Es wird sich in diesen Tagen, in denen das runde Leder nicht läuft, immer herzlich beklagt über die Gerüchteküche. Über all die angeblich unnützen Artikel, in denen spekuliert wird, ob nun Di Matteo der neue Greenkeeper von Hertha BSC wird, oder etwa Kaka nun doch zu Eintracht Braunschweig wechselt. Diese Artikel alternieren dann gerne mit neueren Artikeln", in denen man mutmaßt, dass Di Matteo ja eigentlich sich lieber in Zoos aufhält (was eindeutig Tendenzen Richtung Zebras /MSV Duisburg anzeigen würde) und Kaka hat sich jüngst erst dazu geäußert, er habe damals gerne in Mailand zu Mittag gegessen (also eine Rückkehr nach Italien. Ganz sicheres Ding). Böse Zungen behaupten, dass wäre lediglich eine billige Masche der Sportseiten, um Klicks zu generieren". Sensationshascherei" sei das. Und vor allem in höchstem Maße verachtungswürdig.

Mal ganz abgesehen davon, dass all jene Leute sowieso trotzdem auf den Artikel geklickt haben, um einen erbosten Kommentar drunter zu setzen: ich will mehr davon. Viel mehr. Ja, wenn morgen irgendwo eine Überschrift steht Guardiola-Wechsel zu Wacker Fröttmanning perfekt! WIRKLICH!" Ich werde draufklicken. Und ich klicke auch auf den Artikel, in dem angekündigt wird, dass Sahin sich (O-Ton) geirrt hat, als er zurück zu Dortmund wechselte, er würde nun lieber Philosophie des Orients studieren". Und auf viele mehr würde ich auch klicken.

Warum?

Ganz einfach: Der Fussball an und für sich ist zu kurz. Man freut sich wie ein Schneehase auf die 90 Minuten an den Wochenenden. Und dann? Man muss eine geschlagene Woche (im schlimmsten Fall) ertragen, in der man mit der ganzen Fiesheit der Welt konfrontiert würde. Man würde lesen von Finanzkrisen, Kriegen, Attentaten und Vergewaltigungen. Mir ist sehr wohl bewusst, dass diese Sachen für einen Teil der Bevölkerung wirklich interessant zu sein scheinen. Aber was haben sie mit Fussball zu tun? Herzlich wenig. Und auch das (professionelle) Leben eines Fußballers gibt nicht viel her. Also bitte. Die Schlagzeilen aus einer Trainings-Woche sind wohl nur für hartgesottene Fans etwas. Oder wer möchte Götze schießt im Training drei Tore und zwei Mal daneben" lesen? Dann doch lieber die Drama-Variante: Götze: Lähmt der Vertragspoker seine Konzentration?".

Dieses Phänomen wird natürlich in diesen endlos langen Pausen wie der Winterpause ( wir reden hier von schier unüberbrückbaren 4 Wochen) noch extremer. Dazu noch Transferfenster. Kein Wunder, dass die Sportseiten am Rotieren sind. Das ist so ein bisschen wie das Bangen vor dem ersten Date: man weiß zwar, was man grob bekommtaber die Details fehlen. Was nützt mir ein Mädel, dass atemberaubend aussah, aber offenbar ein Faible dafür hat, Barbies zu sammeln und deren Köpfe mit einer Kreissäge zu zerschneiden? Okay, der eigene Verein war in der Hinrunde stabil. Aber muss sich das wiederholen? Oder wenn das Team schlecht war: wer sagt, dass sich nicht zur Abwechslung auch mal Sachen zum Positiven wenden können?

Die Artikel, die uns momentan entgegengeschleudert werden, spiegeln nichts anderes wieder als die Fragen, mit denen man sich sonst privat die Birne zermürbt. Und auch nach dem 18. Spieltag noch zermürbt. Und auch in der Saison darauf. Wir als Fussballfans haben nicht mehr Ausruhzeit als die 90 Minuten, in denen der Ball rollt. Das sind Momente, in denen wir für eine Zeitlang unsere Fragen vergessen, denn wir sehen, dass ein Tor gefallen ist. Wir können ausrechnen, dass der Abstand zu einem Abstiegsplatz nach einer Niederlage nicht größer wird. Sowas mag man. Da kann man sich zurücklehnen und sich freuen. Sobald man sich aber am Montag neben dem normalen" Leben auch mit der Fussballpause zurechtfinden muss, wirds eng. Die Fragen gehen wieder los. Warum lief das so? Wer ist dran schuld? Braucht man neue Spieler? Was zur Hölle hat der Berater von Pep bei einer Dampferfahrt in Frankfurt verloren?
Daher mein Credo: Mehr davon. Alleine zur persönlichen Entlastung. Schreibt, was die Tastatur noch hergibt. Über Angestellte, Ex-Profis und auch über all die, die wie gut informierte Seiten wissen ganz sicher schon einen neuen Vertrag unterschrieben haben. Denn so kann ich mich bald wieder entspannen. Mit einem neuen Artikel über die verhärteten Trainingsbedingungen eines Felix M., der mittlerweile seine Profis mit Blei gefüllte Medizinbälle Treppen hochtragen lässt, um sie dann mit ihren Wasserflaschen zu bewerfen. Oder so ähnlich.