Mehrere Baustellen hatte ich in der Cardinals-Draftvorschau ausgemacht, und hier hat Arizona seine Hausaufgaben wirklich erfüllt. Nahezu alle Needs wurden erfüllt, ergänzt durch interessante Prospects für die Zukunft:

Dabei hätte Arizona zunächst an Position 20 seinen Quarterback der Zukunft wählen können, Johnny Manziel und Teddy Bridgewater waren noch verfügbar. Cards-Boss Steve Keim ließ nach dem Draft aber durchblicken, dass lediglich Blake Bortles hier eine Überlegung gewesen wäre und so erfolgte ein Tausch mit den New Orleans Saints, welcher einen zusätzlichen Drittrunden-Pick einbrachte.

Einen Siebtrunden-Pick hatte Arizona dieses Jahr aufgrund des Carson-Palmer-Trades nicht. Soviel zur Vorgeschichte, jetzt ran an die einzelnen Spieler:

Deone Bucannon, SS, Washington State:

Obwohl Alabamas Ha Ha Clinton-Dix an Position 20 noch zu haben gewesen wäre, entschieden sich die Cards zu einem Downtrade. Der Grund: Von Beginn an war Bucannon der Wunsch-Safety, und das Pokerspiel zahlte sich aus. "Wir haben gezockt", gab Keim, der seit dem Treffen mit Bucannon vor dem Draft von dem Safety beeindruckt war.

Head Coach Bruce Arians betonte, dass er Bucannon wegen seiner Größe, Geschwindigkeit und seiner physischen Spielweise als passenderen Spieler gegenüber Dix sah: "Er ist ein demütiger Junge, der das Spiel liebt und von den Besten lernen will. Wir werden ihm die Möglichkeit geben, Gegner in unserer Division aus den Schuhen zu hauen."

Bucannon ist ein klassischer hard-hitting Safety, der physisch bereits Parallelen zu Adrian Wilson zieht und perfekt in die harte NFC West passt. Gleichzeitig muss er seine Leidenschaft aber noch besser in den Griff bekommen, hat aber enormes Potential und könnte in einigen Jahren als bester Safety der Draft Class bewertet werden.

Note: 1-. Safety war die dringendste Baustelle, weshalb der Pick in der ersten Runde logisch und richtig war. Arians' Begründung leuchtet ebenfalls ein und mit Bucannon sollte die Defense endlich auch gegen Tight Ends besser aussehen. Auf dem Papier muss sich die Secondary mit Patrick Peterson, Tyrann Mathieu, Antonio Cromartie und Bucannon vor niemandem verstecken.

Troy Niklas, TE, Notre Dame:

Was Größe (6-foot-6) und athletische Voraussetzungen angeht, könnte Niklas in naher Zukunft einer der Star-TEs der Liga sein. Arians baut bei seinen Tight Ends primär auf deren Block-Fähigkeiten, aber ein dynamischer Passfänger fehlte Arizona auf dieser Position seit langem. Genau das könnte Niklas bringen, der gemeinsam mit John Carlson, Jake Ballard und Rob Housler eine interessante TE-Gruppe bildet.

"Wir mögen Tight Ends und setzen sie oft ein. Er passt perfekt zu uns", strahlte Arians, der aus seiner Zeit in Pittsburgh beste Erinnerungen an Heath Miller hat. "Seine Potential ist unglaublich", freute sich auch Keim.

Das Manko: Niklas ist noch relativ unerfahren, erst seit zwei Jahren spielt er Tight End. In der High School wurde er als O-Lineman und D-Lineman eingesetzt, bei Notre Dame zunächst als Outside Linebacker. Jetzt will er es weiter allen zeigen: "Ich muss noch viel lernen und das habe ich auch nie dementiert. Andererseits bin ich noch formbar: Der Trainer kann mich zu der Art Tight End machen, die er gerne haben will."

Note: 2-. Das Potential ist bei Niklas ohne Frage da und man kann sich durchaus vorstellen, dass er in einigen Jahren als Draft-Steal angesehen wird. Auch der Need nach einem TE-Playmaker ist vorhanden. Allerdings ist Niklas noch am Anfang seiner Entwicklung und hat noch viel zu lernen. Die Bereitschaft dazu bringt er auf jeden Fall mit.

Kareem Martin, DE, North Carolina:

Mit Martin haben die Cardinals einen möglichen Nachfolger für Darnell Docket gefunden. Der Defensive End ist brutal athletisch, kein Linemen sprang beim Combine weiter als der 6-foot-6-Hühne. Beim Hochsprung war er immer noch der beste aller Defensive Lineman. 11,5 Sacks gelangen ihm in seinem letzten Jahr in North Carolina, sowie 21,5 Tackles for Loss.

"Spielertypen, die über derartige Reichweite und Geschwindigkeit verfügen, sind selten zu finden", so Keim: "Er hat sich über die Jahre in seinem Körper immer wohler gefühlt."

