06.10.2010 um 19:57 Uhr
Geschrieben von Maulwurfen
BP: Wie ein zweiter Geburtstag
Die Älteren werden sich daran bestimmt noch erinnern können, doch so manchem Jungen User könnte dies noch unbekannt sein. Da Flipps das Lebenswerk des Uli Hoeneß schon wunderbar geschildert hat, möchte ich euch heute ein dunkles Kapitel seines Lebens schildern.
17. Februar 1982. Dieses Datum steht wie ein zweiter Geburtstag für Uli Hoeneß. Auf dem Flug zum Länderspiel Deutschland vs. Portugal stürzt die Maschine beim Versuch einer Notlandung in der Nähe von Osterwald (Kreis Hannover) ab. Als einziger überlebt er diesen grauenvollen Absturz schwerverletzt.
Toni Schuhmacher sagt später einmal über diesen Vorfall:" Er muss eine ganze Mannschaft als Schutzengel gehabt haben ". Wenn man die Bilder der Unglücksmaschine sieht, kann man es nicht glauben, das jemand da lebend rausgekommen ist.
Gerade der Blog von Flipps hat gezeigt, was Uli Hoeneß aus dem FC Bayern München gemacht, ja wie er seinen Klub wie manche gerne behaupten in Europas Spitze führte. Das hätte mit einem Schlag jäh beendet sein können.
Chronik des Geschehens
Die Uhr zeigt 18:18 Uhr an, als Uli Hoeneß in die Maschine des Typs Piper-Seneca steigt und den rechten hinteren Sitz belegt. Wie er später in einem Interview sagt, der einzige Platz in dieser Maschine, an dem er überleben konnte.
Kurz vor 20 Uhr leitet der erfahrene Pilot Wolfgang Junginger, mit der Erfahrung von über 2000 Flugstunden, den Landeanflug ein. Die Landebahn 09 wird ihm von einem Fluglotsen zugewiesen.
Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf, Wortfetzen werden übermittelt, "Engine trouble", ein Triebwerk war ausgefallen.
Um 20:07 Uhr kann die deutsche Luftraumüberwachung die Maschine nicht mehr mit dem Radar erfassen.
Ein Wink des Schicksals
Bei der späteren Untersuchung können die Ermittler den Unfallvorgang rekonstruieren. Demnach streift die Maschine eine Baumkrone bei der versuchten Notlandung, als danach die linke Tragfläche abbrach und ein großes Loch in die Maschine riss. Da Uli Hoeneß nicht angeschnallt war, weil er schlief, wurde er beim Aufprall aus der Maschine geschleudert.
Mit an Bord waren ein Münchner Verleger und die beiden Piloten. Der Pilot galt als besonders besonnen und erfahren. Doch diese drei Personen verstarben leider bei diesem Unfall. Sie konnte man erst 18 (!) Stunden nach dem Unglück bergen. Eigentlich sollte ein weiterer Passagier dem Flug beiwohnen. Verleger Naumann, der später einmal die Geschicke des Hamburger Sportvereins als Präsident leiten sollte, sagte kurz vor dem Start ab.
15 Kilometer von der Landebahn entfernt entdeckte Maschinenbau-Ingenieur Karl-Heinz Deppe ein Hobby-Förster, der durch sein Jagdrevier lief, den verletzten Hoeneß. Laut seinen Aussagen bibberte dieser vor Kälte und flehte um Hilfe. Seine gesamte Kleidung sei zerfetzt gewesen, aber das Schlimmste war für ihn der Anblick des überall blutverschmierten Bayern-Managers. Deppe trug den Verletzten zu seinem Wagen, um ihn schnellstmöglichst in ein Krankenhaus zu bringen, doch er blieb mit dem Wagen im Moor stecken und war gezwungen, das nahe gelegene Dorf aufzusuchen und einen Krankenwagen zu rufen.
Kurz vor 23 Uhr wurde Hoeneß ins Krankenhaus eingeliefert, 2 ½ Stunden nach dem Absturz. Nach dem Schlusspfiff des Länderspiels wurden in Hannover Kalle Rummenigge und Paul Breitner über dieses Ereignis in Kenntnis gesetzt. Sofort machten sich beide auf den Weg ins Krankenhaus. Während Breitner ungeduldig im Krankenhaus rauchend umhertigerte, sank Rummenigge weinend auf eine Couch. Gegen Mitternacht überbrachte dann der Chefarzt die Diagnose: Arm-, Bein- und Rippenbrüche. Neben einer Lungenquetschung wurde ebenfalls noch eine schwere Gehirnerschütterung festgestellt. Doch strahlte der Arzt Zuversicht aus, da nicht operiert werden müsse und sein Zustand den Umständen entsprechend stabil sei. Keine Lebensgefahr.
Doch Paul Breitner wich ihm nicht von der Seite und wachte über den Uli die ganze Nacht, gekleidet in einen weißen Arztkittel.
Am Morgen traf Hoeneß Frau Susi im Krankenhaus ein, doch die erste Frage des Managers, die er an seine Frau richtete, war wie das Länderspiel ausgegangen wäre. Tja, der liebe Uli, nur Fußball im Kopf.
Eine Woche nach dem Unfall, wurde Hoeneß in die Münchner Klinik Großhadern verlegt. Sein Büro war dagegen nicht verwaist. Kein geringerer als Breitner wachte wie ein Schießhund darauf, das keiner sich in Uli`s Reich breit machte. Manche behaupteten, dass er es bis aufs Blut verteidigt hätte. Ein Erlebnis wovon Uli Hoeneß heute noch sagt:" Das hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Eben eine Freundschaft fürs Leben."
