Dass Medien - vor allem in Deutschland - einen großen Einfluss haben, sollte bekannt sein. Den Berichten über ein "Todesspiel" gegen die USA muss man also anhängen, dass die Leute um mich herum beinahe ausgeflippt wären, da Deutschland ja ausscheiden können. Das einzig Tödliche war an jenem Abend das Spiel selbst, denn das war tödlich langweilig. Trotzdem gab es natürlich wieder Gewinner und Verlierer.
Gewinner des Spiels:
Unser Shooting Star Thomas Müller hat mal wieder getroffen! Nach einem fast schon untypischen WM-Spiel des Bayern-Stars ohne Treffer gegen Ghana, erzielte er gestern das siegbringende Tor in der zweiten Halbzeit mit einem sehenswerten Schuss aus ca. 20 Metern. Müller ackerte wie immer im Sturmzentrum, hatte zwar nicht allzu viele Großchancen, aber war mal wieder gnadenlos effektiv.
Mit Philipp Lahm konnte auch ein weiterer Akteur des FC Bayern München überzeugen. Der Kapitän der Nationalmannschaft geriet nach schwachen Auftritten in den ersten beiden Partien gegen Portugal und Ghana mit teils - ebenfalls untypischen - folgeschweren Fehlern in harsche Kritik und nicht wenige forderten, das Experiment mit dem 30-Jährigen im defensiven Mittelfeld aufzugeben, um ihn wieder auf seiner Stamm-Position als Rechtsverteidiger aufzustellen. Doch Lahm war von Anfang an hellwach, war zweikampf- und laufstark und leistete sich keine Fehler. Weiter so!
Wieder eingewechselt wurde Miroslav Klose, der nach seinem 15. WM-Tor gegen Ghana und dem damit eingestellten Tor-Rekord von Brasiliens Ronaldo gehörig Selbstvertrauen hatte. Dennoch fand er sich erstmals auf der Bank wieder, durfte dann aber im zweiten Durchgang sein Können zeigen. Klose schien überall zu sein; von seiner Verletzung keine Spur. Klose war sich wie immer nie zu schade, auch mal hinten auszuhelfen. Vorne hatte er wie Müller nicht unendlich viele Chancen, aber das ist wohl mehr dem Spiel geschuldet, als Klose selbst.
Verlierer des Spiels:
Sind wir ehrlich: umgehauen hat das Spiel niemanden. Es war ein Pflichtsieg gegen zweitklassige Amerikaner, mehr nicht! Verlierer finden sich in diesem Spiel sicherlich mehr als Gewinner, also mal los.
Zu allererst Mats Hummels. Gegen Ghana spielte er nach seiner kleinen Verletzung gegen Portugal noch richtig gut, gegen die USA offenbarte er aber wieder einige Schwächen, die von vielen aufgrund seiner Zweikampfstärke übersehen werden. Im Spielaufbau, die eigentlich zu seinen größten Stärken zählt, leistete sich der BVB-Star einige kleinere Patzer und auch sein Stellungsspiel war - fast schon traditionell bei Groß-Ereignissen - nicht immer optimal.
Auch das Herz des deutschen Spiels, die Achse Mesut Özil und Toni Kroos, war nie richtig im Spiel. Özil gefällt schon seit Wochen nicht mehr und knüpft bei der WM nahtlos an seine schwachen Leistungen im Trikot von Arsenal London an. Kroos, der bislang grundsolide agierte, hatte gestern ebenfalls keinen Geistesblitz. Dass das Spiel so träge und schlussendlich ziemlich langweilig war, lag eben einfach daran, dass die beiden Mittelfeldspieler ihre Mitspieler nicht richtig in Szene setzen konnten.
Er kam, er sah, er spielte! Lukas Podolski wurde für Mario Götze in die Startaufstellung beförderte und spielte so schlecht, dass er nach 45 Minuten schon wieder runter musste. Von seiner Top-Form aus der Vorbereitung war nichts mehr zu sehen, sinnbildlich hierfür war ein Volley in der Anfangsphase, der sein Ziel meilenweit verfehlte. Götze spielte zwar gegen Portugal und Ghana nicht schlecht, aber dennoch musste er gegen die Amerikaner 90 Minuten auf der Bank Platz nehmen. Doch nach diesem Spiel von "Prinz Poldi" ist davon auszugehen, dass er bald wieder in die erste Elf zurückkehren wird.
Überraschung des Spiels:
In diesem Spiel ist es schwierig, eine Überraschung festzumachen, weil eben kaum etwas passiert ist ... Am meisten hat mic hat mich überrascht, dass Miroslav Klose zu Beginn auf der Bank saß. Nach seinem extrem starken Spiel gegen Ghana, in dem er in 20 Minuten Einsatzzeit das Spiel komplett zum Guten veränderte, hatte er gewaltig Oberwasser und konnte seine starke Form wenigstens in der zweiten Halbzeit auf den Platz bringen, als er für Lukas Podolski eingewechselt wurde. Konkurrent Thomas Müller macht seine Sache im Sturmzentrum aktuell sicher richtig gut, allerdings würde Joachim Löw auch nichts falsch machen, wenn er Müller nach rechts und Klose ins Zentrum stellen würde. Wer sollte dafür auf die Bank? Na klar, Mesut Özil!
