26.12.2011 um 18:35 Uhr
Geschrieben von korsakoff
Die Bowl Season nimmt Fahrt auf
College Football - die Bowl Season ist im vollen Gange und vor den großen Bowls nach dem Jahrenswechsel werden am Donnerstag zwei interessante "Aufwärm"-Bowls gespielt (Komplettübersicht habe ich mal hier zusammengestellt.)
FSU - Notre Dame: Reminiszenz an eine ruhmreiche Vergangenheit
Champ Sports Bowl aus Orlando/Do, 29.12. um 23h auf ESPN America
In den späten 80ern und den frühen 90ern waren Florida State und Notre Dame die dominierenden Mächte des College Football und mehrfach standen National Titles auf dem Spiel. Kulminationspunkt: November 1993, als sich die beiden Unis in einem "Game of the Century" trafen: #1 FSU vs #2 Notre Dame. Obwohl Notre Dame gewann, holte sich die Florida State University damals ein paar Wochen später den Landesmeistertitel, ehe sich nach zwei weiteren Duellen die Wege der beiden etwas trennten: Während Notre Dame seitdem nur noch ein matter Abglanz alter Zeiten ist, blieben die Seminoles unter Trainerlegende Bobby Bowden noch fast ein Jahzehnt an der Spitze und waren in mehreren National Championship Games vertreten. Am Donnerstag das erste Treffen seit 2003.
Florida State war als einer der Favoriten ins Rennen gegangen, wurde nach einer Heimniederlage gegen Oklahoma von Verletzungen auseinandergerissen und schenkte nach den Sooners noch Clemson und Wake Forest en suite ab. Es war kein Freak-Unfall: Mit wiederhergestellter Formation folgte im November eine enttäuschende Pleite gegen Virginia.
Der unerfahrene QB #3 E.J. Manuel gehört zu der Sorte "wechselhaft", kann dem Angriff an guten Tagen jedoch eine zusätzliche Dimension mit seiner Beweglichkeit verleihen. Die komplette Offense leidet unter einer nicht immer zuverlässigen Offensive Line, hinter der das Laufspiel nur an guten Tagen in die Gänge kommt, und einem fehlenden federführenden Wide Receiver als Sicherheitsoption. Killt der Gegner FSUs GamePlan, kommen Graupenspiele wie Virginia heraus.
Weil auch die Defense mit Verletzungen und Unbeständigkeit zu kämpfen hatte (CB Rhodes!) und mit DE Brandon Jenkins und FS LaMarcus Joyner nur zwei der vielen Talente eine wirklich gute Saison spielten, verortet man die größte Stärkte der Seminoles in der Special Teams mit einem guten Gespann aus Kicker und Punter und explosiven Leuten für die Returns.
Notre Dame kämpft weniger mit seiner Defense - diese ist um den athletischen LB #5 Manti Te'o wirklich hervorragend, wenn auch nicht spektakulär - als vielmehr mit einem antiseptischen Angriff. Knackpunkt: Der als Offensivgenie bekannte Head Coach Brian Kelly hat auch im zweiten Jahr noch keinen geeigneten Quarterback gefunden. Tommy Rees zerbröselt augenmaßgeschätzte acht von zehn Drives im Alleingang, während auch der mobile, junge Andrew Hendrix zuletzt gegen Stanford auf verlorenem Posten war. Das alles, obwohl Notre Dame mit WR Michaely Floyd (95 Catches, 1102yds, 8TD) und TE Tyler Eifert zwei großartige Waffen besessen hätte, die nach der Champ Sports Bowl wohl beide den Weg in die NFL einschlagen werden.
Washington - Baylor: RG3! RG3!
Alamo Bowl aus San Antonio/Do/Fr 03h auf ESPN America
Hype! Hype! Wir sehen den taufrischen Gewinner der Heisman Trophy, Baylors fabulösen QB Robert Griffin III, Codename "RG3", der Mann, der die kleine Baptistenuni Baylor auf die Landkarte der Relevanz gebracht hat. Ich bin wirklich nicht so schnell zu begeistern, aber: Ein schwarzer Scrambler vor dem Herrn mit einem Wurfarm vor dem Herrn, ein Sympathieträger und olympiawürdiger Hürdensprinter - Griffin gehört zu der Kategorie Sportler, denen man den Erfolg ja gerne vergönnt: Einst von sämtlichen großen texanischen Universitäten rekrutiert für alle möglichen athletisch herausfordernden Positionen - Defensive Back, Running Back, Wide Receiver - aber nur einer wollte Griffin als Quarterback: Houston Coach Art Briles. Griffin sagte zu. Als Briles kurzfristig im Dezember zu Baylor wechselte, ging im Schlepptau auch Griffin mit nach Waco, um seinen Traum vom College-Quarterback zu erfüllen - ein Traum, der möglicherweise aus Vorbehalten gegenüber dem "schwarzen Quarterback" an renommierteren Universitäten unmöglich gewesen wäre.
