Hirnwindungen, die eine konstruktive Arbeit, die in meinem Job von Nöten ist, nicht bewerkstelligen kann.

Zumindest nicht dann wenn man Hundertprozent für eine Sache einstehen muss.
Sie kennen diese Situation wahrscheinlich aus Ihrem Beruf. Mit halber Kraft und mit halben Herzen geht alles etwas schwergängiger.

So geht es mir an diesem Dienstag, nachdem ich gestern Nacht schon erfuhr, dass sie wohlmöglich Ihre "Herzensangelegenheit" – den 1.FC Köln – actutum verlassen werden, echt beschissen.

Gestern wollte ich es noch nicht glauben, was aber meinen Geist nicht dazu veranlasste einen ruhigen Schlaf einzuleuten. Es war eine furchtbar, desaströse Nacht. So eine, die einer darauffolgenden, nach dem ersten One-Night-Stand gleicht.
Man fühlt sich schmutzig, dreckig, unwohl und hat das stetige Bedürfnis zu duschen. Dieser Selbstreinigungsakt in der Brause verfehlt seinen Zweck aber maßlos, so dass man völlig besoffen wieder in sein Bett taumelt um die Gedankenströme und Gefühle zu sortieren.

Delirium auf kölschem Niveau!
Heute wurde dann Vollzug gemeldet, einfach so…und tschüss.


Götterdämmerung

Langsam geht es mir besser, da ich peu a peu die Realitäten der letzten Spielzeiten und der Gegenwart wieder zurechtrücken kann.
Tatsache ist, sie haben einen hohen Ruf in Europa als Meistertrainer zu rehabilitieren. Dieser Ruf ist natürlich bei einem Verein, in dem das Geld lockerer sitzt als beim 1. Karnevalsclub Köln, leichter zu bestätigen. Hinzukommt Ihre Liebe zum Bosporus und zu deren Menschen. Ich lasse die finanziellen Möglichkeiten Ihr Portemonnaie aufzustocken mal bewusst weg. Das wäre ja albern. Sie werden ja nicht das schöne Rheinland – Ihre Herzensangelegenheit- wegen des Geldes verlassen.

Sie denken in sportlichen Kategorien und das lässt mich Sie in allen Maßen wertschätzen. Sie setzen die Voraussetzungen in Istanbul einfach höher an und haben Ihre Mission in Köln ja auch mehr als erfüllt. Der Aufstieg in die 1. Liga ist Ihnen immerhin "schon" nach eineinhalb Jahren geglückt, genauso eindrucksvoll die Platzierung im Mittelfeld der 1.Liga und somit der Klassenerhalt. Ich meine Platz 12 – das Mittelfeld ist halt groß.

Wunderbar.

Sie haben es auch geschafft aus einer halbwegs ambitionierten Truppe, bespickt mit deutschen Talenten, eine durch und durch multinationale Mannschaft aufzubauen – ohne Kölner Nachwuchs.

Recht haben Sie, wenn es irgendwo so funktioniert – dann in Köln, wir sind ja tolerant und Jugendarbeit wird eh völlig überbewertet. Es reicht ja mal für ein paar Kurzeinsätze. Das Talent Yalcin wird ja auch überbewertet und wenn dann setzt man ihn dort ein, wo er kaum spielte. Genau rechts. Zentral ist er noch zu jung.

Brosinski kann man auch behutsam gegen die Mauer klatschen. Nach einem großen Spiel in München, wird er einfach mal ne halbzeitlang demontiert!
Und wozu das große Repertoire der Kölner Torwartschule missbrauchen, wenn der alte Haudegen Mondi auf Spanisch die Abwehr zusammenfalten kann.
Ich könnte nun noch viel weitere Meisterleistungen, abseits Ihres völlig korrekten Vertrages, aufführen, dies würde den Brief aber ins Unermessliche führen.

Um es kurz zu machen, ich sehe in Ihnen genau den Heilsbringer, der den 1.FC Köln gefehlt hat. Sympathisch, introvertiert und pressefreundlich. Sie haben es geschafft auch mal schön spielen zu lassen und brachten es fertig 50000 Zuschauer in Erstaunen zu versetzen wenn sie die aktivsten Spieler vom Platz nahmen.

Richtig!

Ich bin auch Pro RADU, Pro WENN-STURM-DANN-EINER und PRO_VIER_SECHSER_SIND_TOLL!

Wie Sie sicherlich an meinen aufgeführten Zeilen lesen können, spricht die absolute Zuneigung und Objektivität aus meinem Kölner Herzen. Bei der nächsten Petition "Habemus Daum" unterschreib ich wieder blind, denn Sie sind Köln, Sie sind FC und Sie sind Wahrheit!

In diesem Sinne alles Gute bei Ihrer nächsten Mission "Herzensangelegenheit"!

Midget, der, der Sie versteht!