Wenn mich Leute damals gefragt haben, warum ich BVB-Fan geworden bin, tat ich mir schwer mit der Antwort. Ich habe einfach mit 4 oder 5 Jahren entschieden mein Herz diesem Verein zu schenken und habe es seitdem trotz Insolvenz, trotz möglichem Zwangsbstieg kein einziges Mal bereut. Dann kam die Meisterschaft 2011 und ich dachte, dass es nicht mehr viel größer gehen kann. Klopp war gekommen und hatte den Erfolg zurückgebracht. Die Fans, die Mannschaft - das hat immer gepasst. Oft am Rande des Erlaubten, im ständigen Clynch mit dem vierten Offiziellen und immer ein lockeren Spruch auf den Lippen. Klopp hat dem BVB den Spaß am Fußball wieder gebracht. Und das auf beeindruckende Weise. Dann kommt 2012 und ich habe es für utopisch gehalten, an eine Titelverteidigung zu glauben. Was kam, war das erste Vereinsdouble. Kann es noch größer werden?

Dieses Jahr hat der BVB in der Liga zu viele Punkte liegen gelassen, traf im DFB-Pokal zu früh auf den Rivalen und war ihm nicht gewachsen. Letzte Hoffnung Champions League. Die Todesgruppe mit spielerischer Leichtigkeit überrannt. Sensationel ins Achtelfinale eingezogen. Das erste Mal seit ich Fan bin. Egal, was jetzt passieren würde - diese Mannschaft hätte bewiesen, wozu sie fähig wäre - Ich war stolz. Es kommt Donezk. Es kommt Malaga. Es kommt Real Madrid.


Doch schlussendlich ist dieser Mannschaft keiner gewachsen. Das erste Finale seit dem Champions League Sieg 1997 und der Gegner, wie sollte es anders sein - FC Bayern München.

Ich sage immer gerne, dass der BVB sich wohl fühlt in der Rolle des "Underdogs" - leichter damit umgehen kann, nicht der Favorit zu sein. Und auch in diesem Spiel lag meine Hoffnung auf diesen Umständen. Auch auf Klopp, der sein Team hervorragend eingestellt hat. Die Taktik stimmt, der Wille stimmt. 30 Minuten gespielt und der große FC Bayern scheint planlos gegen wild aufspielende Dortmunder. Kann es sein? Kann es sein, dass der BVB erneut siegen wird?

Die 60. Minute - Weidenfeller kann Robbens Pass nicht verhindern, Schmelzer rutscht vorbei. 0:1 und plötzlich scheint die Hoffnung verloren. Ein Tor aufholen - ist das nach diesen furiosen ersten 30 Minuten überhaupt möglich?

War es. Ilkay Gündogan, ohnehin einer der Spieler der Saison beim BVB muss Nerven aus Drahtseilen haben, als er den Elfer locker einschiebt.

Es folgt zittern, bangen und letztendlich die Enttäuschung. Kein Malaga 2.0. Kein Sieg. Kein Champion. Nur Platz 2, aber wer will im Finale schon Zweiter sein?

Ich sehe einen Marco Reus, am Ende seiner Kräfte - die Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Einen Roman Weidenfeller, der erneut Großes geleistet hat und am Ende nur die Nr.2 bleibt. Trotz grandioser Taktik in den ersten 30 Minuten, trotz Kampf und trotz absolutem Wille.

Doch für mich sind die Dortmunder keine Verlierer eines Endspiels. Diese Saison hat gezeigt, dass der BVB zurück ist. Als einzige Mannschaft in der Champions League KO-Phase haben sie den Bayern paroli geboten. Gekämpft, gebissen bis zur letzten Minute. Sie wurden nicht abgeschossen, wie etwa der FC Barcelona oder Juventus Turin. Sie waren niemals chancenlos. Was am Ende bleibt, ist anfängliche Enttäuschung, die sich mit dem Gefühl vermischt, dass diese Mannschaft am Anfang ihrer Entwicklung steht. Diese Mannschaft wird zurückkommen, auch wenn Mario Götze und Robert Lewandowski dieser großartigen Truppe, dem außergewöhnlichen Trainer und den umwerfenden Fans den Rücken kehren. Andere werden ihre Plätze einnehmen. Die Zeit des Understatements mag vorbei sein, aber 3 Jahre werden gereicht haben, um die Jungs auch als Favorit Spiele gewinnen zu lassen.
Es war ein großartiges Spiel mit einem überwältigenden FC Bayern, der nach der Niederlage im letzten Jahr verdient triumphiert. Doch der BVB war phänomenal. Keine 25 Punkte Kluft, kein Viertelfinal-Aus im DFB Pokal. Ein Finale auf Augenhöhe - bis zum Schluss.
Vor dem Finale hieß es, dass der BVB nur gewinnen kann, weil man im CL-Finale steht. Trotz der Tränen, trotz der Niederlage - jetzt weiß ich, dass der BVB kein Verlierer dieses Endspiels ist.
Dieses Jahr mag es nicht gereicht haben, aber nächstes Jahr beginnt erneut die Suche nach dem 1997 verlorenen Henkelpott.

Gerade einmal acht Jahre nach der gerade abgewandten Insolvenz, steht der BVB wieder in einem europäischen Endspiel - Wie könnte ich stolzer sein?