Im Neckarstadion waren die Pfiffe der Haupttribüne noch nicht einmal vollkommen verhallt, die Spieler mit samt Trainterteam und Sportvorstand noch in der Kabine, da verflog urplötzlich der Ärger über diese bittere Niederlage gegen den in den letzten Jahren im Schwabenland gerne belächelten FC Augsburg. Denn die jetzige Situation ist im Grunde genommen genau das, was der Verein und die Mannschaft jetzt benötigt. Dies möchte ich im folgenden ausführen.
Kontrafaktische Überlegungen
Zunächst einmal sei kontrafaktisch die Situation betrachtet, welche sich bei einem Heimsieg ergeben hätte. Der Turnaround wäre geschafft, gegen Hoffenheim würde mit einer ähnlichen Leistung wie in der Hinrunde und durch zwei Tore von Vedad Ibisevic die Grundlage für eine vollkommen langweilige Rückrunde gelegt. Weitestgehend schwache Heimspiele, hier und dort ein Sieg und am Ende ein Platz irgendwo im Niemandsland der Tabelle. Eine Saison im Umbruch hieße das Fazit und nächstes Jahr wollen wir richtig angreifen.
Unten angekommen
Nun offenbart sich eine vollkommen andere Situation. Durch diesen erneuten herben Rückschlag sind wir endgültig im Abstiegskampf angekommen. Ohne den Kapitän Christian Gentner und dessen Stellvertreter Vedad Ibisevic, welcher der Mannschaft erneut einen Bärendienst erwies, ist die in Teilen junge Mannschaft gegen Hoffenheim zum Punkten verdammt. Die Zeit von Ausreden und Schönrederei ist vorbei. So lobenswert die Leistung gegen Leverkusen und Bayern auch war, spätestens jetzt dürfte sich die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass Fußball immer noch ein Ergebnissport ist.
Zeit für Helden
Die nächsten Wochen werden jetzt sehr interessant. Es stellen sich zahlreiche Fragen. Zunächst einmal: Wer wird den Karren aus dem Dreck ziehen? Können es die Erfahren richten? Die Reaktion der vor dem Spiel aussortierten Georg Niedermeier und Martin Harnik spielt dabei sicherlich eine Rolle. Bei beiden handelt es sich um Spieler, die zuletzt weit entfernt waren von ihrer einstigen Form. Doch beide waren außerdem Spieler, auf die man sich verlassen konnte, wenn es schlecht lief und ums Ganze ging. Für sie wird es um mehr gehen, als nur um einen Platz in der Startelf. Sie können nun beweisen, dass sie einerseits besser sind, als zuletzt angenommen und zweitens, dass sie eine Zukunft mit dem roten Brustring besitzen. Auch Cacau wird in den Fokus rücken. Der einstige Held von 2007 spielt seine letzte Saison in Stuttgart. Durch die Sperre von Ibisevic ist er einer derjenigen, die in den kommenden drei Spielen auf ihre Einsatzzeit kommen werden. Er kann durch einen Sonntagsschuss, wie 2006 im regnerischen Bielefeld, den Aufschwung einleiten und sich gebührend aus Stuttgart verabschieden.
Ein Stern geht auf
Doch nicht nur die alten Hasen sind in dieser Situation gefragt. Spieler wie Khedira, Werner, Rüdiger oder der heute eingewechselte Yalcin sollen in den nächsten Jahren als Korsettstangen eines erfolgreichen VfB dienen. Die jetzige Situation eignet sich hervorragend, um sie zusammenzuschweißen und somit das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft zu schaffen. Wenn die jungen Spieler in dieser dunklen Stunde bestehen können, einen vorbildlichen Abstiegskampf vorleben, dann ist mir vor den kommenden Jahren nicht bange. Jetzt heißt es für sie: Ab ins kalte Wasser und schwimmen. Auch Dortmund brauchte in der Saison 2007/2008 eine spannende Rückserie, um einen Teamgeist zu entwickeln, der in den nächsten Jahren zu einem stetigen Aufschwung führte. Zusammen mit ihrem Trainer sollen diese Jungs uns noch viel Freude machen und die Voraussetzungen dafür können in einem harten und spannenden Abstiegskampf wesentlich besser geschaffen werden, als in einer weiteren langweiligen Übergangssaison im Mittelfeld der Tabelle. Deswegen freue ich mich auf die kommenden Wochen.
Der Abstiegskampf möge beginnen!
"Ich weiß nicht, was momentan hilft. Wir haben in den letzten Jahren die Mannschaft fast komplett ausgetauscht, den Trainer mehrmals, Präsident, AV-Vorsitzenden, neue (teure) Spieler wie Vedo geholt oder mit jungen Spielern wie Werner gespielt. Der einzige der relativ lange da ist, ist Bobic. Ich weiß jetzt auch nicht ob es an ihm liegt. Bin einfach nur ratlos momentan."
Inzwischen hat sich der erste Schock vorbei. Und irgendwie bin ich nun auch froh, dass wir nicht noch weiter 3 oder 4 Wochen kurz vor der Abstiegsgefahr rumdümpeln. So realisiert das jetzt hoffentlich auch der letzte Spieler.
Es gilt sich jetzt für die nächsten Wochen zu sammeln, denn da hat man echt Chancen Punkte gegen "relativ einfache" Gegner Punkte und Selbstvertrauen zu sammeln.
wenn nur die fans sich jetzt mit dem Abstiegskampf zufrieden geben wird das am ende nichts!!!