2010 war schon stark, aber 2011/12 war spektakulär. Griffin gewann das beste CollegeFootball-Spiel des Jahres zum Saisonauftakt gegen TCU 50-48, u.a. dank eines Catches im finalen Drive, und zertrümmerte gegen Saisonschluss mit großartigen Leistungen die Granden Oklahoma und Texas fast im Alleingang. Schlüsselmoment vielleicht dieser Wunder-Spielzug für WR Kendall Wright gegen die Sooners:
Allein, dass ein Mann von seiner so kleinen Uni wie Baylor die Heisman Trophy gewinnt, sollte die Bedeutung des Mannes unterstreichen - allein: Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Spieler wie RG3, die im Dezember einen Marathon an Ehrungen durchmachen, in der Bowl Season dazu tendieren, ausgelaugt zu sein und die immensen Erwartungen eher etwas zu enttäuschen.
Deshalb sollte man die Washington Huskies nicht unterschätzen - auch sie haben einen möglicherweise bald NFL-reifen Quarterback in Keith Price, der den großen Leader Jake Locker (nun Tennessee Titans) nahtlos ersetzte und gemeinsam mit dem brachialen RB Chris Polk und dem heuer etwas enttäuschenden WR Jermaine Kearse ein starkes Offensiv-Trio bildet.
Also: Zwei Offensivfeuerwerkskörper gegen jeweils sperrangelweit offene Scheunentore namens "Defense". Können wir von einem Over/Under von 80 ausgehen?
FSU - Notre Dame: Reminiszenz an eine ruhmreiche Vergangenheit
Champ Sports Bowl aus Orlando/Do, 29.12. um 23h auf ESPN America
In den späten 80ern und den frühen 90ern waren Florida State und Notre Dame die dominierenden Mächte des College Football und mehrfach standen National Titles auf dem Spiel. Kulminationspunkt: November 1993, als sich die beiden Unis in einem "Game of the Century" trafen: #1 FSU vs #2 Notre Dame. Obwohl Notre Dame gewann, holte sich die Florida State University damals ein paar Wochen später den Landesmeistertitel, ehe sich nach zwei weiteren Duellen die Wege der beiden etwas trennten: Während Notre Dame seitdem nur noch ein matter Abglanz alter Zeiten ist, blieben die Seminoles unter Trainerlegende Bobby Bowden noch fast ein Jahzehnt an der Spitze und waren in mehreren National Championship Games vertreten. Am Donnerstag das erste Treffen seit 2003.
Florida State war als einer der Favoriten ins Rennen gegangen, wurde nach einer Heimniederlage gegen Oklahoma von Verletzungen auseinandergerissen und schenkte nach den Sooners noch Clemson und Wake Forest en suite ab. Es war kein Freak-Unfall: Mit wiederhergestellter Formation folgte im November eine enttäuschende Pleite gegen Virginia.
Der unerfahrene QB #3 E.J. Manuel gehört zu der Sorte "wechselhaft", kann dem Angriff an guten Tagen jedoch eine zusätzliche Dimension mit seiner Beweglichkeit verleihen. Die komplette Offense leidet unter einer nicht immer zuverlässigen Offensive Line, hinter der das Laufspiel nur an guten Tagen in die Gänge kommt, und einem fehlenden federführenden Wide Receiver als Sicherheitsoption. Killt der Gegner FSUs GamePlan, kommen Graupenspiele wie Virginia heraus.
Weil auch die Defense mit Verletzungen und Unbeständigkeit zu kämpfen hatte (CB Rhodes!) und mit DE Brandon Jenkins und FS LaMarcus Joyner nur zwei der vielen Talente eine wirklich gute Saison spielten, verortet man die größte Stärkte der Seminoles in der Special Teams mit einem guten Gespann aus Kicker und Punter und explosiven Leuten für die Returns.
Notre Dame kämpft weniger mit seiner Defense - diese ist um den athletischen LB #5 Manti Te'o wirklich hervorragend, wenn auch nicht spektakulär - als vielmehr mit einem antiseptischen Angriff. Knackpunkt: Der als Offensivgenie bekannte Head Coach Brian Kelly hat auch im zweiten Jahr noch keinen geeigneten Quarterback gefunden. Tommy Rees zerbröselt augenmaßgeschätzte acht von zehn Drives im Alleingang, während auch der mobile, junge Andrew Hendrix zuletzt gegen Stanford auf verlorenem Posten war. Das alles, obwohl Notre Dame mit WR Michaely Floyd (95 Catches, 1102yds, 8TD) und TE Tyler Eifert zwei großartige Waffen besessen hätte, die nach der Champ Sports Bowl wohl beide den Weg in die NFL einschlagen werden.