Unwort des Spiels:
"Das ist ein echtes Todesspiel!" Selten waren Vorberichte so nervig, wie gestern. Da hat eigentlich nur noch Bela Réthy als Kommentator gefehlt ... Durch das 4:0 im Auftaktspiel gegen die Portugiesen hatte sich die DFB-Auswahl eine Ausgangssituation geschaffen, die es eigentlich unmöglich gemacht hatte, auszuscheiden. Selbst mit einer knappen Niederlage (denn sind wir ehrlich: gegen die USA verlieren wir in dieser Besetzung selbst am schlechtesten Tag mit nicht mehr als einem Tor), hätten sowohl die Ghanaer, als auch die Portugiesen (vor allem die!) einige Tore gebraucht, um uns noch zu verdrängen. Mit einem Sieg und einem Unentschieden gegen die zweitklassigen Amerikaner, deren Team zum Großteil als Alt-Stars und Reservisten aus den größeren europäischen Ligen besteht, wäre Deutschland Gruppensieger und so ist es wie bekannt ja auch gekommen. Damit bleibt es auch dabei: noch nie schied eine deutsche Mannschaft in der Vorrunde aus!
Im Achtelfinale wartet Algerien!
Sagt man das nur so, weil es "alle" sagen, oder hat man das an den Spielen fest gemacht?
Natürlich haben die Amerikaner eine sehr leichte Quali-Gruppe gehabt und hatten gegen Ghana kein gutes Spiel und auch gegen Deutschland waren sie harmlos. Ich ging ebenfalls von einem schwachen Team USA aus, aber nur bis zum Portugal Spiel. Denn hier haben die Amis wirklich guten Fußball gegen nicht allzu schwache Portugiesen gezeigt.
So hätten sie wahrscheinlich auch am Donnerstag gegen Deutschland gewonnen.
Was Klinsmann mit dem Verband in kurzer Zeit gemacht hat, wird man spätestens während der übernächsten WM sehen.
Deutschland war doch seit Ende der 90er bis 2006 bei weitem kein Schwergewicht. Das Finale 2002 war eher durch Glück erreicht worden.
Ich denke wir haben die heutigen guten Standards beim DFB unter Anderen vor Allem Klinsmann zu verdanken. Und er wird sicherlich auch in der USA für einen Wandel sorgen.
Einzig allein bei der Szene am gegnerischen Strafraum (auf dem Weg zu Eckpfahne) als er einem gegnerischen Abwehrspieler auswich, war ich ein bissl enttäuscht. Der mögliche Torschuß von ihm, kam nicht von ungefähr.
Gefallen hat mir gestern BS, Kroos, Boa, Klose, Neuer und Merte. Özil durch seinen Einsatz auch.
Irgendwie waren gestern neben Höwedes auch Hummels etwas neben der Spur. Hummels hatte zwar die eine gute Szene, aber wirkte nicht so überlegen wie sonst.
Ansonsten, waren es schwere Bedingungen, die das Spiel komplett boykottierten. Also mussten eingeübte Spielzüge, Standards und Kampf das Spiel entscheiden.
Wenn der Einsatz nicht gestimmt hätte, wäre die USA schnell gefährlich geworden. Obwohl ich Todesspiel auch für übertrieben halte, war das Spiel schwerer, als es für den Zuschauer aussah. Es waren die Deutschen, die durch ihre Souveränität für empfundene Langeweile sorgten. Jedoch war das auch der Schlüssel zum Sieg.
Man schaue sich nur das "Powerplay" an, welches auf einmal aufgezogen werden konnte, weil man den Gegner im Griff hatte.
Just my 2ct
Klose fand ich jetzt auch nicht so umwerfend, viele Impulse nach vorne brachte er auch nicht.
Selbst Müller hing weitestgehend in der Luft, war dann aber im entscheidenden Augenblick da.
Ich weiß, ich weiß, ich bin voreingenommen, aber der klare Gewinner des Spiels war mMn Schweinsteiger. Einige tolle Diagonalbälle, viele gelungene Seitenverlagerungen, ungemein ballsicher und, was vorher niemand glauben wollte, durchaus spritzig in seinen Bewegungen und im Antritt. Er tat dem deutschen Spiel äußerst gut und gab seinen Kritikern mal wieder die passende Antwort.
Verlierer des Spiels Toni Kroos und Mesut Özil? Sehe ich auch anders.
Das zentrale Mittelfeld war der am besten funktionierende Mannschaftsteil. Man hatte zu fast jeder Zeit Kontrolle über den Ball und ließ diesen gefällig zirkulieren. Das war einmal mehr auch Toni Kroos' Verdienst. Er war zwar vielleicht nicht so dominant wie zuletzt, aber immer noch einer der Besseren. Die großen Geistesblitze sollte man von Kroos nicht unbedingt erwarten. Das ist nicht sein Spiel. Das ist auch bei Bayern nicht unbedingt sein Metier.
Özil fand ich auch ok. Hatte einige gute Aktionen, aber auch nicht mehr. Das macht ihn aber nicht unbedingt zum "Verlierer des Spiels"
Verlierer des Spiels war für mich Lukas Podolski, den du ja auch als solchen deklarierst. Er hatte kaum Bindung zum Spiel, die völlig falschen Laufwege und konnte die Bälle Links kaum mal halten.
Er wurde vor dem Spiel vehement von vielen gefordert und lieferte absolut nichts.
Ich habe Löw oft in Schutz genommen. Dazu stehe ich nach wie vor. Aber wieso er Schürrle, der im DFB-Trikot ja regelmäßig aufblüht, bis dato so sträflich vernachlässigt, kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Schwächer als Poldi würde er es gewiss nicht machen.
Komisch, ich habe ihn irgendwie ab der 76. Minute durchs Bild laufen sehen...
Mehr muss ich über die Qualität dieses Blogs nicht sagen