Bumm Bumm Bumm.... immer wieder hämmern die Trommelstöcke auf das gespannte Naturfell der Trommel... Bumm Bumm... jeder Schlag hallt wieder und wieder durchs voll besetzte Stadion.. Bumm Bumm Bumm Bumm Bumm.........
-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Es ist das Jahr 1977, als Ethem Özerenler erstmals am Bökelberg auftaucht. Mit seiner Trommel...
Von da an lebte er 25 Jahre lang für die Samstage, an denen er die Borussia zum Sieg trommeln wollte.. den Spielrhythmus mit seiner Trommel vorgeben wollte, zusammen mit der Elf, die auf dem Rasen stand, im Mittelpunkt stehen wollte.
25 Jahre, in denen er weit über den Niederrhein hinaus bekannt sein sollte als MANOLO!

Im Jahre 1968 emigrierte der gebürtige Türke nach Deutschland. Hier arbeitete er in einer Spinnerei.
Irgendwann zog es ihn zur Borussia ins Stadion... Samstag für Samstag... doch es fehlte etwas. Richtige Stimmung! Schließlich kam er aus der Türkei, was dort los war!!
Also brachte er irgendwann eine Trommel mit. Er wurde der erste "Einpeitscher" in der Bundesliga, und nicht viel später hatte Manolo seinen eigenen Platz.
Auf dem Zaun, Block 16, in der Nordkurve!
Das was heute die Vorsänger der Ultras sind, war Manolo von 1977 bis 2002, sozusagen der Vorreiter dieser heutigen Fankultur.
Seither war er immer da, Manolo braucht sich keine Eintrittskarte zu kaufen, auch die Auswärtsreisen brauchte er nicht zu bezahlen.
Er war einfach Kult. Eine Rolle spielte dabei auch, dass das Fernsehen ihn irgendwann entdeckt hatte.
Manolo konnte tasächlich mit dem Medium Fernsehen spielen. Seit seinem ersten Fernsehinterview, mitten in der Halbzeit eines Bundesligaspiels, tat er Dinge, die man heute gar nicht mehr tun KÖNNTE.
Er lief mit seiner Trommel auch mal durchs Stadion, animierte sämtliche Fans (auch die eher leisen --heute würde man sie wohl Eventfans nennen), mit seinem BummBumm Bum Bum...
Dann wieder setzte er sich ganz in die Nähe des Gästetrainers und trommelte so penetrant, dass dieser kurz vorm Nervenzusammenbruch stand.
Auch bei Auswärtsspielen setzte sich Manolo auf den Zaun und trommelte dort, wo es eben ging. Und er hatte die Gladbachfans hinter sich, keine Chance für die heimischen Ordner, ihn dort wieder runter zu holen.
Meist wurde das aber gar nicht versucht, denn Manolo genoss auch in den gegnerischne Stadien durchaus Anerkennung und einen gewissen Kultstatus.

Vielleicht sogar mehr als in den eigenen Reihen... Nicht möglich? Nun, vielleicht doch.
Denn sein Ruf unter Gladbacher Fans war durchaus nicht NUR gut.
Er kam eben, um zu trommeln...
Wenn Gladbach ein Tor gelang und man fragte Manolo, wer es denn geschossen hat, zuckte er nur mit den Schultern.. er trommelt halt nur.
Er war auch der Meinung, dass er mit seinem Rhythmus das Spiel der Borussia beeinflußen konnte...: Bestimmter Rhythmus: Attacke... ein anderer Rhythmus: Achtung, zurückziehen.
Freilich, diesen Teil der Geschichte darf man durchaus mit einem Augenzwinkern betrachten.
Fakt ist aber, das Manolo über allem thronte.. er war eben auch ein eigenwilliger Charakter.
Einen zweiten Trommler neben sich dulden? No way!

