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Taktikecke


Gründer: Taktiker | Mitglieder: 190 | Beiträge: 21
23.09.2010 um 22:57 Uhr
Geschrieben von La_Pulga
FC Barcelona - Almost perfect II
Die Problematik:

Wenn das Pressing nicht funktioniert und der Gegner es schafft sich zu befreien, dann bieten sich große Konterräume. Wenn die Offensivabteilung nicht zur Geltung kommen kann, hapert das Spiel der Katalanen. Tore durch Kopfbälle sind auf Grund der eher kleinen und beweglichen Stürmer eher Mangelware, mit Ibrahimovic hat man zwar versucht dem entgegenzuwirken, doch das Experiment scheiterte, die spielentscheidenen Szenen finden auf dem Boden statt.
Gegen exzellente Defensivteams, die gleichzeitig ihre Stärken nach vorne haben, tut sich Barcelona immer schwer. 2006 ist das gut gegangen, 2009 gegen Chelsea war es schon sehr knapp, doch gegen Inter Mailand dieses Jahr wurde das Problem dann deutlich.


Die Besonderheit des CL-Finals 2009:


Oben: CL Finale 2006, unten 2009

Die meisten werden sich erinnern, dass Manchester die ersten 10 bis 15 Minuten in Rom gehörten. Barca war nicht angekommen, hatte nicht den Ballbesitz den es für sein Spiel braucht. Guardiola hat das Problem auf beeindruckende Weise gelöst: Eto’o ging auf die Rechtsaußen Position, Messi als einzige Spitze ins Zentrum. Doch er spielte natürlich nicht wie ein Stoßstürmer, er spielte das was er kann und wurde damit zur "falschen Neun", die Barca den CL-Triumph einbrachte. Denn von dieser Umstellung an lief es für die Katalanen und sie dominierten nach Lust und Laune über Manchester. Folgerichtig gewannen sie das Spiel.



Die seitenverkehrten Flügelstürmer - Eine Idee schafft den Durchbruch

Doch nicht nur Gruppentaktisch sondern auch idividuell wurde ein Trend geschaffen der aus dem heutigen Fussball kaum mehr wegzudenken ist:

Ronaldinho prägte die Philosophie des technisch perfekten Fussballes wie es wohl niemand mehr schaffen wird. 7 Tore erzielte der Brasilianer in der CL-Saison 2006, wurde zweitbester Torschütze. Er hat einen neuen Spielertypus kreiert, einen der wie geschaffen war, für das Spielsystem der Katalanen: Ronaldinho war der erste Spielmacher von Außen. Dribblings, tolle Pässe, feine Tricks, Ronaldinho war wie kein Zweiter verantwortlich für den Erfolg. Seinen "Job" hat Lionel Messi mittlerweile übernommen. Ausgestattet mit allen Freiheiten wirbelt er überall auf dem Platz herum und reißt Lücken in die Hintermannschaften. Messi wurde 2009 wie auch 2010 Torschützenkönig der CL, ist mittlerweile noch torgefährlicher als es Ronaldinho war. Die Spieler mit der Nummer 10 auf dem Rücken, haben den FC Barcelona der letzten 5 Jahre geprägt.

Natürlich gibt es andere Spieler wie Xavi und Deco, die Dreh und Angelpunkt waren, doch für die genialen und extravaganten Pässe, Torabschlüsse und Dribblings war eher Ronaldinho bzw. ist Messi zuständig. Ronaldinho und Messi haben es geschafft sich in stürmende Spielmacher zu entwickeln, man kann ebenso von Stürmern wie von Vorbereitern reden.

Dieser Trend hat sich fortgesetzt. Heute gibt es, zumindest gefühlt, weniger klassische Außenstürmer als Spieler die "seitenverkehrt" spielen.
Ronaldinho, Messi, Iniesta, Henry und Pedro waren es in den Jahren bei Barca, mittlerweile ist der Trend in jeder Liga und fast jeder Mannschaft angekommen.
Arshavin, Nasri, Joe Cole, Robben, Ribery, Robinho, Nani, Marin, Jurado, Simao, Giovanni Dos Santos, Affelay, Elia, David Silva, Balotelli die Liste ließe sich ohne Probleme fortsetzten und vor allem die jungen Talente werden dazu ausgebildet "seitenverkehrt" zu spielen. Beispiele aus Deutschland wären, Schürrle, Holbty oder Götze, der dribbelnde Spielmacher bzw. "Mittelstürmer auf Außen" ist modern.
Natürlich gab es auch vorher bereits Rechtsfuße auf Links und umgekehrt, allerdings war das der Einzelfall und ließ sich nur selten als langhaltige taktische Maßnahme werten.


