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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
28.03.2012 um 00:28 Uhr
Geschrieben von Gnanag
FC Bayern Origins Teil 3
Dieser Blog ist die Fortsetzung von diesem Blog.

Nachdem Spielerfreund und Offensivfanatiker Tschik Cajkovskis mangelnde Taktik („alle rennen nach Vorne") auch dem Letzten offenbar geworden war und er daraufhin nonchalant verabschiedet wurde, suchte Präsident Neudecker für den vakanten Trainerposten nun das genaue Trainer-Gegenteil.

Und was ist das Gegenteil von einem gutmütigen Offensivfanatiker?

Ein taktikbessessener und humorloser Taktik-Dogmatiker!

Branco Zebec, für den die Bezeichnung Diktator ein Euphemismus wäre, wurde der denkbar uncharismatische Nachfolger. Er schätzte es, die Spieler in langwierigem Zirkeltraining zu quälen und ihnen radikale Defensivkuren zu verordnen. Zebec war jedoch nicht nur ein introvertierter Menschenfeind, er besaß noch weitere positive Eigenschaften. So war er ein begeisterter Säufer und rauchte wie ein Schlot. Sepp Maier erinnert sich noch heute mit tiefster Bewunderung an Zebecs einmalige Besonderheiten.

„Er bleibt der einzige Mensch, an den ich mich erinnern kann, der es geschafft hat, sich mit Sonnenbrille unter die Dusche zu stellen und dafür zu sorgen, dass die Zigarette am Brennen blieb".

Trotz dieser großartigen Fähigkeiten zog er sich dank seiner unvorteilhaften Persönlichkeit nur allzu bald die Abneigung der ganzen Mannschaft zu, was jedoch kein Hinderungsgrund für die sich bald einstellenden Erfolge war. Mit nur noch 31 Gegentoren fing sich der FC Bayern bald so wenige Gegentore wie noch nie zuvor und konnte am Ende der Saison endlich die Meisterschaft feiern, die erste nach 37 Jahren!

Präsident Neudecker verlangte daraufhin zusätzlich in gewohnter Bescheidenheit umgehend den Gewinn des Europapokals der Landesmeister, eine Aufgabe, an der die Mannschaft prompt scheiterte und den charmanten Felix-Magath-Gedächtnistrainer in den Vorruhestand beförderte. Schon damals begann also der ewige Münchner Kreislauf aus hohen Ansprüchen, Enttäuschungen und Druck, der auch in den nächsten 30 Jahren nur allzu oft den Übungsleiter in den vorzeitigen Strandurlaub schicken sollte.

Der Nachfolger wurde, wie sollte es anders sein, das genaue Gegenteil von Zebec.

Und was ist das Gegenteil eines taktikbessessenen und humorlosen Taktik-Dogmatikers?

Ein zugänglicher Menschenfreund!

Kumpeltyp Lattek, der im Gegensatz zu Philantrop Zebec hervorragend mit den Spielern umgehen konnte und sie an der langen Leine ließ, schlug ein wie eine Bombe. Unter ihm erreichte der FCB endlich die Konstanz, die Präsident Neudecker so lange ersehnt hatte. Der Pokalsieg 1971 und dann dreimal hintereinander die Meisterschaft sprachen eine eindeutige Sprache. Lattek war der Hitzfeld der 70er. Der Dompteur des FC Hollywood und ein guter Freund Uli Hoeneß!

Ja, richtig gehört!

Die Jüngeren unter uns mögen seit dem legendären Streitgespräch beim Doppelpass dem Eindruck erlegen sein, Uli und Udo könnten sich auf den Tod nicht ausstehen, aber weit gefehlt. Udo war nicht nur ein großer Freund unseres geliebten Wurstfabrikanten, sondern sogar von allergrößter Bedeutung für dessen sportlichen Aufsteig, der unter Udo Lattek begann.

Uli kam zu dieser Zeit zum FC Bayern und war, wie man sich problemlos vorstellen kann, schon in der Morgenröte seines Lebens mit einem gesunden Selbstbewußtsein ausgestattet. Als er bei den Bayern eintraf, verkündete er freudig, dass "die Ära der Analphabeten vorbei" sei und man konnte durchaus dem Eindruck erliegen, dass ihm der Verein bereits gehörte. Lattek fand das Selbstverständnis von Hoeneß jedoch recht sympathisch und zeigte seine Zuneigung auf seine ganz eigene Art:"Es gibt niemand, den ich öfter anbrülle, als ihn!".

Tja, wenn ich mir den Uli heute so anschaue, kann man wohl nicht anders, als Lattek zu seinen Erziehungsmaßnahmen zu gratulieren. Denn bis auf gelegentliche Wutausbrüche kann man ihn doch durchaus vorzeigen, oder?

Mit einem anderen, nicht ganz Unbekannten des deutschen Fußballs verstand Hoeneß sich damals hingegen kaum.

Denn Franz Beckenbauer war von der herrischen Art und fehlenden Zurückhaltung des Jungsiegfrieds aus Ulm nur wenig angetan und drückte seine Antipathie auch deutlich aus.

"Es geht auch ohne Hoeneß. Soll er doch gehen!"