Es war im Jahr 1987, da betrat ein gewisser Bernd Geschwind, seines Zeichens Gladbachfan und 1985 das erste Mal auf dem Bökelberg, das Stadion.. und stellte sich in den Block 15, schräg hinter Manolos Stammplatz. MIT TROMMEL!!
Und so entwickelte sich daraufhin das Ganze dann:

(Auszug aus einem Interview mit B.Geschwind, 11Freunde, vom 10.11.2012) :

---------------------------------------------------------------------------------------------------

Bernd Geschwind, wieviel Kraft hatte Manolo in den Armen?
Eine Menge. Kleiner Mann, große Wirkung. Die Backpfeife, die er mir damals gegeben hat, war nicht von schlechten Eltern. Danach musste ich mich erstmal orientieren.
Keine Chance, dem Schlag auszuweichen?
Nein, Manolo kam von hinten. Er stieg vom Zaun, ging in der Westkurve raus, kam zur Nordkurve wieder rein und dann bis Block 15, zu mir. Ich hatte nichts mitbekommen und spähte zum Spielfeld. Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter, ich drehe mich um und habe eine sitzen. Keine Chance.
Geohrfeigt von Manolo, der Gladbacher Fanikone. Sie gaben kein Backenfutter retour?
Ich war völlig perplex und taumelte zurück. Manolo bellte wütend: Hier nur ich trommeln! Dann schoben uns beistehende Fans auseinander. Hätte ich zurückgewatscht, wäre es sehr ungemütlich geworden. Hinter Manolo hatten sich ein paar kräftige Jungs aufgebaut.

------------------------------------------------------------------------------------------------
Geschwind trommelte dann trotzdem, hauptsächlich bei Auswärtsspielen, später wurde er auch von Manolo bei Heimspielen akzeptiert. Den Fans gefiel das Trommeln Geschwinds letztendlich sogar besser, jedenfalls vielen von ihnen. denn Geschwind lies sich auf die Fans ein, trommelte zu den Fangesängen. Das hatte Manolo nie gemacht. Bei ihm blieb es beim einfachen BummBummBumm...
Beide haben wohl nie nebeneinander, zusammen getrommelt. Aber kolportiert wurde, dass sie irgendwann sogar mit einem kühlen Bier angestoßen haben sollen. Nun ja, in jedem Fall ein Teil der vielen Geschichten, die sich um Manolo ranken.
Als 1999 Gladbach zum ersten mal in die 2.Bundesliga abstieg, kam Manolo erstmal nicht mehr ins Stadion. Ein Zug, den ihm viele Anhänger der Borussia übelnahmen.

Im Jahr 2002 war es dann endgültig vorbei mit dem Trommeln, Anzeichen von Demenz und Diabetes schwächten ihn so sehr, dass er das Trommeln aufgeben musste. Ethem Özenrenler kam in ein Pflegeheim, wo er am 30.04. 2008 verstarb. Den Wiederaufstieg seiner Borussia ins Oberhaus bekam er nicht mehr mit. Als er endgültig nicht mehr im Stadion auftauchte, wurde abgestimmt und entschieden, dass sein Platz im Block 16, Nordkurve, Sitzschale auf dem Zaun leer bleiben soll! Es gab keinen Manolo 2.
Viel Aufmerksamkeit bekam der ehemalige Trommler nicht mehr von den Fans der Borussia, seit er nicht mehr im Stadion saß, sondern in einem Pflegeheim, wo es ihm immer schlechter ging.

Er bekam wohl ab und an mal ein paar Pakete, kleine Geldspenden .. Mitglieder des Fanprojekts begleiten ihn kurz vor dessen Abriss sogar noch ein letztes Mal zu seiner alten, langen und intensiven Liebe: dem Bökelberg. Das war es dann aber auch schon mit der Aufmerksamkeit. Im Pflegeheim lag eben Ethem Özerenler, der Emigrant aus der Türkei... und nicht MANOLO, der Trommler-- denn den kannte man. Ethem Özerenler kannte niemand.

Seine Trommel soll im BorussenMuseum einen festen Platz finden, allerdings ist dessen vorraussichtliche Eröffnung erst auf 2015 datiert.

--------------------------------------------------------------------------------------------



Wer oder Was ist nun dieser Manolo?

Mythos? Fußballgeschichte? Melancholische Erinnerung?
Für mich persönlich wird Manolo immer einer der Gründe sein, weshalb ich 1984 Gladbachfan geworden bin.

Und er ist für mich Erinnerung, an die Zeit, als man in der Sportschau einen Spielbericht der Gladbacher nur mit diesem immer wiederkehrenden Bumm-Bumm BummBummBumm im Hintergrund erleben konnte...

Und die Tatsache, dass wir so einen Mann wie Manolo in unseren Reihen hatten damals, macht mich auch ein Stück weit stolz.

R.I.P Manolo