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Gründer: xxlhonk | Mitglieder: 180 | Beiträge: 80
20.01.2010 um 17:07 Uhr
Geschrieben von xxlhonk
HSV-Legenden Part IV

Ernst Happel


Happel konnte jedem Spieler erklären, was er von ihm wollte. Nicht mit Worten, gesprochen hat er ja nicht. Seine Übungseinheiten waren so, dass es den Spielern in Fleisch und Blut überging.- Günther Netzer

Es heißt nicht selten, der Star sei die Mannschaft.
Das trifft auf Mannschaften zu, die keine herausragenden Einzelspieler in ihren Reihen, dafür aber eine andere, für einen Mannschaftssport sehr wichtige Qualität besitzen:
Mannschaftliche Geschlossenheit.

Diese hatte der HSV von 83 zweifellos vorzuweisen. Man hatte viele gute Spieler, aber keine Stars. Zumindest nicht nach internationalen Maßstäben. So war es auch kein Wunder, dass alle Fachleute Juventus Turin als Favoriten für das Landesmeisterfinale 83 in Athen auf dem Zettel hatten. Spielten da doch damals u.a.
Paolo Rossi, Michel Platini, Dino Zoff, Zbigniew Boniek und Antonio Cabrini.

Was das internationale Renommee anging, konnten die HSV-Spieler bei weitem nicht mithalten. Weder Manfred Kaltz, erst recht nicht Horst Hrubesch und Felix Magath .
Und dennoch siegte der HSV gegen Juventus Turin durch einen Treffer von Felix Magath in der 9. Minute.

Und wieder einmal schlug Mannschaftsleistung individuelle Klasse. Taktik schlug Kunst. Das mag verwundern, aber der HSV hatte damals doch einen echten Weltstar und es war keiner der Spieler.
Es war ihr Trainer, Ernst Happel!



Happel aber nur als großartigen Trainer zu bezeichnen, der seine Zeit mit der von ihm eingeführten Raumdeckung prägte, wäre zu kurz gedacht. Viel zu kurz.
Ich habe weder ein Autogramm von ihm auf meinem Unterarm wie uh1963 von Schorsch Volkert , noch habe ich ihn jemals persönlich kennen lernen dürfen.
Nein.
Aber er hat mich fußballerisch geprägt.
O-Ton Happel:
"Bei der Manndeckung hast du elf Esel auf dem Platz stehen!",

Durch ihn wurde mir die Raumdeckung verständlicher. Ich habe unzählige Samstage und Mittwochabende mit ihm gemeinsam im Volksparkstadion verbringen dürfen. Er auf der Bank, ich in der Westkurve oder zumindest daheim vor dem Fernseher.
So etwas schweißt zusammen, es verbindet. Kein Trainer oder Spieler hat es jemals wieder so nachdrücklich geschafft mich zu beeindrucken wie er. Er war zeit seines Lebens Fußballer, bis ins letzte kleine Detail. Immer auf den Ball und das Spiel fokussiert. Niemals sich selbst verbiegend. Keiner, der der Presse in den Block diktierte, was die Presse hören wollte. Keiner, dem die Selbstdarstellung wichtiger war als das Spiel.

Aber wer war dieser Mann eigentlich, der es zum Nationalhelden Österreichs gebracht hat?
Dem das kühle Hamburg zu Füßen lag?
Diesen Fragen bin ich nachgegangen und hier meine Antwort.

Ernst Happelspielte bereits als Jugendlicher in der Jugendmannschaft von Rapid Wien. Während des Krieges rückte er erstmals 1942 in die 1te Mannschaft auf und wurde nach Kriegsende auch direkt Stammspieler bei der Rapid.
1946 gewann er die Meisterschaft und den ÖFB-Cup und wurde schnell zum Publikumsliebling. Er begeisterte die Massen durch seine Souveränität als Stopper(dem Vorgänger des Liberos), seinem Ballgefühl, seinen Tacklings und auch wegen durch seine taktische Reife.