Die Idee hat verschiedene Vorzüge: Zum einen kann man als Rechtsfuß auf links problemlos nach innen ziehen, mit dem starken Fuß einen Pass in die Schnittstelle spielen oder selber den Abschluss suchen. Zum anderen bietet es mehr Variationen im Zusammenspiel mit den Außenverteidigern. Weil selbige heutzutage maßgeblich am Offensivspiel beteiligt sind und mit nach vorne marschieren müssen, haben sie mehr Platz wenn der Außenstürmer nach innen zieht. So lässt sich die Möglichkeit zu Flankenläufen mit der des eigenen Torabschlusses über Außen kombinieren.



Wie wird es in Barcelona weitergehen?

Im letzten Jahr stellte Guardiola das System um. Barcelona agierte häufig einer Art 4-2-3-1 bzw. offensivem 4-2-2-1-1. Messi spielte in der letzten Saison im oft im Zentrum als hängende Spitze. Häufig wurde er allerdings auch als "Falsche Neun" eingesetzt, dann entstand ein 4-2-4 mit Pedro, Iniesta, Bojan und Messi in der wirbelnden Offensivrheihe. Durch Ibrahimovic hinkte die offensive Rotation. Das ist der Hauptgrund für sein Scheitern in Barcelona, seine Leistungen waren, vor allem für sein ersten Jahr sehr akzeptabel.

Doch nun soll es "back to the roots" gehen. Mit David Villa wurde ein Mann verpflichtet, der im Dreiersturm alle Positionen übernehmen kann und perfekt für die Rotation geeignet ist. Im ersten Saisonspiel bildeten Messi, Villa und Iniesta die Angriffsrheihe, die Übergänge waren fließend, alle waren unglaublich beweglich und überall zu finden.
Doch das 4-1-2-3 ist nicht mehr unbedingt die erste Wahl für Pep Guardiola. Wie in der letzten Saison wurde auch gegen Atletico Madrid eine Art 4-2-4 gespielt. Iniesta und Pedro begannen über die Außen, Messi fungierte als hängende Spitze hinter Villa. Busquets und Xavi bildeten die Schaltzentrale. Durch die vielen variablen Offensivspieler hat Guradiola auch in der Saison 2010/11 wieder eine Menge taktischer Möglichkeiten. Gegen die kleinen Gegner in der Liga wird wohl häufiger 4-2-4 gespielt werden, wie es in den großen Spielen gegen starke Gegner gehandhabt wird, bleibt abzuwarten. So oder so: Der FC Barcelona hat einen Plan und ein klares System, das jeder Einzelne verinnerlicht hat. Deswegen muss Barca nicht um die Zukunft fürchten, die Jugendspieler lassen sich nicht zuletzt deshalb so leicht integrieren, weil sie das Spiel der Profimannschaft schon gewohnt sind.


Offensivpressing, Dominanz, fließende Übergänge in den Mannschaftsteilen, die falsche Neun, ein eng gestaffeltes Dreiermittelfeld, One-Touch Fussball und seitenverkehrte Außenstürmer, taktische Trends der letzten 10 Jahre, die in der erfolgreichsten Mannschaft der jüngeren Vergangenheit mündeten: Dem FC Barcelona.



Wir von der Taktikecke hoffen, dass euch unsere Themenwoche gefallen habt und ihr das ein oder andere lernen konntet.

Viel Spaß im weiteren Verlauf des Wettbewerbs!


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Aufrufe: 11544 | Kommentare: 44 | Bewertungen: 60 | Erstellt:23.09.2010
ø 7.7
KOMMENTARE
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Romni
23.09.2010 | 23:38 Uhr
2
-1
Romni : 
23.09.2010 | 23:38 Uhr
-1
Romni : 
Hervorragende 2 Blogs die du da fertig gestellt hast, super erklärt und flüssig zu lesen.
Zu dem was Messi jetzt spielt und Ronaldinho spielt gibt es in Brasilien eine sehr gute Bezeichnung Meia-atacante.

Logischerweise 20 Punkte für die klasse Arbeit!
2
La_Pulga
23.09.2010 | 23:02 Uhr
2
-1
La_Pulga : 
23.09.2010 | 23:02 Uhr
-1
La_Pulga : 
Anhang: Leider hat es unser Grafiker zeitlich nicht mehr geschafft, mir die Bilder zu veredeln... Deswegen müsst ihr euch mit meinen limitierten grafischen Fähigkeiten zufrieden geben, ich hoffe ihr erkennt trotzdem, was gemeint ist
2
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