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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
05.11.2010 um 13:28 Uhr
Geschrieben von GForce
BP: Canadian football


Canadian football - K(l)eine Erfolgsgeschichte
Es war einmal im Jahre 1861 im Land der Ahornwälder, Seen und Biber, als der gridiron football das Licht der Welt erblickte. Die Väter dieser neuen Sportart, eine Mischung aus Fußball und insbesondere Rugby, war eine Garnison der britischen Armee, die in Montreal stationiert war und eine sportliche Auseinandersetzung mit der McGill University pflegte.

Aller Anfang ist schwer
Die nächste Entwicklungsstufe erreichte der Canadian football 1874, während einer Reihe von Spielen zwischen der Harvard- und der McGill University. Hier nämlich wurde der Grundstein für die Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zwischen dem Canadian- und American football gelegt. Viele der Abweichungen gehen auf Zufälle zurück: So verfügte beispielsweise die Harvard University über kein, der Norm entsprechendes Rugbyfeld. Das vorhandene Feld war nur 100yards lang, mit einer Breite von 50yards und unverhältnismäßig kleinen Endzonen. Die aus der Not geborene Konsequenz, die Spielfeldgröße zu verringern, zog einen ganzen Rattenschwanz an Veränderungen nach sich: Die Mannschaft der Harvard University bevorzugte die Mannschaftsstärke dem Feld anzupassen und mit nur 11, statt ursprünglich 12 Spielern pro Seite anzutreten. Weiterhin wurde die Anzahl an downs, von 3 auf 4 erhöht. Einige Football-Interessierte, dürfte dies an das heutige American football erinnern. Generell hört sich das Canadian football in der Theorie ästhetischer an:
Die >big plays< haben in Kanada ein ganz andere Relevanz und Angriffsserien sind -den 3downs geschuldet- um einiges schwerer zu koordinieren. Das breitere Feld sowie die größere Endzone wollen ausgenutzt werden, strategisches Experimentieren und kurzes Laufspiel sind wirkungslos. Als Resultat sind >offensive drives< wesentlich kürzer, als in der NFL. Einher damit geht die Signifikanz der special teams. 3downs und riskante Spielzüge en masse bedeuten viele punts und returns.
Um diese Spielmechanik zu unterstützen, gibt es wesentliche Unterschiede bei der backfield motion. Kurz: In Kanada gibt es keine. Im Ergebnis wird die Antizipierung der Spielzüge um einiges schwieriger. Um den Spannungsbogen noch weiter zu strapazieren, wird die Uhr bei der kanadischen Variante häufiger gestoppt. Somit ergibt sich die Möglichkeit des >clock killings< in der Praxis kaum und die Chance für späte comebacks steigt.

Die Stars bleiben aus
Allerdings wartet die CFL seit einiger Zeit auf Starpower, bekannte Gesichter, um an Beliebtheit und Publicity zu gewinnen. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Während in den letzten drei Dekaden des vergangenen Jahrtausends noch einige spätere Footballgrößen ihre Karriere zumindest in Kanada begannen, zieht es heute nur noch Spieler nach Kanada, die nicht wirklich eine andere Wahl haben.

Einer dieser Haudegen ist Ricky Williams, der heute bei den Miami Dolphins unter Vertrag steht. 2006 zog es ihn in das zweitgrößte Land der Erde, genauer: nach Toronto, zu den Argonauts. Der kurze Abstecher eines Footballspielers, der noch im Saft steht, war weniger freiwilliger Natur, als der Tatsache geschuldet, dass er wegen wiederholten Drogenmissbrauchs(Marihuana) für die 2006er NFL-Saison suspendiert war. Der running back verdiente für diese eine Saison knapp 240,000 kanadische Dollar und startete eine kontroverse Diskussion in den Medien, ob seine Anwesenheit eher postitiv oder negativ für die Reputation der Liga sei. Wie so oft, wenn im Vorfeld viel Wind gemacht wird, war auch hier der Ausgang ein laues Lüftchen: Viele Verletzungen zwangen Williams zu ebenso vielen Auszeiten, sodass am Ende 11Spiele zu buche standen. Einzig herauszuheben wären noch Williams Erinnerungen an seine Zeit in Kanada und der CFL. So war er äußerst angetan von der Tatsache, dass er mit Football sein Geld verdienen konnte, ohne sein Privatleben teilweise aufgeben zu müssen - als Beweis dafür (und seine viele Freizeit) sei erwähnt, dass er in Toronto nebenher als Yogalehrer arbeite.

Expansionen und andere Mißgeschicke
Aktuell besteht die Canadian Football League aus 8Teams:
BC Lions,
Edmonton Eskimos,
Calgary Stampeders,
Saskatchewan Roughriders,
Winnipeg Blue Bombers,
Hamilton Tiger Cats,
Montreal Alouettes und einem der ältesten Profisportmannschaften,
den Toronto Argonauts.

1873 gegründet, sind sie nicht nur eins der ältesten Teams überhaupt, sondern auch eins der erfolgreichsten. 15 Grey Cups, der Name und die Trophäe der Kanadischen Meisterschaft, stehen zu buche, gewonnen durch herausragende und hochgradig ausgezeichnete Legenden des Canadian footballs, wie Joe Thiesman, Warren Moon, Rocket Ishmail und Doug Flutie.

Apropos, ebenso wie die vier hier genannten Spieler, stammt der Großteil der CFL-Spieler aus den USA. Nichtsdestotrotz muss jedes CFL-Team über eine bestimmte Anzahl an Kanadiern verfügen.

