Der Klassiker



Red Sox gegen Yankees, Patriots gegen Jets, Boston gegen New York City! Die Rivalität der beiden Ostküstenstädte ist legendär. Mit den Boston Celtics und den New York Knicks treffen in der ersten Runde der diesjährigen Playoffs die einzig übergebliebenen Gründungsmitglieder der NBA aufeinander. Es ist ein Duell, das so alt ist wie die NBA selbst. Zum ersten Mal seit 21 Jahren bekämpfen sich die beiden Traditionsfranchises wieder in den Playoffs. Ganz egal wie die Teams drauf sind, Action ist in diesem Matchup fest eingeplant.


Wie lief die Regular Season?
Wechselhaft. Die "neuen" New York Knicks um ihren vor der Saison verpflichteten Superstar Amare Stoudemire starteten schlecht, gewannen gerade einmal acht ihrer ersten elf Spiele und schienen noch nicht richtig zusammenzupassen. Danach ging es aber bergauf. 13 der nächsten 14 Spiele gewannen die Knickerbockers, zwischen November und Dezember erzielte Amare in neun aufeinanderfolgenden Spielen mindestens 30 Punkte.
Die Celtics hatten zu dieser Zeit Mitte Dezember gerade einmal vier ihrer 27 Spiele verloren, starteten währenddessen eine 14 Spiele andauernde Siegesserie. Und das ohne Stamm-Center Kendrick Perkins. Shaq integrierte sich gut ins Team, Rajon Rondo verteilte Bälle wie der Osterhase Eier. Mit anderen Worten: Es lief. Fast die ganze Saison.
Vor Ende der Trade-Deadline im Februar gehörten sowohl die Knicks wie auch die Celtics zu den aktivsten Teams. Die Knicks schafften es tatsächlich nach endlosem Pressewirbel und nervigsten Gerüchten, Carmelo Anthony zu holen, während Boston den gerade erst wiedergenesenen Kendrick Perkins nach Oklahoma City schickte, um im Gegenzug Small Forward Jeff Green und Nenad Kristic zu erhalten.
Während die Knicks nach der Anthony-Verpflichtung ungefähr auf dem gleichen Niveau weiterspielten, erfolgte bei den Celtics seit dem Perkins-Trade ein Bruch. Vom ersten Platz der Eastern Conference mit einer Bilanz von 40 Siegen bei 14 Niederlagen fiel Boston auf den dritten Platz, gewann gerade einmal 15 der letzten 27 Spiele nach dem Trade. Die Spieler wirkten zuletzt ratlos, erschöpft und ohne Plan. Perkins guter Homie Rajon Rondo hat die Assistmaschine abgeschaltet und in den Keller gestellt, scheint seinen schwachen Zwillingsbruder aufs Feld geschickt zu haben. Die Neuzugänge sind so gut angekommen wie Guido Westerwelle auf dem letzten FDP-Parteitag. Die Form der Celtics stimmt bedenklich.

Wie liefen die direkten Duelle in der RS?

29. Oktober: Knicks @ Celtics: 101-105
Die große Nacht des Rajon Rondo. Mit 24 Assists stellt der Point Guard fast einen neuen Franchise-Rekord auf. Nur Bob Cousy legte in einem Spiel mehr Assists auf. Nebenbei erzielt Rondo 10 Punkte und holt 10 Rebounds. Triple-Double.

15. Dezember: Celtics @ Knicks: 118-116
In einem von Rivalität und Härte gekennzeichneten Spiel bringt Paul Pierce seinen Celtics in den letzten Sekunden mit einem Dreier über Amare Stoudemire den Sieg über die Jungs aus NYC. Crunchtime-Killer Pierce.

21. März: Celtics @ Knicks: 96-86
Freut euch auf die Playoffs! Die neu formierten Teams auf beiden Seiten liefern sich einen harten Kampf auf dem Parkett. Am Ende gehen Troy Murphy und Ray Allen bei Boston sowie Carmelo Anthony bei New York mit Platzwunden vom Feld. Wieder siegen die Celtics.