Note: 2+. Insgesamt muss Martin noch an Gewicht zulegen und an seiner Beinarbeit arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt im Draft aber ein Pick, bei dem der Value in jedem Fall stimmt. Kann hinter John Abraham und Dockett aufgebaut werden und sich verbessern.

John Brown, WR, Pittsburg State:

Bruce Arians' Offense braucht Spieler, die mit Geschwindigkeit das komplette Feld abdecken können. Mit Ted Ginn (Carolina Panthers) kam hier eine wichtige Waffe in der Free Agency, John Brown könnte mittelfristig diese Rolle ebenfalls einnehmen. Der Receiver hatte beim Combine die zweitschnellste 40-Yard-Zeit (4,34 Sekunden).

"Wenn er spielt, gibt man lieber etwas Abstand. Er kann jederzeit hinter die Defense kommen", erklärte Arians. In 34 Spielen beim Division-II-Team Pittsburg State gelang ihm mit 185 Receptions ein neuer Schulrekord.

Note: 2-3. Mit seiner Geschwindigkeit kann Brown auch im Return-Game eine wichtige Rolle einnehmen, schnelle Receiver fehlten Arizona letztes Jahr sehr, somit zumindest ein kleiner Need. Allerdings ist der vergleichsweise kleine (5-foot-10) und leichte (179 Pounds) Receiver an dieser Stelle auch ein Reach. Kann er seine Geschwindigkeit aber umsetzen, sehe ich hier gute Einsatzchancen in Arians' Offense.

Logan Thomas, QB, Virginia Tech:

Obwohl Spieler wie Zach Mettenberger, Aaron Murray, Tom Savage oder AJ McCarron noch verfügbar waren, ging Arizona beim Thema Quarterback in eine andere Richtung: Die Cards entschieden sich für Virginia Techs Logan Thomas, und damit in jedem Fall ein Quarterback-Projekt.

"Wenn man sich sicher ist, dass man seinen Franchise Quarterback gefunden hat, nimmt man ihn in der ersten Runde", erklärte Keim: "Wenn man glaubt, dass ein Spieler ein Franchise Quarterback sein könnte, geht man in den späteren Runden das Risiko ein." Genau das ist hier der Fall: Thomas (6-foot-6, 250 Pounds) ist athletisch vergleichbar mit Cam Newton und verfügt über einen Raketenarm, ist gleichzeitig aber noch extrem inkonstant und muss an seiner Wurfgenauigkeit arbeiten.

"Wenn man über die Quarterback-Projekte spricht, trifft das auf alle aus den späteren Runden zu. Man will sich einen Spieler holen, der über alle Werkzeuge dafür verfügt", so Arians: "Ist er jetzt bereit zu spielen? Nein. Es liegt jetzt an ihm, sich weiter zu entwickeln."

Note: 2-3. Extrem schwierig zu beurteilen, da Thomas noch viel an Arbeit vor sich hat, gleichzeitig aber, wenn er sein Potential ausschöpft, ein sehr interessanter Quarterback werden könnte. Noch ein bis zwei Jahre hinter Carson Palmer zu lernen ist absolut notwendig. Ich hätte mich hier auch über Mettenberger gefreut, dessen Rücken-Probleme könnten aber eine Red Flag bedeutet haben.

Ed Stinson, DE, Alabama:

Stinson fiel im Draft tiefer, als gedacht. Nach einer Leisten-OP im Mai 2013 hatte er die komplette Saison über immer wieder Probleme und stach nicht mehr heraus. "Er ist ein starker Spieler, explosiv und stark an der Line of Scrimmage. Aber er wird keine sieben, acht, neun Sacks pro Jahr erzielen", weiß auch Keim. Stinson wird somit als Ergänzungsspieler eingesetzt

Walt Powell, WR, Murray State:

Der letzte Spieler im Cards-Draft war überraschenderweise noch ein Receiver. Powell ist, im Gegensatz zu Brown, ein physischer Spieler, der auch als Gunner in den Punt-Coverage-Teams eingesetzt werden kann. Als Special-Teamer könnte er somit den Sprung ins Team schaffen, das Receiving-Corps scheint dagegen nur schwer erreichbar für Powell.

Verpflichtete Undrafted Free Rookies:

Zach Baumann, RB, Northern Arizona
Jonathan Brown, LB, Illinois
Glenn Carson, LB, Penn State
Chandler Catanzaro, K, Clemson
Tim Cornett, RB, UNLV
Bruce Gaston, DT, Purdue
Kelvin Palmer, T, Baylor
Kelsey Pope, WR, Samford
Justin Renfrow, DT, Miami
Brandon Sermons, CB, UCLA
Kevin Smith, WR, Washington
Anthony Steen, G, Alabama
Corey Washington, WR, Newberry
Todd Washington, CB, Southeastern Louisiana
Kadeem Williams, T, Albany

Da die benötigten Needs größtenteils abgedeckt wurden und mit Thomas ein interessanter Quarterback für die Zukunft verpflichtet wurde, sehe ich hier einen guten Draft. Bucannon passt hervorragend in die Defense und auf Niklas bin ich persönlich sehr gespannt.

Gesamtnote: 2.