Nachdem ich vor einer Woche noch die Hoffnungen und das Vertrauen in die Qualität der Mannschaft zu Grabe trug, folgten ein souveränes 3:0 und die vorzeitige Qualifikation für die nächste Runde in der Europa League, sowie am Sonntag nun ein Offensivspektakel gegen Werder Bremen.

Und jetzt steh ich hier, ich armer Tor, und bin noch verwirrter als wie zuvor.

Selbstverständlich habe ich das Spiel vorgestern genossen, die sechs Tore und die diversen weiteren großen Chancen. Ich war beeindruckt vom Einsatzwillen und der Leidenschaft, die die Spieler des VfB an den Tag legten und mit der sie den regennassen Acker des Neckarstadions umpflügten.
Es war wahrlich eine wunderbare Wohltat, wie behende und energisch die Offensivaktionen auf einmal wieder liefen, wie rasant das Team bei Kontersituationen ausströmte und den Bremer Verteidigern dabei teilweise Hören und Sehen verging.

Dennoch weigere ich mich jetzt bis auf Weiteres wieder in Enthusiasmus zu fallen. Gebranntes Kind scheut schließlich das Feuer. Denn damit die Leidenschaft wieder beginnt zu lodern, braucht es schon etwas mehr als ein kleines Strohfeuer. So beeindruckend der offensive Flächenbrand gegen die Löschgruppe Weser-Nord (die allerdings auch nur mit ein paar Wasserflaschen zur Verteidigung angereist war) auch war - ein konstanter Schwelbrand, der sich über mehrere Monate hinzieht wäre mir in dieser Hinsicht aber bedeutend lieber.
Sicherlich, schon der Boss wusste "You can't start a fire without a spark" - nur reicht mir das eine als Funke noch nicht. Gut, zumindest hatten wir schon mal nen Funk.



Aber bevor ich mir hier weiter in der Wortspielhölle die Finger verbrenne (wir sind ja nicht in der Alternativen Liste), kehre ich mal lieber wieder zum Spiel selbst zurück.

Besonders beeindruckend war natürlich vor allem die Leistung von Ciprian Marica, bei dem man -vielleicht zum ersten Mal überhaupt- merkte, dass er richtig brannte... äh... heiss war... ach verdammt, jedenfalls war er hochgradig motiviert und lieferte die mit Sicherheit stärkste Partie im Trikot des VfB ab. Ein Tor erzielt und dann noch vier Tore teils exzellent direkt oder indirekt vorbereitet, da kann man nur noch den Hut ziehen.

Aber auch Christian Träsch, der unermüdlich zwischen eigenem Sechzehner und Mittellinie ab- und aufräumte, sowie Timo Gebhart, der gemeinsam mit Marica Silvestre und Prödl alt aussehen ließ, konnten gestern auf ganzer Linie überzeugen.

Der Rest spielte einigermaßen gut, ohne allerdings übermäßig gefordert worden zu sein (Gentner kann man vielleicht noch hervorheben, der sich auf der Position im zentralen Mittelfeld sichtlich wohl zu fühlen scheint).

Ein paar Worte gilt es allerdings noch über Cacau zu verlieren. Mit zwei Toren sollte man eigentlich meinen, er würde zu den großen Helden des Spiels zählen - allerdings war er dank seines Auftretens so ziemlich der Verlierer des Sonntags. Das peinlich zickige Abdampfen nach der Auswechslung war dabei nur der Höhepunkt der negativen Attitüde, die er nun schon einige Wochen lang an den Tag legt. Mitspieler werden angepflaumt, Fehler werden bei anderen gesucht und überhaupt wird grundsätzlich immer gehadert, die ganze Ausstrahlung und Körpersprache ist nicht positiv.
Eine Denkpause könnte ihm gut tun - wenn man vernünftig mit ihm redet und ihm die Lage erklärt. Sonst wird er nur noch eingeschnappter, als ohnehin schon.

Viel Negatives gibt es sonst in der Tat nicht zu berichten, schiebt man mal die "Was wäre wenn"-Geschichten beiseite, was beispielsweise gewesen wäre, wenn Frings den (lächerlichen) Elfmeter nicht so jämmerlich vergeben hätte. Aber das wäre Spekulatius und daran beteiligen wir uns hier nicht.

Nichtsdestrotz reicht es eben für mich noch nicht für vorbehaltlose Begeisterung, denn einen Kantersieg hatten wir dieses Jahr ja schon mal. Und drei Spieltage später wurde dann der Trainer gefeuert.

Von daher, halten wir den Ball mal flach und kochen das Ding jetzt auf kleiner Flamme. Quasi von Spiel zu Spiel denken. Der nächste Sieg ist schließlich das Wichtigste. Und Kaiserslautern müsste man ja doch eigentlich schlagen können.

Das würde meiner Gefühlslage hoffentlich auch wieder ein bisschen mehr Struktur verleihen. Hoffe ich. Man weiss ja nie,.