14. April: Knicks @ Celtics: 102-112
Bedeutungsloses Geplänkel. Beide Trainer schonen so kurz vor Saisonende ihre Stars. Top-Scorer des Spiels ist der junge Avery Bradley mit 20 Punkten. Wieder siegt Boston. Season-Sweep der Celtics über die Knicks.

Stärken & Schwächen
Der Mike DAntoni-Basketball hat sich über die Jahre kaum verändert. Dessen Stärken und Schwächen sind hinlänglich bekann. Fast schon mühselig wieder einmal alles aufzuzählen. Die Knicks machen durchschnittlich die zweitmeisten Punkte der Liga, mit Stoudemire (5.) und Anthony (3.) stehen zwei der absoluten NBA-Topscorer im Team, die Coachs Philosophie bestens umsetzen können. Gerade von Downtown und von der Freiwurflinie ist das Team stark. Offensiv sind die Jungs absolut vielseitig und sehr versiert. Einmal in Fahrt, können die Knicks jeden wegballern. Am anderen Ende des Feldes sieht das dann schon ganz anders aus. NY lässt die viertmeisten Punkte und die drittmeisten Rebounds zu. Der Gegner trifft im Durchschnitt 47 Prozent seiner Würfe gegen die Knicks. Außerdem haben die Knicks auf den großen Positionen (gemeint ist: Center) keine auch nur annähernd adäquaten Ersatz für STAT. Der Melo-Trade hat bislang auch kaum einen positiven Effekt gezeigt.

Dass die Celtics dagegen mit ihrem Frontcourt haushoch überlegen sind, ist lange nicht der Fall. Dank des Trades von Perkins und der Verletzung von Shaq herrschte gerade in letzter Zeit Notstand auf der 5. Die derzeitige Form ist scheußlich, der Spielmacher steckt im Tief und das Team wirkt nicht mehr so harmonisch und in sich gefestigt wie noch zu Beginn der Saison. Dennoch verfügen die Celtics über eines der qualitativ besten Teams, haben gleich mehrere Superstars, die sich ergänzen und wohl das erfahrenste Team der ganzen Liga. Eine Startformation mit Shaq als Center könnte gemeinsam auf 68 Jahre Erfahrung zurückblicken! Zum Vergleich, die Knicks: 39. Wenn irgendwer die Regeln der Playoffs verstanden hat, dann diese alten Herren.



Schlüsselduell
Pierce/Garnett gegen Anthony/Stoudemire. Abgesehen vom Duo James/Bosh gibt es in der Liga keine besseren Forward-Paare als diese beiden. Pierce und Anthony gehören in der Crunchtime zur Creme de la Creme der Liga. Clutch ist deren Zweitname. Pierce bewies es bereits in der Regular Season gegen die Knicks, Anthony in genügend anderen Duellen. Kevin Garnett hatte diese Spielzeit kaum mit Verletzungen zu kämpfen und gehört in der Defense immer noch zur absoluten Elite, während dies für Gegenüber Amare Stoudemire in der Offensive gilt. Schlägt die knallharte Celtics-D zu und hält die Knicks-Stars an der kurzen Leine oder ballern die beiden New Yorker Stars die Celtics aus der Halle?

Fazit und Tipp
Die Celtics stecken im Formtief, die Knicks sind sehr gefährlich. Doch wer Boston kennt, der weiß, dass in den Playoffs ein anderes Team auf dem Court steht, das zeigte nicht zuletzt die vorige Saison. Bei den Knicks blieb eine positive Wirkung des Melo-Trades auf dem Feld aus. Wenn sich die Celtics so präsentieren, wie sie es zu Beginn der Saison taten und Shaq wieder zurückkommt, sollten die Knicks keine Schwierigkeiten bereiten. Die Knicks müssen darauf hoffen, dass die Celtics weiter nicht in Fahrt kommen. Dann ist eine ähnliche Serie wie vor zwei Jahren gegen Chicago möglich. Ein Upset würde nicht dem Naturell des Celtics-Teams entsprechen. Letztendlich wird es leichter, als man denkt.
Boston in 5.