Seine spielerischen Qualitäten brachten Happel den Beinamen der Zauberer ein. Und so fuhr er 1954 mit der Österreichischen Nationalmannschaft selbstbewusst zur WM in die Schweiz. Auf dem Weg ins Quartier bei Zürich machte man in Innsbruck halt, wo die Mannschaft noch ein Trainingsspiel gegen eine Vorarlberg-Auswahl spielte. Als das N11-Team mit 14:0 in Führung ging, wurde es ernst Happel zu langweilig. Er schnappte sich den Ball, drehte sich um und schoss ein Eigentor aus zwanzig Metern.
Bei der WM lief es für ihn und sein Team sehr gut.
Man zog ins Halbfinale ein und traf dort auf die deutsche N11. Doch bei der herben 1:6-Niederlage im Halbfinale gegen die Herbergers Jungs spielte Happel die tragische Rolle. Er hatte den deutschen bei deren einstudierten Standardsituationen nichts entgegenzusetzen, so dass man ihm und auch dem Torwart Walter Zeman (der Zeit seines Lebens einer der beste Kumpel von Happel war und blieb) nach dem Spiel vorwarf, von den Deutschen bestochen worden zu sein. Ernst Happel und Walter Zeman waren über die Bestechungsvorwürfe so erbost, dass sie bei der Heimfahrt bereits vor dem feierlichen Empfang in Wien aus dem Zug stiegen und dann auch über drei Jahre nicht mehr für die österreichische Nationalmannschaft spielten. Erst zur WM 58 zog Happel dann noch einmal das Trikot der N11 über. Doch Happel und die Österreicher schieden bereits in der Gruppenphase gegen Brasilien, England und die Sowjetunion aus. Nach der WM beendete er seine Karriere in der 11 und nur ein Jahr später auch seine aktive Laufbahn als Fußballer.
Über Rapid Wien (wo er so eine Art sportlicher Leiter war) ging es dann 62 zu seiner ersten Trainerstation ins holländische Den Haag. Und von da an mit dem Trainer Happel (fast) nur noch aufwärts.



Nachdem er Anfang der 70er Jahre bei seiner zweiten Trainerstation bei Feynoord Rotterdam fast schon zur Legende wurde, geriet Happel auch zunehmend in den Fokus der europäischen Spitzenclubs. Aber erst 81 verpflichtete ihn der damalige HSV-Manager Günther Netzer als Nachfolger für Branco Zebec. Und läutete damit die erfolgreichsten Jahre des HSV im deutschen Fußball überhaupt ein. Mit Happel kam der moderne Fußball nach Deutschland und der Erfolg zum HSV. Man war unter Happel zeitweise so dominant, dass der HSV der ganzen Liga zu enteilen schien. Was dann ja am Ende bekanntlich nicht dem HSV, sondern stattdessen den Bayern unter der Regie von Uli Hoeness gelang.
Wenn er es gewollt hätte, hätte Ernst Happel wohl ewig beim HSV bleiben können.
Es gab niemandem im HSV-Umfeld, der etwas dagegen gehabt hätte. Doch bei aller Griesgrämigkeit gegenüber der Öffentlichkeit war der Mensch Ernst Happel ein liebenswerter und fürsorglicher Großvater.

Sechs Jahre Hamburg sind genug! Ich mag das nicht, wenn meine Enkel immer vom Opa Hamburg reden...
Das war (fast) alles, was er zu seinem freiwilligen Abgang aus Hamburg zu sagen hatte.
Ihn zog es nachdem Pokalsieg 87 zurück in die Heimat.

Nach 25 Jahren im Ausland wollte Ernst Happel wieder bei seiner Familie sein.
Am 14. November 1992 verstarb Ernst Happel in Innsbruck.

Aufrufe: 9549 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 15 | Erstellt:20.01.2010
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KOMMENTARE
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Büchsenmacher
20.01.2010 | 20:55 Uhr
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Büchsenmacher : Übertrainer
20.01.2010 | 20:55 Uhr
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Büchsenmacher : Übertrainer
als Trainer seiner Zeit weit voraus, sicherlich
eine der dominierenden Gestalten der 80
jahre in der Bundesliga .
Klasse Blog Honk !
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uh1963
20.01.2010 | 17:20 Uhr
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uh1963 : 
20.01.2010 | 17:20 Uhr
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uh1963 : 
vielen dank,
für die freundliche Erwähnung

Du willst reden?
Hättest Staubsaugervertreter werden sollen!
Ich brauche Fußballer!


10p
allein schon wegen der Erwähnung DES Trainers!
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