Zu ihrer Hochphase, Mitte der 1990er, versuchte das Mauerblümchen CFL einst der großen NFL zu trotzen und startete eine Expansion gen Süden.
Allerdings gelang es nie, Ruhe in die Expansionsteams zu bekommen: Probleme mit den Budgetauflagen, mangelndes Interesse und der Konkurrenzkampf mit der NFL zwangen die CFL nach nur 3Jahren zum Rückzug - und das, obwohl es sogar eine Grey Cup-Regentschaft in der kurzen Zeit für ein us-amerikanisches Team gab.
Die Teams schlossen für immer ihre Pforten, auch das Experiment USA war für die CFL Geschichte.

Was ist eigentlich das Gegenteil von einem happy end?
10yards zum 1st down, 6Punkte für einen touchdown, 3 für ein field goal, sacks, punts und interceptions. Mit den wenigen oben angesprochenen Unterschieden im Reglement und der Spielmechanik, sind sich die CFL und NFL in vielen Punkten ähnlich. Es gibt aber einen gravierenden Unterschied: Geld. Nicht nur der Lifestyle der Spieler macht dies deutlich, sondern auch die Überlebenskämpfe der Liga selbst - Stichwort CFL und die USA. So war die CFL vor einiger Zeit mal kurz davor, vom Wrestlingmogul Vince McMahon geschluckt zu werden, bevor dieser dann doch lieber seine eigene Liga, die XFL gründete.

Eine Liga mit nur 8Mannschaften sieht oft die gleichen Begegnungen, die sich über einen langen Zeitraum von einem ermüdenden halben Jahr zieht. Eine mögliche Idee wäre eine Expansion auf 16Teams.

Dazu kommt noch die Bedrohung aus dem Süden. Die Buffalo Bills tragen mittlerweile schon einen Teil ihrer Heimspiele in Toronto aus. Einige Pessimisten deuten dies bereits als Fingerzeig, dass die Bedrohung NFL langsam nördlich zieht.
Obwohl es sich von der Popularität nie mit Eishockey messen können wird, genießt der Canadian football in Kanada einen guten Ruf und hat eine treue Anhängerschaft, die noch solange ins Stadion gehen wird/kann, wie die CFL schwarze Zahlen schreibt.
Aufrufe: 2533 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 8 | Erstellt:05.11.2010
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KOMMENTARE
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gartenzwerg
05.11.2010 | 19:06 Uhr
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05.11.2010 | 19:06 Uhr
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Sehr interessant geschrieben.
Habe mich ehrlich gesagt noch nie mit der CFL befasst.
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korsakoff
05.11.2010 | 18:23 Uhr
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korsakoff : 
05.11.2010 | 18:23 Uhr
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korsakoff : 
@GForce

Wenn ich mir so ansehe, wie hirnlos die Expansions-Teams quer über die USA verteilt wurden , so ganz ohne erkennbares Muster, dann wird klar ersichtlich, warum die CFL in den USA keine Chance zur Etablierung hatte. Unglaublich.

BTW Weiß jemand, ob die Playoffs in der CFL bei uns irgendwo übertragen werden? Zwar überschneidet sich das für mich (hoffentlich) interessante West-Finale Calgary gegen (hoffentlich) Saskatchewan mit New England - Indianapolis, aber trotzdem.
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Master_Of_Disaster
05.11.2010 | 14:32 Uhr
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05.11.2010 | 14:32 Uhr
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Sehr schönes Blog GForce.! Das nenn ich einen gelungen Abschluss zur Themenwoche.! :)
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SunnyB
05.11.2010 | 14:23 Uhr
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SunnyB : 
05.11.2010 | 14:23 Uhr
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SunnyB : 
danke, also sein 2. nfl jahr - nicht schlecht der junge...der beste passrusher der phins mit 6,5 sacks (t-8th in der nfl)

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korsakoff
05.11.2010 | 14:17 Uhr
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korsakoff : 
05.11.2010 | 14:17 Uhr
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korsakoff : 
Lt. Wikipedia zwei Saisons 2007 und 2008 bei den BC Lions. Voriges Jahr dann schon Dolphins.
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SunnyB
05.11.2010 | 14:03 Uhr
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SunnyB : 
05.11.2010 | 14:03 Uhr
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SunnyB : 
irre ich mich, oder hat Cameron Wake (DE, Dolphins) letztes jahr noch CFL gespielt?
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korsakoff
05.11.2010 | 14:01 Uhr
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korsakoff : 
05.11.2010 | 14:01 Uhr
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korsakoff : 
@maschemist

Die CFL genießt ein sehr gutes Standing in Kanada. Es ist keine boomende Liga, aber wenigstens gehen nicht reihenweise Franchises pleite. Problemematisch könnte es nur werden, wenn die Argonauts sportlich weiter dahinsiechen, eben wegen der Bills.

Ansonsten: Schöner Artikel zur CFL!

Schade, dass es Graham Harrell nicht geschafft hat, aber dafür haben wir ja Darian Durant. Die Finalschlappe vom letzten Jahr muss ausgemerzt werden!

Go Roughriders!
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maschemist
05.11.2010 | 13:44 Uhr
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maschemist : 
05.11.2010 | 13:44 Uhr
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maschemist : 
Sehr Interessant auch mal was über die Kollegen aus dem hohen Norden zu hören.

Wobei es schon einiges an Aussagekraft hat, wenn sogar die Bills (!) interessanter sind als eine ganze Liga.
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