Es gibt Teams, die auf der Zielgerade reihenweise Titel verspielen.
Es gibt Vereine, die durch merkwürdige Entscheidungen um Titel
gebracht wurden.
Doch es gibt nur einen Verein, der auf seinen Titel verzichtet hat.

Der HSV 1922

Sportlich waren Nürnberg und Hamburg in der Qualifikation
zur Meisterschaftsendrunde gescheitert.
Nürnberg wurde jedoch als Titelverteidiger zugelassen und der
HSV war als Norddeutscher Meister für die regionale Endrunde
qualifiziert, die er dann gewann.
Auch in anderen Verbänden gab es Unregelmäßigkeiten und
Proteste. So erreichte Arminia Bielefeld die Endrunde, obwohl
man das Entscheidungsspiel gegen den Kölner BC verloren hatte.
Grund dafür war der Protest des Essener Tb gegen die Wertung
eines Spiels der Vorrunde.
Auch die Teilnahme des Baltischen (Stettin) und des Südostdeutschen
Vertreters (Viktoria Forst) war umstritten.

Da also fünf der acht Endrundenvertreter zumindest mit Geschmäckle
Qualifiziert waren, verwundert es nicht, dass mit Hamburg und
Nürnberg zwei Vereine aus dieser Runde das Finale bestritten.
Am 18.Juni 1922 war es denn so weit, das große Finale fand
in Berlin statt.
Es fand jedoch kein Ende.
Gemäß Satzung wurde damals bis zur Entscheidung gespielt
und die wollte nicht fallen. So wurde das Finale nach 183 Minuten
wegen einsetzender Dunkelheit abgepfiffen und die Entscheidung
vertagt.
Warum das Wiederholungsspiel erst sieben Wochen später angepfiffen
wurde entzieht sich meiner Kenntnis.....
Man munkelt von einer verloren gegangenen E-Mail......


Um die Victoria wurde gespielt

6.August 1922, Leipzig:
Nach Ablauf der regulären Spielzeit stand es 1:1.
Im Ausscheidungsrennen um die meisten Spieler auf dem Platz
lag der HSV mit 11:9 in Führung. Ein Nürnberger war verletzt und
ausgewechselt wurde damals noch nicht aber vom Platz gestellt wurde
und zwar ein weiterer Nürnberger.
Nachdem in der Verlängerung ein weiterer Nürnberg vom Platz geflogen
und noch einer erschöpft Zusammengebrochen ist pfiff der
Schiedsrichter Dr Peter (Peco) Bauwens das Spiel ab und der HSV
war Meister.
So dachte er, so dachte man....
Unklar ist, ob sich Herr Bauwens verzählt, oder ob er die Regeln
falsch interpretiert hat, klar ist jedoch, dass er das Spiel erst
hätte abpfeiffen dürfen, wenn eine Mannschaft nur noch sechs Spieler
auf dem Platz gehabt hätte.

Auf seiner Jahrestagung im November, also relativ zeitnah erklärte
der DFB den HSV zum Meister. Auf Grund Nürnberger Proteste,
der Süddeutsche Fußballverband soll sogar mit Austritt aus dem
DFB gedroht haben, wurde der HSV zum Verzicht auf die Meisterschaft
gedrängt.
Und er verzichtete.....
Zähneknirschend.


So sehen Sieger aus! Die Meistermannschaft von 1923
Wer diesen Geschichte als obskur oder Relikt der guten alten
Zeit abtut, der sei daran erinnert, dass es vor ein paar Jahren nicht,
oder nur schwer möglich war ein Tor aufzutreiben, oder ein Tor
gewertet und später wieder annulliert wurde.
Oder er schaue auf das "Lattentor" von Duisburg.