Washington - Baylor: RG3! RG3!
Alamo Bowl aus San Antonio/Do/Fr 03h auf ESPN America
Hype! Hype! Wir sehen den taufrischen Gewinner der Heisman Trophy, Baylors fabulösen QB Robert Griffin III, Codename "RG3", der Mann, der die kleine Baptistenuni Baylor auf die Landkarte der Relevanz gebracht hat. Ich bin wirklich nicht so schnell zu begeistern, aber: Ein schwarzer Scrambler vor dem Herrn mit einem Wurfarm vor dem Herrn, ein Sympathieträger und olympiawürdiger Hürdensprinter - Griffin gehört zu der Kategorie Sportler, denen man den Erfolg ja gerne vergönnt: Einst von sämtlichen großen texanischen Universitäten rekrutiert für alle möglichen athletisch herausfordernden Positionen - Defensive Back, Running Back, Wide Receiver - aber nur einer wollte Griffin als Quarterback: Houston Coach Art Briles. Griffin sagte zu. Als Briles kurzfristig im Dezember zu Baylor wechselte, ging im Schlepptau auch Griffin mit nach Waco, um seinen Traum vom College-Quarterback zu erfüllen - ein Traum, der möglicherweise aus Vorbehalten gegenüber dem "schwarzen Quarterback" an renommierteren Universitäten unmöglich gewesen wäre.
2010 war schon stark, aber 2011/12 war spektakulär. Griffin gewann das beste CollegeFootball-Spiel des Jahres zum Saisonauftakt gegen TCU 50-48, u.a. dank eines Catches im finalen Drive, und zertrümmerte gegen Saisonschluss mit großartigen Leistungen die Granden Oklahoma und Texas fast im Alleingang. Schlüsselmoment vielleicht dieser Wunder-Spielzug für WR Kendall Wright gegen die Sooners:
Allein, dass ein Mann von seiner so kleinen Uni wie Baylor die Heisman Trophy gewinnt, sollte die Bedeutung des Mannes unterstreichen - allein: Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Spieler wie RG3, die im Dezember einen Marathon an Ehrungen durchmachen, in der Bowl Season dazu tendieren, ausgelaugt zu sein und die immensen Erwartungen eher etwas zu enttäuschen.
Deshalb sollte man die Washington Huskies nicht unterschätzen - auch sie haben einen möglicherweise bald NFL-reifen Quarterback in Keith Price, der den großen Leader Jake Locker (nun Tennessee Titans) nahtlos ersetzte und gemeinsam mit dem brachialen RB Chris Polk und dem heuer etwas enttäuschenden WR Jermaine Kearse ein starkes Offensiv-Trio bildet.
Also: Zwei Offensivfeuerwerkskörper gegen jeweils sperrangelweit offene Scheunentore namens "Defense". Können wir von einem Over/Under von 80 ausgehen?
Aufrufe: 3111 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 14 | Erstellt:26.12.2011
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KOMMENTARE
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30.12.2011 | 12:06 Uhr
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korsakoff :
Ich bin jetzt mit der Aufzeichnung von Baylor-Washington durch. Wer Fan von Defenses ist, sollte nicht einschalten. Wer hingegen Feuern aus allen Kanonen sehen möchte, sollte sich das noch anschauen. Wohltuende Abwechslung.
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30.12.2011 | 01:09 Uhr
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30.12.2011 | 00:22 Uhr
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29.12.2011 | 22:55 Uhr
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@Korialstrasz: Notre Dame wird immer gehypt. Notre Dame gilt seit der übernahme von Brian Kelly auch wieder als richtig salonfähig, allein Kelly hat seinen QB noch nicht gefunden. Spätestens nächstes Jahr wird der BCS-Trubel wieder losgehen, bis Notre Dame wieder beweisen wird, die ganze Aufregung nicht wert zu sein.
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29.12.2011 | 22:36 Uhr
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29.12.2011 | 20:32 Uhr
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Generell ist das Spiel dennoch für mich das Duell der Enttäuschten. Was wurde Notre Dame, mal wieder, gehyped. FSU hatte sich sicher auch einen BCS Bowl erhofft.
Schöner Blog, spannend wirds!
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28.12.2011 | 11:23 Uhr
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V3N0M :
Stark! Werd ich auch dieses Jahr wieder die interessantesten Bowls nicht aus Unwissenheit verpassen müssen. Thx Korsakoff!
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