Ich muss Abbitte leisten.

Ich hatte ja so unrecht.

Die Analysen der VfB-Auftritte in den letzten Wochen muss ich in den nächsten Tagen vom spox-Server löschen. Denn ich hatte einfach keine Ahnung.

Was die Mannschaft gestern gegen Hamburg gezeigt hat, war einfach großartig, oder um es mit den Worten unseres Trainergottes Jens Keller zu sagen "überragend".

Besonders gelungen war der strategische Griff von Keller, den Spielern einzubläuen, von Beginn an den Schiedsrichter darauf hinzuweisen, wo und wann er was falsch gemacht hat (oder vielleicht haben könnte). Nach den klaren Fehlentscheidungen der letzten Wochen gegen uns war es schließlich offensichtlich, dass wir keine Lobby bei den Schiedsrichtern haben. Dementsprechend war die Marschroute der pädagogischen Beharrlichkeit offensichtlich genau die Richtige.
Denn das Resultat war eindeutig: Es gab im ganzen Spiel keine einzige spielentscheidende Fehlentscheidung gegen uns. Mission accomplished.

Ganz besonders gut hat übrigens Ciprian Marica diese Vorgabe erfüllt, der sich demzufolge das verdiente rote Fleisskärtchen von Wolle Stark abholte. Schön, wenn ein Plan so gut funktioniert.

Hervorragend funktioniert zu haben scheint zudem der Verzicht auf das Training der Verteidigung von Standardsituationen. Auch hier kann ich Jens Keller eigentlich nur beipflichten, denn wenn es offensichtlich ist, dass die Mannschaft das nicht kann, dann soll man es lassen. Lieber in der Trainingsarbeit auf die Stärken konzentrieren, dann ist es auch egal, wenn man jede Woche mindestens ein Tor nach Standards kassiert.

Eine der Stärken dieser Mannschaft (neben dem Talent sich selbst zu dezimieren) ist es sicherlich, gegnerische Offensivspieler immer wieder dadurch zu überraschen und zu verwirren, dass man ihnen urplötzlich in Strafraumnähe viel Platz lässt (wie vor dem 2:1) oder auch durch den gänzlichen Verzicht auf Tacklings und Zweikämpfe (wie vor dem 3:1). Ha, wie dumm die Hamburger da aus der Wäsche geschaut haben! Köstlich. Wirklich ein absoluter Hochgenuss!

Überaus exzellent gefallen hat mir zudem auch, dass an der Rechtsverteidigerrotation von Keller weiter festgehalten wird. Diesmal begann Degen und wurde im Laufe des Spiels durch Funk ersetzt. Erneut ein cleverer Schachzug vom Chefstrategen Keller, denn so wird sich keiner der Rechtsverteidiger seiner Sache zu sicher fühlen und womöglich bequem werden. Das wird langfristig garantiert Früchte tragen, so dass wir am Ende der Saison garantiert 3-4 Rechtsverteidiger auf dem gleichen Niveau haben werden.

Gar nicht gefallen hat mir nur, dass Keller Molinaro so früh ausgewechselt hat. Das Reagieren auf den Spielverlauf steht dem Jens einfach nicht wirklich. Zudem war Harnik ein absoluter Fehlgriff und er konnte sich gar nicht wirklich ins Mannschaftsbild einfügen. Viel zu aktiv, viel zu aggressiv und viel zu offensiv denkend. Gerade dieses Dazwischensprinten beim Fehlpass von Jarolim vor dem Zwischenzeitlichen 2:3 gehört sich nicht. Sowas lässt die Mannschaftskollegen einfach nicht gut aussehen, wenn da einfach einer reinkommt und sich einfach so derart bemüht. Da muss das Trainerteam in Einzelgesprächen in der nächsten Woche nochmal intensiv dran arbeiten.

Aber das war auch wirklich nur ein kleiner Schönheitsfleck an einem ansonsten wirklich quasi perfekt gelaufenen Samstagnachmittag.

Man kann eigentlich nur optimistisch in die Zukunft blicken.

Und die Welt ist eine Scheibe.