Das Wildschwein (O-Ton Robert Schwan) kümmerte sich jedoch erwartungsgemäß herzlich wenig um die Abneigung der Alteingesessenen. Zwar musste er nun als Erziehungsmaßnahme des Managers Schwan regelmäßig die Koffer tragen "Halt, die Koffer bleiben stehen, die tragen Hoeneß und Breitner", sein Verhalten ließ er sich jedoch von niemanden diktieren.

Leider fiel auch Lattek der neu eingeführten Mia san mia-Mentalität zum Opfer und blieb nicht länger als vier Jahre auf dem Trainerstuhl, der mit der Zeit mehr und mehr einem Schleudersitz ähnelte. Lattek wurde von einem Mann abgelöst, den die meisten heute nur als verhutzelten Waldschratt aus der Sparkasse-Werbung kennen und der ihnen vermutlich als atavistisches Relikt einer längst vergangenen Zeit anmutet. Er hörte auf den urdeutschen Namen Dettmar Kramer und übernahm das damals wohl beste Team der Epoche, eine Ansammlung an genialen Spielern, die nach dem WM-und Europapokalsieg jedoch satt waren und ihren Zenit längst überschritten hatten.

Kramer begrüßte das Team seinem Naturell entsprechend großväterlich altruistisch: "Ihr seid eine sterbende Mannschaft", womit er den Nagel leider auf den Kopf traf. Grund für die hinsiechende Mannschaft war jedoch nicht nur die Erfolgs-Sattheit des Teams, sondern auch ein inzwischen altbekanntes Phänomen, das dem FC Bayern seit den 70er Jahren in schönster Regelmäßigkeit in jedem EM, bzw WM-Jahr den zweiten Platz beschert. So stellten sie inzwischen derart viele Spieler für Nationalteams aller Herren Länder, dass die Spieler nach Turnieren übermüdet und ferienreif zurückkehrten. Cramer, der die Probleme schnell erkannte und die satte Mannschaft schnellstmöglich stabilisieren wollte, verordnete dem Team weder die Harakiri-Offensivanrennerei seines Vor- vor-vorgängers Tschik Cajkovski, noch das in Stein gemeißelte Defensivkonzept seines Vor-vorgängers Zebec.

Cramer war ein Professor, einer der ersten Fußballprofessoren der Bundesligageschichte, heimliche Erzeuger Ralf Rangnicks und als ehemaliger Fallschirmjäger und Boxer perfekt auf die Anfordernisse des Trainerposten beim FC Bayern vorbereitet.

Das erste Jahr Cramers war jedoch ein Albtraum. Er übernahm das konsternierte Team auf Platz 14 und Woche für Woche setzte es eine Niederlage nach der anderen. Die Mannschaft spielte unterirdisch und die Fans ließen ihrem Frust freien Lauf (hat sich nicht viel geändert.

Den traurigen Rest vom Blog füge ich als Kommentar an, da ich nicht einen zweiten Blog mit 100 Zeichen verfassen wollte





Aufrufe: 2921 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 8 | Erstellt:28.03.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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Matthi10
28.03.2012 | 08:30 Uhr
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Matthi10 : @Gnanag
28.03.2012 | 08:30 Uhr
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Matthi10 : @Gnanag
toll aufgezogen und erzählt mit ganz ganz starkem Schlussteil. Ich hoffe die Botschaft kommt an und dem Wurstfabrikanten samt seinem Team wird weiterhin vertraut...

Bravo
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Gnanag
28.03.2012 | 00:29 Uhr
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Gnanag : 
28.03.2012 | 00:29 Uhr
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Gnanag : 
Doch so schwer der Beginn für Kramer auch war, so gut kam er nach einer Weile in die Spur. Dank seiner akribischen Trainingsvorbereitung, der eingehenden Zuwendung den Spielern gegenüber und seiner taktischen Finesse konnte er das Team schlußendlich stabilisieren. Für die Liga war der Zug zwar bereits abgefahren (es wurde der glorreiche zehnte Platz) im Landesmeister-Cup allerdings kam man ins Endspiel, in dem man auf Leeds United traf.

Die Engländer waren jedoch besser und zwar das gesamte Spiel über, und der 2:0 Sieg der Bayern unverdienter als der Ehrenpreis für Ehrlichkeit des Barons von Münchhausen, aber es war der Cup und seien wir mal ehrlich, heute kräht kein Hahn mehr danach, wie der FC Bayen München diesen glorreichen Landesmeister-Cup gewann, einen Coup, den sie ein Jahr später gegen St.Etienne übrigens wiederholen sollten.

Doch trotz der Erfolge des FC Bayern auf internationalem Parkett waren sie national längst ins zweite Glied zurückgefallen. Nicht ganz unähnlich der heutigen Situation mit Borussia Dortmund war ihnen damals die Borussia aus Gladbach enteilt. Udo Lattek, den sie aus München fortgejagt hatten, feierte mit Gladbach Meisterschaften am Fließband und die Bayern konnten nur zuschauen.

Doch wie so viele Konkurrenten der Bayern-Geschichte konnte sich auch Gladbach mit den bajuwarischen Alphamännchen langfristig nicht messen, was nicht zuletzt an einem Wurstliebhaber aus Ulm lag, den heute so mancher Jungspund bereits ins Altenteil versetzt sehen will.

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