In einem Interview gibt Uli Hoeneß einige Einblicke in diesen Alptraum. Er erinnert sich nicht gerne an dieses Ereignis, aber wer würde dies auch gern tun. Als er zu sich kam im Krankenhaus, wurde im bewusst, das er als Einziger überlebt hatte, trotz der schweren Verletzungen die er erlitten hatte.
Es seien Freunde und gute Bekannte bei diesem Absturz ums Leben gekommen. Vom Unfall selbst habe er nichts mitbekommen. Und das er sich gerade auf diesen Platz gesessen hatte, war purer Zufall.
Auf die Frage, ob dieses Unglück Veränderungen in seinem Leben brachte oder er ein ganz anderer Mensch geworden sei, antwortete er, danach ja. Doch mit immer weiterem Abstand zu diesem Unglück holt dich das Geschäft wieder ein und du verfällst wieder in die alten Muster, so die Antwort unseres Präsidenten. Dies hat aber auch geholfen, das Geschehene besser zu verarbeiten und wieder ein Stück Normalität einkehren zu lassen.
Was wäre wohl aus dem FC Bayern geworden ohne den Uli? Müßig darüber diskutieren zu wollen, denn es ist wie es ist. Zum Schluss noch die Antwort unseres lieben Bratwürstl-Hersteller ob er noch gerne fliege, war die Antwort:" Ich fahre lieber mit dem Zug, ist gemütlicher ".
Wegen der Urheberrechte am Bildmaterial, füge ich den Link von Google hier ein, wo ihr euch die Bilder anschauen könnt. Falls jemand die Bilder sehen möchte.
Bilder dieses schweren Absturzes
Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus. Marie von Ebner-Eschenbach
Aufrufe: 13164 | Kommentare: 27 | Bewertungen: 36 | Erstellt:06.10.2010
ø 9.5
KOMMENTARE
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07.10.2010 | 21:55 Uhr
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Lufdbomp : wieder mal
ein toller Blog, wobei ich von maulwurfen ja nix anderes gewohnt bin .Zum Thema:
Es ist ja allgemein bekannt (auch wenn es viele Nicht-Bayern-Fans nicht zugeben wollen), daß Hoeness ein sehr sozial eingestellter Mensch ist, der hilft, wann immer Hilfe benötigt wird.
Könnte es sein, daß dieses tragische Erlebnis unmittelbar damit zusammen hängt?
Hat er sich zu diesem möglichen Zusammenhang mal geäußert`?
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07.10.2010 | 20:05 Uhr
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Nur mal nebenbei,wie ging das Spiel denn aus?
Zum Schluss noch die Antwort unseres lieben Bratwürstl-Hersteller ob er noch gerne fliege, war die Antwort:" Ich fahre lieber mit dem Zug, ist gemütlicher ".
Zug fahren ist heutzutage fast noch gefährlicher als Fliegen und viel langsamer.
Ich persönlich würde aber nach so einem Absturz mir auch Gedanken machen, ob ich nochmal fliege. Allein das Trauma. Ich habe eine Narbe, weil ich einen Boomerang an die Stirn bekommen habe, seitdem habe ich nie wieder Boomerang geworfen.
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07.10.2010 | 17:47 Uhr
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Vfler91 : Super Story spox
das das so heftitg nwar wusst ich echt garnich, man kann ja viel über den hoeneß sagen, weiß gott nicht immer tolles, aber eines kann man auf jeden Fall sagen, er hat den Fußball ind GANZ DEUTSCHLAND weiter gebracht und auch erfolgreicher gemacht.
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07.10.2010 | 17:00 Uhr
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ploy :
immer wieder derb, sich diese geschichte vor gerührte augen zu holen. meine fresse. "Da Uli Hoeneß nicht angeschnallt war, weil er schlief, wurde er beim Aufprall aus der Maschine geschleudert."
das ist ein zynisches schicksal: regelkonform heißt manchmal auch tot. ich denke, der unfall hat dem ulli mehr gegeben als man begreifen kann, das läuft ja unterbewußt, in tiefster hinterkammer und doch bei jeder entscheidung. das ist definitiv ein bauklötzchen im system hoeness und auf morbide weise teil jener extravaganz, die ein nerlinger nicht im ansatz erreichen wird. auch wenn das jetzt gemein klingt, doch das leben an der spitze ist eine sache grösster ambivalenzen.
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07.10.2010 | 14:28 Uhr
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Torres9 :
@ uglugs Das erste was Hoeneß wissen wollte nachdem er im Krankenbett aufgewacht ist war "wie haben wir gespielt?"
Nachdem er die Geschichte gehört hat, war es ihm ein dringendes Bedürfnis, den Retter und das drum herum kennenzulernen und sich zu bedanken.
Er gilt ja gemeinhin als sehr dankbarer Mensch der viel an das Wohl anderer denkt.
Die Genesung und die Bekämpfung des Traumas hat natürlich länger gedauert
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07.10.2010 | 14:19 Uhr
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07.10.2010 | 14:16 Uhr
-2
uglugs :
Hmm ok da muss ich mich entschuldigen. Vll. lagen zwischen dem Unfall und der vollendeten Genesung auch nur 2 jahre.
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07.10.2010 | 14:11 Uhr
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schranzi :
episch gefailt mr. uglugs danke für die gut gelungene zusammenfassung maulwurf.
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Danke für das Lob