... weht Bruno Labbadia und seinem Team seit Samstag nachmittag gegen kurz vor halb sechs entgegen. Nach dem ersten Saisonsieg des VfB war in erster Linie Erleichterung zu verspüren. In vielen Medien war danach von einem Befreiungsschlag zu lesen, aus meiner Sicht war es maximal ein Befreiungs"schlägle", weil dieser Sieg noch lange keine Trendwende bedeutet sondern erst einmal nur der Negativtrend der letzten Wochen gestoppt wurde.

Zu schwankend waren die Leistungen in den letzten Wochen, ferner werden dem VfB nicht in jedem Spiel Torchancen so auf dem Silbertablett serviert werden wie durch Marcos Antonio am Samstag.

Nach der schönen Vorlage für Vedad Ibisevic zum 0:1 legte er etwa 10 min später auch für Raphael Holzhauser auf, der jedoch knapp verzog. Schade - das wäre ein Startelf-Debüt nach Maß gewesen. Daß es überhaupt soweit kommen konnte, daß Holzhauser von Beginn an spielt, hätte wohl auch nicht jeder zu hoffen gewagt.

Aber nach Hajnal's konstanter Leistungsflaute und Holzhauser's gutem Engagement im Training in den letzten Woche hatte er sich und damit dieser Personalwechsel aufgedrängt.

Wie verschiedene Medien berichten, hatte Labbadia Holzhauser vor etwa drei Wochen gesagt, was er noch verbessern könnte - Holzhauser legte Sonderschichten ein und sich somit mehr denn je ins Zeug - und wurde nun für sein Engagement belohnt.

Für's erste ist er jetzt in der Mannschaft drin, nach der Leistung am Samstag gibt es aus meiner Sicht keinen Grund, ihn wieder rauszunehmen - auch durch diese Personalie weht Labbadia aktuell etwas weniger Gegenwind von Fanseite entgegen.

Trotzdem kann der Herbst stürmisch bleiben, was der Blick auf die letzten Jahre verdeutlicht und auch von Karikaturist Christoph Härringer blendend zu Papier gebracht wurde:



Im Herbst fallen beim VfB die Blätter Trainer

Auch wenn Labbadia sich aktuell noch am Ast festhalten kann, genügt der Blick auf seine Vorgänger, was ihm noch blühen kann:

Christian Groß wurde am 7. Spieltag der Saison 2010/11 entlassen - diesen 7. Spieltag wird Bruno Labbadia sicherlich noch überstehen, aber 2009/10 stand man nach 6 Spielen auch mit 5 Punkten auf Platz 15 - nach 15 Spielen und gerade mal 12 Punkten wurde damals Markus Babbel entlassen. In Kenntnis der Lage aus eigener Erfahrung kann man auch sein Mitleid für Bruno Labbadia nachvollziehen.

Nach der von Präsident Mäuser ausgesprochenen Jobgarantie für Labbadia ist der Ast, an dem er sich aktuell festhält, sicherlich nicht der dünnste, Mäuser wäre aber nicht der erste Präsident, der diesen Ast bei ausbleibendem sportlichem Erfolg persönlich durchsägt und den Trainer vom Herbstwind wegpusten läßt.

Die Aussichten

Angesichts der nächsten Spiele ist eine Wetterbesserung auch nicht unbedingt in Sicht: von den letzten 4 Spielen gegen den nächsten Gegner Leverkusen wurde keines gewonnen, der letzte Sieg datiert vom April 2010, damals traf Cacau doppelt zum 2:1, das Leverkusener Tor erzielte der "Angststürmer" des VfB: Stefan Kießling...

In den letzten 9 Spielen traf Kießling insgesamt 10 mal ins Stuttgarter Tor und war somit maßgeblich an den 6 Leverkusener Siegen aus diesem 9 Spielen beteiligt.

Auf ihn wird die VfB-Abwehr sicherlich ein Hauptaugenmerk legen. Wer auf dem Platz stehen wird, wird zu einem gewissen Teil auch von der medizinischen Abteilung abhängig sein: Serdar Tasci schied am Samstag mit einer Prellung am Knie aus, soll aber bis Sonntag wieder fit sein, Maza und Niedermeier sind auch angeschlagen, so daß mit Antonio Rüdiger ein weiterer der jungen Garde potentiell Chancen auf Einsatzzeiten hat.

Ein anderer aus der jungen Garde des VfB hat letztes Jahr den Weg nach Leverkusen genommen und sich dort als Nr. 1 etabliert: Bernd Leno. Während Leno letztes Jahr sehr gut hielt, war der Saisonbeginn für ihn eher durchwachsen, in der aktuellen Notentabelle des kicker steht er nur auf Platz 16 (vor Weidenfeller und Wiese), auf Platz 1 steht interessanterweise der Keeper, der von Leno verdrängt wurde und nun beim HSV ein gutes Spiel nach dem anderen abliefert: Rene Adler.

Gegen den aktuell aufstrebenden HSV darf der VfB dann übrigens eine Woche später ran. Ausgerechnet die beiden Ex-Vereine von Bruno Labbadia entscheiden in den nächsten Wochen mit, wie sicher Bruno Labbadia auf seinem Ast Stuhl sitzt und ob die Herbststürme wieder stärker wehen werden.

Nachdem letztes Jahr das "Duell" Leno gegen Ulreich sehr kritisch beäugt wurde, dürfte dies am kommenden Wochenende eine eher untergeordnete Woche spielen.

Allgemein wird auch der kommende Spieltag wohl wieder unter dem Einfluß des schweren Unfalls des ehemaligen VfB-lers Boris Vukcevic stehen, je nach dem weiteren Verlauf seines Gesundheitszustands - der aktuell noch sehr kritisch ist - kann es weitere Solidaritätsbekundungen für ihn geben.
An dieser Stelle auch von meiner Seite aus die besten Genesungswünsche an ihn.

Erstmal Europa League...

Vor der Pflichtaufgabe Leverkusen steht jedoch erstmal am Donnerstag die Kür bei Molde FK an. Molde? Da war doch was!?! Genau - gegen Molde FK spielte der VfB bereits vor zwei Jahren beim letzten Europa League - Auftritt in der Qualifikation und kam nach einem 3:2 im Hinspiel nur mit viel Mühe durch ein 2:2 im Rückspiel weiter. Das Gewürge in den Spielen damals war dann symptomatisch für den Rest der Saison.

Hoffen wir mal, daß man dieses Jahr die Auftritte gegen diesen Gegner etwas souveräner bestreiten kann...

A propos Europa League: ein VfBler soll beim amtierenden Europa League - Sieger Atletico Madrid auf dem Wunschzettel stehen: scheinbar hat man seine Fühler nach Maza ausgestreckt. Ob an den Gerüchten soviel dran ist wie an den Wechselgerüchten zu Serdar Tasci vor der Saison (an dem ja angeblich der AC Mailand und Barca interessiert gewesen sein soll) oder ob da wirklich Substanz dahinter steht, wird sich noch rausstellen.

Ansonsten hoffe ich, daß sich die Leistungen des VfB nicht an das heutige, naßkalte Wetter anpassen und es (im Unterschied zu den Vorjahren) nicht zu Stürmen neben dem Platz, sondern zu Begeisterungsstürmen auf dem Platz kommen wird.

Aktuell läßt zwar noch nicht allzu viel darauf schließen, aber man sollte die Hoffnung auf einen Wetterumschwung zu einem Dauerhoch (der bislang immer erst im Winter oder im Frühjahr kam) nicht aufgeben.